Volltext Seite (XML)
No. 2. PAPIER-ZEITUNG. 31 Die Ergebnisse sind auffallend wegen ihrer scheinbar geringen Uebereinstimmung. Die Gründe davon können nur in der ungleichen Ausgiebigkeit der verwendeten Halbstoffe zu suchen sein, da zu jeder Serie dieselbe Menge Halbstoff verwendet wurde, und der Gang der Maschine gleich regelmässig war. Die gefundenen Ergebnisse gestatten somit durch rechnerische Behandlung einen zutreffenden Schluss auf die Ausgiebigkeit der einzelnen Halbstoffe zu ziehen, bezw. die die Ausgiebigkeit direkt enthaltenden Faktoren oder Ausgiebigkeitskoeffizienten mit genügender Genauigkeit zu bestimmen. Dabei soll auseinander gehalten werden: a) Ausgiebigkeit an gutem Papier, b) an trockenem Ausschuss und c) an nassem Aus-* schuss, obgleich die beiden letzteren Koeffizienten von geringem Interesse sind. a) Es sollen zunächst die Ausgiebigkeitskoeffizienten für gutes Papier von Hadern, Zellstoff und Holzstoff bezüglich mit 7, z und h bezeichnet werden. Dann ist, abgesehen von den unvermeidlichen Fehlern beim Abwiegen usw., welche bei genügender Aufmerksamkeit im ganzen Verlaufe der Versuche auch als verschwindend klein ver nachlässigt werden können: I. Serie: 701— 40 z — 140 h — 227,15 II. Serie: 50 7-}- 90 3—110 =220,81 HL Serie: 301—150- 70=212,91 Wie unmittelbar zu sehen und ihrer Entstehung entsprechend ist, sind diese 3 Gleichungen von einander unabhängig und bestehen gleichzeitig. Die gesuchten Ausgiebigkeitskoeffizienten sind demnach diejenigen Werthe von h, z und 7, welche alle 3 Gleichungen gleich zeitig mit der gewünschten Genauigkeit erfüllen, d. h. es sind deren algebraische Lösungen. Sollen diese Lösungen bis zur Grenze von 0,1 pCt. genau stimmen, so müssen bei der Rechnung 5 Dezimalen mitgeschleppt werden. Die Auflösung nach h, z und 7 ergiebt: Ausgiebigkeitskoeffizient von Hadern-Halbstof : 7 = 0,881 » » Zellstoff: z = 0,798 » » Holzschliff: h = 0,954 d. h. zum Beispiel: 100 kg Hadern ergeben 100 X 0,881 = 88,1 kg gutes Papier usw. Die Gründe, warum die Ausgiebigkeit bei den verschiedenen Halbstoffen so ungleich ist, können hier nicht näher erörtert werden. Wahrscheinlich ist die Ergiebigkeit abhängig vom spezifischen Gewicht, der Verfilzungsfähigkeit, auch wohl dem Grade der Reinheit, bis zu welchem die Halbstoffe gemahlen sind, oder dem Grade der Leimung; möglicherweise auch von gewissen Vereinigungen der erwähnten physikalischen Eigenschaften oder dem Verhältniss der Mischungen mit andern Halbstoffen usw. Jedenfalls sind sie schwierig anzugeben und streitiger .Natur. Auf demselben Wege können auch die Koeffizienten gefunden werden, welche den Antheil der einzelnen Halbstoffe am trockenen und nassen Ausschuss angeben. Durch Einsetzen der gefundenen Ergebnisse in die obigen Gleichungen an Stelle der rechts stehenden Konstanten ergiebt sich: b) für trockenen Ausschuss: I. Serie: 70 7 — 40 2 — 140 h, = 7,22 H. » : 50 7i — 90 2 — 110 h, = 7,80 III. » : 30 -j-150 zj — 70 h, = 8,38 Die Lösungen sind: 4 (Hadern) = 0,008 zi (Zellstoff) = 0,037 h, (Holzschliff) = 0,037 Man könnte versucht sein, das Ergebniss an trockenem Ausschuss, der hier nur die Seitenabschnitte der Papierbahn enthält, in fest stehenden prozentischen Zusammenhang mit dem Ergebniss an gutem