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Arrrze Lh^sniL. Zu ei«er ausregeuden Diebesjagd kam es am Donnerstag in Berlin, weil zwei Burschen von 20 Jahren, die einen Diebstahl ausgeführt hatten, auf ein Dach flüchteten und sich hinter den Schornstein hockten. Sie konnten ihre Flucht fortsetzen, weil die Nebengebäude niedriger waren. Schutzleute begaben sich auf das Dack wurden aber durch die Verbrecher bedroht. Schließlich blieb nichts übrig, als die Feuerwehr zu holen. Bevor diese eingriff, ergaben sich die Diebe, die bei dem fas dreistündigen Aufenthalt «uf dem Dach nahezu erstarrt waren. 25ÜÜV Kubikmeter Schnee wurden bis Donners tag abend aus Berlin mit 1100 Schneewagen auf be- sondere Abladeplätze geschafft; dazu kommen noch die Schneemassen, die von Straßenarbeitern den Abzugs kanäle» zugeführt wurden. Folgen des letzten Unwetters. Die ungewöhn lichen Schneestnrme der letzten Tage haben fortdauernde Störungen des Telegraphen- und Telephonbetriebes in Berlin und in dessen Umgebung verursacht. Aber auch in den Provinzen Brandenburg, Hannover, Sachsen und Braunschweig liegen dieTelephon- undTelegraphenleitungen kilometerweit wie wegrasiert am Boden. Ein großes Heer von Beamten und Arbeitern ist zur Ausbesserung der enormen Schäden mobilisiert. Der regelrechte Betrieb wird kaum vor acht bis vierzehn Tagen möglich sein. Wie das Berliner Haupt-Telegraphenamt mitteilt, sind die Verwüstungen so groß, daß eine vollständige Erneuerung zahlreicher großer Leitungen erforderlich ist. — In ganz England herrscht in den letzten Tagen Regen, Sturm und Kälte. Auf den Bergen liegt tiefer Schnee. Infolge des starren Nebels ist der Schiffsverkehr zum Teil lahm- gelegt. Auch der Straßenbahn- und Fernbahnverkehr ist vielfach gestört. Mehrere Städte an der Küste sind seit Montag vollständig abgeschnitten. Schwere Stürme wüten auch im Atlantische» Ozean, so daß fast sämtliche Dampfer mit Verspätungen in den Hafenstädten eintreffen. Falsche Reich-banknot-w. Falsche Reichsbank noten zu 100 Mark, wie sie Ende Oktober zu Wiesbaden und jetzt auch in Leipzig ausgegeben wurden, sind auch in München aufgetaucht. Eine erschütternde Familientragödte hat sich in der Nacht zum Donnerstag in der Auestraße 6 in Linden bei Hannover ereignet, wo sich der Arbeiter Andre mit seiner Frau und seinen beiden Kindern von acht und zehn Jahren durch Strychninlösung vergiftete. Andre betrieb seit längerer Zeit Hundzüchterei und nahm auch Hunde in Pflege, der Erwerb war für ihn und seine Familie alles. Schon seit längerer Zeit hatte die Familie mit Nahrungssorgen zn kämpfen und lebte im denkbar größten Elend, welches schließlich den Mann zu dem Entschlusse trieb, mit den Seinen zu sterben. Naabwrsrd. Ein unbekannter Mann wurde an der Rheiubrücke in Düsselsdorf mit gespaltetem Schädel aufgefunden. Es liegt Raubmord vor. Die Polizei sucht mit Hunden nach dem Täter. Der Schatz im Schlassessel. In Woffenbach in der Oberpfalz ist im vorigen Sommer eine als äußerst dürftig geltende, alte Kleinbauernwitwe gestorben. In ihrem alten, hinterlassenen Schlafsessel, den Verwandte an sich genommen hatten, wurden nun gelegentlich einer Ausbesserung im Polster versteckt 3000 Mark in Gold und Banknoten in einem Strümps eingewickelt gefunden. — Also achtgeben, wer einen Schlafsessel erbt! Liebett Persomett durch Arthiebe ermordet. In der Nacht sind in einem Gehöft in Boguslawitsch nahe der russischen Grenze zwei Männer, eine Frau und vier Kinder anscheinend durch Axthiebe ermordet worden. Wieder ei« J«wele«diebftahl auf der Eise«, bah«. Prinz und Prinzessin Antici