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MM d WM Erlch«t»t wSch-utU» dreimal und zwar DlmStag», DouanStagS and SsuusbeudS. «ezogSPreiS vierteljährlich 1,38 M., in Wilsdruff 1,30 M., ' durcv die Poff bezogen 1,84 Mi. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adreffr: Amtsblatt Wilsdruff. «nd Amgegenö. Amtsblatt Inserate werden MontagS, Mitwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Insertion?Preis 15 Psg. pro viergespalteue KorpuSzeil«. Außerhalb deS Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 °/, Aufschlag. Mr die Kgl. AmtshaupLmannschaft MMen, Mr das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat m WllsdrnS. sowie für das Kgl. Forstrentamt zu TharrrrLi. Lokalblatt für Wilsdruff, NMarlttoerg, Birke«hai«. Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzog»»««? mn vansoerg- Hny««»». Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotze«, Mohorn, Miltitz-Roitzschrn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewaldr, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wtldberg. Mit der wöchentlichen Beilage „Welt im Vild" und -er monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redak.ion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. No. 104. Sonnabend, de« 11. September 1»»». 68. Jahrg. KsUtisch» Rundschau. Wilsdruff, den 10. September. Der Deutsche Kaiser in Mähren. Kaiser Wilhelm traf Mittwoch nachmittag 4 Uhr auf dem festlich geschmückten Staatsbahnhof in Jglau ein. Kaiser Wilhelm in österreichisch-ungarischer Generals, uniform entstieg dem Salonwagen, trat auf den Erzherzog Franz Ferdinand zu und begrüßte ihn herzlich. Kaiser Wilhelm trat sodann im Automobil zur Rechten des Erz. Herzogs Franz Ferdinand die Fahct nach Groß-Meseritsch an. Die versammelte Menge brach in laute Hoch- und Heilrufe aus. Auf den Wegen standen zu beiden Seiten deutsche Bauern und Bäuerinnen der an der böhmischen Grenze gelegenen Sprachinsel in ihren malerischen National trachten, die Feuerwehr von Jglau und Umgegend, zahl- reiche Vereine und Korporationen mit ihren Fahnen. Auf dem Hauptplatze hatte sich der Berghäuerzug postiert. Dieser sonst alljährlich am 24. Juni stattfindende Berg- Häuerzug, ein farbenreiches Schauspiel, erinnert an die Tatsache, daß Jglau einmal eine der bedeutendsten Berg- baustädte des Deutschen Reiches gewesen ist. Diesem Zuge gegenüber hatte das Stadtkollegtum mit der Stadlkavelle Aufstellung genommen, sowie die Bürgermeister der deut- scheu Gemeinden der Jglauer Sprachinsel Der Empfang des Deutschen Kaisers in Groß- M-seritsch gestaltete sich zu einer spontanen herzlichen Br- grüßung. AIS da« Automobil des Kaisers im Stadt gebiete anlam, erschollen Heil-, Slava- und Hurrarufe, die sich aus dem ganzen Wege fortsetzten. Im Schloß- Hofe erwartete Kaiser Franz Josef, der die Uniform des Kaiser Franz Garde-Regiments trug, seinen Gast. Die Majestäten eilten aufeinander zu, schüttelten sich die Hände, küßten sich auf beide Wangen und verblieben einige Zeit im Gespräch. Cin politisches Glaubensbekenntnis des öfter- reichistyen Thronfolgers. In einem Artikel des „Pcstt Hirlap" werden Aeuße- rungen des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erz- Herzog Franz Ferdinand wiedergegeben. Sie lauten: Es ist lächerlich, zu behaupten, daß ich ultramontan und «klerikal" bin. Als katholischer Christ bin ich natürlich ein gloubenseifriger