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38 PAPIER-ZEITUNG. No. 2. Eigenschaften der Papiere. Nachstehende Abhandlung ist hauptsächlich für Papierverarbeiter und Papierverbraucher bestimmt, es wird deshalb manches wieder holt werden müssen, was in der Papier-Zeitung öfters schon besprochen wurde, den Papierfachleuten überhaupt bekannt ist. Eine zusammen hängende Darstellung der beim Einkauf von Papier zu beachtenden Punkte dürfte aber dennoch für viele Leser Interesse haben, da Papier- kenntniss unter den Papierverbrauchern noch wenig gefunden wird. Nach den Hauptverwendungsarten unterscheidet man Druck- und Schreibpapier, und jede dieser beiden Sorten lässt sich wieder in Unterabtheilungen zerlegen. Druckpapier, welches früher nur aus Lumpen angefertigt wurde und meist ungeleimt war, kam später, nachdem die Papiermaschine eingeführt war, und die Harzleimung weniger Schwierigkeiten machte, zuerst halb geleimt und später ganz geleimt in Gebrauch. Nur für wenige Zwecke bleibt das Papier noch ungeleimt, weil es durch Leimung an Druck- und Saugfähigkeit verliert. Beide Eigenschaften sind nöthig, damit es die feinsten Eindiücke annimmt und die aufgetragene Earbe in kurzer Zeit auf saugt. Eine weitere Anforderung ist, dass die gedruckte Schrift nicht durcbscheint, dass also das Papier nicht transparent ist. Seit dem Holzschliff zum Druckpapier genommen wird, hat dasselbe mehr Körper, und besagter Missstand kommt seltener vor. Dagegen hat es weniger Saugfähigkeit und grössere Härte, welche durch Zusatz von Thon gemildert werden kann. Hierbei ist jedoch Vorsicht zu beachten, damit das Papier beim Schneiden und weiteren Behandeln nicht zu sehr stäubt und beim Bedrucken die Schrift nicht ver schmiert. Für Zeitungen, welche vielfach mit Rotationsmaschinen gedruckt werden, findet das etwas härtere Papier den Vorzug vor solchem mit Erdezusatz, weil jedes Papier durch letzteren lappig und weniger fest wird. Die Naturfarbe des gewöhnlichen Zeitungsdruck papiers hat oft einen Stich ins Gelbliche, da die Rohstoffe: Sulfitstoff und Holzschliff, meistens ungebleicht sind. In diesem Zustande genügen dieselben vollständig, die Faser behält ihre Festigkeit, und die Haupt bedingung für dieses Papier: dass es billig geliefert werden kann, ist erfüllt. Da dem Zeitungsdruckpapier meistens etwas Erde zugesetzt werden muss, so wird hierdurch der gelbliche Schein etwas ins Weisse gehoben. Wo dieses nicht genügt, erhält das Papier einen schwachen Zusatz von Anilinblau. Diese Farbe hat zwar keine Lichtbeständigkeit, aber vor Ultramarin den Vorzug der Billigkeit, und so lange das Zeitungsblatt halten soll, hält auch die Farbe. Neben der Farbe ist auch die Glätte des Papiers von Belang, besonders wenn dasselbe grossen Zusatz von Holzschliff hat, durch welchen die Oberfläche sehr rauh und die Schrift angegriffen wird. Früher musste das Papier noch besonders geglättet werden, bei den verbesserten Einrichtungen der Papiermaschine jedoch genügt jetzt allgemein Maschinen glätte. Mit der Maschine geglättetes Papier hat zwar keinen Glanz, indem die Glätte durch die Feuchtpresse der Maschine erzeugt wird. Die Oberfläche des Papiers ist jedoch dicht und geschlossen, indem die Feuchtpresse der Maschine mit dem ganzen Gewicht auf die feuchte Papierbahn presst, so dass die Poren des Papiers geschlossen werden. Diese Sorte geglättet