Volltext Seite (XML)
schäften durch entsprechende Haltung großgezogen werden müssen. Tiere, die eine gute Futterausnutzung ererbten, ernähren sich leichter, so daß an Futter gespart wird, dadurch, daß sie mit verhältnismäßig geringeren Futter- mengen auskommen, die Nährstoffe aber in stärkerem Maße zu verwerten vermögen. Prof. Pott kennzeichnet diese Verhältnisse durch den Satz, daß spätreife Tiere nie gute Futterverwerter sind. Durch richtige Fugender- nährung muß somit angestrebt werden, die Leistung mit der Fütterung in ein richtiges Verhältnis zu bringen. Dettweiler geht von der Ansicht aus, daß dieses Ideal, daß sich die Dänen bekanntlich zuerst gesteckt hatten und welches von allen anderen Kontrollvereinen mit über nommen worden ist, nie erreicht werden könnte, weil bei dem bestehenden Verfahren die Verdauungskraft aller T ere gleich eingeschätzt und die verschiedenartige Indi vidualität der Tiere nicht berücksichtigt würde. Solle die Futterverwertung der Tiere geprüft werden, dann dürfe man keine erwachsenen Tiere benutzen, sondern müsse vor allem damit ansangen, daß man durch eine richtige und reichliche Ernährung dem jungen Kalbe die Möglichkeit zur Ausbildung seines Verdauungsapparates gebe. Gleich zeitig müsse durch regelmäßige Gewichtsermittelungen fest- gestellt werden, welche Tiere befähigt sind, das ihnen ver abreichte Futter so zu verwerten, wie man es verlangt. Die so groß gezogenen und auserwählten Tiere werden zweifelsohne gute Futterverwerter werden und durch einen frühzeitigen Wetdegang kann man die Entwicklung des Körpers noch so begünstigen, daß zuchttaugliche Tiere er zogen werden. Airze Lhronik. Entsetzliche- Familienvrnma in Saalfeld. Eine schreckliche Familientragödie hat sich dort abgespielt. Von Erfurt war der frühere Schlossermeister Heinrich John mit seiner Frau und seinen vier Knaben Anfang Dezember zugereist. Die Eheleute hatten dort eine Kunst- Plätterei aufgemacht, und das Geschäft schien ganz gut zu gehen. Sie hatten aber noch Verpflichtungen von Er furt her zu erfüllen. John mußte daher mehrere Male den OffenbarungSeid leisten, und seine Möbel trugen be reits das Siegel des Gerichtsvollziehers. Diese Umstände mögen John und seine Frau wohl zu dem schrecklichen Auswege getrieben haben. Am Sonntag abend waren beide noch mit den Kindern in einer Wirtschaft, wo sie den Knaben Süßigkeiten verabreichen ließen. Als man am Montag Morgen alles verschlossen fand, wurde die Polizei geholt, die sich gewaltsam Eingang verschaffte Sie fand die Gaslampe in der Stube abgeschraubt, und ein Schlauch war durch ein Loch in der Türe ins Schlaf- zimmer geleitet Hier lagen beide Eheleute tot im Bette und ebenso fand man die vier Knaben ebenfalls tot in den Betten, liegen. Zwei gaben noch ganz schwache Lebenszeichen, es gelang aber nicht, sie durch den sofort herbetgeschafften Sauerstoffapparat ins Leben zurückzu- rufen. Die Tat erweckt dort allgemeines Mitleid mit der unglücklichen Familie. Opfer de- Wi«tersp»rtS. Beim Rodeln fuhr Sonntag nachmittag der Sohn des Gastwirts Stünkel aus Eckergrund, ein 16jähriger Gymnasiast, so unglücklich gegen einen Baum, daß er sofort tot war. