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520 PAPIER-ZEITUNG. No. 21. Zugstangenhülse der Zugstange e für den Dehnungshebel K ein Zeiger be festigt wurde und hinter demselben ein Millimetermaassstab. Die Zug stangenhülse wurde nun mittels der Antriebschraube und des Nasenhebels stufenweise um jedesmal 5, beziehungsweise 9 mm nach abwärts bewegt, und der jedesmalige Stand des Zeigers am Dehnungshebel K über den Dehnungsmaassstäben L abgelesen. Die Unterschiede zwischen den Ablesungen am Maassstabe und den Abwärtsbewegungen bedeuteten demnach die Fehler der Maassstäbe. Für jeden Maassstab sind 5 vollständige Versuchsreihen ausgeführt worden, bei 5 verschiedenen Stellungen des Gewichtshebels. Die Dehnungsmaassstäbe sind ohne Fehler. 4. Prüfung der Entfernung der Einspannklemmen bei der NM-Lage des Belastungshebels und dem höchsten Stand der Antriebsschraube. Die Entfernung, wurde in der Weise bestimmt, dass nach Arretirung der oberen Klemme ein Stahlstab von 0,18 m Länge zwischen die beiden Klemmen gelegt winde. Hierbei ergab sich, dass die Entfernung derselben genau 0,18 m beträgt. 5 Prüfung der Einspannvorrichtung. Die Einspannvorrichtung soll so wirken, dass der Probestreifen am äussersten Ende des Maules sicher erfasst wird und gerade aus demselben heraustritt. Diese Bedingungen sind bei der vorliegenden Einspann vorrichtung erfüllt. 6. Prüfung der Vorrichtung zum selbstthätigen Auslösen des Dehnungshebels. Die Vorrichtung soll so wirken, dass, sobald der Streifen reisst, der Nasenhebel durch die herunterfallende Klemme von dem Ansatz der Zug stangenhülse sicher aufgehoben wird. Diese Bedingung ist bei dem vor liegenden Apparat erfüllt. 7. Prüfung auf Mängel der mechanischen Ausführung. Die Prüfung der mechanischen Ausführung der gesammten Maschinen- theile hat Mängel, welche Einfluss auf die Bichtigkeit und Zuverlässigkeit der Versuchsergebnisse haben könnten, nicht ergeben. * * * Aus diesem Schriftstück geht hervor, dass der Apparat in allen Theilen einer genauen Prüfung unterzogen wurde, welche er sehr gut bestand. Koplrtinten. Von Osw. Schluttig und Dr. G. S. Neumann. (Nachdruck verboten.) (Schluss zu Nr. 20.) 2. Trocken-Kopirtinten. In neuester Zeit befinden sich im Handel Kopirtinten und Kopir- papiere, welche auch ohne besonderes Anfeuchten der letzteren brauchbare Kopieen liefern. Die Gebrauchsanweisurgen lauten ver schieden für verschiedene Fabrikate, in der Hauptsache kann man aber zwischen zwei Arten unterscheiden. a. Die Trocken-Kopirtinte bleibt auf dem Papiere längere Zeit so feucht, dass man noch einige Zeit nach dem Schreiben beim Auf legen von völlig trockenem Kopirpapier eine leserliche Kopie erhält, wenn man darauf mit der Hand einen leichten Druck ausübt. Zu weilen gelingt es, nach der ersten noch eine zweite Kopie abzuziehen. Gleichzeitig, wie bei den Nass-Kopirtinten, mehrere Kopirblätter auf zulegen, ist hier nicht zu empfehlen. Am besten nimmt man die Kopie-Entnahme etwa 5—10 Minuten nach dem Schreiben vor. Die unkopirten Schriftzüge solcher Tinten verwischen sich natürlich un- gemein leicht; will man daher ein Blatt auf beiden Seiten beschreiben, so muss man die erste Seite erst kopiren, ehe man die zweite be schreiben kann. Das Papier, auf welches man mit einer derartigen Tinte schreibt, sei möglichst stark, dicht und gut satinirt, weil sie Neigung zum Durchschlagen hat. Diese Trocken-Kopirtinten werden mit dem dazu gehörigen Schreib- und Kopirpapiere besonders für die Reise empfohlen, weil sie die Anwendung einer Kopirpresse ent behrlich machen. Ob sie sich für die Dauer bewähren werden, muss die Zukunft lehren. b. Die Tinte trocknet auf dem Papiere wie eine Nass-Kopirtinte und ist schon nach einiger Zeit nicht mehr verwischbar. Dafür aber ist das Kopirpapier mit hygroskopischen Substanzen getränkt, wodurch es dauernd schwach feucht bleibt. Ohne dass man es besonders anfeuchtet, kann man daher damit Kopieen erlangen, selbst noch nach mehreren Tagen, wenn man das Original, mit einem Kopirblatte bedeckt, einige Minuten lang in der Kopirpresse starkem Druck aus setzt. Nach der ersten Kopie kann man noch eine zweite abziehen, bei sehr ausgiebigen Tinten sogar bis zu sechs. Auch hier muss man die Kopirblätter nacheinander auflegen, nicht wie bei den Nass-Kopir- tinten gleichzeitig, weil ihr Feuchtigkeitsgrad zu gering ist. Nur ist es nöthig, Dauer und Stärke des Druckes bei jedem folgenden Kopir blatte zu steigern, etwa in folgender Weise: für die 1. Kopie 2 Minuten lang, » » 2. » 3 » » » » 3. » 4 » » usw. Die Vortheile des Verfahrens bestehen darin, dass man nicht nöthig hat, die Kopirblätter anzufeuchten, und dass man gleichzeitig mehrere Briefe ohne Oelblätter kopiren kann, wenn man sie ab wechselnd mit Kopirpapier derart übereinander legt, dass letzteres immer zwischen einer beschriebenen und einer unbeschriebenen Seite liegt. Die Nachtheile bestehen abr darin, dass man sehr stark pressen muss, die Kopirkraft der Tinte aber doch nicht so ausnutzen kann wie beim Nass-Kopirverfahren, und dass das dauernde Feuchtbleiben der Kopirblätter manche Unannehmlichkeit bedingt. Auch bei den Trocken-Kopirtinten lege man Werth auf ihre Haltbarkeit im Glase, wenn man darauf bedacht sein will, gute Waare zu erwerben. B. Umdruck-Kopirtinten. 