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436 PAPIER-ZEITUNG. ehe sie definitiv wählen. Derartige Untersuchungen in grösserem Maass- stabe über die Kopirfähigkeit gewisser Tinten auf bestimmten Papieren wäre eine jener Aufgaben, denen sich eine Versuchsanstalt für Schreib materialien (Vgl. das Schlusswort, S. 96, der gen. Broschüre über Eisengallustinten und Papier-Zeitung, Jahrg. 1890, Seite 2259), in welcher sowohl Tinten als auch Papiere untersucht werden, in erster Linie zu unterziehen haben würde. Ueber eine Methode zur Prüfung der Kopirfähigkeit werden wir in einem späteren Theile dieses Auf satzes berichten. Weitere Mittheilungen über die Wahl des geeigneten Papieres werden wir gelegentlich der nun folgenden Besprechung der einzelnen Tintensorten machen. (Fortsetzung folgt.) Geklebte und ungeklebte Kartons. Die Herstellung von Karton geschieht auf verschiedene Arten. Das gebräuchlichste Verfahren besteht darin, dass mehrere Lagen der feuchten Papierbahn aufeinander gepresst oder gegautscht werden. In diesem Falle besteht der Karton durchweg aus dem gleichen Stoffe. In allen Fällen, wo an das fertige Erzeugniss grosse An forderungen gestellt werden, wird dieses Verfahren angewendet, und nach dem Aussehen lässt sich die Beschaffenheit des Kartons bereits etwas beurtheilen. Die so hergestellten Kartons sind in der Fabrikation schwieriger zu behandeln, erfordern sehr viel Stoff, so dass der Preis derselben auch vertheuert wird. Um dem Aussehen nach gleichen oder ähnlichen Karton herzu stellen, wird vielfach ein einfacheres und billigeres Verfahren an- gewendet; freilich fällt der nach demselben gefertigte Karton auch geringer aus. Bei diesem Verfahren wird ein geringer Karton zu beiden Seiten mit dünnem Papier beklebt, sodass derselbe das Aus sehen des zuerst beschriebenen Kartons erhält. Für solche Gegen stände, deren Dauer nur auf kurze Zeit berechnet, und bei denen Billigkeit Haupterforderniss ist, lässt sich gegen diese Herstellungs weise nichts einwenden; soll jedoch der Karton für bessere Sachen benutzt werden, so zeigen sich sofort Missstände, wenn er nass wird, ja wenn er nur am feuchten Ort lagert und Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt. Die aufgeklebten Papierschichten lassen sich dann leicht ablösen. Dieses Verhalten würde auch ein sicheres Mittel bieten, um beide Kartonarten von einander zu unterscheiden; für rasche Prüfung ist die künstliche Zuführung von Luftfeuchtigkeit aber zu umständlich. Hier genügt die einfache Verbrennungsprobe. Man zündet ein Stück chen Karton an und sieht zu, wie dasselbe sich dabei verhält. Karton, welcher durch Aufeinandergautschen der feuchten Papierbahn gebildet ist, verbrennt, wenn auch mit schwarzer, aber fest aneinander haftender Asche. Bei den durch Leim oder Kleister aufeinandergeklebten Kartons, sogenannte kaschirte Kartons dagegen blättert sich die Asche der aufeinandergeklebten Blätter von ein ander ab, und aus den einzelnen Abblätterungen lässt sich genau erkennen, wie viele Schichten aufeinandergeklebt sind. Bei feucht aufeinandergegautschten Stofflagen werden durch das Pressen die Fasern der aufeinanderliegenden Flächen in die vorhandenen Zwischenräume gepresst. Dieselben verbinden sich mit einander, und beim Trocknen, beim Zusammenziehen der einzelnen Fasern wird diese Befestigung noch verstärkt, so dass beim Ver brennen auch die Asche zusammenhält. Bei den kaschirten Kartons dagegen verhält sich zwar jede der einzelnen Papier- oder Karton lagen, wenn sie allein verbrannt werden, genau ebenso, sind aber die einzelnen Lagen durch ein Bindemittel an oder aufeinander befestigt, so haften sie nur solange aneinander, als das Bindemittel seine zusammen haltende Kraft hat. Da die meisten derselben aus organischen Stoffen bestehen, welche durch Verbrennen verändert werden, so hört mit der Veraschung auch der Zusammenhang auf, und die Asche jeder einzelnen Lage hat wohl etwas Zusammenhang unter sich, allein die veraschten einzelnen Lagen blättern sich von einander ab. Dieses Verhalten zeigt sich immer, ganz gleichgiltig, ob der stoff des Kartons nur aus Fasern besteht, oder ob derselbe mit Füll- Stoffen oder Mineralstoffen vermischt ist. M ... Chlor und Chlorwasserstoffsäure aus Chlor magnesium. Bei der Wichtigkeit, welche das Chlor für die Papierfabrikation hat, ist es gut. dessen