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564 PAPIER-ZEITUNG. No. 22. Neue Geschäfte und Geschäftsveränderungen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntnis» zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dies«Ibe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. Neuroder Kunst-Anstalten Akt.-Gesellsch. vorm. Treut ler, Conrad & Taube. Die Betriebsverhältnisse der Gesellschaft haben sich fortgesetzt und ohne Unterbrechung in gleichmässig be friedigender Weise entwickelt, was sich auch in Bezug auf die Ren tabilität durch die in gewohnter Weise nach Ablauf des Halbjahres Ende Dezember 1890 aufgestellte interimistische Halbjahrsbilanz be stätigt hat. Dabei hat der inländische Absatz einen sehr erfreulichen Aufschwung genommen, und für das jetzige zweite Halbjahr stellen sich die Aussichten dadurch noch günstiger, dass die wegen der McKinley-Bill vom Juli bis Dezember ausgefallenen amerikanischen Exportaufträge jetzt wieder im Gange sind. Herr A. Loewenthal, Berlin NW., hat seine Schulbuchhand lung, verbunden mit Buchdruckerei, Buchbinderei und Papierhandlung, mit dem Buchhandel in direkte Verbindung gebracht und R. Gieg- ler’s Sortiment in Leipzig die Vertretung übergeben. Die Verlagsbuchhandlung Aug. Beckert, J. C. Dorn Nachf. in Delitzsch ist mit dem Buchhandel in direkten Verkehr gebracht und die Vertretung Herm R. Streller in Leipzig übertragen worden. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschafe. Sektion IV. (Hannover). Die Mitglieder der Sektion werden hierdurch zur diesjährigen ordentlichen Sektionsversammlung auf Mittwoch, 1. April 1891, mittags 1 Uhr in Hannover, Kastens Hotel (Georgs- halle), ergebenst eingeladen. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht; Prüfung und Abnahme der Jahresrechnung von 1890 2. Feststellung des Etats pro 1891. 3. Wahl von drei Mitgliedern des Vorstandes anstelle der statutenmässig ausscheidenden, sowie deren Ersatzmänner. 4. Wahl eines Beisitzers zum Schiedsgericht und dessen Stellvertreter. 5. Wahl der Delegirten zur Genossenschafts-Versammlung und ihrer Er- satzmännner. 6. Besprechung über den Antrag der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft wegen Aullösung unserer Genossenschaft und Verschmelzung derselben mit der ersteren. 7. Mittheilungen und Anfragen. Alfeld-Hannover, 12. März 1891. Der Vorstand der Sektion IV. Ernst Behrens, Vorsitzender. Mitscherlich-Kocher. Auf die Entgegnungen in Nr. 18 und Nr. 20 der Papier-Zeitung möchte ich nur Folgendes zur Klarstellung beitragen. Die Veranlassung zum Artikel Mitscherlich-Kocher in Nr. 6 gab vor allem die Empfehlung von Mitscherlich - Kochern von 24 Fuss Höhe und 14 Fuss Durchm. für eine Tagesproduktion von 6000 kg lufttrocknem Zellstoff. Bei Benützung des Wortes »Mitscherlich« in dieser Reklame denkt unbedingt jeder Fachmann sofort an die erste und hauptsächlichste Eigenthümlichkeit jenes Verfahrens, an das »indirekte Kochen«. Dass aber in den angepriesenen Kochern ein sogenanntes eigenes direktes Kochverfahren stattfinden soll, geht aus der Anzeige absolut nicht hervor. Im Gegentheil konnte man daraus nur entnehmen, dass man in solchen Kochern die relativ grosse Produktion in Mitscherlich-Faser — also indirekt gekochter Faser — erzeugen will. Dass diese Irreführung aber nicht