zu verlangen ist deshalb zwecklos, weil der durch das Satiniren er zeugte Glanz beim' Anfeuchten des Papiers verschwindet, und die Ausgabe dafür ist nutzlos. Ebensowenig sollte bei diesem Papier auf weisse Farbe über grosser Werth gelegt werden. Das Papier wird hierdurch nur vertheuert, und die Haltbarkeit, welche an und für sich schon sehr gering ist, wird durch die Bleiche noch geringer. Grosse Anforderungen be treffs, der. Weisse an Druckpapier zu stellen, ist deshalb schon bedeu tungslos, weil das mit Holzschliff gearbeitete Papier seine Beschaffen heit auf dem Lager ändert. Seine Farbe geht unter Einwirkung des Liehtes und der Luft ins Bräunliche über. Haupterforderniss des Zeitungspapiers ist Billigkeit; die Haltbarkeit desselben braucht nur begrenzt zu sein. Lässt sich dasselbe gut bedrucken und hält es die Spannung der Rotationsmaschine gut aus, so entspricht es den hauptsächlichsten Anforderungen. Eine etwas bessere Papiersorte ist das sogenannte Werkdruck papier. Wie der Name schon sagt, findet es seine Verwendung für Bücher, Zeitschriften usw., überhaupt für solche Drucksachen, deren Inhalt für längere Zeit bestimmt ist. Die Anforderungen, welche an dieses Papier gestellt werden, sind höher als bei Zeitungsdruck. Die bessere Qualität und Haltbarkeit bedingen auch bessere Preise. Auch hier haben die geringeren Sorten einen Zusatz von Holzschliff und Erde, nur weit weniger. In dem gleichen Verhältniss wie der Holzschliff abnimmt, treten an dessen Stelle Zellstoffe und Baumwolle. Damit wird auch die Haltbarkeit des Papiers grösser, und an die Farbe können höhere Ansprüche gestellt werden. Da auch gebleichte Lumpen immer einen Stich ins Gelbliche haben, wird die rein weisse Farbe nur durch »Nflanciren« erhalten, d. h. durch Zusatz von rother und blauer Farbe. Anilinfarben ge nügen hierfür nicht, indem bei diesen die Ränder des Papiers gelb werden, und da auch die Haltbarkeit eine grössere sein muss, so wird mit Ultramarin und Rothholzlack gefärbt. Für je längere Dauer die Drucksachen bestimmt sind, um so grössere Anforderungen müssen auch an das Papier gestellt werden; jedenfalls sollten diese Papiere frei von Holzschliff sein. Durch ein einfaches Mittel lässt sich dieser nachweisen, indem das Papier mit einer wässerigen Lösung von schwefelsaurem Anilin befeuchtet wird. Die betreffende Stelle färbt sich gelb, und zwar um so mehr, je mehr das Papier Holzschliff enthält. Ewas empfindlicher reagirt Holzschliff auf Phloroglucin. Dieses färbt das Papier schwach rosa bis dunkelroth. Die Lösung wird am besten in zwei verschiedenen Flüssigkeiten aufbewahrt, deren eine aus Phloroglucin in Alkohol gelöst besteht, die andere aus Alkohol mit etwas verdünnter Schwefelsäure. Mit letzterer Flüssigkeit wird das Papier zuerst befeuchtet, und auf Zusatz von Phloroglucin tritt die rothe Farbe ein. Zu beachten ist bei dem letzten Prüfungsmittel, dass schlecht aufgeschlossener Sulfitstoff die rothe Färbung auch zeigt, wenn die an der Faser haftenden Inkrustationsstoffe nicht ge löst sind. Bei dieser Gelegenheit soll auch auf den Unterschied zwischen Holzschliff und chemisch behandeltem Holz aufmerksam gemacht werden, da häufig beide Zusätze als gleichwerthig betrachtet wer den. Man unterscheidet die Papiere in holzhaltige, d. h. solche, welche geschliffenes Holz enthalten, und in holzfreie. Zu den letz teren rechnet