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No. 3. PAPIER-ZEITUNG. 59 Um einen zweimaligen Fig- 9. Vorschub beim Hin- und Rückgänge des Fundamentes zu verhüten, erhalten die Nummerwerke aussen ein gezähntes Leerrad, welches in zehn Felder ge- theilt ist, von denen abwechselnd eines seichter, das andere tiefereingeschnitten ist. In die Zähne greift ein Trans porthebel ein, welcher beim Zurück gange des Fundamentes in die seich tere Vertiefung eingreift und nur das Leerrad verschiebt. Beim Herausgehen des Fundamentes sinkt der Transport hebel in den tieferen Einschnitt, womit auch die Transporthebel für die Ziffer räder in Wirkung treten und den Vor schub vollziehen können. Die Spindel mit den excentrischen Scheiben ist — mit einer leicht zu handhabenden Auslösung versehen, wodurch es möglich ist, ohne die Maschine zum Stillstand zu bringen, den Vorschub zu unterbrechen und eine beliebige Anzahl von gleichen Nummern zu drucken. Bei fortlaufender Numerirung bleibt die Auslösung eingerückt, und die Aenderung der Ziffern vollzieht sich vollkommen selbstthätig. Auf der Spindel werden so viele excen trische Scheiben, als Reihen von Nummerwerken angewendet wer den, angebracht. Diese Scheiben sind mit Stellschrauben an der Spindel befestigt, daher um jede Differenz leicht verstellbar. Selbst verständlich können die Nummerwerke 'nur parallel zum Druck- cylinder gestellt werden; Karig hofft aber einen nicht zu komplizirten Mechanismus zu finden, mit welchem es möglich sein dürfte, die Nummernwerke auch senkrecht zum Druckcylinder stellen zu können. Die Vortheile dieser Numerirmaschine bestehen darin, dass die Ziffern und das Nr.-Zeichen in einer Ebene liegen. Auf diese Grundbedingung für typographischen Druck ist die erforderliche Rücksicht insofern genommen, als der Ziffervorschub unabhängig von der Druckform bewerkstelligt wird, wodurch Ziffern und Nr.-Zeichen stets in gleicher Stärke und Reinheit erscheinen. Besondere oder zerschnittene Auftragwalzen sind nicht nöthig, weil die höchste Stelle des prismatischen Kernes genügend tief unter den Ziffern liegt, um beim Aufträgen keine Farbe anzunehmen. Dagegen ist eine Spindel mit sechs bis acht excentrischen Scheiben und der Aus- Fig. 11. lösung nöthig, welche Vorrichtung sich an jeder Schnellpresse be liebigen Systems anbringen lässt und im Durchschnitt auf etwa 140 M. zu stehen kommt. Z ieht man jedoch den weiteren Vortheil in Betracht, welchen eine solche Einrichtung bei grossen Auflagen gewährt, die fortlaufend numerirt werden — die Leistung in zehn Arbeitsstunden ist wie bei jedem sonstigen guten Druck 3500 bis 6000 Bogen, in diesem Falle aber fortlaufend oder unterbrochen numerirt — so sind sowohl die Anschaffungskosten für die Nummerwerke, als auch die für die Vorrichtung an der Druckmaschine gewiss sehr geringfügig, ganz abgesehen davon, dass man nicht nöthig hat, eine besondere Numerirmaschine anzuschaffen, welche den grössten Theil des Jahres ohne Beschäftigung ist und bei sehr dringendem Bedarf ver- hältnissmässig wenig leistet. Diese Nummerwerke können für alle Arten von Ziffern, für jede beliebige Schrifthöhe, ohne und mit ver senkbaren Nullen, wie auch vier- bis siebenstellig hergestellt werden und lassen sich ebenso gut unter gewissen Bedingungen in den Satz einstellen und mitdrucken, als auch für sich allein als Nummerform verwenden. Das Hunderttausenderrad wird selbstthätig gedreht. Das Nummerrad wie die Vorrichtung an der Druckmaschine sind durch österreichisches Patent geschützt. Ich will noch, obwohl für uns etwas A. abseits liegend, eine charakteristische ® Numerirmaschine anführen’, welche für NUNN Banken, Wechselhäuser usw., theilweise WM aber auch für Druckereien von einigem E Interesse ist, wenn bei derselben auch der 8 Druckfarbe keine Rolle zugedacht ist. 4 Fig. 12 ist eine Zahlen schneide- oder Konturprägepresse, mit welcher die Zahlen i entweder ausgestanzt oder in Kontur in N das Druckobjekt eingepresst werden. i Dieser Apparat ist mit einem Nummer ¬ werke, ähnlich wie die Kopfdruckmaschine ; versehen, nur dass bei demselben die , Ziffern nicht in Typencharakter, sondern in Konturen in Stahl geschnitten sind. j Die Druckwirkung wird durch Niederziehen LH des Hebels nach vorne erzielt, und auf fl jeden Druck können 10 bis 12 Blätter MIV3 nicht zu starken Papieres auf einmal K Md durchgestanzt werden. Das Nummerwerk um655V2 arbeitet selbstthätig; beim Niedergange desselben greift ein Sperrkegel in das aussen befind liche Rad ein, wodurch beim Hinaufgehen des Nummer ¬ werkes die Aen derung bewirkt wird. Man kann mit dieser Maschine fort ¬ beliebige Zahlen Fig. 12. Zahlenschneide- oder Kontur-Prägepresse. ausstanzen und die Anwendung derselben hat den Zweck, die Fälschung der Nummer zu verhüten. Auch diese Maschine ist in Oesterreich patentirt. Abbrennen gewaschener Formen. Die zu stereotypirenden, noch mit Farbe bedeckten Satzformen werden mittels Benzins oder Petroleums gewaschen. Wenn die Form mit diesen Stoffen kräftig abgerieben wurde, muss sie nach einigen Augenblicken von Farbe befreit sein und blank erscheinen. Sind im Satz Holzstöcke, Galvanos oder Aetzungen enthalten, welche früher mit Terpentin gereinigt waren, so muss man dieselben vor dem Schliessen besonders sorgfältig mit Petroleum oder Benzin abreiben, um alle Terpentinrückstände zu entfernen, denn alles auf den Stöcken zu rückgebliebene Terpentin wird beim heissen Guss harzig und ver ursacht Anbacken der Matrize, so dass diese sich kaum ohne Be schädigung loslösen lässt. Die Anwendung von Benzin als Wasch mittel bietet den Vortheil, dass es ausserordentlich flüchtig ist und verhältnissmässig schnell die Form trocken werden lässt. Würde nämlich die Form nicht trocken sein, bevor man die aufgelegte Papier matrize einschlägt, so bilden sich bei derselben leicht Fehlstellen, die beim Abdruck der Platte sich dann als weisse Flecke kennzeichnen. Bei sehr eiligem Zeitungsdruck, wo jede Sekunde kostbar erscheint, ist jedoch dem Stereotypeur oft selbst das Benzin noch nicht flüchtig genug. In einer Berliner Druckerei ist daher das Abbrennen der mit Benzin gewaschenen Formen eingeführt worden. Der Benzin rückstand wird einfach durch einen Fidibus entzündet und dadurch im Augenblick beseitigt. P.