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Einreichung der Jmpflisten. Dir Herren Bürgermeister und Gemeindevorsiände des hiesigen Bezirks werden veranlaßt, die diesjährigen Jmpsiisten, soweit dies nicht schon geschehen ist, spätestens bis 10. Januar 1910 an den Königlichen Bezirksarzt hier zur Prüfung einzureichen. Bor der Einsendung haben Sie darauf bedacht zu sein, daß s über jeden Impfling der ordnungsmäßige Nachweis der Impfung oder der Befreiung usw. erbracht und daß dies in dcr Lifte vermerkt ist, b. bei Privaiimpfungen, sobald der Nachweis hierüber durch den Vor zeiger des Impfscheines geliefert worden ist, in der Spalte „Bemerkungen" angegeben wird, wann, von wem und ob mit oder ohne Erfolg das be treffende Kind nicht öffentlich (privatim) geimpft worden ist. Die Herren Aerzte des hiesigen Bezirks, welche im Laufe des Jahres Privat« impfungen vorgenommen haben, werden aufgefordrrt, ihre Privatimpflisten, die für jeden Ort, in welchem sie solche Impfungen vorgenommen haben, nach Vordruck v, Vl und vri gesondert aufgestellt sein müssen, bis spätestens 10. Januar 1910 an die Königliche Amtshauptmannschaft cinzureichen. Auf die Strafbestimmung in 8 15 des Reichsimpfgesetzrs wird hierbei hingewtesen. Die vor den Impfungen zu verteilenden Verhaltungsvorschristen für die Angehörigen der Erstimpflinge und für die Wiederimpflinge können von Gemeindevor- ständen unentgeltlich in der Königlichen Amtshauptmannschast entnommen werden. Meißen, am 18. Dezember 1909. i?«i 1702s v. Die Königliche Amtshauptmanuschast. Beleuchten von Ackerfuhren. Mit Zustimmung des Bezirksausschusses und im Anschluß an das Vorgehen in anderen Bezirken hat die Königliche Amishauptmannschaft zur weiteren Verhütung von Unglücksfällen beschlossen, vom 1. Januar 1910 an vorzuschreiben, daß auf den Staats straßen auch die Ackerfuhren bet Dunkelheit in üblicher Weise (Laterne links am Kummet der Pferde) zu beleuchten sind. Absatz 2 der Wegeserkehrsordnung der Königlichen Amtshauptmannschast vom 2. Januar 1902 erhält hiernach folgende Fassung: „Von dieser Verpflichtung find nur Ackerfuhren ausgenommen, wenn und soweit sie nicht Staatsstraßen benutzen". Meißen, den 18. Dezember 1909. 1742 229 x Die Königliche Amtshauptmaunschaft. Donnerstag, den so. Dezember ö. vormittags '/2IO Uhr findet im Sitzungssaals der amtshaupimannschaflüchm Kanzlei öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge im Anmeldezimmer des amtshaupt- mannschaftlichen Dicnitgebäudes zu ersehen. Meißen, am 22. Dezember 1909. 175g Die Königliche Amtshauptmannschast. politische Rundschau. Wilsdruff, den 24. Dezember. Deutsches Reich. Am bevorstehenden Neujahrstage werden, noch der „Neuen politischen Correspondeuz", wieder sämtliche kommandierenden Generale des deutschen Heeres — 23 an der Zahl — zur Beglückwünschung in Berlin anwesend sein. Seit dem letzten Geburtstage des Kaisers, an dem zuletzt eine Zusammenkunft der genannten Generale in Berlin stattfand, erscheinen als neu in die Stellung berufen, am Neujahrstag die kommandierenden Generale des 2., 7. und 10. Armeekorps, dis Generale von Linstngen, Emmich und von Einem. General von Löwenfeld hat das 10. Korps mit dem Gardekorps ge tauscht. Unter den 23 Kommandeuren derjenigen Regimenter, deren Chef der Kaiser entweder ist, oder die zu ihm in dem Verhältnisse von Leibregimentern stehen, meldet sich am Neujahrstage zum ersten Male auch der Kommandeur des Dragonerregiments Königin Olga (Nr 25), dessen Chef der Kaiser seit dem letzten Manöver ist. Deutsche Frauen für die deutschen Kolonien! Um die Ansiedlung deutscher Frauen in den deutschen Kolonien zu fördern, hat sich die Reichsregierung, wie die „N. G. C." erfährt, zu Maßregeln entschlossen, die es den Kolonisten erleichtern sollen, Familien zu gründen. DaS Reichskolonialamt will von jetzt ab Kolonisten, Militär- Personen