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«MW » MÄH issf-Beilaste zu Nr. 9. ' Sonnabend, 21. Januar 1911. Matth. 8, rn auf rem , von !5t ipslls, chruny lanä". 1467 sch. wird es immer und immer wieder erfahren: Dir ist ge> schchen, wie du geglaubt hast. Tenksprüche für Gemüt und Verstamd. Zwischen Sinnenglück und Seelenfrieden Bleibt dem Menschen nur die bange Wahl. Die freie Tadelrcde ist des Alters Recht, Wenn sich die rasche Jugend kühn vergißt. froren. Zwicker ist 75 Jahre alt. Die am 21. und 22. Januar in Zwickau statt- findende internationale Hundeausstellung verspricht sehr reichhaltig zu werden. Ausgestellt werden 872 Hunde der verschiedensten Rassen. In der Spezialausstellung des Capernaum finden. Aber an solchem Glauben fehlt eS meist gerade da, wo er am allernöligsten wäre, in der Nol, da man der Hilfe bedarf und nicht weiß, wo man sie finden soll. Da möchte man wohl gern an Gott und Jesum Christum sich halten, aber es will nicht gehen, weil es am Herzensglauben fehlt, und trotz allen Betens geschieht nichts, was man wünscht. Warum? Nicht weil Jesu Wort vom Glauben unwahr wäre, sondern weil daß, was wir Glauben nennen, nicht der rechte Glaube ist, welchen Jesus Hilfe abgesagt hat. Oft ist, was wir ein gläubiges Bitten nennen, doch in Wahrheit ein ungläubiges, weil wir dabei nur beten, was der Drang, der Augenblick uns eingibt, anstatt der Weisheit göttlicher Regierung uns zu beugen. Der erste Grund des rechten Glaubens ist, daß wir den Spruch verstehen lernen: „Meine Gedanken sind nicht eure Ge danken und meine Wege sind nicht eure Wege, sondern soviel der Himmel höher ist, denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken, denn eure Gedanken". Wir dürfen nicht Herr sein wollen Veteachtnng zum s Ssnntag nach Epiphanias Aus KaMsm. Wilsdruff, den 20. Januar. Die größte Stadt in Deutschland dem Umfange nach ist nicht etwa Berlin. Dresden ist, was den Besitz und Flächeninhalt anbelangt, größer al» die Reichshauptstadt Während das Gebiet von Berlin nur 6352 Hektar Bodenfläche besitzt, ist Dresden 6762 Hektar groß, also um 310 Hektar größer als Berlin In Berlin kemmen durchschnittlich 352 Einwohner auf 1 Hektar, in Dresden 80. — Der Kassierer der Geschäftsstelle der Aachen-Münchener Feucrversicherungsgesellschaft in Dresden, Paul Rudolf Obst, geboren am 5. März 1871 in Annaberg, zuletzt wohnhaft in Dresden, Borsbergstraße 30, ll, ist seit 11. Januar nach Unterschlagung von ca. 35000 Mark flüchtig. Da Obst dem Renn'port huldigte, so dürfte er in Buchmacherkreisen auftreten. Er ist ca. 1,62 Meter groß, von miitlerer untersetzter Statur, trägt kurzge- schnittencs blondes Haar, rotblonden Schnurrbart UNÜ ist bei seinem Weggange mit dunklem Winterüberzieher. dunklem Jackettanzug und schwarzem steifen Hut bekleidet gewesen. Die vierte elektrische Vorortbahn in der Um gebung Dresdens, die 3,8 Kilometer lange Strecke Dresden Neustadt—Klotzsche ist nunmehr dem Verkehr über geben worden. Vormittags ist 10 Minuten-, nachmittags 20 Minuten-Verkehr eingerichtet. Die Bahn ist ebenso wie die Strecken Mickten—Kötzschrnbroda, Cotta-Cosse baude und Dresden—Hainsberg durch die sächsische Staatsbahn gebaut worden. Die Steuerzahler der Gemeinde Mittelsderwitz bei Zittau erhielten ihre für 1910 gezahlten Gemeinde steuern wieder zurück. Die Gemeinde verfügt über ein Grundkapital von 60000 Mk. und besitzt außerdem noch reichlich anderes Eigentum. Am Sonntag, kurz nach Mittag stürzte beim Schlittenfahren das dreijährige Töchterchen des Kauf manns Weichelt in WeigmannSdorf in den angeschwollenen Dorfbach und schwamm mit fort. Der Konfirmand Karl Klemm, der von weitem diesem Vor gänge zusah, holte, einen tiefen Sprung ins Wasser n agend, das beinahe erstarrte Kind heraus und brachte es zu seinen Eltern. Hoffentlich tragen beide