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Sonntag Nachmittag in Langel bei Köln Die Dorfjugend vergnügte sich auf einer Rhein-Kribbe (Landzunge) mir Schlittschuhlaufen. Plötzlich brach an einer Stelle das Eis, und neun Kinder versanken in den Fluten. Ehe Hilfe herbeikam, waren fünf Kinder ertrunken. Die anderen vier konnten nach großer Mühe wieder ins Leben zurückgerufen werden. — Beim Rodeln geriet die Tochter eines Steinbrucharbeiters in Witten unter ein Automobil und wurde sofort getötet. — Auf dem Dortmunder Hafen brachen zwei junge Leute beim Schlittschuhlaufen ein. Einer ertrank, der andere konnte mit großer Mühe gerettet werden. — Auf der Winnerter Mergelgrube bei Hamdurg ertranken drei Knaben beim Eisläufen. Das M billigste Hetrank! Kathreiners Malzkaffee. Seit 20 Jahren bewährt. Aerztlich empfohlen Ein schweres Eisenbahnunglück ereignete sich am Sonnabend abend gegen 6 Uhr auf dem Bahnhöfe Unna in Westfalen. Dort fuhr der Personenzug 339 Dortmund-Unna auf den Personenzug Hagev-Unna auf. Ein Wagen wurde zertrümmert, mehrere andere entgleisten. Der Reisende Friedrich Gerhard aus Hannover wurde getötet. Eine weitere Person mußte sehr schwer verletzt in das Krankenhaus transportiert werden. Etwa zwanzig Leichtverletzte konnten, nachdem sie mit Notverbänden ver sehen waren, ihre Reise fortsetzen. Beide Züge laufen fast zur selben Zeit auf einem Bahnsteige (rechts und links) ein. Untersuchung ist eingeleitet. Drei Kinder durch Kohlengas erstickt. Wie das „Segeberger Kreis- und Tageblatt" aus Bramstedt in Schleswig-Holstein meldet, sind auf dem Gute Gayen am Sonnabend nachmittag drei kleine Kinder eines Ar beiters im Alter von einem, zwei und vier Jahren in Ab wesenheit der Eltern durch Kohlengas erstickt Schreckensszene. In Verlauf eines Streites warf vorgestern nachmittag der Steinsetzer Jordan in Quedlin burg den mit ihm im selben Hause wohnenden Oebster Ulrich mit einer brennenden Petroleumlampe, ohne daß jedoch ein Feuer entstand. Darauf schlug er ihn mit einer Pflasterspitzhacke dermaßen auf den Kopf, daß Ulrich die Schädeldecke verletzt wurde. Während dann beide am Boden miteinander kämpften, ging Jordans 18jährige Tochter mit der Spitzhacke auf Ulrichs Frau los In diesem Augenblicke kam der achtjährige Sohn Ulrichs ins Haus, der, als er die Gefahr seiner Eltern bemerkte, in seiner Angst aus der elterlichen Wohnung ein Küchenmefser holte, das er dem Mädchen tief in den Rücken stieß. Ulrich und das Mädchen sind nicht unbedenklich verletzt. Ueber 80V Kinder infolge Schmntz und schlechte Behandlung gestorben. Eine Untersuchung in Jekatarinoslaw am Dnjeper hat, wie die „Berl. Z a. M." meldet, furchtbare Zustände aufgedeckt. Infolge von Schmutz und schlechter Behandlung starben dort 800 von 1000 Kindern. Man fand sie vielfach des Morgens er froren in ihren Wiegen. Die Pest in China. Die furchtbare Seuche fordert immer größere Opfer. Es werden deshalb alle möglichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Rätsel-Ecke. Bilderrätsel. deutung ergeben, während die Anfang-- und Endbuch staben eine» Staat in Asten und in Europa benennen. Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: Im Kleide der im Hintergründe stehendes Dame. Man betrachte das Bild von oben. Gleichung: Gastein (« Gaus, b Stein). Airchenvsrstan-ssitzung vom 11. Jaguar 1911. 1. Kenntnis nimmt man davon, a) daß die Stadt gemeinde die Beihilfe für die G-memdediakonie von 500 Mk. auf 750 Mk erhöht hat und b) von der Richtig- sprechung der Kirchenrechnung auf 1909 und Genehmigung des HauShaltplanes für 1911. 2. Die F iedhofSdepulatisn wird beauftragt, um gehend die SenklüLer und Riemen auf ihre Haltbarkeit zu untersuchen. Sollte sich Neubeschaffung von Senk« lücheru nötig machen, wird Genehmigung hierzu erteilt. 3. Um einen rechtzeitigen Abschluß der Kirchrechnungen zu ermöglichen, soll der Kirchrechnungsführec alljährlich im Wochenblatt zu umgehender Einreichung d<r Rechnungen auffordern. 4- gibt der Herr Vorsitzende verschiedene Mitteilungen vom statistischen Bericht dec Landeskirche auf das Jahr 1909 bekannt. 