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PAPIER-ZEITUNG. 579 Dasselbe lautete, dass sich durch Digeriren und Kochen mit Alkohol aus dem Zellstoff kein Anilin violett nachweisen lasse, und es nicht glaubt, dass der Zellstoff damit gefärbt sei Weiter, dass beim Benetzen mit schwacher Saure und einer Ferrocyankalium- oder Rhodankaliumlösung eine deutliche Eisenreaktion durch Blaufärben sichtbar werde, und dass es glaube, (bloss als Vermuthung) dass durch unachtsame Manipulation der Eisengehalt des Zellstoffs die violette Färbung verursache. Nun ist mir die Sache selbst nicht klar und wahrscheinlich den andern mit untersuchenden Herren auch nicht. Schliesslich habe ich nochmals die Zellstoff-Untersuchung in die Hand genommen und glaube heute noch immer an eine violette Färbung durch Anilinviolett: 1) Weil sich nach meinen Versuchen kleine Mengen der Farbe durch Kochen in Alkohol nicht ausziehen lassen. 2) Weil man Eisen fast in jedem Zellstoff nachweisen kann, und es sich auch in der von mir selbstgefärbten Zellstoffprobe nachweisen liess, wahrscheinlich infolge der Trocknung auf den Trockenzylindern der Papiermaschine. 3) Eine Eisenfärbung würde unter dem Einfluss von Chlorkalk wasser nicht sofort verschwinden, wohl aber eine Anilinfärbung. Das Muster B zeigt die starke sofortige Entfärbung durch Chlorkalkwasser bei 2, bei 1 ist die natürliche Zellstofffärbung belassen. 'Die Entfärbung wird besonders stark sichtbar, wenn man das Stück im Wasser gleich mässig benetzt. 4) Ich habe ein Stück des beanstandeten Zellstoffs (beiliegend Muster C) 3 Tage lang ans Sonnenlicht gehängt. Er zeigte sich fast ganz ent färbt, und ich halte die eingetretene stumpf-gelbe Farbe für die natür liche Farbe (ursprüngliche) des Zellstoffs. Nun würde aber, wenn die Violettfärbung von Eisen herrührte, diese Färbung am Sonnen licht nicht verschwinden, wohl aber die Anilinfärbung. Da ich glaube, dass man wirklich gefärbten Halbstoffen durch ganz energisches Zurückweisen ein für alle Mal die Möglichkeit benehmen muss, an den Markt zu kommen, so halte ich die Sache für technisch wie kommer ziell gleich interessant und bitte sie den Fachgenossen zu unterbreiten R. Wir schliessen uns der Bitte des geschätzten Briefschreibers an und ersuchen um Aussprache. Schwedisches Holz. Geehrter Herr Redakteur! Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie so freundlich wären, dieses Schreiben in die „Papier-Zeitung“ aufzunehmen, weil deren staunens- werthe Verbeitung und die Veröffentlichung meiner Artikel die Schuld trägt, dass ich mit einer grossen Menge von Briefen heimgesucht wurde. Sechs europäische Staaten (Schweden nicht mit eingerechnet) sind in dieser Korre spondenz vertreten. Der Inhalt der Briefe betrifft theils Fach-Fragen, theils Angebote von Materialien und Maschinentheilen, und zum grössten Theile kommen dieselben von Verbrauchen! und Händlern, die Zellstoff kaufen wollen Mir fehlt die Zeit, um alle diese Briefe einzeln ausführlich zu beant worten, und da die Fragen ziemlich übereinstimmen und von allgemeinem Interesse sind, glaube ich dieselben in nachstehendem Artikel erledigen zu können. Die Angebote sollen bei Bedarf thunlichst Berücksichtigung linden. Den Konsumenten und Händlern diene zur Nachricht, dass die hiesige Fabrik für dieses Jahr ihre ganze Erzeugung von täglich 10 000 kg vergeben hat Die Gesellschaft »Malmö-Trämasse Fabricks Actiebolag Malmö« beab sichtigt, wenn die Nachfrage, welche in den letzten Jahren im steten Steigen begriffen ist, anhält, eine zweite grosse