keinen Schaden davon. Die neue Volksschule in Riesa soll mit einem Kosten- aufwand von etwa 400000 Mk. nach den modernsten hygienischen und heimatschutzlicheu Gesichtspunkten aus geführt werden. In Güldengossa bei Leipzig wurde der Schneider- meister Wilhelm Zwicker toi ausgefunden. Er scheint in Getstesumnachtiing umhergtirrt zu sein und ist dann er So oft einer im Glauben den Herrn Jesus um etwas bittet, lesen wir jedesmal in der heiligen Schrift, daß der Heiland sagt: „Gehe hin, dir geschehe wie du geglaubt hast" oder: „Dein Glaube hat dir geholfen" Was ist denn das für ein Glaube, der so Großes wirkt? Es fehlt doch auch unserer Zeit nicht an allerlei Glauben, »und doch bleiben so viele Gebete unerhört und helfen "elend nichts in der Not. Der Glaube, auf den der Herr sich und auf welche i er seinen Segen gelegt hat, das ist der, '"" von welchem die Schrift sagt: mit dem Herzen glaubt man. Nicht darauf kommt es an, daß man di-s oder jenes für wahr hält, vielleicht weil es die Väter für wahr hielten oder dir Gegenwart für wahr hält, sondern auf die Stellung des Herzens zu Gott. Den Glauben w ll Gott Haven, der das Herz gütig und gerecht macht gegen alle Menschen, aufmerksam auf Gottes Wor e und Wege, demütig und vertrauensvoll, begierig nach Wahr heit und gehorsam derselben, verlangend nach ewigen Gut und Seelenheil, wie wir ihn beim Hauptmann von über Gottes Hilfe und ihm nicht Aufgaben stellen wollen, wie er es machen soll; sondern zum rechten Glauben gehört vor allem ein unbeschränktes Vertrauen zu Gottes Weisheit, Güte und Macht, die alles recht macht, wenn sie es auch anders macht und machen muß, als wir Menschen denken und verstehen. In solchem unbeschränkten Vertrauen zu Gott sich zu üben und darin zuzunehmen, » — das ist des Glaubens Aufgabe, und wer es darin am > Deutschen Pudelklubs, Sitz München, werden allein weitesten bringt, der vermag bei Gott am meisten und 78 Pudel zu sehen sein. AkNrze Ehrsnik. Schreckliches Brandunglück in Saalfeld. Gestern mittag wurde zwischen 12 und 1 Uhr in einem Hause am Schulplatze ein Stubenbrand bemerkt. Das Feuer war in der Wohnung des Farbenarbeiters Doll« brich entstanden. Weil die Wohnung verschlossen war, mußten die Türen gewaltsam erbrochen werden. Dichter Qualm drang aus der Stube. Entsetzlich war jedoch der Anblick, als man in die Wohnstube eindrang. Hier lagen die vier Kinder der Familie Dollbrich entseelt am Boden. Sie waren durch den entstandenen Qualm erstickt. Das Feuer konnte von den Nachba n gelöscht werden, so daß die Feuerwehr nicht erst in Tätigkeit zu treten brauchte. Die Kinder waren von ihrer Mutter, die dem Vater das Mittagbrot in die Fabrik trug, in der verschlossenen Wohnung zurückgelassen worden. Während der Ab wesenheit der Mutter haben die Kinder dann jedenfalls am Ofen gespielt. Den Schmerz der Mutter kann man sich denken. Als sie von ihrem Ganz zurückkehrte, fand sie zu ihrem Entsetzen ihre vorher gesunden und fröhlichen Kinder als Leichen wieder. Drei Aerzte waren sofort nach der Unglücks statte gerufen worden. Die von ihnen angestellten Wiederbelebungsversuche waren jedoch erfolglos. Die Kinder sind zwei Mädchen, Zwillinge im Alter von 5 Jahren und zwei Knaben im Alter von 2 und 1 Jahre. Tödlicher Unfall beim R-del«. In Auerbach an der Bergstraße rannten beim Rodeln zwei Damen mit ihrem Schlitten gegen einen Baum. Die eine trug er hebliche Verletzungen davon, der anderen wurde das Kinn zerschmettert und außerdem erlitt sie eine Gehirnerschütterung, der sie nach kurzer Zeit erlag. — Ein Kind wurde von einem Schlitten angerannt und so schwer verletzt, daß der Tod bald darauf eintrat. Leichenfund im Tegeler See. Im Tegeler See wurde eine männliche Leiche gesunden, die einen Strick um den Hals und die Arme hatte und im Ober arm drei Stiche zeigte. Sie dürfte