1. Hektographentinten. Die Hektographentinten sind sehr konzentrirte Lösungen von Theerfarbstoffen, denen zuweilen noch hygroskopische Substanzen bei gemengt sind. Sie sollen so ausgiebig sein, dass das mit ihnen Ge schriebene bei richtiger Behandlung bis zu 100 Kopieen liefern kann. Hierzu ist ein so hoher Farbstoffgehalt nöthig, dass man von einer derartigen Tinte nicht die gleiche Leichtflüssigkeit verlangen kann, wie sie eine Abdruck-Kopirtinte zeigt. Ihrer Zusammensetzung nach sind die Hektographentinten also auch als Theerfarbentinten zu be zeichnen; von den schon besprochenen Theerfarben-Kopirtinten unter scheiden sie sich aber nicht allein dadurch, dass sie ganz bedeutend mehr (10 bis 20 mal) Farbstoff enthalten, sondern auch durch das bei ihnen zur Anwendung kommende abweichende Kopirverfahren. Wie gelegentlich der Eintheilung der Kopirtinten schon angedeutet, erfolgt bekanntlich bei den Hektographentinten die Kopie-Abnahme in der Weise, dass man das Original mit der Schriftseite zunächst auf eine Fläche gelinde aufdrückt, welche aus einer glycerinhaltigen Masse von Gelatine, Agar-Agar u. dgl. besteht. Letztere sei nicht zu kalt (etwa 20“ R.), und das Original bleibe reichlich 5 Minuten darauf liegen. Zieht man sodann dieses vorsichtig wieder ab, so bleibt auf der Masse das Spiegelbild der Originalschrift zurück, von welchem man wieder positive Abzüge erhalten kann, indem man Blätter aus Schreibpapier nacheinander auflegt. Das Papier, auf welches man mit der Hektographentinte das Original schreibt, sei stark, dicht und gut satinirt, damit der Farbstof! nicht zu tief eindringt. Denn ist letzteres der Fall, so kann zu wenig Farbstoff vom Originale ab und auf die Zwischenplatte übergehen. Diese wird aber um so mehr Kopieen liefern, je mehr Farbstoff sie enthält. Natürlich kann nur eine beschränkte Anzahl Kopieen erhalten werden. Theils ist der Theerfarbstoff infolge Vertheilung auf die Kopirblätter aufgebraucht, theils ist er in die Masse so tief einge drungen, dass diese nichts mehr davon abgiebt. Gewöhnlich befindet sich die Gelatinemasse in einem flachen Metallkasten. Neuerdings hat man aber auch einzelne Blätter oder Tafeln daraus hergestellt, indem man geeignetes Papier auf einer oder beiden Seiten mit der Masse überzog. Mehrere derartige Blätter zusammengelegt werden gegenwärtig in Buchform in den Handel gebracht. Von den Hektographentinten sind die farbigen (violett, blau, grün, roth) die ausgiebigsten; die schwarzen liefern in der Regel weniger Kopieen. 2. Autographietinten. Während bei den Hektographentinten der Farbstoff derselben vom Original auf die Zwischenplatte und von da wieder auf das Kopirpapier übertragen wird, dienen die Autographietinten in ihrem auf Stein- oder Zinkplatte übertragenen Spiegelbilde erst als Unter grund zur Aufnahme der kopirfähigen Farbe, einer firnisshaltigen, schwarzen oder bunten Buchdruckfarbe. Da letztere durch wieder holtes Aufwalzen so oft erneuert werden kann, als sie durch das Abdrucken verbraucht worden ist, so kann man demnach von einem einmal geschriebenen oder gezeichneten Originale eine ganz be deutende Anzahl Kopieen entnehmen. Die Autographietinten sind in der Hauptsache wässrige Lösungen von Harz- und Fettseifen, die nach dem Trocknen und Uebertragen auf die Zwischenplatte daselbst eine Schicht hinterlassen, auf der ölige Farben haften. Die jenigen Stellen der Stein- oder Zinkplatte, welche von Schriftzügen, Linien usw. frei sind, müssen nun noch in geeigneter Weise präparirt werden, damit sie beim nachherigen Einfärben keine Farbe annehmen können. Aus gleichem Grunde wie bei den Hektographentinten sei auch hier das Papier, auf welches man das Original schreibt, möglichst dicht und glatt. Am besten wendet man ein besonders präparirtes Autographiepapier an, das die erforderliche Eigenschaft in hohem Grade besitzt. Die Autographietinten, welche nicht mit andern Flüssigkeiten, namentlich nicht mit sonstigen Tinten, zusammenkommen dürfen, weil sie sehr leicht zersetzbar sind, bezeichnen den Uebergang von Schreiben zum Drucken und führen aus diesem Grunde auch den Namen »lithographische Kopirtinten. : Loschwitz bei Dresden, Chemische Fabrik von Aug. Leonhardi.