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»Vrlt I u vllä. ^dv^L^L^L'VL^L^>L-v)X>L^>0^>v2-VL<v^v^vZXS^VI^S Vas Vüräenrennen. Roman von Otto Bergmann. 12 fForlseyun.i > ie sehr be- Ws^MMU dauere ich, «t daß Ihre V MM/ V/ VlN»^ÜlllU>I krank dar- NHX uiederliegl," erklärte Four- nien Er zeigte ' sich als Mann von guterLebens- art und tat ein paar höflich-diskrete, auf die Krankheit der alten Dame bezügliche Fra- ' gen und gab dann auch seinem lebhaften Bedauern darüber Aus druck, daß das gnädige Fräulein schon in den schönsten Jugcnöjahren das Leben von der ernstesten Seite kennen^ lernen müsse. Sein Kollege Tornow hätte vor kurzem ihm einmal gelegentlich erzählt, wie schwer Hauswesen und Krankenpflege ganz allein auf Ihren jungen Schultern lasteten. „Wamm vermieten Sie nicht ein oder zwei Zimmer an einen soliden Herrn, gnä diges Fräulein?" bemerkte er noch, wäh rend er im Salon auf einen Augenblick Platz nahm und sein Notizbuch hervorzoz, um den bewußten Zettel zu schreiben, „heute hat man doch den lächerlichen Standpunkt längst überwunden, so etwas für unfein zu halten. Sic sähen dann wenigstens ab und zu noch einmal ein an deres Gesicht rind würden auch nicht in so vollständiger Einsamkeit wohnen wie jetzt." „Das ist wohl richtig," antwortete Eva, welche bei den guten Beziehungen, die Fournier allem Anschein nach zu Robert haben mußte, nun auch den letzten Rest ihrer Bedenken schwinden ließ, „hier ist in dessen nur Wunsch und Wille meiner Mut ter maßgebend und sie fühlt sich nur in vollster Abgeschiedenheit von der Welt noch einigermaßen wohl. Trübe Erfahrungen aus vergangener Zeit lasten mit schwerem Druck auf ihr und haben sie förmlich men schenscheu gemacht." Während Fournier saß und schrieb, lvaiiderten seine kleinen, beweglichen Augen, statt die Arbeit der Hände zu be aufsichtigen, rastlos im ganzen Zimmer umher, doch geschah das so unauffällig, daß Eva nichts davon wahrnahm und für eifri ges Schreiben hielt, was eigentlich kaum mehr als ein mechanisches, wenn auch den flüchtigen Blick sehr leicht täuschendes Spiel der Hände sein konnte. Die gleiche heimliche Aufmerksamkeit hatte Fournier feiner Umgebung schon vorher vom Mo ment seines Eintritts in den Korridor an geschenkt, ohne daß dem jungen Mädchen etwas davon ausgefallen wäre. Erst als beide Seiten des aus dem Notizbuch gerissenen Zettels mit flüchtig hingeworfenen Schriftzügen bedeckt waren, erhob sich der späte Besuch wieder zum Ge hen. Fournier steckte den Zettel zu sich^ wechselte noch ein paar Worte über gleich gültige Dinge mit Eva und empfahl sich dann, indem er nochmals die Störung zu so vorgerückter Abendstunde zu entschuldi gen bat und mit angenehmer Höflichkeit einen Genesungswunsch für die leidende Dame des Hauses hinzufügte. Nachdem er gegangen, blieben Eva noch eine ganze Reihe häuslicher Geschäfte zu besorgen, bis sie endlich ihren stillen Sofa platz im Krankenzimmer einnehmen konnte. Die Mutter war, seit Eva zum letzten male »ach ihr gesehen, eingeschlafen und da diese sich überzeugte, daß der Atem der Schlummernden ruhig und dabei wie der kräftiger und regelmäßiger ging, so löschte Eva sehr bald das gedämpft bren nende Nachtlämpchcn aus, stellte ein Licht nebst Zündhölzchen neben sich auf den Tisch und versuchte, ihrer unbequemen Stellung in der Sofaecke wenigstens einen notdürf tigen Schatten von Bequemlichkeit abzuge- Winnen. Ein Weilchen dachte sie noch über den Besuch Fourniers und dessen Beziehungen zu Robert nach. Sie hatte von des letztern Lippen eigentlich ja niemals den Namen Fournier vernommen, trotzdem derselbe häufiger einmal beiläufig von diesem oder jenen Redaktionskollegen gesprochen. In dessen konnte es wohl leicht der Zufall so gefügt haben, daß Robert so wenig wie ge wiß mancher anderen auch Fourniers ihr gegenüber nie Erwähnung getan hatte, weil für ihn keine besondere Veranlassung dazu vorlag. Umgekehrt mußte aber Wohl die Angabe Fourniers zutreffend sein, daß Robert von seiner Tante und Cousine zu ihm gesprochen hatte, denn sonst konnte dieser über manches sie Betreffende nicht so gut orientiert sein wie er sich tatsächlich ge zeigt. Lange spann freilich der Gedankengang Evas diesen Faden nicht mehr weiter. Die täglichen Anstrengungen der letzten Wochen sowie das unentwegt weiterzuckende und bohrende seelische Weh hatten sich Physisch und psychisch mürbe genug gemacht, um nun zusammen mit der besonderen Aufregung des heutigen Tages eine starke Nervcnab- spannung