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580 PAPIER-ZEITUNG. No. 23. hoben wird. Das Streben der Papiermacher muss vielmehr dahin gehen, die Papierbahn nur gerade so straff zu führen, dass Falten bildung verhindert wird, und sich dieselbe in Richtung des Maschinen laufes möglichst frei und unbehindert zusammenziehen kann. Dies ist nur möglich, wenn die einzelnen Antriebe unter einander stimmen, d. h. wenn sie so geregelt sind, dass jedem Theile soviel neue Papierbahn zugeführt wird, als erforderlich ist, dass das Papier ohne Faltenbildung sich weiterführen lässt. Das richtige Maass lässt sich dadurch leicht finden, dass die eingangs erwähnte Probe zu Beginn der Arbeit öfter vorgenommen wird, und nach der Verlängerung der Papierbahn die Züge regulirt werden. Hat man erst die niederst zu lässige Verlängerung ermittelt und hiernach die Züge regulirt, so wird man auch Papier von grösster Festigkeit und Dehnung erhalten. Neben der Regelung der Züge ist alles zu vermeiden, wodurch der Vorwärtsbewegung der Papierbahn Widerstand bereitet wird. Hierzu gehört das Mitnehmen der Papierleitwalzen. Diese Walzen haben zum Theil grösseren Durchmesser, zum Antrieb und zur Be- wegung wird grössere Reibung erfordert. Da diese Walzen früher nur durch die Papierbahn in Bewegung gebracht werden konnten, so entstand dadurch für dieselben ein Widerstand, der Anlass gab, dass eine Menge der feineren Fasern rissen, wodurch das Papier an Festig keit verlor. Dieser Missstand ist jetzt fast ganz beseitigt dadurch, dass die Papierleitwalzen eignen Antrieb erhalten, so dass die Papier bahn von denselben mitgenommen wird. Nur- dann kann von Einfluss der Dicke des Papiers auf dessen Festigkeit die Rede sein, wenn alle angegebenen Punkte bei der Arbeit berücksichtigt sind. Ist dies der Fall, und die Prüfungser gebnisse sprechen dafür, so würden weitere Veröffentlichungen immer hin von Interesse sein. M . . . Organische Säuren der Sulfitlaugen, von Dr. W. Buddens. Da es bisher nicht gelang, die in der Kocherablauge enthaltenen organischen Säuren rein abzuscheiden und zu identifiziren, unter nahm ich die folgenden Versuche, die, wenn auch indirekt, doch zur Genüge einiges Licht auf die in der Lauge befindlichen organischen Körper werfen. Sulfitlauge wurde mit Ammoniak neutralisirt, und durch Zusatz von kohlensaurem Ammon der Kalk ausgefällt. Die schwarzbraune Flüssigkeit wurde nach dem Filtriren eingedämpft, und der Rückstand der trocknen Destillation unterworfen. Die erhaltene, zur Destillation verwendete Masse enthielt 7,2 pCt. Ammoniak. Zuerst destillirten Wasserdämpfe mit einem gelblich gefärbten Oel, später entstand im Kühlrohr ein krystallinisches Sublimat; die entweichenden Gase wurden in einem Gasometer aufgefangen. Das in der Vorlage mit Wasser vermischte Oel besass einen äusserst widerlichen merkaptan- ähnlichen Geruch, der sich beim schwachen Erhitzen des Vorlagen inhaltes verlor. Offenbar gehört derselbe einer sich nur in Spuren vorfindenden organischen Schwefelverbindung an. Die Flüssigkeit wurde nun mit Wasserdampf destillirt, das Destillat mit Aether aus geschüttelt, und nach dem Trocknen wurde der Aether über Chlor calcium verdunstet. Es blieb ein etwas braun gefärbtes Oel zurück, welches fast vollständig bei 130 0 C. destillirte. Ein mit Salzsäure befeuchteter Fichtenspan wurde durch das Oel intensiv karminroth gefärbt; es Regt infolgedessen eine Pyrrol Verbindung, und zwar Pyrrol selbst vor. Die mit Wasserdampf destillirte, nun Vom Pyrrol befreite Flüssigkeit wurde nach Abfiltriren des sich ausscheidenden Pyrrol- roths, das durch Verharzen des Pyrrols entstanden war, eingedampft, und der hauptsächlich aus Ammoniumsulfit und Ammoniumsulfat be stehende Rückstand mit Aether ausgezogen, der Aether verdunstet und der Rückstand getrocknet. Es blieb eine zerfliessliche Masse zu rück, die in Alkohol, Wasser und Aether leicht löslich war und die Eigenschaft besass, selbst in Spuren mit Eisenchlorid eine grüne, durch Spuren eines Alkalis violett und zuletzt roth werdende Färbung zu geben. Man hat es in diesem Falle mit einer Orthodioxy-Ver- bindung zu thun, und zwar besteht die Masse aus Pyrokatechin oder Orthodioxybenzol. Die für die Orthodioxybenzolverbindungen charak teristische Reduzirbarkeit der Fehling’schen Lösung, die erwähnte Reaktion mit Eisenchlorid, sowie der für Pyrokatechin eigenthümliche Schmelzpunkt 104 °, der mit der sublimirten gereinigten Verbindung gefunden wurde, lassen keinen Zweifel darüber. Die im Gasometer aufgefangenen Gase waren mit blauer, nicht leuchtender Flamme brennbar und bestanden aus Kohlenoxyd, Wasserstoff, Methan und etwas Schwefelwasserstoff. Aus 