absichtlich geschah, beweist die Er widerung in Nr. 18, welche die erste Mittheilung gewissermaassen richtigstellt Es hätte also der begeisterten Bestätigung dieser Erwiderung in Nr. 20 der Papier-Zeitung durchaus nicht bedurft. Gemacht kann ja alles werden, es fragt sich nur, »was« und »wie« man es machen will. Ich erlaube mir, zu dieser Bemerkung ebenfalls Papiermuster einzusenden, die theils aus reinem Mitscherlich-Zellstoff, theils aus 90 pCt. solchen Stoffes mit 10 pCt. Zusatz gefertigt sind. Diese Papiere, welche, wie deren Rohstoffe, deutschen Ursprungs sind, zeugen vielleicht dafür, dass solche wohl über dem alten Schlendrian stehen. Dieser Ausdruck des Herrn Th. war vielleicht deshalb am unrichtigen Platze, weil »Schlendrian« auch einen Sulfitzellstoff betrieb nicht ausschliesst, der, wie es bei dem beschriebenen amerikanischen Verfahren sich einstellen dürfte die Kocher in verhältnissmässig kurzer Zeit auf den »Fabrikkirchhof« wandern lässt. P. O. Anm. d. Red. Die uns vorgelegten Briefpapiere sind blendend weiss, mit prächtigen Wasserzeichen, von tadelloser Durchsicht, Reinheit und nahezu pergamentartiger Festigkeit. Hannover, 8 März 1891. Beim Durchblättern der Nr. 20 fällt mir eine mit »Mitscherlich-Kocher« überschriebene Erwiderung der Thilmany Pulp and Paper mills, Kaukauna, in die Augen, und bei der tiefen Verehrung, welche ich dem Namen Mit scherlich entgegenbringe, dem Namen des berühmten Gelehrten, den wir Deutsche wegen seiner folgenreichen, einzig dastehenden Erfindung mit Stolz denn unser nennen müssten, verfolge ich Auslassungen darüber stets mit regem Interesse. Dieses Interesse veranlasste mich, mir die genannte Er widerung anzusehen, ohne dem Gegenstand derselben näher zu stehen. Ich habe kein Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Kocher von der Inter national usw. Co., aber es bringt mein Blut in Wallung, dass Mr. 0. Thil many, der vielleicht seine Kenntnisse sich erst aus Deutschland geholt hat, mit erstaunlicher Ueberhebung von »deutschem Schlendrian« spricht. Die Amerikaner verdienen mit Recht Bewunderung ob ihrer Energie; manches ist drüben anders als bei uns, - ob besser, ist noch nicht entschieden, und das überhastete Treiben der Amerikaner ist mindestens nicht nach jeder manns Geschmack. Schon lange ist es her, dass man das Wort »deutscher Schlendrian« er funden hat. Jetzt ist dasselbe eine Antiquität, das in dem allgemeinen Sinne wie es früher angewendet werden durfte, keine Geltung mehr hat. Wenn unsere Industrie, der allerdings andere Schranken gesetzt sind als der ameri kanischen, mit der unserm Volke eigenen Bedachtsamkeit ihre Wege geht, so gereicht ihr das nur zum Ruhm, aber das Wort »Schlendrian« trifft bei ihr nicht mehr zu, was dem Herrn Thilmany klargemacht werden muss. Anders ist es jedoch mit dem die amerikanischen Verhältnisse kenn zeichnenden Schlagwort »Humbug«, denn bei jeder Gelegenheit sehen wir, dass dieses jetzt eher noch in verstärktem Maasse Geltung hat als in früherer Zeit. Es wird bei Ihnen viel Humbug getrieben, Mister Thilmany! Friedr. Gille. Heirath nach Rumänien. J . . . ., 10. März 1891. In der Papier-Zeitung warnt Herr L. G. die jungen Damen, damit sie nach Rumänien ja nicht heirathen sollen! Wie es scheint, kennt dieser Herr Moralprediger das Familienleben