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Ausland. Die übermütige« Grieche«. Aus Athen wird gemeldet: Das Organ der Militär- Liga. die Zeitung „Chronos", veröffentlicht wütende Angriffe auf den Leiter des Museums für hellenische Altertümer, dem sie vor allem seine Verbindungen mi ausländischen Archäologen vorwtrft. Aus Augst vor tätlichen Beleidigungen ist der Leiter des Museums be- reits geflüchtet. Ferner verlangt .Chronos" die Schließung der fremden Schulen in Griechenland und die Abschaffung der Finanzkontrolle. Daraufhin haben die Vertreter der fremden Mächte bei der griechischen Regierung Vorstellungen erhoben. Die Liste der Schulde« M«ley H-fids ist soeben bekannt geworden. Sie weist u. a. folgende Posten auf: Vorschuß der Staatsbank im Betrage von ungefähr 10000000 Frauken, französtsche Anleihe 20000000. deutsche Anleihe 12500000. au Frankreich zu zahlende Entschädigungen für die Opfer der Casablanca- Affäre 8000000, Entschädigungen an Ausländer in Casablanca 5000000, Vorschuß des deutschen Bankhauses Häßner und Joachimsohn in Tanger 2191435 und endlich verschiedene andere Anleihen 20545375 Franken Sollten diese Schulden durch die Staatsanleihe getilgt werden, so hat der Sultan noch zwei weitere große Posten an Frankreich zu zahlen: nämlich die Anleihe des Jahre- 1904 in Höhe von 62500000 Franken, die garantiert ist durch die Zolleinnahmen, und als zweiten Posten die Kosten des Casablanca-Feldzuges und der Besetzung des Schaujagebiets. Art- Stadt and Land. Mitteikmgeu a»S da» Leserliche für diese Rubrik nehme» wir jederzeit duckbar erügege». Wilsdruff, den 1. Dezember. — Umscha«. Der Christmoud nimmt am heutigen Mittwoch seinen Anfang. Er zieht mit Schnee und Eis bei uns eiv, welche beiden Attribute der Jahreszeit er vom November übernommen, und so scheint er Heuer seinem Namen alle Ehre machen und uns ein echtes und rechtes WeihnachtSwetter bescheren zu wollen. Fürs Geschäft, insonderheit für diejenigen Branchen, die in Winterartikel», warmen Kleidern, Pelzware« u. dgl. machen, ist er solcherart ganz «ach Wunsch, auch für alle Freunde des ebenso gesunden wie interessanten Wintersportes, des Eis- und Skilaufs. Rodelns und Schlittenfahrens. Körper und Geist werden dabei gestärkt und an Unter haltung und Amüsement ist außerdem bei solch lustigem Treiben kein Mangel. Nebenher laufen bann noch Kon- zerte, Bälle, Vereinsvergnügungen aller Art und im trauten Heim gehtS dann an die Vorbereitungen fürs fröhliche, selige Weihnachtsfest. Auch dem Volkstum, altes Sitten und Gebräuchen gewährt der Dezember weiten Spielraum. OGGGGGGGOSO Ltz«cher i« Amerika ver«rteilt. Wegen Zulassung eines Lynchgerichts in Memphis verhängte das Obergrrtcht in Washington über den Sherif (höchsten Gefäognisbeamten) Ship von Memphis und über zwei weitere dortige Bürger eine Gefängnis strafe von je neunzig Tagen, über den Gefängnis» axsseher Gibson und zwei weitere Personen eine solche von je sechzig Tagen. Die eigentliche Anklage lautete auf Mißachtung des Gerichts. Im März dieses Jahres war der Neger Johnson iu Memphis wegen Angriffs auf eine Weiße Frau zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Der Neger legte beim Bundesobergericht in Washington Berufung gegen das Todesurteil ein und der Verurteilte wurde vom Gericht einstweilen der Obhut des Scherifs über- wiesen. Ueber das Eingreifen des Bundesobergerichts war die Bevölkerung von Memphis sehr erbittert und in derselben Nacht stürmte eine blutdürstiae Menge nach oem Gefängnis, ergriff den Neger und "schleppte"ihn an die Stadtgrenze, wo er an einer Brücke aufgehängt wurde. Danu wurden von allen Seiten noch Revolver- schösse aus den hängenden Körper abgegeben, welcher von Kugeln buchstäblich