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632 PAPIER-ZEITUNG. No. 25. wurde ein Eisenblech derart getaucht, dass das obere Viertel aus der Flüssigkeit herausragte und zur Befestigung diente. In dieser Lage blieb das Blech längere Zeit in der Flüssigkeit hängen. Sehr bald machte sich der charakteristische Geruch bemerkbar, der stets eintritt, wenn gewöhnliches Eisen von Säuren gelöst wird. Als nach einigen Monaten das Blech aus der Flüssigkeit herausgenommen wurde, war es längs der Linie, die durch die Oberfläche der Flüssigkeit ge bildet worden war, so stark zerfressen, dass es zerbrach. Der untere Theil, welcher in der Flüssigkeit gewesen war, zeigte sich gleichmässig dünner, als vor dem Versuche, wenn auch nicht sehr bedeutend. Auf dem oberen Theile hatte sich, nach oben hin abschwächend, eine dicke braune Kruste angesetzt. Dieser Versuch beweist, dass reiner Galläpfelextrakt bei Gegenwart von Luft das Eisen sehr stark an greift, und dass, da die Stahlfeder ja beim Gebrauche fortwährend von Luft umgeben ist, das Weichwerden derselben nicht genügt, um als Beweis für zu grossen Säuregehalt der Tinte ohne weiteres dienen zu können. Andere Metalle, z. B. Zinn und Nickel, zeigten unter gleichen Umständen bedeutend grössere Widerstandsfähigkeit als Eisen. Diese Ergebnisse stimmen durchaus mit unserer Erfahrung überein, dass eine Eisengallustinte die Feder sehr stark angreifen kann, ohne doch zu viel freie Säure zu enthalten. Letzteres kann auch dann nicht der Fall sein, wenn die Schriftzüge dieser Tinte eben so schnell und intensiv nachdunkeln und dabei gleich wider standsfähig gegenüber Wasser und Alkohol werden wie diejenigen einer Tinte mit bekanntem geringem Säuregehalte und starkem Nach- dunkelungsvermögen, wie z. B. des von uns gegebenen »Typus für Eisengallustinten«. Die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Stahlfedersorten gegenüber anerkannt guten Tinten ist sehr verschieden. Leider liegen hierüber noch keine genauen vergleichenden Untersuchungen vor: es muss daher vorderhand jedem Einzelnen überlassen bleiben, diejenige Sorte zu wählen, welche nicht nur die ihm angenehmste Schreibfähigkeit besitzt, sondern die sich auch der von ihm benutzten Tinte gegenüber am besten bewährt. Häufig hört man auch Klagen darüber, dass gewisse Tinten auf den Stahlfedern einen kupferrothen Ueberzug hervorbringen. Sobald hierdurch nicht eine Verschlechterung der Schreibfähigkeit bedingt wird, liegt kein Grund vor, eine derartige Tinte deshalb zu tadeln. Im Gegentheil wird die Stahlfeder durch diesen Ueberzug von Kupfer häufig widerstandsfähiger werden, weil Kupfer von sauer reagiren- den Flüssigkeiten im allgemeinen weniger angegriffen wird als Eisen. Dass man die Feder nicht in der Tinte stecken lassen darf, dass man jeden fremden Körper (Insekten u. dgl.), der in die Tinte gefallen ist, sofort daraus zu entfernen hat, dass man die Tinte vor zu niedriger Temperatur, namentlich vor Frost, und auch vor zu grosser Wärme (am Ofen) schützen soll, sind Erfordernisse, deren Berechtigung zwar Jedermann sofort einleuchten wird, die aber im täglichen Leben nur zu häufig übersehen werden. Auf die Bedeutung der Haltbarkeit im Glase haben wir gelegent lich der Besprechung der Gallus - Kopirtinten schon hingewiesen. Natürlich werden gute Tinten, die sich längere Zeit im Glase unver ändert erhalten, ohne Ausscheidungen zu zeigen, bei andauerndem Verweilen in dem zeitweise offenstehenden Gefässe infolge Verdunstung des Wassers eindicken und dann mangelhafte Leichtflüssigkeit, auch wohl Klebrigkeit der Schriftzüge zeigen. In der für die meisten Schreibstuben charakteristischen trockenen und warmen Luft vollzieht sich bei Anwendung der beliebten flachen und weithalsigen Tinten fässer diese Eindickung natürlich besonders schnell. Dass unter solchen Verhältnissen in nicht zu langer Zeit eine Tinte doppelt so konzentrirt werden kann, als sie im frischen Zustande war, darf nicht Wunder nehmen. Hat dadurch die Schreibtinte die Konsistenz einer starken Kopirtinte erlangt, so kann sie selbstverständlich nicht mehr zur Buchtinte taugen. Wie mancher Schreiber giesst dann gedanken los zu diesem eingedickten Reste frische Tinte und wundert sich darüber, dass das Dickerwerden der Mischung (die demnach von vornherein schon wesentlich dicker sein muss als die reine Schreib tinte) nun noch schneller vor sich geht als vorher. Anstatt der frischen Tinte sollte man die entsprechende Menge reinen Wassers zugeben, um den früheren Grad der Verdünnung wieder