Katholik. Das hindert mich aber nicht, es als meine Pflicht anzusehen, die religiösen U-ber- Zeugungen aller Anderen in Ehren zu halten. Daher spielen in meiner Politik konfessionelle Gesichtspunkte nie- rnals eine Rolle. Mein Hauptziel ist die Aufrechterhaltung und Förderung der Wicderstandsfähigkeit der österreichisch, ungarischen Monarchie, und daher erhält mein politisches Programm zwei unabänderliche Punkte: Der eine ist die Erhaltung der Armee in ihrer Einheitlichkeit und in ihrem Ausbau, der andere ist die Aufrechthaltung der Bank- gemeinschaft; denn ich habe mich davon überzeugt, daß die gemeinsame österreichisch-ungarische Bank eine der wertvollsten Machlqueüen der dualistischen Monarchie ist. Das französische Luftschiff „Republique" gestrandet Der Lenkballon „Republique" erlitt einen Motordefekt. Der Motor hörte vollständig auf zu funk tionieren und das Luftschiff war genötigt, bei PrLcy zu landen. Die Landung des Luftschiffes war äußerst schwierig, es wurde vom Winde fortgetrieben und stieß gegen einen Apfelbaum, wobei die Hülle durch Ziehen der Reißleine zerstört wurde Ferner wurde die Gondel demoliert. Eine Mitwirkung des Lenkballons an den Manövrrn ist voll, ständig ausgeschlossen. Die Strecke, die der Ballon bis zu seinem neuen Bestimmungsorte hätte zurücktegen sollen, betrug 320 Kilometer Bei der Landung scheinen sehr ungünstige Windverhältnisse geherrscht zu haben. Vor läufig dürfte der Lenkballon also einer eingehenden Repa ratur zu unterziehen sein. Bemerkenswert ist übrigens das völlige Versagen des Motors. Der Nordpolentdecker. Der Vortrag, den Dr. Cook vor überfülltem Saale in der Geographischen Gesellschaft in Kopenhagen hielt, rief allgemeine Enttäuschung hervor. Man hatte erwartet, daß Dr. Cook vor dem Forum der Gelehrten mit wissen- schaftlichen Argumenten erscheinen würde; aber nichts der ¬ gleichen geschah. Der Inhalt des Vortrages deckte sich mit dem, was Cook bereits dem „Newyork Heraid" mtt- geteilt hat. Er legte keine Karten oder Photographien wr. Das einzige Neue, was er in seinem Vortrag vor- irachtc, war die Erklärung, weshalb er allein zum Nordpol gegangen sei. Ec begründete dies damit, baß eder Europäer, den er mitnehme, ein totes Gewicht sei, und man für jeden Europäer lieber zwei Eskimos mil nehmen müßte. — Dr. Cook hat von der Geographischen Gesellschaft die große Medaille erhalten, doch ist ihm die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft mit der Krone nicht verliehen worden. Ueberhaupt ist jede Aus zeichnung des Königs ausgeblieben, s ttdem man gesehen, daß Cook sein angebliches Beweismaterial nicht vorlegen kann. Di- Kämpfe bet Melilla baden von neuem wieder eingesetzt. Nach Depeschen aus Melilla haben die Proviantzüge sowohl auf der Hin- wie auf der Rückfahrt einige Flintenschüsse in der Wolfsschlucht erhalten. Diese Tatsache scheint zu beweisen, daß auf den Guruzubergen nur wenige Feldwachen der Mauren zurückgeblieben sind, um die Bewegungen der Spanier zu überwachen, während die Harka sich in der Richtung auf Nador und Seluan entfernt hat. Mithin konzentriert sich das Hauptinteresse des Feldzuges jetzt auf die Gegend um El Arba. Nach diesem Liger sind die Truppen der Division Ocozo abgegangen und wahrscheinlich bereits am Montag dort eingetroffen. Voraussichtlich steht hier eine größere Schlacht bevor. Als eine Rekognoszierungskolonne am Sonntag in das