und Zivilangestellten Beihilfen in barem Gelbe für die Ausreise und für die Heimreise von Angehörigen gewähren; unter Heimreisen werden auch Urlaubsreisen verstanden. Die Beihilfen werden sich auf die Ueberstedc« lung von Ehefrauen und Kindern sowohl wie von weib lichen, den Haushalt führenden Verwandten erstrecken. Bedingung für die Gewährung dieser Beihilfe ist aber, daß die Personen, die sie in Anspruch nehmen, sich einer ärzt lichen Untersuchung zur Feststellung, ob sie den Einflüssen des TropenkUmas gewachsen sind, unterziehen. Ausland. Im österreichischen Abgeordnetenhaus trat Dienstag-die neue Geschäftsordnung in Kraft. Das Haus konnte infolgedessen unter Umgehung der noch vor liegenden Dringlichkeitsanträge sofort zur Tagesordnung übergehen. Der belgische Erbschastsstreit. Ein Korrespondent des Mattn hat über die Ver mählung König Leopolds mit Baronin Vaughan näheres in Erfahrung gebracht. Ein ehemaliger Kutscher des Königs, Piero Donati, in Saint Jean, an dec Riviera, erklärte, dem Vorspiel der Trauzeremonie beigcwohnt zu haben. In einer Februarnacht 1908 gegen 10 Uhr habe der König mit der Baronin, einem Ordonnanzoffizier und dem Majordomus ein Automobil bestiegen. Er selbst sei auf den Vordersitz geklettert. Das Automobil habe mit größter Geschwindigkeit Villafranca und Mentone durchfahren, und endlich fünfhundert Meter vor einer den Franziskaner» gehörenden Kapelle gehalten. Die Insassen des Wagens begaben sich hierauf «ach der Kirche. Nach einer Stunde kehrten sie zum Automobil zurück. Der König führte diesmal seine Begleiterin am Arm. Die schien sehr guter Laune zu sein und lächelte ihm ständig zu. In gleichem Tempo fuhr man dann nach der königlichen Villa von Kap Ferrat zurück. Der Superior des Franziskanerklosters erklärte auf Befragen des Korrespondenten: Die Darstellung Donatis habe einige Wahrscheinlichkeit, aber keinen offiziellen Wert. Die Tatsache, daß sich im Kirchenbuch der Franziskaner keine Eintragung dieser Eheschließung findet, beweist aber auch nichts gegen die Darstellung, da bet morganatischen Ehen alle Dokumente dem Vatikan zugeschickt werden. — In Parts beschäftigt die Nationalität der beiden Söhne Leopolds die öffentliche Meinung. Da die Baronin Französin ist und die beiden dem Bunde mit dem König entsprossenen Kinder auf französischem Bodeu geboren find, gehören sie rechtlich Frankreich an. Denn sie sind bet der Geburt allein von der Mutter anerkannt worden. Der Schluß der Defiliercour vor dem Sarge des Königs Leopold tm Königlichen Schloß wurde durch einige wüste Szenen getrübt. Als mit einbrechender Dunkelheit die Parktüren geschlossen werden sollten, be fand sich noch eine nach Tausenden zählende Menschen menge davor, die Einlaß verlangte. Auf ihr lärmendes Begehren wurde angeordnet, noch einen Trupp Besucher zuzulassen, aber als das Tor sich wieder öffnete, stürzte die Menge in de« Park hinein, Polizei, Beamte und Militär uiederwerfend. Verschiedene Personen wurden in dem wütenden Gedränge umgeworfen und verletzt. Pon allen Seiten ertönte Geschrei, vielen wurden die Kleider vom Leibe gerissen und die Hüte ruiniert. Nachdem endlich Ordnung geschafft war, war der schöngepflegte Rasen vor den Toren des Palastes mit Kletderfetzen, zerbrochenen Stöcken, Schirmen und Hutresten bedeckt. Meuteret auf einem englischen Kriegsschiffe. Als der Kreuzer „Leviathan" zum Wethnachtsurlaub in Plymouth eintraf, wurden Einzelheiten über Fälle von Insubordination an Bord bekannt. Auf dem „Leviathan", das Flaggschiff des Vizeadmirals Farquhar, des Kommandanten des vierten Kreuzergeschwaders, ist, befanden sich eine Anzahl neu angeworbener Seeleute, dis sehr schwer an Disziplin zu gewöhnen waren Vor einigen Tagen hatte das Schiff den ganzen Tag Schieß- Übungen unternommen und kehrte abends in den Hafen von Gibraltar zurück, um zu