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518 PAPIER-ZEITUNG. No. 21. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft. Sektion III (Leipzig). Die Mitglieder der Sektion HI der Papierverarbeitungs-Berufs- genossenschaft werden hiermit zu derDonnerstag, den 19. März 1891, Vormittags 11 Uhr, im Etablissement „Bonorand“ zu Leipzig stattfindenden Sektions-Versammlung ergebens! eingeladen. TAGES-ORDNUNG: 1. Vortrag des Geschäftsberichts. 2. Prüfung und Abnahme der Rechnung für das Jahr 1890. 3. Feststellung des Etats für 1892. 4 Wahl von drei Sektionsvorstandsmitgliedern und deren Stellvertretern. 5. Wahl eines Schiedsgeriehtsbeisitzers und zweier Stellvertreter desselben. 6. Wahl von drei Mitgliedern des Rechnungsausschusses zur Vorprüfung der Sektionsverwaltungs-Rechnung für das Jahr 1891. 7. Berathung über den Antrag der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft auf Auflösung der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft und Zutheilung ihrer Betriebe an die Buchdrucker-Bernfsgenossenschaft und die Papier macher-Berufsgenossenschaft. 8. Etwaige Anträge des Sektionsvorstandes. 9. Etwaige Anträge von Mitgliedern der Sektion. Leipzig, am 2. März 1891. Der Vorstand der Sektion III der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft. Julius Fr. Meissner, Vorsitzender. Sektion VI (Elberfeld). Die ordentliche Sektions-Versammlung der Sektion VI der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft wird hierdurch berufen auf Sonnabend, 21. März, mitt. 12 Uhr, Hotel Weidenhof, Elberfeld. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht. 2. Rechnungsbericht für das Jahr 1890. 3. Feststellung des Etats für das Jahr 1892. 4. Wahl der Revisoren für das Rechnungsjahr 1891. 5. Ersatzwahl für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder und Stell vertreter. 6. Wahl der Delegirten und Stellvertreter für die nächste Genossenschafts versammlung. 7. Antrag der Buchdrucker - Berufsgenossenschaft auf Auflösung der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft und Zuertheilung ihrer Be triebe an die Buchdrucker- und Papiermacher-Berufsgenossenschaft. 8. Verschiedenes. Elberfeld, 28. Februar 1891. Der Vorstand: Louis Demrath jr., stellv. Vorsitzender. Sektion VII (Strassburg). Einladung. Die Herren Mitglieder der Sektion VII (Strassburg) der Papier verarbeitungs-Berufsgenossenschaft werden hiermit zu der am Sonntag, 15. März 1891, nachmittags 21/2 Uhr präcis, im Hotel zur Post (Hotel Nüsser) in Pforzheim stattfindenden VI. ordentlichen Sektionsversammlung ergebens! eingeladen. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht; 2. Ersatzwahl für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder und deren Er satzmänner. Es scheiden aus die Herren Vorstandsmitglieder Julius Kaufmann-Lahr, Robert Engelhard-Mannheim und (verstorben) Wilhelm Fritz-Surburg, und die Herren Ersatzmänner James Barbier-Sennheim, J. Beck-Pforzheim und August Ruf-Konstanz; 3. Prüfung und Abnahme des Rechenschaftsberichts für 1890; 4. Feststellung des Etats für das Jahr 1891; 5. Erlass einer Instruktion für die Behandlung der Unfallanzeigen; 6. Wahl der Delegirten und deren Stellvertreter zur nächsten Genossen schaftsversammlung am 11. April 1891 und Besprechung der Tages ordnung der letzteren. 7. Nochmalige Berathung über den Antrag der Buchdrucker-Berufsge nossenschaft auf Auflösung der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft und Zutheilung derselben an die Buchdrucker-Berufsgenossenschaft. Hydrocellulose aus Pergamentpapier. In Nr. 104 von 1890 und Nr. 7 von 1891 der Papier-Zeitung standen einige sehr bemerkenswerthe Vorschläge für praktische Ver- werthung von Pergamentpapier-Abfällen (amerikan. Patent Nr. 441462). Der darin ausgesprochene Gedanke ist so naheliegend, dass es mich, wie es eben so häufig auch bei anderen Erfindungen der Fall ist, wundert, dass man nicht schon viel früher an eine derartige Ver- werthung der Abfälle gedacht hat. Dieselbe geht einfach so vor sich, dass man die klebende Substanz, welche an der Oberfläche des Papieres durch Einwirkung von Chemikalien (Schwefelsäure oder andere Säuren, Chlorzink usw.) entstanden ist, und welche die einzelnen Fasern und so das ganze Papier mit einem zähen wasserdichten Ueberzug ver sehen hat, durch neuerliche Einwirkung derselben oder anderer kräf tiger Chemikalien löst und die erweichten Papierblättchen auswäscht. Hierdurch wird der zwischen ihnen bestehende Zusammenhang auf ¬ gehoben und der Stoff mit dem Kollergang schliesslich vollständig zu Papierbrei zermahlen. Als Lösungsmittel werden sich für diesen Zweck wohl die Stoffe eignen, welche zur Erzeugung