Mattei wurden während der Fahrt zwischen Parma und Modena im Speisewagen ihrer Juwelen im Werte von 15000 Lire beraubt. Aus dem Salzburger Nachtlebeu. I» Salz- bürg hat ein 30-jähriger Unbekannter sich wiederholt in Nachtlokalen an Gäste herangemacht und ihnen auf dem Heimweg zum Trinken angeboten. Die Leute fielen zu Boden, wurden von dem Begleiter dann ausgeplündert und später von der Polizei bewußtlos aufgefunden. Ei« «euer Krater auf deu Carrarischer» Ausritt. Nach einer amtlichen Meldung auS der Stadt Garachico bei Teneriffa (Canarische Inseln) hat sich auf dem Las Flores-Gebirge ei» Krater geöffnet, der unter starken Getöse glühende Lava und dichten Rauch aus wirft. Drei Dampfer sind zur Hilfeleistung abgegangen. Garachico hat bedeutende Landwirtschaft. Das «rubrnuugiüik i« Jllittsis. Die Nord deutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Nach einer tele graphischen Meldung des kaiserlichen Konsuls in Chicago sollen sich unter den Lei dem schweren Grubenunglück der Bergwerke der St. Paul Coal Csmpagny bei Charry im Staate Illinois vermißten Bergleuten angeblich mehrere Deutsche befinden. Der kaiserliche Konsul hat sofort einige Konsulatsbeamte an Ort und Stelle gesandt, um die erforderliche« Ermittelungen anzustellen. — Weiter wird gemeldet: Drei Mineninspektoren sind gestern in die Cherry-Miue hinabgestiegen und fanden im zweiten Stollen eine Anzahl Toter. Amtlicher Bericht über die am 11. Novmber 1909, »achmittagS 6 Uhr, tattgefunde»e -ffentliche Stadtgemei«derat-sitzu«g zu Wilsdruff. Vorsitzender: Der unterzeichnete Bürgermeister. 1. ») Kenntnis nimmt ma» davon, daß die städtische Schleuse auf Ansuchen der Herre« Porsch und Genoffen m Sezingwege tiefergelegt worden ist, um dir Abfallwässer, die i» einer Schleuse durch die Gärte» der Gesuchsteller geführt werden, in die städtische Schleuse aufnehmen zu könne», d) Der Vorschlag der Hochbau- und Parkdeputatios, die Kastanien am »deren Bache nicht zu verschneiden, sonder« dafür einen um den andern Baum zu entfernen, wird gegen zwei Stimme« zum Beschluß erhoben. Zu dem Berainungstermine, welcher am 12. dieses Monats, vormittags 10 Uhr im Hotel „Zam weiße» Adler" hier- selbst stattfindet, werden außer dem Herr» Vorsitzenden n»ch die Herren Stadtrat Bretschneider und Stadtver ordneter Apotheker Tzschaschel deputiert, c) Dem Gemein- nützigen Verein werde« auf Ansuchen zur Vermehrung seiner Volksbibliothek fürs Jahr 1909 50 Mart ver- willigt. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Apotheker Tzschaschel, dankt für die Spende und verzichtet auf weitere Bescheidung. 2. Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß er zur Auf nahme eines Darlehns von 50000 Mark zu Wasserleitungs zwecken bei der vorgesetzten Behörde um Genehmigung uachgesucht habe. Diese habe, wie er aus den Blättern erfahren, die Aufnahme bewilligt und eine Amortisations frist von 35 Jahren vorgeschriebeu. Er habe infolgedessen zunächst bei der Landesversicherungsanstalt .Königreich Sachsen" und dem Landwirtschaftlichen Kreditverein au gefragt, ob und unter welchen Bedingungen sie eventuell rereit wären, das Geld darzuleihen. Es sei aber bis zeute eine Antwort noch nicht eingegangen. Man erklärt ich mit deu Maßnahmen deS Herrn Vorsitzenden einver- tandeu. Hierauf erhebt ma» den Vorschlag der Wasser- itlsorgungSdepulatio» „in diesem Jahre außer dem An schluß «ach dem Hochbehälter nur «och die Hohestraße, um den Kreislauf herzustellrn, auzuschließen, zum Beschluß. 