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662 PAPIER-ZEITUNG. No. 26. sonders die Stuttgarter Handlungen: Thienemann’s Verlag (für .Jugend schriften), Löwe-Effenberger und Jul. Weise (für Bilderbücher, Bücher- Attrappen usw.) den ersten Platz. Zu ihnen gesellen sich Flemming in Glogau (für Mädchenliteratur: Herzblättchens Zeitvertreib, Töchter- Album, überhaupt die Schriften von Thekla v. Gumpert und Ottilie Wildermuth), Schmidt & Spring in Stuttgart (Franz Hoffmann’s Jugend- Schriften« und ».Jugendbibliothek«; Clara Cron’s Erzählungen für Mädchen reiferen Alters), ferner die Leipziger Verleger von Jugend schriften und Geschenkliteratur: Otto Spamer, Velhagen & Kiasing, Hirt & Sohn (die Jugend Schriften von Oskar Höcker und S. Wöris- höffer für Knaben — die Helm'sehen Erzählungen für Backfisch chen«); W. Spemann (jetzt »Union«), Stuttgart, mit seinen »Universum-- Bänden und seinen gut geleiteten Kinderzeitschriften: »Der gute Kamerad« für Knaben und »Das Kränzchen für Mädchen. Gern gekauft werden auch Werke patriotischer Richtung, Geschichts- und Lebensbilder, wie: Wilhelm I.«, Königin Luise«; »Aus Kaiser Wilhelms Jugendzeit«; »Friedrich III.; Fürst Bismarck : Feldmarschall Graf Moltke«. Einen besonderen Zweig der Geschenkliteratur nehmen die Werke frommer Richtung ein. Hier sind die wichtigeren Verleger: Greiner & Pfeiffer, Stuttgart (Gerok, Palmblätter«; Hammer, »Leben und Heimath in Gott«; die Werke von Jul. Sturm, von Konr. v. Bolanden usw.; Bern, »Himmelan«); Baldamus - Leipzig, Kaufmann i. Lahr, Heinsius Bremen (Spitta, »Psalter und Harfe«); neuerdings die bei Velhagen & Kiasing erschienenen Drummond’schen Schriften (»Das Beste in der Welt«, »Pax vobiscume), des sächsischen Obersten v. Egidy »Ernste Gedanken« (Otto Wigand, Leipzig) und andere. Hiermit dürfte ich so ziemlich alles genannt haben, worauf der »Kleinbuchhändler« sein Auge zu richten haben würde. Selbst verständlich kann er sich von den genannten Werken nur auf seine Auswahl beschränken; denn wollte er alles, was ich genannt habe, anschaffen, so würde er schon aus dem Rahmen des Kleinbuchhändlers herausgetreten und zum »wirklichen Sortimenter geworden sein. So lange ihm die Praxis nicht gewisse Hilfen für seinen Bedarf an die Hand gegeben hat, solange wird sich, wie schon eingangs gesagt, eine vorsichtige Hantirung für ihn empfehlen. Ein ganz ausgezeichnetes Hilfsmittel für jeden mit dem Buch handel in Verbindung getretenen Kleinbuchhändler zur Vertheilung an die Kunden, zur Versendung an die Lehrer und Pfarrer, wie über haupt an alles bücherkaufende Publikum im Orte, ist das von F. Volckmar in Leipzig, der gleichen Handlung, welche den schon eingangs erwähnten vorzüglich bearbeiteten Baarsortimentskatalog für Buchhändler herausgiebt, zusammengestellte »Verzeichniss einer Aus wahl vorzüglicher Bücher, Atlanten und Musikalien, welche in den neuesten Auflagen solid und elegant gebunden zu beziehen sind durch« soweit geht der allgemein vorgedruckte Titel; — hinter »zu beziehen sind durch« druckt der Volckmar’sche Ver lag schon bei Bezug von nur 100 solcher Verzeichnisse die jewei lige Platz-Firma des betreffenden Beziehers. Damit kann man immer einen sehr hübschen Erfolg erzielen, und besonders zur Oster- und Weihnachtszeit sollte es keiner »unserer Leute« unterlassen, mit dem Bezüge von etwa hundert bis dreihundert Stück solcher Verzeichnisse den Versuch zur Heranziehung