5. Glöckner Lehmans hat um Versetzung in den Ruhestand gebeten. Von seinem diesbezüglichen Gesuche nimmt man Kenntnis und beschließt, in seine Pensio nierung für 1. Oktober d. I. zu willigen. Alles übrige soll späteren Beratungen Vorbehalten ble be». Süllrätsel. 1. Gestalt der Ritterzeit. 2. Familienglieder. 3. Schmuck. 4. Reitzeug. 5. Vorname. 6 Amphibien. 7. Wind. Ja die Felder obenstebcnder Figu? sind die Buch staben L, O, LLLLLL, QQ, II, 1^, Ick, nnnn, o, ?, iriririr, 88, i"l"r derart einzutrage», daß sie wagerechten Reihen Wörter vsn der beigefügte» Be Das Krenz von Keven. ; i Erzählung aus der Zeit der Tiroler FreiheitskSmpfe. Bon Franz Wichmann. t) («achk»« »rrtoku.) Nm Thore trat dem Wandernde» kein Poste» entgegen Der Feind schien in der That nichts von den Dingen zu ahnen, die das Dunkel der Nacht ausbrütete. Er hatte alle Vorsichtsmaßregeln außer acht gelassen, und doch bildete Klausen die wichtigste militärisch« Position am Eisack, den Schlüssel zum Norden Tirols; den» wer den Ort besaß, be herrschte die Straße von Brixen nach Bozen, und zur Be hauptung der beiden wichtigen Städte war es erforderlich, nicht nur den Engpaß von Klausen zwischen Fels und Fluß sondern auch die umliegenden Höben des Mittelgebirges von Latzfons und Velthurns in Händen zu haben. Nur die scheinbare Ruhe der Bevölkerung konnte den französischen Kommandanten so weit getäuscht haben, daß er sich sorglos mit seiner kleinen Schar hier niederließ und nichts zur Be festigung seiner Stellung that. In der That herrschte die Ruhe des Todes in der kleinen altertümlichen Stadt. Fast kein Mensch begegnete Nazl, als er die einzige lang«, schmale Gasse dahinschritt, deren Eng« der Volkswitz trefflich charakterisierte mit der Behauptung, ero Bartscheer könne aus dem Fenster seiner Wohnung über die Straße hinweg dem Nachbar den Bart abnehmen. Die träumende Stille ließ in Nazls Seele die Erinnmmg vn vergangene Tage aufleben. Eben kam er ja an dem Hause des Meisters vorüber, bei dem er seine Lehrzeit ver bracht. Welche Hoffnungen hatten nicht damals seine Brust Erfüllt! — Ein großer Künstler wollte er werden, der die Wien lieben Heiligen eben so schön malte, wie sie in den Kirchen zu sehen waren. Er fühlte die Kraft, den Beruf in sich und hatte bereits begonnen, eine heilige Mutter Gottes zu malen. Verena lieh rhm die Züge dazu. Da aber geschah das Furchtbare, das ihn zu Boden warf. Sie wandte ihr vey dem fremden, reichen Manne zu, der auch malte — doch nur zu seinem Vergnügen — nnd, er mußt« es sich ge stehe«, viel schöner als er, wenn eS auch nur Berge und Dörfer waren — und keine Heiligen. Die Madonna blieb unvollendet; er wollte nichts mehr anrühren, war nicht rn seinem Gewerbe gehörte. Aber in der Stadt hielt er es nicht mehr au». Eh« das Müdchen noch mit dem Fremden in in« IMN Heimat zog, ging er selber. Doch auch draußen war eS nutzt anders geworden. Wohl lernt« er noch manch» Mr das Handwerk; aber cs war ihm, als habe er den SÄube« an das Hohe, da» Heilige verloren. Hie und da versuchte er es wohl noch, auf der Wanderschaft, um ern Stück Geltz «tf der Reise zn verdieuen, den Banern Marterln auf Tafel», Bilder auf Grabsteine und Kreuze zu malen; aber das alles blickte ihn an wie tot, und seine einstige Kraft war gÄwoch««, Auch in der Fremde fand er die Ruhe nicht, und da er auch hier nicht vergessen konnte, entschloß er sich cirdlich, in die Heimat, die sie nun längst verlassen hab«» nmßtr, zurück zukehren. In Klausen wollte er bleibe», sich als bescheidener Faßmaler und Dekorateur in die Zunft aufnehmen lassen nnd seine einstigen Trämue vergessen, die