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434 PAPIER-ZEITUNG. No. 18. Mitscherlich-Kocher. Appleton, Wisconsin. In dem Artikel »Mitscherlich-Kocher« in Nr. 3 der Papier-Zeitung ist nicht gesagt, für welches Kochverfahren die dort angegebenen Kocher benutzt werden sollen. Dem Verfasser des Artikels in Nr. 6 der Papier-Zeitung möge deshalb zur Aufklärung dienen, dass die von der International Sulphite Fibre and Paper Company angepriesenen Mitscherlich-Kocher weder im Mit scherlich- noch im sogenannten Kitter-Kellner-Verfahren Verwendung finden sollen. Die Kaukana Sulphite Fibre Company in Kaukana, Wisconsin, besitzt zwei aufrecht stehende Bronce-Kocher. Jeder dieser beiden Kocher hat 7 Fuss Durchmesser und 21 Fuss Höhe, also einen Raumgehalt von etwa 807 Kubik fuss. Mit diesen beiden Kochern erzeugt die Fabrik durchschnittlich täglich in 24 Stunden 7 tons = 7000 kg lufttrockene Cellulose nach ihrem eignen Verfahren und mit direkter Kochung. Jede Kochung dauert ungefähr 11 bis 12 Stunden. Da diese Bronce-Kocher aber sehr theuer sind, die Mitscherlich- Kocher dagegen bedeutend billiger hergestellt werden können, so ist obige Firma mit der International Sulphite Fibre and Paper Company in Unter handlung getreten und wird demnächst Mitscherlich-Kocher bei ihrem eignen Verfahren benutzen. Dies ist die Ursache des Anpreisens der Mitscherlich- Kocher für die angegebene Leistungsfähigkeit. Wenn nun mit zwei oben erwähnten Kochern, welche zusammen einen Raumgehalt von etwa 1614 Kubik fuss haben, täglich 7 tons = 7000 kg lufttrockene Cellulose erzeugt werden, so kann der Herr Verfasser des Artikels in Nr. 6 leicht danach berechnen, ob die Anpreisungen der International Sulphite Fibre and Paper Company betreffs ihrer bei obigem Verfahren mit direkter Kochung benützten Mitscher lich-Kocher übertrieben sind oder nicht. Ferner hat die International Sulphite Fibre and Paper Company schon früher ihre Mitscherlich-Kocher nebst Mitscherlich-Verfahren in den hiesigen Fachblättern angepriesen und die tägliche Leistungsfähigkeit der Fabriken nach der Anzahl der Kocher benannt. So ist z. B. eine Fabrik, welche 4 Kocher, jeder 40 Fuss lang, 13 Fuss 2 Zoll im Durchmesser, hat, eine 10tons-Fabrik. Eine solche lOtons-Fabrik ist z. B. die der E. B. Eddy’schen Manu- fakturing Company in Hull in Kanada auch. Diese erzeugt aber wöchent lich mit ihren 4 Kochern von oben erwähnter Grösse durchschnittlich 75—80 tons, d. i. täglich 10,5 —11,43 tons, den Sonntag mitgerechnet. Auch hieraus kann der Herr Verfasser des Artikels in Nr. 6 der Papier-Zeitung leicht ersehen, ob die International Sulphite Fibre and Paper Company ihre Anpreisungen übertreibt oder nicht. H. W. China-Clay. Dieser Füllstoff besteht, wenn er ganz rein und weiss ist, im wesentlichen aus kieselsaurer Thonerde, meist mit 12—14 pCt. hy groskopisch gebundenem Wasser, und verunreinigt durch sehr wenig Kalk und Eisenoxyd. Die Chemiker Fuchs, Berthier, Forchhammer, Malaguti, Kühn, Wolff und andere haben sich durch genaue Unter suchungen um die chemische Aufklärung des genannten Körpers grosse Verdienste erworben. Mit Schwefelsäure stark gekocht, zersetzt sich China-Clay, die Kieselsäure scheidet sich ab, und die Thonerde geht in Lösung. Würde man die Lösung nun zur besseren Abscheidung der Kiesel säure zur Trockne eindampfen, wiederholt mit Säure (Salzsäure) befeuchten und wieder eintrocknen, den Rückstand in Wasser lösen und filtriren, so könnte man einerseits die Kieselsäure und etwa vor handene in Säuren unlösliche Verunreinigungen finden, und im klaren Filtrat durch Zusatz von Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion die Thonerde und das Eisen fällen, aufkochen, filtriren und dieselbe so dann durch Glühen als solche (ALO 3 ) bestimmen. Um China-Clay einer vollkommen genauen chemischen Unter suchung zu unterziehen, müsste man eine gewgene Probe mit saurem schwefelsaurem Kali schmelzen, (»aufschliessen'), die Schmelze mit Wasser ausziehen und das Ganze dann weiter einer eingehenden chemischen Behandlung unterwerfen. Wenn es sich darum handelt, für die Zwecke der Papierfabrikation den technischen Werth einer vorhandenen Probe China-Clay zu be stimmen, so wird man vor allem auf folgende Punkte zu achten haben: 1) auf die Reinheit der Substanz (Abwesenheit von Eisenoxyd), was man für gewöhnliche Zwecke genau genug an der Weisse der selben erkennt; 2) auf die Feinheit, und 3) in Abhängigkeit davon besonders darauf, wie viel China-Clay im Papier zurückbleibt. Darüber könnte eine Schlämmprobe am besten Auskunft geben, denn je feiner der Füllstoff, desto besser ist er, desto mehr wird aber auch, wie ich glaube, durch das Sieb gehen. Je gröber er ist, desto weniger eignet er sich zur gleichmässigen Vertheilung im Papier, und es ist daher ein altbekannter Vortheil, den