einer Bücher - Kaufkundschaft zu machen. Je hundert solcher Verzeichnisse kosten, einschliesslich des Aufdrucks der Platz-Firma, 5 M. Das »Verzeichniss« zählt 124 Seiten, ist auf hübsches, gelblich getontes Papier gedruckt, sehr sauber aus gestattet und ganz vorzüglich zusammengestellt. Es umfasst folgende 28 Gruppen (die in Klammern gestellten Ziffern bezeichnen die Seiten, von wo bis wo die einzelnen Gruppen reichen): Gesammt-Werke (1), Gedichte (8), dramatische Schriften (IG), Anthologieen (18), Erzählungen und Romane (21), Jugendschriften: a) für das erste Kindesalter (3G), b) für das Alter von 5 bis 7 Jahren (36), c) für das Alter von 8 bis 12 Jahren (3.7), d) Schriften für die reifere männliche Jugend (40), e) Schriften für die reifere weib liche Jugend (43), Erbauungsschriften (45), Predigten, Theologie, Bibeln, Philosophie (49), Bildungsschriften für das weibliche Ge schlecht (52), Geschichte, Mythologie (53), Biographieen (58), Lite ratur- und Kulturgeschichte (62), Kunst und Kunstgeschichte (64), Musikliteratur (67), Erdbeschreibung, Reisen (68), Reisehandbücher (70), Atlanten (74), Naturwissenschaften, Mathematik und Technologie (76), Handelswissenschaft, Konversationsbücher und Grammatiken (79), Reichsgesetze (84), Encyklopädieen, Fremdwörterbücher, Wörterbücher (85), Prachtwerke, Illustrationen (91), Haus- und Landwirthschaft, Gartenbau, Kochbücher (98), Gesundheitslehre (100), Humoristisches (101), Vermischtes (102), Fremde Litteratur: a) Englische Litteratur (106), b) Französische Litteratur (109), Musikalien (111). Zwei Ergänzungen dieses Verzeichnisses, welche hauptsächlich Werke rein wissenschaftlichen Charakters aus den Gebieten der Ge schichte, Mythologie, Naturwissenschaften, Theologie, Rechts- und Staatswissenschaft,, Volkswirthschaftslehre, Medizin und Pharmazie, Philologie und griechische und lateinische Schriftsteller, Pädagogik usw. enthält, liefert die Volckmar’sche Handlung auf Verlangen unter dem Titel »Verzeichniss wissenschaftlicher Handbücher« unentgeltlich. Ausserdem ist noch ein Verzeichniss einer Auswahl von Schul büchern« erschienen, welches besonders für Orte, an denen mehrere Schulen vorhanden sind, von ausgezeichneter Verwendbarkeit ist. Auf einen besonderen Vortheil beim Bücherbezug gegen baar möge zum Schlüsse dieses Artikels noch hingewiesen sein. Es hat sich seit Jahren im Buchhandel eingebürgert, auf den Bezug von Partieen ein Freiexemplar als Prämie für die besondere Verwendung, die der Sortimenter dem betreffenden Buchartikel entgegenbringt bz. entgegen gebracht hat, zu gewähren. Hierdurch stellt sich der Gewinn am Verkaufe natürlicherweise ganz bedeutend günstiger. Wer z. B. von einem gangbaren Werke, nennen wir die billige Ausgabe von Wallace Ben Hur« (in der Heichen’schen Verdeutschung bei Otto Hendel in Halle) 1 Exemplar zu 1 M. 75 Pf. allein bezieht, zahlt dafür 1 Mark 20 Pf. an den Verleger und hat durch den Verkauf also einen Nutzen von 331/3 pCt. (=55 Pf.). Meint er, sechs Käufer für ein solches Werk zu finden, und bezieht er in dieser Annahme 6 Exemplare, so liefert der Verleger ein siebentes Exemplar unberechnet (die buch händlerische Ausdrucksweise hierfür ist /6 oder 7 für 6), und das Exemplar stellt sich nunmehr auf nur 1 M. 7 Pf., der Gewinn an den für 7 M. 50 Pf. bezogenen 7/ Exemplaren des Buches (12 M. 25 Pf. Einnahme ab 7 M. 50 Pf. Ausgabe) auf 4 M. 75 Pf. Aus dem that- sächlich