Natron-Zellstoff-Fabiik zu bauen. Die Gesellschaft besitzt, 15 km von hier, von grossen Nadelholz-Waldungen um geben, ein Wassergefälle von mehreren hundert Pferdekräften, welches mit der hiesigen Fabrik durch eine eigene schmalspurige Eisenbahn verbunden ist. Auch befindet sich in unmittelbarer Nähe eines der reichsten Torflager Schwedens. * * * Nachfolgendes diene zur Vervollständigung des Artikels mit obiger Ueber- schrift in Nr. 13. Der schwedische Wald liefert zwei Qualitäten Nadelholz, die haupt sächlich für die Fabrikation von Zellstoff in Betracht kommen: Kiefern und Fichte (schwedisch führen und gran), die so ziemlich in gleichen Mengen vor handen sind. Das zur Fabrikation kommende Holz misst in seiner geringsten Dicke nicht unter 15 cm. Von da ab steigert sich die Dicke bis zu 40 cm und darüber hinaus Das Kiefernholz wird in drei verschiedene Dicken sortirt: 15 — 25, 25—35 und 35 cm und darüber. Nachdem die zu dicken Hölzer ge spalten sind, werden dieselben auf einer Holzhackmaschine bekannter Art in Würfel von 12X12 mm und 4 mm Dicke zerkleinert. Unsere Kocher fassen 81/, Raummeter geschältes, und wie vorstehend beschrieben, in Würfel zerkleinertes Holz. Diese Menge Holz erhält 6 km Lauge, die im km 75 kg NaO von 100 % enthält. Die Kochung er folgt mit direktem Dampf, die Kocher rotiren, und die Druckhöhe steigt nie über 125 Pfd. Diese Druckhöhe wird bei Kiefernholz in Dicke von 35 cm und darüber 2 Stunden, bei 25—35 cm 11/2 Stunden und bei 15—25 cm, sowie bei Fichtenholz 1 Stunde aufrecht erhalten, dann wird abgeblasen, und das Kochen ist beendet. Jede Kocher - Füllung liefert durchschnittlich 1240 kg lufttrocknen Stoff, oder 145,90 kg vom Raummeter Holz. Ein Vergleich dieser Zahlen mit den Ergebnissen anderer Fabriken wird meine in Nr. 13 enthaltenen Angaben betreffs leichterer Behandlung und besserer Ausbeute des schwedischen Holzes bestätigen. Delary in Schweden, 8. März 1891. E. Hennefeld. Papi er-Prüfung. Aus Ostpreussen. Seit etwa 10 Jahren bin ich Lieferant der hiesigen Justizbehörden. Die Papierlieferung für das Königl. Amtsgericht beträgt im Jahre etwa 320 M. und für das Königl. Landgericht etwa 280 M. Infolge Verfügung des Königl. Oberlandesgerichts zu Königsberg sind die Behörden angewiesen, Papiere aus Lieferungen, die jährlich 300 M. und darüber betragen, alljährlich auf Kosten des Lieferanten bei der Königl. Mech.-techn. Versuchs-Anstalt zu Charlotten burg prüfen zu lassen. Das Königl Amtsgericht hierselbst liess nun zwei gelieferte Sorten untersuchen, das Ergebniss war günstig, doch musste ich 41 M. 40 Pf. Kosten an die Versuchsanstalt zahlen. Meine Gegenvorstellung bei dem Königl. Oberlandesgericht zu Königsberg blieb erfolglos, und ich muss die Lieferungen kündigen. Es ist zu beklagen, dass bei solchen Verfügungen nicht gerechter ver fahren wird. Bei Lieferungen von vielleicht 1000 M. und darüber sind die Prüfungskosten eher erträglich, aber bei solch’ kleinen jährlichen Lieferungen von etwa 300 M. sind sie einfach als ungerecht zu bezeichnen. C. Einfluss der Dicke auf die Festigkeit des Papiers. Bei Bestimmung der Festigkeit des Papiers wird immer wieder versucht, eine Formel aufzustellen, wonach die Dicke oder Stärke des Papiers zur Festigkeit in einem gewissen Verhältnisse stehe. Eine derartige Aufstellung ist sehr gewagt, da verschiedene Proben ergeben haben, dass Papier aus dem gleichen Stoffe, der gleichen Dicke tmd dem gleichen Gewichte auf den □ cm in Festigkeit und Dehnung verschieden ausfiel, je nachdem die Papierbahn mehr oder weniger