400 g so destillirter Ammonsalze erhielt ich 180 g rückständige Kohle, 200 g Destillat und 30 Liter Gas. Was die Bildung des Pyrrols anbetrifft, so ist nicht anzunehmen, dass dieselbe ihren Ursprung in der Anwesenheit von Zucker- oder Schleimsäure, deren Ammonsalze bei der trocknen Destillation glatt Pyrrol bilden, hat. Die beiden Säuren, die bekanntlich durch Oxy dation der Kohlehydrate entstehen, können unmöglich in der ursprüng lichen Lauge vorhanden sein, da ja der Kochprozess des Holzes redu zirender Natur ist. Es bleibt dann nur noch übrig, die Bildung des Pyrrols in der Anwesenheit von Bernsteinsäure zu suchen, was in folge des Harzgehaltes des Holzes sehr wahrscheinlich ist. Bekannt lich entsteht aus bernsteinsaurem Ammon durch Wasser und Ammoniak abspaltung beim Erhitzen leicht Succinimid, welches beim Erhitzen für sich mit reduzirenden Mitteln glatt in Pyrrol übergeht. CH 2 —CO 0 NH, _ CH,—CO , CH— CO 0 NIL ~ CIL —CO Ht-ha O + mh Das in diesem Falle reduzirende Agens ist das in der Hitze sehr beständige Ammoniumsulfit: CHg—CO, c eCH=CHNI CH, - --CO NH -t 2 Am2 SOs = 2 Am2 SO T CH CH Nh (Succinimid) (Pyrol) welches sich infolge des Gehaltes der Lauge an schwefliger Säure in der Destillationsmasse vorfindet. Die Entstehung des Pyrokatechins hat ohne Zweifel ihren Ur sprung in der Anwesenheit der 1, 3, 4-Dioxybenzoesäure oder Proto katechusäure, welche beim Erhitzen für sich oder als Ammoniumsalz Pyrokatechin bildet: 0 H(») C G 11 3 0 H(4) = NH, + co, J. Cy H, 2 H() CO0H,(1) 3nOH(“). Protokatechusäure Pyrokatechin Aus diesem Vorkommen erklären sich auch die gerbenden Eigen schaften der Kocherablauge, obgleich keine Gerbsäuren darin ent halten sind, welche die charakteristische blauschwarze Färbung mit Eisenchlorid geben. Die Protokatechusäure bildet leicht durch Kon densation unter Wasseraustritt eine Di-Protokatechusäure, die eine Gerbsäure darstellt. Es scheint, dass in der ursprünglichen Lauge sich die Protokatechusäure als Di-Protokatechusäure vorfindet, da die erstere keine gerbenden Eigenschaften besitzt; durch Einwirkung von Ammon geht sie dann unter Wasseraufnahme, wie alle Gerbsäuren, in die einfache Säure über. Ich glaube nun, dass das Vorkommen der Protokatechusäure seinerseits seinen Ursprung in dem im Holze befindlichen Tannin besitzt, welches beim Kochprozess durch die schweflige Säure zu Di-Protokatechusäure reduzirt wird: P n COOH c „ COOH -6 112 (OH) -6 113 0 II 0 + 2H 2 SO» = 2IL SO, + 0 c H (OH g ) c n OH -6 112 COO H -6 113 COOII Di-Gallussäure Di-Proto- (Tannin) katechusäure Es wäre daher von Interesse zu erforschen, ob mit steigendem Tanningehalte im Holz auch die beim Kochprozess gebildete Menge Schwefelsäure steigt. Vielleicht ist gerade ein zu grosser Gehalt an Tannin bei einigen Hölzern der Grund der schwereren Aufschliessung durch schweflige Säure, da dieselbe zum grossen Theil durch die Einwirkung des Tannins unwirksam wird. Mit dem Vorkommen der Protokatechusäure im Zusammenhang steht jedenfalls das oft beobachtete Auftreten von Vanillin beim Kochprozess; man könnte sich denken, dass die Protokatechusäure zum geringen Theil weiter zu Protokatechualdehyd reduzirt wird, dessen Methyläther, das Vanillin, durch die Einwirkung des stets beim Kochprozess gebildeten Methyl alkohols entstanden ist. An eine technische Verwerthbarkeit, vielleicht die Darstellung von Vanillin, ist bei dem geringen Vorkommen noch nicht zu denken, vielleicht, dass bei Anwendung tanninreicherer Hölzer eine bessere Ausbeute erzielt würde. Nebenbei bemerkt, gelang es mir nicht, direkt in der Lauge die beiden Säuren, Bernsteinsäure und Proto katechusäure, nachzuweisen. Eine Abscheidung in Form eines ihrer Salze ergab stets unreine, schwer zu trennende Produkte. Nach dem Vorstehenden ist jedoch die Existenz der beiden Säuren zweifellos, oder doch sehr wahrscheinlich. Anm. d. Red. Die Inkrusten des Holzes werden vermuthlich den Extraktstoffen der Steinkohle einigermaassen ähnlich sein. Wie letztere bei verschiedenen Temperaturen ganz verschiedene Destillationser zeugnisse liefert, so wird man solche bei den Holzauszügen auch er halten. Es erscheint deshalb sehr gewagt, wenn der geschätzte Herr Verfasser aus den Destillations-Ergebnissen bei einer einzigen Temperatur bestimmte Schlüsse zieht. Rauchfreiheit, sowie Brennmaterial-Ersparniss v. 15—30%/ erzielt, durch f. pat. Feuerungs anlag. an allen Syst. v. Dampfkesseln, Retorten, Abdampföfen, Trockenanlagen etc. bei vortheilh. Verw. geringen Brennmat. u. bedeut. Schonung der Kessel- u. Retortenböden. Ref. erster Firmen. Prospekt r. Kostenanschlag frei. A. Kuthel, Ingenieur, Berlin N., Müllerstr. 165a-