fein vertheilten Füll stoff unter Anwendung einer Stärke-Lösung mit dem Papierstoff zu mischen und ihn so möglichst im Papier festzuhalten. Selbst verständlich ist die Menge des im Papier zurückbleibenden Füllstoffes auch sehr abhängig von der Dicke des erzeugten Papiers, sowie von der Schnelligkeit, mit welcher man das Sieb laufen lässt. Ein sehr einfaches Mittel zur Beantwortung der Frage 3 bietet die Aschebestimmung des mit China-Clay gefüllten Papiers. Dieselbe ist nicht nur vollkommen ausreichend, sondern wird sogar, wie bereits betont, ganz gute Ergebnisse liefern. Näheres über die Art und Weise, wie solche Aschengehalts bestimmungen angestellt werden, findet sich in meinem Aufsatze: »Erdfarben im Papier«, (Papier-Zeitung Nr. 33 von 1890, S. 763.) Da die Asche der Papierfaser der Asche der Füllstoffe gegenüber verhältnissmässig sehr gering ist, Thonerde und Kieselsäure sich aber in China-Clay weder durch die Bearbeitung im Holländer noch durch das Glühen verändern, so giebt das Verfahren, abgesehen von dem Verlust des durch Glühen verflüchtigten Wassers, vollkommen geeignete Vergleichs-Ergebnisse. Hat man bei einer und derselben Faser, bei einer und derselben Leimung, bei gleicher Verwendung (bezw. Nicht-Verwendung) von Stärke verschiedene China-Clay-Proben benutzt, so liefern die Aschen gehaltsbestimmungen, da der Wassergehalt des China-Clay ohnedies ziemlich unverändert bleibt (rund 12 pCt.) ziemlich genaue Ergeb nisse, und man ersieht daraus leicht, von welchem Füllstoff mehl', von welchem weniger im Papier zurückgeblieben ist. A. Kopirtinten. Von Osw. Schl uttig und Dr. G. S. Neumann. (Nachdruck verboten.) I. Zu einer Besprechung des in der Ueberschrift genannten Themas hat uns die Redaktion der Papier-Zeitung eingeladen. Ehe wir uns dieses Auftrages entledigen, schicken wir voraus, dass wir in Bezug auf die Zusammensetzung der Kopirtinten nur das erörtern werden, was für die Verbraucher dieses Artikels, in erster Linie die Schreib- waarenhändler, zu wissen nothwendig ist, dass es aber hier nicht unsere Aufgabe sein kann, auch eingehendere Mittheilungen über chemische Natur und Fabrikation der Kopirtinten zu machen. Wir verstehen unter Kopirtinte eine zum Schreiben geeignete Flüssigkeit, welche Schriftzüge liefert, die durch Ab- oder Umdruck vervielfältigt werden können. Dementsprechend theilen wir die Kopirtinten in folgender Weise ein: A. Abdruck-Kopirtinten oder direkt kopirfähige: 1. Nass-Kopirtinten. a. Theerfarben-Kopirtinten, b. Blauholz-Kopirtinten, c. Gallus-Kopirtinten. 2. Trocken-Kopirtinten. B. Umdruck-Kopirtinten oder indirekt kopirfähige: 1. Hektographentinten, 2. Autographietinten. Bei den Abdruck-Kopirtinten erfolgt das Kopiren durch direktes Aufpressen des meist gefeuchteten, dünnen Kopirpapieres auf die Originalschrift, so dass die Tinte der letzteren auf dem Kopirpapiere sich abdrückt, dasselbe durchdringt und auf seiner oberen Seite sichtbar wird. Bei den Umdruck-Kopirtinten überträgt man erst die in den Schriftzügen des Originals enthaltene Tinte auf eine andere Fläche, die Kopirfläche, so dass auf dieser infolge des Aufpressens das Spiegel bild der Schriftzüge hervorgebracht wird. Diese Kopirfläche dient sodann als Unterlage für weitere Abdrücke. Unter den Abdruck-Kopirtinten haben wir zwischen Nass-Kopir tinten und Trocken-Kopirtinten unterschieden, weil jene feuchtes, diese trocknes Kopirpapier erfordern, und unter den Umdruck- Kopirtinten zwischen den sogenannten Hektographentinten und den Autographietinten, da bei den ersteren der eigene Farbstoff der Originaltinte vom Spiegelbilde auf die Kopirblätter übertragen wird, während man bei den letzteren das Spiegelbild auf der Kopirfläche noch mit einem andern Farbstoff, z. B. Druckerschwärze, überzieht. Die weitere Eintheilung der Nass-Kopirtinten in Theerfarben-, Blauholz- und Gallus-Kopirtinten ergiebt sich aus ihrer verschiedenen chemischen Zusammensetzung. Natürlich finden sich im Handel auch Fabrikate, welche Uebergänge oder Kombinationen verschiedener Arten darstellen. Nach dem Grade ihrer Kopirfähigkeit hat man unter den Nass- Kopirtinten die sogenannten kombinirten Schreib- und Kopirtinten oder kopirfähigen Schreibtinten, die auch als Buchtinten verwendet werden können, zu trennen von den reinen Kopirtinten oder Kopirtinten im engern Sinne, deren Beschaffenheit darauf be rechnet ist, dass das geschriebene Original lediglich nach Entnahme einer oder mehrerer Kopieen aufbewahrt werden soll. Selbstverständ lich kann man auch hier keine scharfe Grenze ziehen; im allge meinen wird man aber von einer kombinirten Schreib- und Kopir tinte nicht mehr verlangen können, als dass sie während der ersten 24 Stunden nach dem Schreiben bis zu zwei, am zweiten Tage aber höchstens noch eine gute Kopie liefert. Wer stärkere Kopirkraft