man auch die Papiere, welche Sulfit- oder Natronzell stoff enthalten. Der Grund hierfür ist, dass geschliffenes Holz immer seine Holzbeschaffenheit behält, auch wenn es noch so fein zerkleinert ist. Je weiter diese Zerkleinerung geht, um so ähn licher wird es den Füllstoffen. Für sich allein lässt sich Holz schliff nicht zu Papier verarbeiten. Die einzelnen Theile haben keine Geschmeidigkeit, da die Fasern die Inkrustationsstoffe noch enthalten, so dass sie sich nicht untereinander verfilzen. Bei chemisch behan deltem Holz dagegen, d. h. wenn dasselbe mit Säuren oder Lauge behandelt ist, werden die aus Harz, Gummi, Stärke usw. bestehenden Inkrustationstoffe gelöst, und die Faser bleibt als feine glänzende Masse zurück, welche nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihren Eigenschaften mit der Lumpenfaser grösste Aehnlichkeit hat. Die Zellstofffaser ist daher auch imstande, die Lumpenfaser für bestimmte Papiersorten zu ersetzen, ja sie ist in vielen Fällen, was Reinheit des Papiers anbelangt, den geringeren Lumpenfasern vor zuziehen. Wenn auch Sulfitstoff für sich allein kein geeignetes Druckpapier giebt, so lässt sich doch durch richtige Mischung des selben mit Baumwolle ein Druckpapier von grosser Festigkeit er zielen. Natronzellstoff gleicht in seinen Eigenschaften sehr der Baumwolle, so dass er vielfach zu besseren Druckpapieren verwendet wird. Auch Strohstoff giebt in richtiger Mischung besseres Druck papier von grosser Weisse, freilich von etwas geringerer Saug fähigkeit. Für Werkdruckpapier dürfte in den meisten Fällen Maschinen glätte genügen. Bei den geringeren Sorten wird auch durch Zusatz von Chinaclay hohe Glätte erzielt, die jedoch immer etwas speckartig Glänzendes hat. Derartiger Zusatz wird sofort erkannt, wenn man das Papier mit der Zunge befeuchtet. Das Papier haftet fest an der Zunge, indem der wasserfreie Thon die Feuchtigkeit aufnimmt. Bei diesem Papier ist darauf zu achten, dass es trocken gelagert wird, da es durch Aufnahme von Feuchtigkeit seinen Glanz verliert. Die Menge Mineralstoffe oder Erde, welche dem Papier zugesetzt ist, wird durch Verbrennen eines Papierstreifens leicht aus der zurück bleibenden Asche gefunden. Bei Zusatz von Harzleim und etwas Stärke verbrennt das Papier meist mit schwarzer Asche. Wird hiervon etwas zwischen den Fingern zerrieben, so bleibt bei Papieren ohne Erdezusatz nur geringer Rückstand, sobald jedoch Erde vorhanden ist, färben sich die Finger um so dunkler, je mehr Erde zugesetzt ist. Die Mengen von Mineralstoffen, welche dem Papier zugesetzt werden können, sollen hier unerörtert bleiben, Bei den geringeren Sorten lässt sich der Zusatz, um eine gewisse Saug fähigkeit zu erhalten, nicht umgehen; er ist häufig auch durch den Preis bedingt. Die Haltbarkeit des Papiers wird um so geringer, je mehr Minneralstoffe dasselbe enthält. Durch die angegebene Prüfung ist jeder imstande, den Füllstoffgehalt zu beurtheilen und sich vor zu grossem Erdezusatz zu schützen. Ungeleimtes, nur aus Baumwolle oder Zellstoff gefertigtes Pa pier verbrennt mit wenig Ascherückstand. Für Anfertigung dieser Sorte wird reinstes, möglichst weiches Fabrikationswasser verlangt. Früher wurde Kupferdruckpapier nur aus reinen weissen Lumpen angefertigt, welche durch die Behandlung beim Tragen und Abnützen sehr mürbe gemacht waren, und deshalb weiches saugfähiges Papier