kohlen. Am nächsten Morgen um 9 Uhr wurde eine Abteilung zur Reinigung des Decks befohlen. Die Leute murrte», weil das Uebungsschießeu tagsvorher zu anstrengern gewesen sei, und verrichteten ihre Arbeit mit großer Nachlässigkeit, so daß der dienst habende Offizier, als sie fertig waren, ihnen befahl, noch mals von vorn zu beginnen. Da wurden die Matrosen wütend, warfen ihre Geräte hin und weigerten sich rund- weg, zu gehorchen. Die Wache wurde herbcigerufen, und, als die Matrosen sich auch jetzt noch weigerten, wurden sie sämtlich — über 70 an der Zahl — festgenommen Die vier Rädelsführer wurden von einem Kriegsgericht zu je zwei Jahren Gefängnis und 61 andere Teilnehmer an der Meuterei zu Strafen von drei Monaten Gefäng nis und mehr verurteilt. Prinz Georgs neuester Streich. Unter den serbischen Abgeordneten herrscht große Erregung über den neuesten Streich des Prinzen Georg. Dieser hat nämlich an den Direktor des Blattes „Belgradske Novine" eine scharfe Zuschrift gerichtet, worin er die Haltung dieser Zeitung tadelt und Vorwürfe erhebt, daß in ihr dis „Mordtaten des Fürsten Nikolaus von Monte- vegro" gebilligt werden. «Jeder serbische Patriot weiß", heißt es u. a. in diesem Briefe, „daß Fürst Nikolaus ein Verräter am montenegrinischen Volke ist!" — Der Direktor genannten Blattes hat eine Abschrift dieses Briefes an die königliche Kabinettskanzlei geschickt. Auf eine Anfrage im altradikalen Klub erklärte der Minister des Aeußeren Milowanowitsch, daß die Tage dieses unzurechnungs fähigen jungen Mannes (Prinzen Georg) gezählt seien. Attentat ans den rumänischen Ministerpräsidenten. Als am Dienstag abend in Bukarest der Minister präsident Bcatiano von einer Ausfahrt heimkehrte, gab ein Arbeiter drei Schöffe auf ibn ab in dem Augenblick, wo der Ministerpräsident den Wagen verließ, um sein Haus zu betreten. Bratiano wurde leicht verletzt. Der Täter ist verhaftet. Der Chef der Petersburger politischen Polizei ermordet! Auf der Wyburger Seite, einer Vorstadt Petersburgs, ereignete sich in der Nacht zum Mittwoch eine rätselhafte Bomben-Explosion. Nach Mitternacht explodierte in einer kleinen Wohnung in einem vierstöckigen Steinhause an der Astrachanskaja eine Bombe mit so furchtbarer Gewalt, daß alle Scheiben im Hause platzten und zwei Stockwerke des Hauses von Geschoßteilen durchschlagen wurden. Der Inhaber der Wohnung, in der die Bombe explodierte, befand sich im Augenblick der Explosion au der Eingangstür, wo er das Schloß reparierte. Er ergriff sofort die Flucht und wurde auf der Straße von einem Schutzmann verhaftet, nachdem er versucht halte, eine Browning-Pistole zu ziehen. In der Wohnung fand man den Diener des Verhafteten, der jede Auskunft verweigerte, schwer verwundet und den angeblichen Onkel des Verhafteten tot. Dieser Tote erwies fich zum allgemeinen Erstaunen als der Chef der Petersburger politischen Polizei, Oberst Karpow, der erst seit dem Frühjahr diesen Posten begleitet. Wie Karpow in das Quartier der Revolutionäre gekommen ist, konnte bisher nicht festgestellt werden. Solange nicht volle Klarheit in den rätselhaften Fall gebracht ist, wird hier allgemein an der Annahme festgehalten, daß ein neues, von Agenten der geheimen Polizei provoziertes Attentat vorliegt. Aus Stadt «nö Land. Mitteilung^ auS dem Leserkreise sür diese Rubrik nehme» wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 24. Dezember. — Umschau. Fröhliche Weihnachten! DaS ist der Gruß, den liebe Familien-Angehörige, Freunde und Bekannte sich heute zurufen und den auch wir unseren Lesern frohen und aufrichtigen Sinnes an dieser Stelle entbieten. Bei Tannenduft und Lichterschein, bei der Kleinen frohem Jauchzen und den fröhlichen Mienen der Beschenkten sollen wir auf kurze Zeit wieder einmal die Kämpfs und Sorgen des Daseins, das ernste Ringen des Alltagslebens vergessen, teilnehmen