sehr hohen Rabatt, welcher für Bücher gewährt wird, er klärt sich die Möglichkeit, dass man dieselben so oft mit 10 pCt. und noch mehr Rabatt vom Ladenpreise seitens der Wiederverkäufer direkt an das Publikum angeboten findet; es bleibt ja trotzdem noch ein ganz erklecklicher Verdienst, und der Verlust, welchen ein Nach lass von 10 pCt. schafft, lässt sich durch einen auf solche Weise erzielten rascheren Umsatz in den meisten Fällen bald ausgleichen. □ Typographischer Farbendruck. Typographischer Farbendruck findet neuerdings bei illustrirten Zeitschriften vielfache Anwendung. Nach dem bahnbrechenden Vor gänge des vortrefflichen französischen Blattes »Paris illustr« pflegen auch mehrere deutsche Zeitschriften diesen jungen und vielver sprechenden Zweig der graphischen Kunsttechnik, darunter besonders die vornehme Berliner Zeitschrift »Moderne Kunst«. Mit Bezug auf die Auffassung der Aufgaben typographischen Farbendrucks ist zwischen den französischen und deutschen Arbeiten ein merkbarer Unterschied vorhanden. Paris illustre giebt meist vollständige Nachbildungen farbiger Gemälde in tiefen, satten Farben und verwendet als Technik ausschliesslich autotypische Zinkätzung, während »Moderne Kunst« nebst einigen andern deutschen Unter nehmungen sich mehr auf Farben-Andeutung beschränkt, bei viel farbigen Arbeiten sich nicht an das Oelbild, sondern an das Aquarell anlehnt und die Platten zum Farbendruck meist in Holzschnitt aus führen lässt. Beide Wege können zu befriedigenden Ergebnissen führen. Der erstgenannte bietet aber erheblich mehr Hindernisse, welche besonders in den bekannten Schwierigkeiten, feinkörnige Platten beim typographischen Uebereinanderdruck rein zu halten, begründet sind. Der letztgenannte Weg bietet eher Aussicht auf Gelingen, da die gegenwärtig verfügbaren Mittel zur Lösung der niedriger ge stellten Aufgabe vollkommen ausreichen. Abgesehen von der einfachsten Art der Farbenstellung: der ver schiedenen Behandlung von Vordergrund und Hintergrund, oder dem Einfügen einer blau gedruckten »Himmelsplatte« in die braun oder grün gehaltene Landschaft empfiehlt sich als jederzeit erreichbare Ausführungsart die Behandlung des Bildes als getuschte Zeichnung. Unsre grossen Zinkätzanstalten wissen, dass sie auf diesem Wege viel eher zu befriedigender Wirkung gelangen als durch Nach ahmung der Chromolithographie unter Anwendung von Deckfarben, und empfehlen denselben demgemäss ihren Auftraggebern. Die Kunst anstalt von Angerer & Göschl in Wien z. B. hat auf diesem Gebiet schon bedeutsame Erfolge erzielt. Der Leiter dieser Anstalt, Herr Carl Angerer, der wiederholt mit belehrenden technischen Aufsätzen vor die Oeffentlichkeit getreten ist, bemüht sich in der neuesten Aus gabe von Eder’s Jahrbuch, die Anforderungen klar zu machen, welche man an typographischen Farbendruck stellen darf. Er knüpft an die vielfach gestellte Aufgabe an, ein Halbtonbild in Farben zu stellen, indem man über oder unter eine schwarz oder braun gedruckte Zeichnung verschiedene Farben vertheilt, empfiehlt dabei die Heran ziehung der lithographischen Technik als Vermittlerin und beschreibt das in seiner Anstalt bei Herstellung typographischer Farbendrucke bewährte Verfahren wie folgt: Die Stelle der schwarzen Zeichnung vertritt in unserm Falle eine orthochromatische Aufnahme, als Autotypie schwarz gedruckt. Das Kolorit wird in möglichst wenigen Platten in 4 bis 5 Farben-