schon vier Wochen im Wasser gelegen haben. Am Dienstag spät abends wurde die Leiche als die eines verheirateten Schmiedes aus dem Norden Berlins erkannt. Die Angehörigen nehmen an, daß Selbstmord vorliegt, die Polizei schließt auf Mord. Eine Rabenmutter. In Bramfeld bei Hamburg setzte eine Frau ihr zwei Jahre altes Söhnchen auf den glühenden Kochherd, so daß das Kind entsetzliche Brand wunden erlitt. Die Frau warf dann das vor Schmerzen schreiende Kind aufs Bett, schloß das Schlafzimmer ab, ging nach Hamburg, um sich dort zu amüsieren. Auf das aus der Wohnung dringende furchtbare Ktndergeschret erbrachen Nachbarn die Tür und fanden das verbrannte Kind, außerdem aber noch drei weitere Kinder, die völlig ausgehungert waren. Die armen Kinder wurden einem Asyl übergeben, die entmenschte Mutter nach ihrer Rück kehr verhaftet. Neue «utfchreitungen franrösischer Winzer. In Damery, Conieres, Venteuip und anderen Dörfern der Champagne revoltierten zirka 3000 Weinbauer,. die unter Vorantragung roter Fahnen, wie die Hunnen über die Champagner-Fabrik Perier in Damery herfielen, alles Das Kreuz von Sehen. aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe. Von Franz Wichmann. (Nachdruck vrrtoten.) „Der Kastel-Sepp von St. Andrä, der nur mir gesinnt wurde?" „Derselbe, der längere Zeit Knecht anf dem Burgstallhos gewesen ist, ein braver, fleißiger Bursch, von dem man immer nur Gutes gehört bat." „Und der sollte — aber das ist ja nicht möglich —" „Das haben wir alle gesagt. Heftig und leidenschaftlich ist er wohl gewesen, wenn er geglaubt hat, ihm geschieht ein Unrecht — und meine Schwester hat er so gern gehabt, daß er jede Stund' sein Leben für sie gelassen hätt'" — „Und die Reger!?" fragte Nazl, indem er mit schmerz lichen Gefühlen an die eigene unglückliche Liebe dachte. Die jmrge Wirtin fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Schaut's, das ist ja das Unglück: das arme Madl häugt an dem Sepp, wie die Seele am Leib, und läßt nimmer von ihm! Wenn der Kaiser ihm nicht die Todesstrafe in Gnaden geschenkt hätt', wär' sie in der gleichen Stund' mit Tm gestorben!" „Aber so erzählt doch, wie das alles hat geschehen "innen?" bat Nazl. „O mein, was ist da viel zu sagen — eine kurze, traurige Geschichte ist's halt. Unser Vater war ein harter und strenger Manu, und wie er's gemerkt hat, daß die Reaerl den reichen Wildmoser-Kaspar nicht nehmen will, weil sie den Sepp gern '"m, h<n er sie zwingen wollen und den Knecht vom Hofe ge- Men. Der ist auch gegangen, aber in seinem Zorn und schmerz hat er gedroht, daß es kein gutes Ende nehmen Werde und daß es der Vater noch bereuen solle. Am Abend hat der Vater noch wegen einem Vichhandel nach Bclthurns hinüber müssen und ist nimmer heimgekommen. Den Morgen »rauf haben sie ihn erschlage» am Weg gefunden. Sein Geld, wme Uhr und Ringe hat er noch bei sich getragen, also kann « kern Räuber gewesen sein. Um einen Mord aus Rache ?Wte es sich handeln. Und der Sepp ist nm dieselbe Zeit »nf dem Wege nach Belthurns gewesen, um bei seiner Base zu übernachten. Zwei Tage später haben ihn schon die «ensdarmen geholt, denn die Drohungen, di« er gegen den «ter ansgeftoßen und die der Nachbar und die Magd ge 117» »d. ne ll .selbst. 9»-. n« Hier. c mit spart :agen- chmel- erfch- che t zum f. hört haben, sind im Dorfe bekannt geworden. Da kann eben niemand anders die That begangen haben." „Und die Richter haben das auch gemeint? , Die Witwe neigte bejahend das Hanpt: „Es ist ia alles gegen ihn gewesen, und er hat halt nichts anderes zu seiner Verteidigung sagen können, als nur das eine, daß er die That nicht begangen hat, das; er sich im Nebel verirrt und --'M spät abends nach Velthurns gekommen ist. ' ,7ttno auf niemand Verdacht gehabt, auch ^Anf niemand. Der Vater^le^''^^^"^ §"t auch niemand von seinen! Tode