an der Freude der Kleinen und im Gedenken an die glücklichen Tage der eignen Kindheit wieder zu Kindern werden. Wer solch heilige Stunden deutscher Weihnachtsfeier in Haus und Familie mit erlebt oder wer je zu diesem Feste den Einsamen und Verlaffenen, Armen und Kranken ein lieb- I reich Wort gesagt und eine Gabe der Liebe ins arm- I selige Stübchen gebracht, dem ist durch diese Stunden ein Quell inneren Friedens und wahrhafter Freude inS Herz gesenkt zum eigenen Segen und herrlichen Gewinn. Möge solcher Art das Fest der Geburt Christi bei uns allenthalben gefeiert werden, wögen unsere Leser- die fröhlichen, gnadenbringenden Tage bei Gesundheit und Frohsinn, in Zufricdenheit und Freudigkeit verleben und möge kein Mißton das frohe Fest ihnen stören. Und allen, die des Schicksals rauhe Hand erfahren mußten, die von Leid und Krankheit heimgesucht, die eines ihrer Lieben verloren oder auf dem Schmerzenslager liegen haben, allen diesen möge das Weihnachtsfest ein Licht- und Sonner.bUck im Dasein werden, ein Tag, an dem sie im Vertrauen auf GottcS Hilfe neuen Mut schöpfen für die Zukunft, damit auch in ihr Haus der Friede einziehe und auch ihnen ein Wohlgefallen und somit zugleich das beschert werde, was wir nochmals Allen herzlichst wünschen: „Fröhliche Weihnachten!" — Drei Gedenktage feiert die katholische Kirche in der Weihnachtszeit. Es sind dies der 26, 27. und 28. Dezember bezw. die Feste des hl. Stephanus, des Apostels Johannes und der unschuldigen Kinder. Der hl. Stcphanus fand als der erste Blutzeuge der neuen Lehre des Mensch gewordenen Gottessohnes seinen Tod» während der hl. Johannes verehrt wird, weil ihm die Mutter des Herrn ««vertraut wurde. Das Fest der un schuldigen Kinder wird in Erinnerung an die Taten HerodeS begangen, dessen Mörderhand unzählige Säug linge zum Opfer fielen. — Die Ausstellung Die Dresdner Heide im Heimatkundlich'en Schulmuseum des Dresdner Lehrer vereins (Dresden-A., Sedanstr. 19) wird in den Weih- Nachtsferien Mittwoch, den 29. Dezember, von 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr, Montag, den 3. Januar, von 9 dis 3 Uhr und Mittwoch, den 5. Januar, von 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr zu unentgeltlichem Besuche ge öffnet sein. Führungen find vorgesehen. Am 5. Januar erfolgt Schluß der Ausstellung. — Der hiesige Mänuergesangverein „Sängerkranz" der seit ungefähr 15 Jahren unter der hingehenden und bewährten Leitung des Herrn Lehrers Hillig steht, ver- anstaltet uNler der Mitwirkung des Herrn Stadtmusikdirektors Römisch und seiner trefflichen Kapelle am Neujahrstage im Hotel zum goldnen Löwen ein Konzert, dessen Rein ertrag der Kasse der hiesigen freiwilligen SanitätSkolonne zuflteßen soll. In Ansehung des edlen Zweckes bedarf es sicherlich keiner besonderen Aufforderung, die geplante Aufführung recht zahlreich zu besuchen, werden doch auch die sämtlichen Darbietungen des Sängerkranzcs stets von den Wilsdruffern dankbarst entgegengenommen. — Für die WeihnachtSbescherung des Verbandes Wilsdruff der Sächsischen Fechtschule find tn den Sammel stellen weiter niebergelegt worden: Vier Stollen, ein Zentner Kartoffeln, fünf Pfund Nüsse und 9,60 Mark bar in ver schiedenen Posten. Den Gebern herzlichster Dank. Die Sammelstellen sind angewiesen, irgendwelche Gaben noch während der Feiertage entgegenzunehmen, sodaß auch den jenigen Gelegenheit geboten ist, etwas beizusteuern, die dies bisher versäumt hatten. — Vergnügungen an den Weihuachtsfeier- tagen in Wilsdruff und Umgegend. Im Theater in Wusdruff (Hotel Löwe) Sonnabend „Helgas Hochzeit", Sonntag nachmittag 4 Uhr Kindervorstellung mit Gratis verlosung, abends „Wogendes Leben". (Näheres in den Annoncen.) Tanzmusiken am zweiten Feiertag finden statt m Hotel weißer Adler, im Gasthof Klipphausen, WeiS- tropp, Blankenstein, Limbach, Hühndorf, Sora, im Linden-