3. Den vo» BodelschwiughsÄen Anstalten in Bethel bei Bielefeld bewilligt man auf Ansuchen eine einmalige Unterstützung von 20 Mark. 4. In deu Ausschuß für dir bevorstehenden Stadt- verordnetenergänzungSwahlen werde» aus der Mitte des Kollegiums die Herren Stadtverordneten Tzschaschel, Zschoke, Eger, welche sämtlich die Wahl annehmen, sowie aus der Mitte der Bürgerschaft die Herren Gustav Wiche und OSkar Plattner durch Zuruf gewählt. 5. Von dem sachverständigen Gutachte» des Herrn Architekt Bertholdt über das vormals Heinrich Vogelsche Grundstück nimmt man Kenntnis. Man beschließt hierzu, die allernotwendigsten Reparaturen sofort vornehmen zu lassen und die Angelegenheit der Hochbaudeputation zu überweisen. Die nötige» Reparaturen werden Herrn Architekt Bertholdt i« Tageloh» übertrage». Im Anschluß hier«« beschließt man, demnächst eine Bekanntmachung zu erlasse«, iuhalts derer die früher Vogelsche Besitzung als Baustelle ausgeschrieben wird. 6. Vo« der Eiuladmg des Landesverbandes gegen Mißbrauch geistiger Getränke zu seiner Jahresversammlung nimmt man Kenntnis, sicht aber von ei«cr Beschickung derselbe» ab. 7. Die vo» der Hochbaudeputatiou zu den Gesuche» des Kaiserlichen Postamtes um Anbringung vo» Sicherungen an den Türe» und Einbauung eine- öffentlichen Fern- sprechraumeS gemachten Vorschläge heißt man gut und erhebt diese zum Beschluß, insbesondere ist man damit ei«verkande», daß die hierdurch entstehenden Baukosten gehörig verzinst und amortisiert werde». Die nähere Ausführung wird der Hochbaudeputation übertragen. Auch der weitere Vorschlag derselbe« Deputation „das Gesuch des Kaiserlichen Postamts um Erweiterung der Bedürfnisanstalt wegen Platzma«gel abzulehnen", wird zum Beschluß erhoben. 8. Mit der Installation zweier Lampe» an der äußeren Zellaerstraße erklärt man sich auf Vorschlag der Elektrizitätswerksdeputation einverstanden. Ausführung wird genannter Deputation übertragen. Der Bürgermeister. Kahlenberger. Rätsel-Ecke. Vexierbild. Hier stand doch noch soeben die Fischerin; wo mag sie jetzt nur sein? Lösung in Nächster Nummer. Auflösung des Bilderrätsels aus voriger Nummer: Sortimentsbnchhandluttg. km üeMngM. Originalroman von Hans Wachenhusen. S „Eine wirklich charmanie Person!" Der Kommer zienrat schaute den Beiden vom Balkon nach. „Du kennst doch etwas über ihre Familie?" fragte er Klaus, der neben ihm stand und den Rauch seiner Regalia in den Sonnenschein blies. „Sie stammt aus einer Kaufmannsfamilie, die nicht unbemittelt sein oder gewesen sein muß, denn sie erhielt ihre künstlerische Ausbildung in Mailand. Der Verdruß an dem Bühnenleben, das mit so mancher Demütigung oeknüpft, veranlaßte sie, von demselben zu scheiden." Die Worte des Sohnes stimmten den Vater zum Nachdenken, er lehnte das Kinn in dis Hand. Die Strah len der Sonne warfen eben durch das vom Abendwind bewegte, den Balkon umrankende Laub zuckende Blitze auf sein Antlitz, vor denen er die Augen schloß und sich eine andere Stellung gab. „Geh zu den Damen", bat er. „Robert ist ungalant genug." Er fand darin einen Vorwand, sich ins Zimmer zurückzuwenden, in welchem dieser noch an der abge- speisken Tafel beim Champagner saß. „Entschuldige mich bei ihnen nur für einige Minuten!" wandte er sich zu Klaus zurück. Dieser hatte nur Augen für seine Braut, die er vom Balkon aus in der blühenden Gaisblattlaube in heiterer Unterhaltung mit der Schwester sah, und schritt dann Vie Treppe hinab. „Unbegreiflich!" murmelte Brinkmann. „Und eben deshalb — was blieb mir übrig? Er, eine so kalke, überlegende Natur und diese Leidenschaft!" Er trat hinter die dichtere Laubwand und blickte wieder durch das Blattwerk hinab zu den beiden Frauen! „Sie ver