straff geführt wurde. Um diesen Nachweis zu führen, wurde ein bestimmtes Maass auf die Papierbahn aufgetragen, und zwar nach der Richtung des Maschinenlaufes auf denjenigen Theil, welcher der Gautschpresse zunächst liegt. Je straffer die Züge geführt wurden, um so mehr wurde auch die Papierbahn in die Länge gezogen, was sich sofort zeigte, wenn das aufgetragene Maass nach Verlassen der Trocken partie nachgemessen wurde. Mit dem Muth’schen Zugregler wurden 500 mm aufgetragen, und nach Verlassen des Trockners war das Maass auf der Papierbahn 530 mm lang, so dass die Verlängerung in diesem Falle 6 pCt. betrug. Bei der Prüfung mit dem Wendler’schen Festigkeitsprüfer war die Durchschnitts-Reisslänge 5900 m und die Dehnung 2,8 pCt. Durch wiederholte Proben und Messungen wurde ermittelt, wie gross die Verlängerung sein könnte, ohne dass sich bei einem Gange von 25 m in der Minute bei der Arbeit Falten bil deten. Das Ergebniss war, dass 500 mm, auf der feuchten Papierbahn aufgetragen, nach richtig regulirten Zügen beim Verlassen der Trock nung auf 508 mm verlängert wurden, dass also nur eine Verlängerung von 1,6 pCt. vorkam. Bei dieser Probe wurde eine Durchschnitts- Reisslänge von 6400 m und eine Dehnung von 3,4 pCt. ermittelt. Das mit richtig regulirten Zügen gearbeitete Papier hatte also an Festig keit um 500 m, an Dehnung uni 0,6 pCt. zugenommen, oder mit andern Worten: das aus dem gleichen Bottich gearbeitete Papier, welches den gleichen Stoff enthielt, gab bei der einen Arbeit ein Papier, welches der Klasse CIVb zugetheilt werden musste, waren dagegen die Züge* für die Arbeit regulirt, ein solches, welches der Klasse CIII b reichlich entsprach. Der Grund für die verschiedene Festigkeit des Papiers kann nicht in der Stärke desselben oder in der Stoffmischung liegen, sondern nur darin, wie der Stoff auf der Maschine verarbeitet wurde.. Inwie weit Schüttelung mit veränderter Hublänge auf die Festigkeit von Einfluss ist, wurde bereits früher festzustellen versucht. Gross war der Unterschied nicht, anders aber ist es mit der Art, wie die sich frei tragende Papierbahn auf der Maschine behandelt wird. Dies zeigt sich an den aufgeführten Prüfungsergebnissen. An allen Stellen der Papiermaschine, soweit die Papierbahn auf Sieb oder Filz aufliegt, ist das richtige Verhältniss der Spannung weniger von Einfluss; an den Uebergangsstellen aber, von einem Theil der Maschine -zum andern, so vom Sieb auf den Filz, vom Nassfilz auf den Steigefilz usw., ist es von grösstem Einfluss. Ueberall an den angegebenen Stellen wird die Papierbahn umsomehr in die Länge gezogen, je straffer die Züge gespannt sind. Hand in Hand damit geht auch die Abnahme des Papiers an Festigkeit. Durch die Trocknung der Fasern ziehen sich diese auch zusammen und übertragen die Kürzung auf die Papier- ahn, ein Grund, weshalb auch die einzelnen Theile der Papier maschine besondere Antriebe erhalten, damit, je nachdem die Papier bahn sich mehr zusammenzieht, auch mehr zugeführt werden kann. Wenn es sich hierbei nur um das Zusammenziehen der Papierbahn durch die Trocknung allein handelte, so wäre nur nöthig, dass die durch Trocknung entstehende Kürzung durch Neuzufuhr ausgeglichen würde; dadurch jedoch, dass die Papierbahn durch die Vorwärtsbe wegung in Richtung des Maschinenlaufes in die Länge gezogen wird, wird die Führung etwas komplizirter. Es lässt sich nicht annehmen, dass das, was die Papierbahn durch Eintrocknen verliert, durch die vorwärtsgehende Bewegung und die damit in Verbindung stehende Verlängerung wieder aufge-