herzu stellen, — jedoch unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die Abnahme der Flüssigkeitsmenge nicht nur von der Verdunstung des Wassers, sondern auch von dem Verschreiben der Tinte herrührt, dass man also die Tinte zu stark verdünnen würde, wollte man sie mit Wasser wieder ganz bis zur früheren Flächenhöhe auffüllen. Gute Tinte soll an der Oberfläche keine hautartigen Ausschei dungen absondern und nie Schimmel bilden. Diese Haltbarkeit wird man aber nur dann von ihr erwarten können, wenn man jedwede Verunreinigung fernhält. Man bedenke, dass die Tinte eine gegen jegliche Einwirkung verhältnissmässig empfindliche Flüssigkeit ist, die nach dem Eintrocknen auf dem Papiere andere Eigenschaften haben soll, als im Tintenglase! Letzteres gilt in erster Linie für die Gallus- und Blauholztinten, und daher erfordern diese ganz besonders sach gemässe Behandlung. Dieselbe Veränderung, welche diese beim Ein trocknen auf dem Papiere erfahren, wird sich, wenn auch entsprechend langsamer, vollziehen, wenn sie im offenen oder nur leichtbedeckten Tintenglase dem Einflüsse der Luft längere Zeit preisgegeben werden. Daher die Forderung möglichster Hemmung des Luftzutritts. Äusser durch Luft wird aber vorzeitige Zersetzung, besonders Schimmel bildung, durch Staub und organische Körper (Fliegen) hervorgerufen. Ersterer enthält zahllose Pilzsporen und andere Mikroorganismen, für welche die Tinte eine sehr gute Nährflüssigkeit bildet. In den Stahl federn ist die Tinte diesen Einflüssen natürlich erst recht ausgesetzt, daher unreine Federn allein schon Zersetzung hervorrufen können. Die Vergiftungserscheinungen, welche sich häufig infolge Ver letzung mit gebrauchten Stahlfedern einstellen, sind auch nicht auf die vermeintliche Giftigkeit der Tinte an und für sich, sondern auf irgendwelche Unreinlichkeit zurückzuführen. Kann man sich schon beim Ritzen mit verrosteten oder beschmutzten Nägeln und anderen Metallgegenständen Blutvergiftung zuziehen, so ist das natürlich auch durch Stahlfedern möglich, zumal wenn man die Wunde zunächst nicht beachtet, sondern sie vernachlässigt, sodass allerlei Schmutz hineingelangt — wie dies ja fast stets geschieht. Erst vor kurzem durchlief die Zeitungen ein Artikel des Dr. Kronacher: »Kleine Wunden, ihre Gefahren und deren Verhütung«, in welchem dieser ausführlich die Gefahren besprach, die durch »einen Nadelstich, oder eine Schnitt- und Risswunde mittels eines Messers, Nagels oder Holz splitters« entstehen können: »Eine Wunde, so winzig, dass man sie kaum der Beachtung werth hielt, hat gerade infolge jener Unacht samkeit oder richtiger gesagt Leichtfertigkeit der Verwundeten schon manches blühende Menschenleben vernichtet.« Geschah die Ver letzung aber durch eine mit Tinte gefüllte Feder, so wurde natürlich ohne weiteres Nachdenken die Schuld für die Blutvergiftung auf die vermeintliche Giftigkeit der Tinte geschoben. Verschimmelte oder sonst in Zersetzung begriffene Tinte kann allerdings die direkte Ur sache sein, frische aber, soweit unsere Kenntniss des Artikels reicht, wohl nie. Auch aus diesem Grunde sollte man Tinten, welche zum Schimmeln u. dgl. neigen, verwerfen, da dies gewöhnlich eine Folge unzureichenden Gehaltes an antiseptisch wirkenden Substanzen ist. (Näheres über die behauptete »Giftigkeit der Tinten« siehe in Nr. 24, Seite 607.) Loschwitz bei Dresden. Chemische Fabrik von Aug. Leonhardi. Waldzerstörung durch Nonnenraupen. Unsere Leser werden sich erinnern, dass im vorigen Jahr grosse von der Nonnenraupe zerstörte Waldstrecken des Ebersberger Parks in Bayern abgeholzt wurden. Die Eier der Nonnenraupe sind, wie ein tüchtiger Fachmann schreibt, ganz gesund durch den harten Winter gekommen und finden sich allenthalben in ungeheuren Massen. Wenn nicht ein nasskalter Mai Rettung bringt, sieht man den grössten Zerstörungen entgegen, obwohl der bayrische Landtag 1 400 000 M. zur Vertilgung des Insekts bewilligt hat. Die württembergische Forstverwaltung glaubte die von der Nonnenraupe kahlgefressenen Bäume wieder begrünen zu können, hat aber eingesehen, dass dies nicht geht, und muss das Holz jetzt schleunigst schlagen lassen. Universal - Patent - Armstützer „Ajax” D. R.-P. 51752. Der Ajax bietet der Schreibhand die am Ende der Seite fehlende, aber unentbehrliche sichere Auflage' 50316] Kein Festschrauben. Preis pro Stück 6 Mark. Auf diesen praktischen und gangbaren Contor-Artikel mache ich besonders Exporteure und Grossisten aufmerksam' Louis Leitz, Stuttgart. Biblorhaptes und Registratoren-Fabrik.