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58. PAPIER-ZEITUNG. No. 3. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Numerirmaschinen und Numerirmethoden. Von G. Fritz, Technischem Inspektor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei zu Wien. Durch Verschulden unserer Druckerei ist in Nr. 2, Seiten 33 und 34, bei Erläuterung des Dezimal -Nummerndrucks eine Ver stellung der Beispiele erfolgt, welche den Sinn des ganzen Abschnitts entstellte und verdunkelte. Wir geben daher die betreffende Stelle nachstehend nochmals wieder: Nehmen wir an, es wäre eine Auflage von 100 Bogen, jeder Bogen mit 10 gleichen Zahlen versehen, zu drucken. Dies ergäbe mit gewöhnlicher Aenderung, Ziffer für Ziffer, 10X100 = 1000 einzelne Ziffernänderungen. Wenn man jedoch zuerst die Einheiten, das ist 0, 1 bis 9, und sodann die Zehner, das ist Nr., Nr. 1 bis Nr. 9, beziehungsweise Nr. 10 hinzudruckt, so ergiebt dies beim ersten Druck 10X10 = 100 und beim zweiten Druck 11X10 = 110, daher zusammen nur 210 einzelne Ziffernänderungen, und trotz des zwei maligen Druckes wird man bei dieser Anwendung schneller zum Ziele gelangen und in ungefähr dem Drittel Zeit mit der Arbeit fertig sein. Ich habe dieses kleine Beispiel gewählt, obwohl es der geringen Auflage wegen sehr ungünstig ist, weil es uns das Wesen des Dezimalsystems ebenso zeigt, wie ein grosses, muss aber noch die verschiedenen Manipulationen, welche dabei nöthig sind, erklären. Den ersten Druck, nämlich die Ziffern 0, 1 bis 9, heisst man Vordruck, und für obiges Beispiel werden von jeder Ziffer 10 Bogen gedruckt. Durch die Skizzen a bis k sind die Formen des Vordrucks ver anschaulicht, wie sie nacheinander aus der Grundform a geändert werden. Druck der Einer-Stellen: 1. Form. 10 Abzüge. 2. Form. 10 Abzüge. 0 | 0 0 1 0 | 0 1 1 1 1 1 1 1 b a 0 1 0 0 | 0 o 1 1 1 1 1 1 1 3. Form. 10 Abzüge. 4. Form. 10 Abzüge. c 2 | 2 | 2 | 2 2 0m 3 | 3 | 3 3 d 2 j 2 | 2 2 2 3 3 3 3 5. Form. 10 Abzüge. 6. Form. 10 Abzüge. e 4 | 4 | 4 4 4 5 5 | 5 | 5 5 f 4 4 4 | 4 4 5 5 | 5 5 5 7. Form. 10 Abzüge. 8. Form. 10 Abzüge. 9 6 I 6 6 | 6 6 7 7 7 | 7 | 7 7 h 6 6 | 6 | 6 6 7 | 7 | 7 7 9. Form. 10 Abzüge. 10. Form. 10 Abzüge. i 8 | 8 | 8 | 8 8 9 9 | 9 | 9 9 k 8 | 8 | 8 | 8 8 9 9 | 9 | 9 9 Diese 100 Abzüge liefern die Einer-Stellen für sämmtliche Ziffern. Die Bogen werden nun so geordnet, dass in einer Reihe erst 10 Bogen a, dann 10 Bogen b, 10 Bogen c, — bis 10 Bogen k liegen. Nun nimmt man, wie beim »Kollationiren« eines Druckwerkes aus Stössen von Einzelbogen, von jedem der 10 Häufchen je einen Bogen ab; erst einen Bogen a, dann einen Bogen b, dann einen Bogen c und so fort bis k. Man erhält so eine Lage, in welcher je ein Bogen a bis k in richtiger Reihenfolge enthalten ist. Diese Lage legt man ab und fährt mit dem Sammeln von je 10 Bogen fort, bis wiederum 10 Häufchen entstanden sind, deren jedes somit 10 Bogen mit den Einer-Ziffern 0—9 enthält. Je eines dieser Häufchen bildet nun eine Auflage für den jetzt beginnenden Druck der Zehner-Gruppe. Von dem ersten Häufchen, welches nur die Einer-Ziffern von 1—9 bieten soll, wird der Null-Bogen abgenommen und zurückgelegt. Er wird später mit dem Vordruck »Nr. 10« versehen und jede Null dadurch in »Nr. 100« verwandelt. Die übrigen 9 Bogen des ersten Häufchens werden nun mit der 1. Form der 2. Gruppe bedruckt. Dieselbe hat folgendes Aussehen: I