Nutzen gehavi^" Tköer vnr- wollt' ich beschwören, daß der Sepp unschuldig im Kerker sterben muß, wenu nicht ein gnadenreiches Wunder Gottes noch den wahren Mörder entdecken läßt. Meine arm- Schwester, die setzt mit dem Brnder und einem Knechte allein auf dem Bnrgstallhofe droben ihr junges Leben vertrauert, betet alle Tage zum Himmel darum, aber ich fürchte, er wird sie nicht mehr erhören. Den Wildmoser, der gleich nach der Verurteilung des Kastel-Sepp seinen Antrag erneuerte, Hal sie zornig aus dem Hause gewiesen. Und recht hat sie ge- than! Ich kann den leichtsinnigen Menschen so wenig leiden wie sie, wenn er auch seither mich mit seinen zudringlichen Werbungen verfolgt." Nazl beachtete es nicht, daß der Wundarzt sich bei den letzten Worten erregt vom Fenster abwandte und mit un ruhigen Schritten das Zimmer durchmaß. „Es hat halt jeder das Seine zu tragen", meinte er, trübe vor sich hin brütend, „und das Leben zerstört alles Glück wieder, von dem mau geträumt." „Ja, 's ist Elend genug in der Welt", seufzte die Wirtin, „aber die Menschen haben noch nicht genug davon und können miteinander nicht in Frieden leben." „Traurig ist's schou", meinte Michael Hinteregger, der Wundarzt, an den Tisch znrückkehrend; „aber wenn die Leiden schaft einmal so hoch gestiegen ist wie jetzt, nützt kein Zureden mehr. Sie rnhen nicht eher, bis wieder Blut geflosseu." „Ihr glaubt doch nicht, daß es vergeblich sein wird?" fragte Nazl plötzlich. „Ich furchte es sehr. Seit man in Wien uns anfgcgcben seit wir für uns selber kämpfen sollen, ist die Sache anders geworden." „Auch Ihr glaubt an den Frieden von Wien?" „Er ist geschlossen, so wahr es Heilige im Himmel giebt." „Ja, es-ist schlimm, daß der Kaiser uns verlassen', be merkte die Wirtin: „aber sie sagen, man hat ihn gezwungen und er hat nicht anders können, ohne Thron und Land zu verlieren." Nazl rückte unruhig auf seinen! Stuhl. „Wens s wirklich so ist, dann wär' ja jeder neue Aufstand ein Verbrechen und Gott wird in einer ungerechten Sache nicht mit uns fein." „Das hat der ehrliche Doktor von Gasteiger ihnen hundertmal gesagt und geschrieben; denn Oberhauser und die anderen Hetzer »vollen keine Vernunft anuehmen. Sie be rufen sich auf den Hofer Andres, der in Passeier aufs neue H^rKampf begonnen hat. Und so wird es auch hier zum kommen." Blntvergtck^^^r^k^ anderen Sinnes geworden. Die wie ein Unrecht auf ihm Mission, die er Obren zu lasten. Die Worte Er hatte den Wundarzt immer als braven, ehrlichen Diann gekannt, dem jeder Eigennutz fern lag; was der sagte, mußte die Wahrheit sein. Wenu cs so stand, durfte er den er« halteuen Auftrag nicht ausführen. Oberhauser mochte einen anderen wühlen. Vielleicht gelang es, ihn noch zu finden. Anf der Stelle wollte er gehen und ihm offen seiue Meinung sagen. Aber die Stimme der Wirtin hielt ihn noch für einen Augenblick zurück. „Wird wohl nicht anders sein", meinte sie zu den letzten Worten des Arztes, „predigt doch selber unsere heilige Kirche den Krieg. Der Pater Marcellns hat die Schwankenden durch seine feurige Beredsamkeit gewonnen, und es ist wie der Teufel in die geistlichen Herren gefahren. Nur die frommen Frauen auf Geben droben bewahren in dieser stürmischen Zeit ihre Ruhe und ihren Frieden." , „ »Ja, wenn alle so wären —" bestätigte Hinteregger, „die lassen sich durch den Lärm nicht irre machen, denken mir an ihren heiligen Beruf und den Schutz des Klosters vor einem feindlichen Einfall. Soll doch in kurzem wieder eine neue Himmelsbraut den Schleier nehmen." „Die Verena Trafoier, ich weiß —" Das Tischgerät fiel plötzlich aus Nazls Händen klir rend auf dcu Teller. Mit entsetzten Blicken starrte er die Sprecherin an. „Verena Trafoier — wer ist das?" „Aber Ihr müßt sie doch gut kennen", warf die Wirft» verwundert ein, „des Sternwirts Tochter von Lahfous."