durchlöchert war. Gegen die beiden Gefängnisbeamten und einundzwanzig Mitglieder des Pöbelhaufens wurde Anklage wegen Mißachtung des Gerichts erhoben, die darin bestand, daß sie sich an einer unter dem Schutze des Gerichts stehenden Person ver griffen hatten. Gegen die beiden Beamtes wurde be- sonders geltend gemacht, daß sie keine besonderen Maß- nahmen zur Verhinderung des LynchgerichtS getroffen hätte». Soweit die einundzwanzig angeklagten Mitglieder der Menge in Betracht kommen, so wurde nur in vier Fällen auf schuldig erkannt. Die Menge, welche das Lyuchgericht vollzog, suchte ihr Vorgehen mit der Erklärung zu rechtfertigen, daß durch das Eingreifen des BundesobergerichtS die Gefahr einer Justizverschleppung heraufbeschworen worden wäre. Sklavenlebe« 1« Mexiko. Grauenvolle Bilder von einem Sklavenhandel, der heute noch in größtem Umfange in Mexiko betrieben werden soll, zeichnet I. K. Turner in einer amerikanischen Zeitschrift, in der er die Mexikaner beschuldigt, die Greuel im Kongostaat noch zu überbieten. In einem Distrikte von Mexiko gehen alljährlich nicht weniger als fünszehn- tausend Sklaven von einem Besitzer an den anderen über: die meisten werden so schonungslos behandelt, daß sie nach sechs oder acht Monate« an Entkräftung und Erschöpfung zu Grunde gehen. Der grauenvolle Handel entsteht auS der Machtvollkommenheit der militärischen Gouverneure, die ungestraft einen jeden verhaften können, der ihnen unbequem ist. Diese Gefangenen werden dann als Sklaven an die Pflanzer verkauft bezw. vermietet. Der Handel rentiert sich gut und so sind zahlreiche gewissenlose Beamte darugekommen, unschuldige'Menschen nach Hunderten und Tausenden zu verhaften, um sie dann für Geld vermiete« zu können. Die Gefangene» werden mit der größten Rücksichtslosigkeit behandelt; selbst Frauen und Kinder teile« das Schicksal, als Sklaven verkauft zu werden. Sächsischer Landtas* Zweite Kammer. 10. Sitzung am 30. November. Eingangs nahm man den Rechenschaftsbericht für 1906/07, de« Staatshaushaltsetat für 1910/11, das Ge- setz zur Abänderung des Gesetzes über die Erhebung der direkten Steuern und die Anträge der Abg. Günther (freis. Vp.) und Held (Soz) auf den Wegfall der untersten Steuerklassen bei der StaatSeinkommensteuer in die allgemeine Vorberatung. Staatsmintster Dr. v. Rüger entrollte in zweieinhalb- stündiger Rede ei« Bild der sächsischen Staatsfinanzen, stellte Reformen in der sächsischen Staatsverwaltung in Aussicht uud ermahnte dringend zur Sparsamkeit im Interesse der Weitergesundung der Finanzen Sachsens. Nach dem Minister sprach für die konservative Fraktion Abg. Dr. Hähnel (Kuppritz), während Abg. Hettner die Stellungnahme der Natioualliberalen und Abg. Fräßdorf diejenige der Sozialdemokraten präzisierte. Um 4 Uhr nachmittags wurde die seit 10 Uhr vormittags währende Sitzung auf Mittwoch vertagt. Weihnachtsgeschäft und Weihnachtsinserat stehen im e«gfte« Zussmmetth««-. Eine zugkräftige Annance regt die Kauflust an und führt dem Publikum die Leistungs fähigkeit des Geschäftes vor Auge«. Wir gewähren für Weihnachts - Inserate aus Wilsdruff u. Umgebung WMl, bei achtmaliger Auf- 491! nähme einer Anzeige ,3 » , bei zwSlfmaliger Auf- til nähme einer Anzeige „ Geschäftsstelle dcS „Wilsdruffer Wochenblatt". GGGGODSOGGO Sankt Nikolaus der 6. steht dabei obenan. Nikolaus und Knecht Ruprecht nehmen jetzt Sinn und Gedanken unserer Kinderwelt in Anspruch, gute uud böse Geister beschäftigen in der heiligen Zeit altem Aberglauben gemäß uns Er- wachsene. Heil- und Julmonat sind die alten Namen für Dezember, die auf das Weihnachtsfest hindeuten, das vir nun schon in reichlich drei Woche« feiern können. Für >ie Geschäftswelt soll der Dezember ein „einnehmender" ein, also ein Wesen besitzen, das gemeiniglich nur unseren „besseren Hälften" zu eigen ist. Das also ist der letzte >es Monats, der Greis unter seinen Mitbrüdern im Jahre. Und hat er erst auSregiert, sind wir erst im neuen Jahre, daun stehen wir auch an der Schwelle einer »euen Zett, «euer Hoffnungen, dann geht» — der Winter hat allerdings offiziell noch nicht begonnen und es ist gewagt, davon schon jetzt zu spreche« — dem FrühltngSmonat März entgegen, der uns im Jahre der Heils 1910 zugleich schon Ostern bringt. Und die Tage bis dahin, die find zu zählen. — Da das Resultat für die am Montag stattgefuudene Stadtverordneten - Ergänz««g-Wahl nur in der Stadtauflage enthalten war, dringen wir dasselbe heute nochmals zum Abdruck. Bei nachgenannten Herren ergab ich folgende Sttmmenzahl: Ansässige: Apotheker Tzschaschel Maschinenarbeiter Scheibe Stellmachermeister Loßner Getreidehändler Seidel Möbelhäudler Hildebrand Zimmerer Richter Unansässige: Lehrer Leuschner Möbelfabrikaut Schlichenmaier 136, Tischler Mehlig 160, Tischler Heinicke 127. ES sind somit gewählt als Ansässige die Herren: Steklmachermstr. Lotz«er, Apotheker Tzschaschel und MSbelhändler Hildebrand (Ersatzmann), als Uuansässtge die Herren: Otto Mehlig uud Möbelfabrika«t Schlichenmaier (Ersatzmann). Von den 540 Wahlberechtigten übte« 434 ihr Wahlrecht au», da» find rund 80 Prozent. — Diese» Resultat hatte 123, 173, 109, 188, 100, 156, 118. man jedenfalls nicht erwartet. In einer gewissen Sieges zuversicht marschierte man diesmal seitens des Gemeiu- uützigen Vereins und des GewerbevereinS getrennt, ohne dabei z« bedenken, daß man dadurch nur die Position der Sozialdemokraten stärkte. Bei einem gemeinsamen Vor gehen der beiden Vereine war an einen Sieg der Sozial demokraten nicht zu denken. Und eine Verständigung wäre unseres Erachtens leicht möglich gewesen. Hoffentlich zieht «an hieraus für nächstes Jahr eine Lehre, zumal ja die Sozialdemokraten durch die Wahl des ansässigen Ersatz» manues einen wetteren Erfolg errungen haben. — Theater t« Wil»dr«ff. Die vorgestern und gestern aufgeführte dreiaktige Operette „Ein Walzertraum" von Oscar Strauß hätte in anbetracht der vorzüglichen Leistungen sowohl seitens der Darsteller als auch der Kapelle einen bessere« Besuch namentlich gestern ver zeichne« sollen. Das sehr ansprechende Vorspiel, sowie die übrigen musikalische« Partien, welche sehr reich an Walzer melodien find, wurden exakt zum Vortrag gebracht, und es war eine Lust zu sehen und zu hören, wie die junge« Leute ihre Jnflrumeute beherrschten. Ein vorzügliche» Trio boten JustuS Ott (Joachim xm., regierender Fürst von Flaufenthmn), Direktor Zschiedrich (Graf Lothar, Vetter des Fürste«) und Rosel Lonrady (Friederike von Insterburg, Oberkammcrfrau). Schauspielerisch gut waren ferner Emmy Amthor (Prinzessin Helene) und Sascha Schneider (Leutnant Niki); während die gesanglichen Par tien für letzteren zu anstrengend waren, zeigte sich erstere denselben nicht gewachsen. I« dieser Hinsicht schnitt Mizzi Kögler (Franzi Steingrüber, Dirigentin einer Damen- kapelle) besser ab, auch war ihr Spiel wie das des Julius Witte (Leutnant Montschi) und der Frau Direktor (die Tschinellenfifi) ein gutes zu nennen. Im allgemeinen war das Publikum von der Vorstellung, die sehr viel humor volle Pointen anfwieS, vollauf befriedigt, was auS dem lebhafte« Beifall hervorging, der sowohl bei offener Szene als auch am Schluffe der einzelnen Akte gespendet wurde. Am Freitag geht das dreiaktige Schauspiel „Der Dieb" von Henry Bernstei« in Szene. — Das morgige Aho««eme«t-ko«zert der Wils druffer Stadtkapelle unter der Direktion des Herrn Musik direktors E. Römisch weist u. a. folgende Piccen auf: Ouvertüre zum