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No. 25. PAPIER-ZEITUNG. 631 Zur Erreichung dieses Zieles werden in verschiedenen Fabriken zwei Mittel angewendet: Erstens: Da der Zellstoff stets kalkhaltig ist, d. h. da sich immer Calciummonosulfit darauf niedergeschlagen hat, so setzt man einfach Salzsäure, wenn dieselbe leicht und billig zu beschaffen ist, zu. Man erzielt dadurch auch eine höhere Weisse des Stoffes, indem dessen etwas ins Graue gehender Ton infolge der bleichenden Wirkung der aus dem schwefligsauren Kalk durch Zusatz der Salz säure sich entwickelnden schwefligen Säure aufgehoben wird. Letztere wird von ihren organischen und Kalkverbindungen, in welchen sie sich in dem Zellstoff und den in ihm zurückgebliebenen Ablaugenresten befindet, frei gemacht, und das den Stoff führende Waschwasser besitzt infolgedessen den dazu nöthigen Gehalt an schwefliger Säure. In einer norddeutschen Fabrik wurde bei einer Schicht- erzeugung von 120—140 Ctr. nass in 12 Stunden ein Ballon käuf licher roher Salzsäure gebraucht. Ich glaube jedoch, dass man bedeutend weniger brauchen würde, wenn man die Salzsäure nicht im konzen- trirten Zustande von Zeit zu Zeit in grossen Mengen beim Eintritt des Stoffes in das Wasser einfach hineingösse, wobei dann die stark saure Lösung auf einmal in der Wäsche abwärts fliesst, sondern dass es vielmehr besser wäre, die vorher vielleicht auf das Doppelte oder Dreifache verdünnte Säure aus einem höher stehenden Gefäss- (von Steingut z. B.) durch ein enges Bleirohr in einem feinen Strahle langsam nach und nach, aber fortwährend, zufliessen zu lassen, so dass die ganze Menge des Waschwassers stets mit Säure in Be rührung kommt. Zweitens: Man setzt noch einfacher unmittelbar etwas von der Sulfitlauge zu und erreicht dadurch beide Zwecke: bessere Weisse des Stoffes und Vernichtung der Algenwucherungen. Auch hier wird es gut sein, für gleichmässige Vertheilung der Lauge im Waschwasser Sorge zu tragen. Die Menge des Zusatzes richtet sich natürlich ganz nach der chemischen Beschaffenheit des verwendeten Wassers und auch danach, ob, wie dies liier und da wegen Wasser mangels gebräuchlich ist, dasselbe Wasser durch Zurückleiten mittels Kommunikationsgefässen und -Binnen in der Wäsche einer mehr maligen Benutzung zugeführt wird oder nicht. Solche Wiederanwen dung ist wegen der dadurch bedingten Anhäufung der organischen Stoffe im Wasser für die Algenbildung besonders günstig, und in diesem Falle ist daher Reinlichkeit doppelt geboten. Von der chemischen Beschaffenheit des Wassers ist die Menge der zuzusetzenden Sulfitlauge aus dem Grunde abhängig, weil alles Wasser mehr oder weniger lüft-, d. h. also sauerstoffhaltig ist, und weil dieser Sauerstoffgehalt oxydirend auf die schweflige Säure wirkt. Bei stark lufthaltigem Wasser wird man folglich mehr davon brauchen, als bei solchem, welches weniger Luft mit sich führt. Auch der Eisengehalt (meist in Form von doppeltkohlensaurem Eisenoxydul, nur in Industriegegenden als schwefelsaures Eisenoxydul vorhanden), ist von Wichtigkeit, denn das doppeltkohlensaure Eisen bindet die schweflige Säure zu schwefligsaurem Eisen, und dieses oxydirt sich leicht und rasch zu Eisenvitriol. Enthält das Wasser vor seinem Gebrauch in der Fabrik orga nische Stoffe, was wohl verhältnissmässig