Lager zurückkehren wollte, wurde sie zweimal von den Mauren angegriffen. Oberst Fernando Blanco kam von El Arba mit einem Bataillon Jafanterie, etwa 50 Reitern und einer Batterie der Kolonne zur Hilfe und griff den rechten Flüge! des Feindes an, um ihm den Rückzug abzuschneidm. Die Mauren entflohen und ließen etwa 20 Leichen auf dem Schlachtfelde. Ans Ktadt nn- Land. Mitteilung« a«S dem Leseckeffe für diese RubrU nehmen wir jederzeit dankbar eutgege». Wilsdruff, den 10 September. — Bei der Reichstagsersatzwahl im 19. sächsischer» Wahlkreise für Schneeberg wurden für Vorwerk (nationalliberal) 9436 und für Schöpflin (Sozialdemokrat) 21133 Stimmen abgegeben. Aas zwei Orten steht das Ergebnis noch aus. Schöpflin ist dem nach gewählt. — Bei der Reichstagswahl 1907 wurden für den bürgerlichen Kandidaten — einem Reichsparteiler — 14606, für den Sozialdemokraten 19000 Stimmen abgegeben. Also trotzdem in der gegenwärtigen Wahl der bürgerliche Kandidat weiter links stand als der von 1907 und trotzdem der diesmalige Kandidat im Wahlkampf auch gegen die Konservativen iu schärfster Weise vorging, vereinigte er reichlich 5000 Stimmen weniger auf sich, als der Reichsparteiler 1907. Dagegen stieg die Zahl der sozialdemokratischen Stimmen um reichlich 2000 Stimmen. Mögen diese von den seit 1907 verlorenen 5000 bürgerlichen Stimmen abzuziehen sein, wo bleiben dann aber die noch fehlenden 3000 Stimmen? Das sind die Stimmen derjenigen ordnungsparteilichen Wähler, denen die in den letzten Monaten von gewisser Seite be triebene Verhetzung unter den bürgerlichen Parteien ihre aktive Teilnahme am politischen Leben gründlich verleidet hat. So hat auch diese Reichstagsersatzwahl wie die Wahl von Landau bewiesen, wie von der Entfremdung unter den Orbnungsparteten nur die Sozialdemokratie Nutzen zieht. — Am Donnerstag wurde das bisherige Kommando der Feldbahn aufgelöst. Gleichzeitig ist für den nunmehr beginnenden Rückbau ein neuer Stab gebildet worden, bestehend aus Major Bcenske, Leutnant Zeitz, Leutnant Köfer, Oberarzt Dr. Bielitz und Zahlmeister Dräger. — An der Feldbahnbrücke in Luga ist gegenwärtig wieder lebhafte? militärisches Treiben. Gestern wurde mit dem Abbau der Feldbahn von Seelig stadt aus begonnen. Das ganze Bahnmatertal wird nach Weißig zurückgeschaft, und eilig rollt Zug auf Zug über die Brücke. Mit dem Abbau der Brücke selbst wird voraussichtlich morgen begonnen werden. — Oeffentliche Stadtgemeinderatssitzung am 9. September. Der Herr Vorsitzende eröffnet die Sitzung kurz nach 6 Uhr. Als entschuldigt fehlen die Herren St.R. Goerne, St V.Tzschaschel und Frühauf, unentschuldigt St.-V. Bertholdt. Auf die seinerzeit ergangene Einladung seitens der Stadt an die an der neuen Bahnstrecke ge legenen Gemeinden behufs Veranstaltung einer Eröffnungs feierlichkeit hat nun auch noch die Gemeinde Sora ab lehnend geantwortet. Somit hat sich diese Angelegenheit ür Wilsdruff erledigt und man läßt die Sache auf sich ieruhen. Die bisher vom Grundbesitzer Ehrhardt inne gehabten Pachtstücke werden unter denselben Bedingungen an Herrn Schönstein verpachtet. — Dann nimmt man Kenntnis von dem Eingang der städtischen Rechnungen ür 1908 und beschließt diese durch den vereidigten Rechnungsrevisor Seemann prüfen zu lassen. Den Be fand der Stadkasse im Betrage von 1128,53 Mk. über weist man dem Baufond. — Zum Baugesuch des Herrn St-R. Goerne werden