A? Ä» | Jg | Ai ~TJV i \ M M | Ai | Ai | Ai | und die fertigen Abdrücke zeigen die Vereinigung der ersten Form der zweiten Gruppe mit sämmtlichen Formen der ersten Gruppe (äusser 0); z. B.: Ar 22 Ar 2 Ar 2 | Ar 2 Ar 2N2 Ar 2 Ar 2 | Ar 2 und so fort bis Nr. 9. Die zweite Form der Zehner-Gruppe, welche jetzt aus der ersten geändert wird, sieht so aus: rjyT~| Ai 1 j Ai 1 Ai 1 -V 1 L N1 L 1 1 Ai 1 N 1 | Mit dieser Form wird das zweite Einer-Häufchen bedruckt, und zwar so, dass »Nr. 1« unmittelbar vor die bereits vorhandene Zahl zu stehen kommt; z. B.: N 11 JW 1L Aä 11 > V 11 Ai 11 Ai 12 | Ai 12 | Ai 12 | Ai 12 ; Ai 12 । Ai 11 | "Ai 11 | Ai 11 ; N Ai 11 | Ai 12 M 12 | Ai 12 | Xs 12 | Ai 12 | und so fort: Nr. 13, Nr. 14, Nr. 15, Nr. 16, Nr. 17, Nr. 18, Nr. 19. Dann kommt statt der Zehner-Ziffer 1 die Zehner-Ziffer 2 an die Reihe: I 2 I Ai 2 | Ai 2 | Ai 2 Ai 2 | Ai 2 | Ai 2 \M2 | Ai 2 Ai 2 |. und das dritte Häufchen, welchem diese Form aufgedruckt wird, liefert die Zwanziger-Ziffern. So geht es weiter, bis Nr. 9 an die Reihe kommt und endlich Nr. 10 vor die erste Form (a) der Einer- Gruppe gedruckt wird. Ihre richtige Stellung erhalten die Ziffern nur durch Ausschliessen. Die Anlage am Cylinder bleibt unverändert. (Schluss zu Nr. 2.) Fast zur selben Zeit, als das Wetter’sche Nummernwerk be kannt wurde, konstruirte der Mechaniker H. Karig in Wien, theils nach eigenen Erfahrungen, theils nach Angaben, die vom k. k. Ober faktor S. Nagy und mir gemacht wurden, ein ähnliches selbstthätiges Fig. 8. Das selbstthätige Nummernwerk von H. Karig in Wien. Nummern werk, Fig. 8, welches in der k. k. Staatsdruckerei vielfach erprobt wurde und sich für Serien- und Einzel-Numerirung vor züglich bewährte. Die geringste zulässige Grösse für die Maschine bei verhält- nissmässig grossen, deutlichen Ziffern ist 24X36 mm ohne den pris matischen Kern, welcher um die Hälfte schwächer als auf der Ab bildung ersichtlich ist, gemacht werden könnte. Die Ziffernräder sammt dem Nr.-Zeichen, Komma und Punkt oder Stern, sind in einem soliden Messingblock eingebettet, und hier erfolgt der Vorschub nicht durch Druck auf das Nr.-Zeichen oder die blinde Platte, sondern unabhängig von der Druckform, auf den aussenstehenden prismatischen Kern. Dieser besorgt, entgegen dem Wetter’schen Apparate, nicht beim Aufsteigen, sondern beim Niederdrücken die Aenderung; infolgedessen ist die Anwendung einer schwächeren Feder gestattet. Dieses Nummernwerk arbeitet vollständig selbstthätig. Zur Vollziehung der Ziffernänderungen ist keine andere Vorrichtung nöthig, als die Anordnung einer mässig starken Spindel mit excentrischen Scheiben zwischen Druckcylinder und Auftragwalzen. Fig. 9 zeigt einen schematischen Durchschnitt des Nummern werkes sammt der Spindel mit den excentrischen Scheiben, und zwar ist a das Nummernwerk, b die excentrische Scheibe in’ der Hoch stellung, b1 die excentrische Scheibe in der Tiefstellung, c die durch gehende Spindel. Die excentrischen Scheiben drücken in der Tief stellung auf die prismatischen Kerne der Nummernwerke ('[und be sorgen den Ziffer-Vorschub. Dies wird in noch genauerer Weise durch die beiden Illustrationen Fig. 10 und Fig. 11 dargestellt, von denen Fig. 10 die excentrische Scheibe in Tiefstellung, beziehungs weise in Thätigkeit zeigt. Bei Fig. 11 sind die excentrischen Scheiben hochgestellt; es können daher gleiche Ziffern gedruckt werden.