in Rumänien nur vom Hotel-, Strassen- und Cafe-Chantant-Verkehr, uni ich möchte wetten, dass der Herr ein Reisender ist, der dieses Leben in Rumänien in vollen Zügen genossen hat, denn sonst könnte er eine solche Behauptung nicht aufstellen. Die Erwähnung, dass oft der Deutsche die anderen Mitbürger Rumäniens (die Griechen, Bulgaren, Polen, Ungarn, Franzosen, Türken, Armenier) in Liederlichkeit übertrifft, beruht auf Wahrheit, — aber der Herr Moralprediger vergisst sich so weit, dass er sogar das Stammvolk des Landes, die Rumänen, in diese Klasse wirft Dies ist ein unverzeihlicher Irrthum, denn der Rumäne führt ein geregeltes Familienleben. Was die Deutschen in Rumänien betrifft, für welche der Herr Moral prediger nur noch die Entschuldigung hat, dass sie von dem in Rumänien herrschenden Familienleben »angesteckt werden«, aber es doch zugiebt, dass sie es »noch viel schlimmer treiben« — kann ich nur soviel erwähnen, dass 90 pCt. der in Rumänien lebenden Deutschen Abenteurer sind, die nach Rumänien auswanderten, weil sie zu Hause keine Existenz hatten, — weil ihnen in Deutschland die streng geregelten sozialen und Erwerbsverhältnisse zu eng waren. In Rumänien haben sie einen fruchtbaren Boden, ein Eldorado gefunden, und werden Sozial-Parasiten dadurch, dass sie in Rumänien einen fruchtbaren Erwerb haben, wo sie einen Frank mehr verdienen, als sie für ihren Unterhalt benöthigen. Dieser Frank wird nicht erspart, sondern ein fach verlumpt, das diesbezügliche Epithet des Rumänen neamt betiv (be soffener Deutscher) ist traurig genug, aber doch eine wahre charakteristische Beurtheilung und bedarf keines Kommentars. Ich habe die Anzeige in Nr. 17 der Papier-Zeitung auch gelesen, und der Herr Moralprediger muss meiner Logik zustimmen. Ich vermuthe, dass ein Kaufmann unseres Fachs in Rumänien, welcher strebsam, streng sittlich erzogen und gesinnt ist, ein deutsches Mädchen vom Kaufmannsstande aus Deutschland deshalb heirathen will, weil er unter den in Rumänien lebenden ihm bekannten deutschen Familien kein streng sittliches und wirthschaftlich gesinntes, zu seinem Beruf passendes Mädchen findet, denn alle in Rumänien lebenden deutschen Mädchen betrachten es als Schande, dem Manne behilflich zu sein und für das Gedeihen seiner Unternehmung mit zu sorgen, ein Umstand, welcher für uns Kaufleute von grosser Be deutung ist Die heirathslustigen braven deutschen Mädchen werden ersucht, durch die Warnung des Herrn Moralpredigers sich nicht irreführen zu lassen, denn der Herr kennt Rumänien nicht so genau wie ich, der ich in Rumänien ge boren, erzogen und aufgewachsen bin, ja sogar in Rumänien lebe, obwohl ich Deutscher bin. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich vor 10 Jahren durch Anzeigen ein allerliebstes braves deutsches Mädchen geheirathet habe, und wir leben in glücklichen Verhältnissen. Ich kenne hier viele, sehr viele Rumänen sogar, welche deutsche Frauen haben und sehr glücklich leben, denn das Familienglück hängt von der Frau ab. N. ISPrIZDÜTEN- m PAPIERSACK- 3 d. r. p. Maschinen 24414. § " O E letztere tür flache Säcke und mit eingelegten Seiten 3 G488 mit oder ohne Druckvorrichtung', "3ä | Rollen-Längsschneidemaschinen [50694 5 3 Kopfdruckpressen mit Selbstausleger u. s. w- liefern Windmöllcr & Hölscher, Lengerich i. Westf. |