stehen sich!" murmelte er. „Fränzchen — sie ist fast noch ein Kind und so anschmiegsam! Und interessant ist sie ja auch; ich begreife, daß sie auf einen so ruhigen Mann wie Klaus — Nur der Name — und dann" Er blickte, seine Sehkraft anstrengend, mit der Hand ein Blakt zurückbiegend, wieder hin. „Und dann ein kleiner, aber erkennbarer Zug um den Mund! Aber Klaus würde cs übel nehmen, wenn ich, was mir doch als Baker zuslehk, eine Frage — Ich fühle bei dieser Ge legenheit so recht, wie sehr er mich alten Mann schon beherrscht! Und was könnt' ich jetzt noch ändern, nach dem ich gleich bei ihrem Erscheinen schon gefangen und willenlos durch ihr Benehmen, durch ihr ganzes We sen — Es wird sich viel verändern, ich sehe es — Aber was bleibt mir jetzt noch zu tun! — Fränzchen kommt, mich zu holen!" Er raffte sich zusammen, zog das Taschenkuch und fuhr damit über dis Stirn, als die Tochter beunruhigt, schon vor ihm stand. „Nichts ist mir, Kind!" lächelte er auf ihre Frage. „Nur die Hitze von dem Wein! Du weißt, ich muß heute meinem kleinen Nachmiktagsschläfchen entsagen." „kannst es ja noch, Papa! Sie wollen Beide noch eine Spazierfahrt machen, sich als Verlobte zeigen. Nur beim Kaffee mußt Du einige Minuten zugegen sein. Ro bert ist ja auch so unaufmerksam!" Sie trat in die Tür und gab dem Bruder einen Wink. „Sie wollen ja Beide ausfahren! Sag' Ihnen we nigstens Adieu!" rief sie und nahm des Vaters Arm. „Na denn, ich komme Dir den Resi!" Robert leerte sein Glas. Auch sein Kamerad erhob sich. Beider Ge sichter waren stark vom Wein gerötet. „Schwagers pflichten!" ries er, sich die Uniform wieder zuknöpfend. „Wenn Leutnant Jellenkhin ihnen begegnet, muß ich ihm morgen schon die Wahrheit sagen." „Na, auf das Gesicht bin ich gespannt! Er ist ja wahnsinnig in sie verschossen!" Der Kamerad schnallte sich den Säbel um und folgte ihm in den Garten. Beide schienen sie wenig Lust zr haben, der Unterhaltung wieder beizuwohnen, seit sli doch darüber einig geworden, daß eine Sängerin niH in ein so solides Kaufmannshaus paßke und die wirk liche Welk doch ganz anders sei, als die Stätte, welch« diese bedeukek. „Wie ist Dir der Vaker vorgekommen?" fragte Ros berl, mit der Schwester noch in der Laube sitzend, all dieser in sein Zimmer gegangen, um sein Schläfchen ztz halten, der Kamerad sich verabschiedet hatte und di« Verlobten in des Vakers sie erwartenden Landauer gs stiegen. „Und was sagst Du aufrichtig zu unserer Schwä gerin?" „Daß sie geradezu bezaubernd sein kann. Ich wagt« nicht, nach ihrer Familie, ihrer Herkunft zu fragen, unt sie deutete auch nur an, daß sie von deutschen Elker« und in Italien geboren, aber früh verwaist sei und sich ihre Stellung an der Bühne durch eigene Kraft und große Kämpfe errungen habe. Don Klaus sprach sie recht vernünftig; eben sein ernstes, positives Wesen habe sie gezwungen, ihn zu lieben. Sie tut mir leid." „Na den wird sie noch näher kenne» lernen!" Ro bert qualmte seine Cigarre in die Luft. „Ich werd^ dafür büßen müssen, denn mein Leutnant ist toll in sit verliebt. — Und wo werden sie wohnen wollen? Hie? im Hause oder drüben?" Fränzchen zuckte die Achsel. Sie dachke jetzt auH ernster über das Kommende, als so lange sie dem sch^ nen Gast gegenüber gesessen. „Als sie Beide fort waren", sagte sie, „fiel der Va-l ter gleichsam zusammen. Er legt» die Stirn in die Hand und sprach nicht; dann sagte er, er wolle doch noch ein bischen ausruhen. Der Vorfall Heuke gerade an seinen» Geburtstag, hat ihn sehr angegriffen. Er wollte gegen Abend mit uns spazieren fahren und jetzt benutze« dl« Beiden den Wagen. <