besondere Bedingungen nicht ge teilt und wird dasselbe in der von der Deputation vor- ,eschlagenen Weise auf jederzeitigen entschädigungslosen Widerruf genehmigt. — Mit der Verpachtung der Grummet- und Pflaumennutzung ist man nach den Vorschlägen der Deputation einverstanden und gibt seine Genehmigung. — Weiter gibt der Vorsitzende die Einladung des Landes- Samariterverbandes zu seiner am 9. und 10. Oktober in Nossen staltfindenden Hauptversammlung bekommt. Man beschließt jedoch, von einer Beschickung abzusehen. — Zu dem Gesuch der Firma Bertholdt L Burkhardt betr. die Wasserentnahme aus der städtischen Leitung zu Bau zwecken wird die Bedingung gestellt, daß das Wasser nach dem Zähler (pro Kubikmeter 12 Pfg.) zu entnehmen ist. — Die beabsichtigte Saubachregulterung wird dadurch erledigt, daß man nach den Vorschlägen der Deputation die in Frage kommenden Böschungen durch den Straßen- meister abstecken läßt und sodann ein Lokalbesichtigung vornehmen will. Infolge der hierdurch entstehenden ziemlich hohen Ausgaben beschließt man, die Staatsregierung zu ersuchen, einen Teil der Kosten zu tragen- — Somit waren die ersten sieben Punkte schnell erledigt. Zu einer längeren Auseinandersetzuig kam es jedoch beim nächsten Punkt, die Errichtung einer Ortskrankenkasse betreffend. Der Vorsitzende verliest zunächst ein Schreiben des Arbeit, geber-schutzverbandes in der Holzindustrie, nach welchem der Stadtgemeinderat ersucht wird, die Errichtung ab zulehnen, da eine derartige Kasse doch nur eine Versorgungs anstalt für Personen sei, die in der Sozialdemokratie hervorragend tätig sind. Nach dem in der letzten Sitzung gefaßten Beschluße hätte nun nach Ansicht des Vorsitzenden keine Veranlassung mehr, auf die Sacht einzugehea. Hierzu äußert sich zunächst St.V. Loßner dahingehend, daß man bei dem im vergangenen Jahre gefaßten Beschluß der Meinung war, daß die Reichsversicherungsceform innerhalb eines Jahres erledigt sei St.V. Zschoke ist der Ansicht, daß er doch als Antragsteller zum mindesten das Wort zur Begründung seines Antrags erhalten müsse. Nach seiner Meinung seien doch die 400 Unterschriften, die seinerzeit für Errichtung einer Ortskrankenkasse abgegeben wurden, genau so viel wert als die 40 U Umschriften deS heute verlesenen Schreibens der Arbeitgeber. Aus Antrag des St.R. Bretschneider wurde die betr. Stelle des Protokolls aus der vorjährigen Sitzung verlesen. St.V. Loßner äußerte den Wunsch, doch eine Debatte stattfinden zu lassen. In der Abstimmung sei es dann jedem Vertreter unbenommen, seine Meinung zur Geltung zu bringen. Letzterer sowie St.V. Zschoke und der Vorsitzende rückten in der weiteren Debatte etwas scharf aneinander, doch ließ der Vorsitzende eine weitere Aussprache nicht zu, sondern äußerte, die Herren möchten sich über seine Amtsführung bet der vorgesetzten Behörde beschweren, wenn sie glaubten, daß er s-.iue Befugwsse überschritten habe. — Außerhalb der Tagesordnung kam es zu einer Aussprache über die jetzt erfolgte Einquartierung. ES wurde beschlossen, für spätere Fälle ein Einqartierungsrcgulativ aufzustellen. — Schluß ber Sitzung gegen 8 Uhr. — Ein Abeudtouzert veranstaltete vorgestern von 6 Uhr ab auf hiesigem Markte unter persönlicher Leitung ihres Dirigenten, Herrn Kgl. Musikdirektors H Röpenack, die Kapelle deS 12. Kgl. Sächs. Jnfanlerie-RegimeatS Nr. 177, welche am Vormittage nebst dem Stabe und