zur Geltung kommen zu lassen. Die einschläfernde Wirkung der im Zim mer herrschenden nächtlichen Dunkelheit gesellte sich noch dazu und bald schlief Eva trotz ihrer beschwerlichen sitzenden Stellung ziemlich fest ein. Eva mochte schon längere Zeit geschla fen haben, als sie mit einem Male empor schreckte. Ein unbestimmtes Geräusch hatte sich wiederholt in ihr Ohr gestohlen, hätte sie aber vielleicht noch nicht einmal geweckt, wenn sie nicht gleich vom Moment des Ein schlummerns an ihr stark ausgeprägtes Pflichtgefühl hemmend wie ein Bremsklotz vor die bleierne Müdigkeit des Körpers gelegt haben würde. Sie lauschte. Zuerst glaubte sie, die Mutter hätte sich bewegt. Die indessen schlief auch jetzt noch ganz ruhig, denn Eva vernahm deutlich bis zu sich herüber die Atemzüge der Kranken, ruhig, nicht schwä cher wie vorhin vor dem Auslöfchen der Lampe. Das Geräusch aber wiederholte sich trotzdem noch immer in ganz kurzen Abständen. Und von neuem lauschte das junge Mädchen angestrengt in die Dunkelheit Les Zimmers hinein, während eine leichte Ban gigkeit sie durchrieselte. War es denn nicht ganz still jetzt? Gewiß, sie mußte sich wohl vorher getäuscht haben; in dem Dämme rungsstadium zwischen Schlafen und voll ständigem Wachwerden passieren ja der- gleichen Sinnestäuschungen leicht und oft genug. Doch nein, da war es doch wieder! In dem Moment, als sie sich beruhigt in die Sofaecke zurücklehnen wollte, zuckte sie jählings in die ängstliche kerzengerade Hal tung zurück, welche sie eben noch beim Hor chen eingenommen hatte. Da — da — — klang Las nicht wie das leise, vorsichtige Schleichen eines Fußes? Sie schrak heftig zusammen. Das verdächtige Geräusch schien aus dem Salon nebenan zu kommen. Sollten dort drinnen Sie gab sich förmlich Mühe, tat sich Ge walt an, um den entsetzlichen Gedanken nicht zu Ende zu denken. Ein Gefühl ohn mächtiger Schwäche wandelte sie an und wollte sie überreden, die Augen zu schließen und auf's neue den jäh verscheuchten Schlaf zurückzuzwingen. Nur nichts hören! nicht denken brauchen! Aber dieser plötzliche Anfall von See» lenschwäche verging unter Lem mahnenden Gedanken an die alte kranke Mutter eben so schnell wie er aufgetreten. Bange Erre- gung zwang ihr Ohr wiederum der Rich tung des vernommenen Geräusches entge gen. Nie in ihrem Leben war sie schreckhaft, feige, kindisch furchtsam gewesen. Hier aber beschlich sie zum erstenmale eine beklem mende Empfindung, welche wirklicher Furcht nahe kam. Es befand sich jemand im Nebenzim mer, — ein Einbrecher, vielleicht gar meh rere; sie zweifelte nicht mehr daran. Im Nu wurden sänrtliche Zeitungs notizen, welche sie je über nächtliche Ein brüche gelesen, wieder in Evas Erinnerung lebendig, schossen mit unheimlichen Auf blitzen durch ihren erregten Gedankengang hin, um sich schließlich zu einem bunten, wildkreisenden Wirrwarr zu vermengen. Zweierlei war ihr klar: Sie war sich selbst kein Schutz in der Gefahr und mußte gleichwohl auf jeden Fall die kranke Mut- ter schützen I Was sollte sie tun? Um Hilfe rufen? Bis der Pförtner, Ler einzige Mensch, des sen Ohr ein Hilferuf in der Einsamkeit dieses Hauses erreichen konnte, wach wurde und heraufkam, konnte den beiden wehr losen Frauen längst ein Leid geschehen sein. Eva sah ein, ans diesem Wege lag die Gefahr näher als die Rettung. Was aber dann? Sie begann in fieberhafter Eile zu über- legen. Die Vcrbindungstür zwischen Schlafzimmer und Salon war nur ange lehnt, so daß höchstens nur ein fingerbreiter Spalt Zwischenraum blieb. Der Schlüssel steckte auf der Schlafstubenseite im Schloß. Wenn sie leise, ganz leise bis zur Tür hin- fchlich, dieselbe schnell einklinkte und ab schloß, dann war voraussichtlich soviel Zeit gewonnen, daß sie es wagen konnte, durch Hilferufe aus dem Fenster den Pförtner zu alarmieren. Vielleicht ergriffen dann sogar die Einbrecher von selbst die Flucht, um allen Unannehmlichkeiten rechtzeitig aus Lem Wege zu gehen. Dieser Gedanke schien Eva der beste zu sein und sie entschloß sich eben zu seiner Ausführung, als drin im Salon plötzlich ein matter Lichtschein an dem Türspalt voybeihuschte und im nächsten Moment wie der in der vorherigen Dunkelheit erlosch. Wahrscheinlich rührte er von einer Blend laterne her, deren leuchtende Seite vorher und auch jetzt wieder der Tür abgewandt gehalten und nur sekundenlang, vielleicht aus Unvorsichtigkeit, so gedreht worden war, daß ihr Lichtkegel die Tür streifte. Eva hatte »litten in der Bewegung des