Ballet „Die Geschöpfe de« Prometheus" (Beethoven), Ouvertüre zur Oper „Euryanthe" (C. M. v. Weber), „Internationale Suite" (Tschaikowsky), Rezitativ und Arie für Sopran aus der Schöpfung (Haydv> und Lieder alS: Die Bekehrte (Stange), „Waldeinsamkeit" (Neger) u. dergl. Als Solistin ist Frl. Luise Hammer auS Dresden gewonnen worden. — Frau Wartrnberg-Hamburg veranstaltet nächsten Freitag im Saale des Schützenhauses einen Wisser»? schaftliche« Lichtbildervortrag über das Thema: „Wie erhalten wir uns gesunde Mutter, gesunde, lebens- frohe Nachkommenschaft?" Von Aerzten liegen Zeug»iffe vor, nach welchem diese den Vortrag dringend empfehlen. Sie schreiben, das Vorgehen der Frau Wartenberg ver dient die Unterstützung feiten» der Aerzte und Behörden. Frau Wartenberg versteht es, in durchaus dezenter Weise den Frauen zu erklären, wie die Frauenkrankheiten ent stehe», schildert sachlich die ersten Krankheitszeichen und die nun notwendigen Maßnahmen zu ihrer Heilung. Verschleppung führt oft zu lebenslänglichen Siechtum, zerstört Lebenslust und Lebenskraft. Kranke Frauen und Kinder find ei« Unglück, gesunde ein Segen für Familie und Volk. Der Besuch deS Vortrags ist gesunden wie kranken Mädchen und Frauen durchaus zu empfehlen. Wir verweisen noch besonders auf das irr vorliegender Nummer enthaltene Inserat. — In der gestern Abend im Schützenhaus statt- gefundenen Hauptversammlung der hiesigen Privtt. Echütze«geseüsch«ft wurde als Tag für den Königs- ball der 25. Januar 1910 gewählt. Weiter wurden al» Festtage für nächstes Jahr bestimmt: Sonntag de« 8. Mai Anschießen, 24. und 25. Juli KöniaSschießen, 18. und 19. September Kirmessest und 25. September Raffelbude. — Rechtsanwalt uud Notar Dr. Kronfeld in Wils- >ruff gibt bekannt, daß er jeden Mittwoch von 12 bis 3 Uhr im BahshofSrestauraxt in Moh-r« zu sprechen ist. — Nach einem Vortrage des Heren Ingenieur Neumann au» München im Hotel „Deutsches HauS" in Assfe« am Sonntag hat sich eine Ortsgruppe des Hansa» bundeS gebildet. Dieselbe zählt jetzt schon 41 Mitglieder. — DaS Dörfchen Radewitz bei Nossen wurde gestern rüh der Schauplatz eines nichtswürdige« Verbrechen». Der übelbeleumundete, gegenwärtig stellenlose 18 Jahre alte Dienstknecht Franz Gaida, welcher bet einem Dorf- bewohner daselbst vom Montag zu Dienstag übernachtete und vor dem Zubettgehen unter Vorzeigung eines Revolver» gedroht hatte, am kommenden Morgen seine Geliebte zu erschießen, führte gestern früh die grauenvolle Tat auch tatsächlich aus. Er begab sich gegen 7 Uhr nach rem Gehöfte des Gutsbesitzers Heine und feuerte dort auf eine daselbst bedienstete und in der Scheune mit Dreschen »eschäftigte Geliebte, dir 20jährige landwirtschaftliche Dienstmagd Rudolph aus Bodenbach, einen Revolverschuß ab. In die Brust getroffen stürzte das unglückliche Mädchen sofort tot nieder. Als der Mörder von einer Anzahl hinzukommender GutSbewohuer mit Festnahme bedroht wurde, richtete er die Waffe gegen sich selbst und choß sich eine Kugel in die Schläfe, was ebenfalls seinen ofortigen Tod zur Folge hatte. Als Ursache deS Ver- irechenS, welches zwei jungt Menschenleben vernichtete, wird Eifersucht angegeben. Die Tat hätte verhindert werden können, wenn die Person, bei welcher Gaida über- «achtete, die Behörde von der kundgegebenen Absicht des Verbrechens sofort benachrichtigt hätte. Den Eltern des ermordeten Mädchen», dem Wirtschaft»besttzerS-Ehepaar Rudolph in Bodenbach bei Nossen bringt man allgemeine Teilnahme entgegen. — Gaida, der ein geborener Schlesier st, dessen Eltern aber gegenwärtig in Meißen wohnen, ist auf verschiedene« Gütern der Umgebung NoffenS bedienstet gewese«. Sein Leichnam wird der Anatomie der Univtrfität Leipzig überwiesen werden.