selten der Fall sein wird, so hat man auch diese in Betracht zu ziehen und müsste, falls im Wasser schwimmende organische Verunreinigungen vorhanden sind, zur Filtration durch ein Kies- oder Sandfilter schreiten, um reines Wasser für die Wäsche zu erhalten. In allen angegebenen Fällen wird die Menge der schwefligen Säure, welche durch die bereits vorhandenen Bestandtheile in An spruch genommen wird, sehr gering sein, und man hat nur danach zu trachten, einen zwar geringen, aber doch merkbaren üebersehuss an schwefliger Säure im Waschwasser festzuhalten. Gelegentlich einer über diesen Gegenstand gepflogenen Be sprechungwurde der für die Hintanhaltung der Algenwucherung nöthige Minimalgehalt an schwefliger Säure mit 0,00064 pCt. angegeben. Da ich nun bei einer mit dem Abwasser der Wäsche angestellten chemischen Untersuchung 0,05688 pCt. SO2, und im Bachwasser, nachdem die Wäscheabwässer hineingeflossen waren, noch immer 0,00016 pCt. SO2 nachweisen konnte, so würde ich obigen Minimal gehalt doch als etwas zu niedrig gegriffen betrachten. Ich glaube, dass ein solcher von etwa 0,005 pCt. SO 2 (d. h. also 100 ccm Ab wasser = 1,5 ccm Zehntel - Normal - Jodlösung) allen Anforderungen entsprechen würde. Eingehender chemischer Analysen bedarf es jedoch zu diesem Zwecke keineswegs. Eine einfache Prüfung, ob blaues Lackmus- Papier sich röthet, wird genügen. Man kann zur Prüfung auch das bekannte Reagenspapier auf schweflige Säure benutzen, welches man sich dadurch erzeugt, dass man gewöhnliches Filtrirpapier mit einer Lösung von 2 g Stärke und 0,2 g jodsaurem Kali in 100 ccm Wasser tränkt. Dieses Papier wird schon bei Spuren von schwefliger Säure blau und bei grösseren Mengen nachträglich wieder weiss. Eine zu grosse Menge von Sulfitlauge oder von Salzsäure zu- zusetzen, ist nicht räthlich, da dadurch die Einrichtungen in der Wäsche, insbesondere das Langsieb, zu sehr leiden würden, und das letztere zu oft erneuert werden müsste. Um den mit Recht gefürchteten Algenschlamm dauernd aus der Fabrik zu bannen, ist endlich eine strenge, sorgfältige Beaufsichtigung und peinliche Reinlichkeit unbedingt nothwendig. Die Rinnen, Stoff- bütten und Kästen, besonders diejenigen von Holz, an welchen sich die Vegetationen so gern ansetzen, müssen wöchentlich mindestens einmal mit einem tüchtigen groben Besen oder einer scharfen Bürste gereinigt werden. Man kann zu diesen Waschungen im Anfang, so lange noch Schlamm vorhanden war, sogar starke Sulfitlauge benutzen. Bei solchergestalt geführtem Betriebe: gründlicher Reinlichkeit und einem ständigen schwachen Gehalt an freier schwefliger Säure wird der so lästige Gast bald auf Nimmerwiedersehen verschwinden. A. — Behandlung und Pflege der Tinten. Von Osw. Schluttig und Dr. G. S. Neumann. Geeignete Stoffe für Tintengefässe sind Glas, Porzellan oder gut glasirtes Steingut, nicht aber unglasirtes Steingut, Thon, Serpentin oder unedles Metall. Das Glas sei alkali-arm. Vielleicht ist ihm das Porzellan wegen seiner Undurchsichtigkeit und grösseren Wider standsfähigkeit vorzuziehen. Denn es ist mehr als wahrscheinlich, dass der vorläufige Farbstoff sehr vieler Tinten unter länger an dauernder Belichtung auch in der flüssigen Tinte leidet, nicht allein erst nach ihrem Eintrocknen auf dem Papier, und dass das