ihn betrogen hatten wie seure Liebe. Die eng zusammengeprcßte Gasse erweiterte sich an ihrem Südende zu emcm gerundeten Platz, an dem die beliebteste« Wirtshäuser „Zum Rößl" und „Zm Ganis" lagen. Im letzteren schimmerte noch Licht. Nazi blickte auf den Himmel. In einer Stunde mußte der Mond aufgehcn; es war früh genug, wenn er daun in die Berge hineinstteg. Bis dahin konnte er noch eine Stärkung zn sich nebmen. In dem geräumigen, dunkel getäfelten Gastzimmer saß die freundliche junge Wirtin allein bei einein kräftig gebauten, schwarzbärtigen Dianne. Die vor ihnen stehend« Lampe ver breitete nur ein mattes Licht. „Grüß Gott mit einaiid'!" Die beide» unterbrachen, wie es schien ein wenig erschreckt, ihre llnterhaltung, als der späte Gast eintrat, und warfen prüfende Blicke auf ihn. „Was wünschen der Herr?" fragte die Wirst», sich er hebend. „Zunächst einen freundlichen Willkomm' im Heimatland", erwiderte Nazl; „aber mir scheint fast, Ihr kennt mich nimmer, Josepha Hackhofer." „Ihr wißt nieinen Namen — und ich — Sapperment —" Jetzt erhob sich auch der schwarzbärtige Gast. „Besinnt Euch nur, Sepha, der Maler Nazl aus Latzfons ist's." „Maria und Joseph, freilich kenn' ich Euch — aber wißt's, der Bart — und die fremden Kleider — alfo Ihr seid auch wieder im Land?" „Seit heut' erst", entgegnete Nazl nnd setzte sich an den Tisch. „Hab' aber schon so viel gehört, daß ich mein', der Doktor wird bald wieder Arbeit bekommen in unseren Berg««." > Der Schwarz bürst«« nickte. -Ja, ja, eZ ist wieder so -seit oeksmmm domals, als sich die Frauen mm VillanderS ihr Ehrenkranz! erwarb«. Ab« aelt, Sepha, wir halten wieder zusammen »nd teile« uns die Arbeit; tch tchneide und verbinde in« Wund« nnd Ihr übernehmt die Meg«, wie tvir es vor zwölf Jahr»«WM hoben, «ls ft« droben in Pardeü einander schlagen und Ihr noch ein ledige» Dirndl tvarrt." Seine Augen richten mit warmem Gl«»« auf der hübschen, schlank« Fran, die nntrr feine« Blick beicht errötete. Nazl bemerkte ihr« Netoegnug. „Jst'k wahr", fragte er, „was ich gestern ans der Krenzscheid gehört — der GamS-- Mrt ,st tot und Ihr seid bei jnnge« Jahr« zur Witfrau worden?" ! Die Wirst« fuhr mit dem bunten Schar» an ihre Auge». „Der arme Sepp! Vom Pferd ist er gestürzt und hat sich alles im Leib zerbrochen. Niemand hat ihm mehr helfe» können, nicht einmal unser Doktor." Der Wundarzt fuhr bei den letzten Worten zusammen, als überliefe ihn ein Schauder. War die Erinuerung au die Leiden des Sterbenden so schrecklich? — Er stand auf nud ging mit unruhigen Schritten durch das Zimmer, vo« Zeit zu Zeit am Fettster verweilend und in die nächtige Dunkelheit hinansst-irrettd. Nazl mochte nicht weiter fragen; er fühlte, daß die Er innerung die beiden schmerzlich berührte. Aber die Wirstu begann von neuem, wie mit sich selber sprechend: „Ja, wahr ist's, schwer hat das Schicksal uns mitgespielt. Wenn man dran denkt, könnte man alle Lebensfremd' verlieren. — Erst den Mann und daun den Vater —" „Wie, auch de» Vater habt Ihr verloren?" fragte Nazi teilnehmend, „hab' ihn ja gut gekannt, den Burgstallhofer vou Albeins „n»d wißt nicht, was für ein End' er genommen! — Ja mein, seid Ihr denn gar so weit fort gewesen, daß Ihr nichts mehr ans der Heimat gehört habt? Von einem Mord- bubcn ist er erschlagen, der arme Vater!" „Was sagt Ihr!" fuhr Nazl erschrocken auf, „und ma« hat den Verbrecher?" „Sie meinen ja, daß sie ihn drinnen zu Brixen im Kerker haben", antwortete die Wirst» mit gerötete» A»ge» vor sich hinblickend, aber ich glaub's so wenig wie die Negerl, uieine arme Schwester, daß der Kastel-Sepp den Mord har begehen könne».'