Nutzbarmachung und die verschiedenen Arten der Gewinnung zu verfolgen. Aus einer Zusammenstellung der jährlich in Stassfurt und Um gebung, sowie im Deutschen ßeiche gewonnenen Chloride, Sulfate und Sulfatchloride geht hervor, dass dort jährlich an 4 Millionen Gentner Chlormagnesium verloren gehen, oder durch Flüsse fortgeführt werden, weil die Verfahren der Gewinnung von Chlor aus demselben noch zu unsicher sind. Als Bestandtheil der Stassfurter Salze bleibt das Chlormagnesium in der Mutterlauge zurück und wurde lange Zeit zu anderen Magnesiasalzen verarbeitet. Da jedoch hierdurch deren Preis zu sehr fiel, so muss diese Produktion bedeutend eingeschränkt werden. Erst nachdem das Verfahren der Ammoniaksoda immer mehr an Ausdehnung zunahm, und damit das Haupterzeugungsmittel des Chlorgases, die aus dem Leblanc-Soda-Verfahren stammende Salz säure, verloren ging, wurde man dazu gedrängt, durch Nutzbarmachung dieser Chlorsalze Ersatz zu schaffen. Das Verfahren der Ammoniak soda verbreitet sich derart, dass dieselbe von der Gesammtmenge an Soda ausmachte: in England 17 pCt., Deutschland 75 pCt., Frank reich 60 pCt., Oesterreich 40 pCt. Je mehr diese Art der Herstellung von Soda zunimmt, um so mehr muss Chlor aus anderen Quellen beschafft werden. Heute sind die nach dem Leblanc’schen Verfahren arbeitenden Sodafabriken nur deshalb imstande den Wettbewerb der Ammoniaksoda auszuhalten, weil sie durch die früher beinahe werthlose Salzsäure gehalten werden. C. Solvay errichtete im Jahre 1863 die erste Fabrik für Ammoniak soda und erkannte auch zeitig den dadurch entstehenden Mangel an Salzsäure. Er bemühte sich deshalb, das als Abfall gewonnene Chlorcalcium nutzbar zu machen. Von den verschiedenen Chlorsalzen haben sich nämlich Chlorcalcium und Chlormagnesium als die ge eignetsten Chlorquellen erwiesen, und ausgedehnte Versuche ergaben, dass die Ausbeute an Chlor bei Chlormagnesium am günstigsten ist. Weldon führte 1881 die erste Darstellung im Grossen aus, indem er 62 pCt. des Gesammtchlors nutzbar machte. Das Verfahren bestand darin, dass er die Lösung des Chlormagnesiums mit Manganchlorür und Magnesiummanganat mischte, die er aus der vorhergehenden Machung erhielt. In eigens erbauten Oefen wurde diese Mischung erhitzt, und durch die zugeführte Luft wurden die Umsetzungs produkte, das Chlor und die Salzsäure, weitergeführt und aufgefangen. Die Rückstände wurden der nächsten Machung beigemischt. Die Wichtigkeit, welche der Nutzbarmachung von Chlor auf die angegebene Art beigelegt wird, erhellt aus der grossen Menge von Patenten, welche dafür genommen werden. In der Hauptsache be ruhen alle auf der Umsetzung von Chlormagnesium, welches mit ver schiedenen Körpern gemischt und in verschieden gebauten Oefen der Umsetzung unterworfen wird. Die Leopoldshaller Vereinigten Fabriken bei Stassfurt haben grosse Anlagen zu diesem Zweck gebaut, und es ist zu hoffen, dass es gelingen wird, das Chlormagnesium, welches bisher werthlos und sogar eine Belästigung der Fabriken und deren Umgebung war, zur Chlorgewinnung zu verwenden. Der Nationalwohlstand würde dadurch erheblich gewinnen. M Amerikanische Stoffmühlen. Kegelstoffmühlen, von denen in Hofmanns Handbuch der Papier fabrikation verschiedene Arten ausführlich beschrieben sind, haben nicht nur in Amerika allgemein Eingang gefunden, sondern werden auch vielfach in Europa benutzt. Seltsamerweise hat sich noch keine deutsche Firma mit dem Bau solcher Maschinen befasst, und die Papierfabrikanten, welche sie einführen wollen, sind auf einige aus ländische Firmen angewiesen, von denen z. B. Jensen & Glad in Kopenhagen neuerdings die Horne'sche Kegelstoffmühle liefern. Die selbe Firma vertritt auch die Bagley & Sewall Co., welche Langsieb maschinen baut. Es ist zwar ein schätzbares Zeichen von Selbst bewusstsein der deutschen Papiermaschinentechniker, dass sie mit Vorliebe eigene Formen bauen; man sollte aber gute Maschinen, die sich, wie die Kegelstoffmühlen, seit langen Jahren bewährt haben des halb nicht vernachlässigen. Die Kegelstoffmühle leistet gerade, was mit den neuen Holländerarten angestrebt wird, sie mahlt den Stoff mit einem Durchgang gleichmässig fein und frei. Zum vorherigen Mischen, Leimen, Färben und Vormahlen ist jeder gut gebaute Holländer älterer Art geeignet. Lindenstrasse 51, 52 V- Kleine Neugasse 15—17—19