der klebenden Substanz benutzt wurden, nämlich Schwefelsäure oder Chlorzink (hier in verdünnten Lösungen), ferner, wie die Praxis ergeben hat, und wie es durch die nachfolgende theoretische Betrachtung auch sehr begreiflich erscheint: alkalische Flüssigkeiten, Potasche, Soda, Aetzkali und Aetznatron. Betrachten wir vor allen Dingen die chemischen Eigenschaften der Cellulose und die Fabrikationsweise des Pergament- papieres etwas näher: Cellulose (C u H 2 „ 010) ist zwar unlöslich in verdünnten Säuren und verdünnten Alkalien, wird aber bei längerer Einwirkung und höherer Temperatur, besonders wenn die betreffenden Flüssigkeiten einen gewissen Konzentrationsgrad bereits erreicht haben, doch ange griffen. Von heisser konz. Kalilauge, heisser konz. Salzsäure, konz. Schwefelsäure u. a. aber wird sie sogar gelöst, wobei (Papier-Zeitung Nr. 54 von 1890, »Kolloidaler Zellstoff«) sich durch Eintritt des Moleküls Hydroxyl (= HO) an Stelle des austretenden Wasserstoff- (H)-Atoms zuerst Hydrocellulose = C,, Hao 0, oder C12 H19 (OH) 0,0, der sogenannte kolloidale Zellstoff bildet, welcher sich feucht in Form eines aufgeblähten gelatineartigen Körpers, getrocknet aber brüchig und ohne Struktur zeigt. Bis zur oberflächlichen Verwandlung des Papieres in diesen Körper geht bekanntermaassen auch die Behandlung mit Schwefel säure bei der Pergamentpapierfabrikation. Dieselbe muss jedoch dann sofort unterbrochen und eine weitere Einwirkung der Schwefelsäure durch Waschen des Papieres mit Ammoniak und Wasser aufgehoben werden. Bei fortgesetzter Behandlung mit Schwefelsäure bildet sich näm lich schliesslich Dextrin und als Endergebniss Traubenzucker, welche beide bekanntermaassen leicht löslich in Wasser sind. Diese Hydrocellulose ist nun nicht nur chemisch bedeutend leichter veränderlich, als die ursprüngliche Cellulose, sie hat infolge dessen auch die Eigenschaft, sich leichter in Lösung bringen zu lassen. Was ist nun natürlicher, als diese Abfälle durch Auflösen des schützen den Ueberzuges von kolloidalem Zellstoff so in ihre einzelne Fasern zu zerlegen, dass eine nachfolgende mechanische Bearbeitung den ohne vorherige chemische Behandlung so schwer zu verarbeitenden Stoff völlig zerkleinert! A.— Löschpapiere. Im soeben ausgegebenen Doppelheft 1/2 der »Mittheilungen des k. k. Technologischen Gewerbemuseums in Wien« findet sieh eine Arbeit des Herrn Prof. G. Lauboeck über die Saugfähigkeit der Löschpapiere. Der Verfasser knüpft an die in der Papier-Zeitung veröffentlichten Arbeiten des Vorstehers der Leipziger Papierprüfungs- anstalt, Herrn Otto Winkler an, präzisirt in Uebereinstimmung mit demselben die an gutes Löschpapier zu stellenden Anforderungen sowie die bisher verwendeten Prüfungsmittel, und führt im Anschluss hieran die Ergebnisse eigner Untersuchungen auf. Bei Besprechung der Prüfungsmittel weist der Verfasser bei läufig darauf hin, dass eine Ermittlung der bei der bekannten Streifen probe in einer bestimmten Zeit aufgesaugten Wassermenge ein sichreres Merkmal zur Beurtheilung der Saugfähigkeit biete, als die übliche Messung der Steighöhe. Wegen ihrer unverhältnissmässig grösseren Einfachheit (bei Bestimmung der aufgesaugten Wassermenge müsste auch die Papierdicke in Betracht gezogen werden) zieht jedoch auch er die Steigprüfung vor. Er verwendet 15 mm breite Streifen, die von Metallklammern festgehalten und mittels Oesen, welche an den letzteren angebracht sind, frei am Haken eines waage rechten Stabes aufgehängt werden. Der Verfasser hat gefunden, dass die Steighöhe des Wassers bei den in Richtung des Maschinenlaufs geschnittenen Streifen grösser ist als bei den in Querrichtung geschnittenen, und erklärt dies aus den günstigeren Bedingungen, welche die senkrecht gerichteten Fasern für das Aufsteigen des Wassers bieten. Er benutzt eine Vorrichtung mit vier senkrechten Maassstäben und prüft zwei Gruppen von je 3 Streifen nach einander. Für die eine Gruppe wählt er Streifen, die der Längsrichtung, für die andere solche, die der Querrichtung entnommen wurden, und aus den Einzel-Ergebnissen berechnet er die Mittelwerthe. Die Prüfungen fanden bei übereinstimmender mittlerer Wasser temperatur und mittlerer Lufttemperatur von je 18,5 Grad C. statt; die relative Luftfeuchtigkeit betrug stets 60 pCt. Als Prüfungsstoffe wählte Prof. Lauboeck 1) 7 Papiermuster der Schlöglmühl, 2) 4 Papiermuster englischen Ursprungs, 3) 5 Papier muster deutschen Ursprungs. Einige Nummern der Schlöglmühl- Papiere stimmten mit denjenigen überein, welche Winkler s. Z. untersucht hat. Alle Papiere bestanden nach Angabe des Verfassers aus reiner Baumwolle, was insofern auffällig erscheint, als bei einigen