Licht unter Umständen auch auf die übrigen Bestandtheile vieler Tinten auf die Dauer ungünstig wirken wird. Serpentin ist zu verwerfen, weil es nicht indifferent gegen die meisten Tinten bleibt und von saueren Flüssigkeiten, wenn auch langsam, angegriffen wird. Das Gleiche gilt für unedles Metall. Die Form der Tinten fässer sei derart, dass der Luftzutritt möglichst beschränkt, die der freien Luft ausgesetzte Oberfläche der Tinte daher möglichst klein sei. Es würde zu weit führen, hier die grosse Zahl der patentirten und nicht patentirten Formen von Tintenfässern, die im Handel zu finden sind, zu besprechen. Die komplizirteren leiden meistens an dem Uebelstande, dass sie ihre anfangs vortrefflichen Eigenschaften im Gebrauche bald mehr oder weniger einbüssen; unter den ein facheren verdienen die bekannten Trichter-Tintenfässer empfohlen zu werden. Nur darf die untere Oeffnung des Trichters nicht zu eng sein und dem Boden des Gefässes nicht zu nahe kommen; auch soll man nicht unterlassen, während des Nichtgebrauchs die Mündung des Tintenfasses mit einer passenden Glasglocke oder dgl. zu bedecken. Als Hauptgrundsatz gilt für die Pflege aller Tinten: Reinlichkeit und Luftabschluss. Dass man das Tintenglas vor Beschickung mit Tinte sorgfältig zu reinigen hat, ist selbstverständlich, ebenso — was aber leider noch oft geschieht — dass man niemals zwei verschiedene Tintensorten mit einander mengen darf. Denn deren chemische Zusammensetzung ist häufig so verschieden, dass sie sich beim Mischen gegenseitig völlig zersetzen müssen. Aus gleichem Grunde soll man auch nicht mit ein und derselben Feder nacheinander in zwei verschiedene Tinten tauchen, wie überhaupt die Reinhaltung der Feder ein Haupt erforderniss ist! Dass die Tinte in der Feder beim Eintrocknen einen Ansatz hinterlässt, liegt in der Natur der Sache. Der Ansatz wird um so stärker sein, je mehr feste Bestandtheile'die Tinte enthält. Daher werden die Kopirtinten mehr Ansatz erzeugen als die Schreibtinten, weil sie konzentrirter sind als diese. Ein Aus wischen der Feder nach dem Schreiben macht sich also bei den Kopirtinten in noch höherem Grade nöthig als bei den Schreibtinten. Nicht zu verwechseln mit dem Ansetzen in der Feder ist die Eigenschaft vieler Tinten, die Feder anzugreifen. In früheren Zeiten, wo man nur mit Gänsekielen schrieb, kam nur der erstere Missstand in Betracht, erst seit Einführung der Stahlfedern auch der letztere. Das Ansetzen in der Feder besteht darin, dass die festen Bestand theile der eingetrockneten Tinte sich auf ihr ablagern, das Angreifen darin, dass die flüssige Tinte Theile der Feder auflöst. Im letzteren Fall wird die Feder immer schwächer, sie wird »weich«. Die Theerfarbentinten sind die einzigen, welche die Stahlfedern fast nicht angreifen. Am meisten ist dies bei den Gallustinten der Fall, auch dann, wenn sie garkeine freie Mineralsäure enthalten. Vermag doch eine wässrige Lösung von Gallussäure direkt Eisen auf zulösen! Tannin zeigt diese Eigenschaft besonders bei Gegenwart von Luftsauerstoff. Dass man nicht berechtigt ist, eine Gallustinte kurzer Hand als zu »sauer« zu bezeichnen, weil sie die Stahlfeder angreift, zeigt folgender Versuch. In den wässrigen Auszug chinesischer Galläpfel, der frei von fremden Beimengungen, speziell Säuren, war,