Papier zu bringen; indessen lässt erfahrungsgemäss der eine Halb stoff das Papier mehr zusammenschrumpfen als der andere. Nach obigem Ergebniss hätten Hadern und Lumpen diese Eigenschaft in höherem Grade als Zellstoff und Holzstoff. .c) Entsprechend ergeben sich die Gleichungen für nassen Aus schuss: (Zeugfangstoff getrocknet, ohne Zuschlag für Luft feuchtigkeit.) I. Serie: 70 7 ä — 40 z 2 4- 140 hg — 2,21 II. „ 507- 90 z 2 — 110 h = 2,59 IH. ,, 30 2 — 150 z 2 — 7 0 hi = 3,03 woraus li (Hadern) = 0,005 z 2 (Zellstoff) = 0,015 hi (Holzschlif) =0,009. Der Uebersichtlichkeit und Kontrolle der Resultate halber soll hier eine Zusammenstellung der Ergebnisse folgen: Hadern Zellstoff Holzschliff Koeffizient für gutes Papier 0,881 0,798 0,954 „ trockenen Ausschuss 0,008 0,037 0,037 „ getrockneten Fangzeug 0,005 0,015 0,009 ZUS. 0,894 0,850 1,000 Koeffizient für Gesammtverlust 0,106 0,150 0,000 zus. 1,000 1,000 1,000 Demnach wäre von Holzschliff garnichts, oder jedenfalls weniger als 0,1 pCt. verloren gegangen, was im Vergleich mit den andern Ergeb nissen unwahrscheinlich ist und seinen Grund vermuthlich in un vermeidlichen Beobachtungsfehlern haben dürfte. Der angedeutete Weg führt ebenso zur Feststellung der Aus giebigkeitskoeffizienten beliebiger anderer Halb- und Ersatzstoffe, sowie der Füllstoffe und Erdfarben. Es empfiehlt sich, nachdem die Koeffizienten der am häufigsten verwendeten Halbstoffe gefunden sind, jeweils nur einen weiteren Halbstoff auf Ausgiebigkeit zu unter suchen, weil dazu nur eine Versuchsserie erforderlich ist, und die aufzustellende Gleichung nur eine Unbekannte enthält. Andernfalls müssen selbstverständlich ebenso viele von einander unabhängige bezw. in der Zusammensetzung der Holländermasse möglichst verschiedene Versuchsserien angestellt werden, als unbekannte Koeffizienten ge sucht sind. Schliesslich sei nochmals hervorgehoben, dass die hier gefundenen Koeffizienten nicht allgemein giltig sind, vielmehr für jede Maschinen gattung besonders gesucht werden müssen. Die darauf verwendete Zeit dürfte sich, im Interesse einer genaueren Papierkalkulation in kurzer Frist lohnen. Die erforderlichen Trockenproben, Abwiegungen und die Beaufsichtigung der Verarbeitung können jedem gewissen haften, mit derartigen Arbeiten vertrauten Werkmeister unbedenklich übertragen werden. Martini. Prüfung von Farbstoffen für Papierfabrikation. (Fortsetzung zu Nr. 1.) III. Theer- oder Anilinfarben. Dieselben zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie in Wasser meist leicht löslich sind, sehr lebhafte Farbentöne ergeben, folglich auch sehr kräftig färbend wirken, und dass sie sich verhält- nissmässig leicht auf der Faser fixiren lassen. Ihre Nachtheile gegen über den oben beschriebenen Mineral- und anderen organischen Farben bestehen iin wesentlichen darin, dass sie meist nur unecht sind, d. h. dass sie sich, wenn sie länger dem Lichte und der Luft aus gesetzt werden, oft bedeutend verändern. Ihre Untersuchung wird oft dadurch sehr erschwert, dass die konkurrirenden Farben-Fabri- kanten und Farbenhändler ein und dasselbe Erzeugniss unter ver schiedenen Namen auf den Markt bringen. Für den Verbraucher ist es aber von grosser Wichtigkeit, feststellen zu können, ob die ihm meist als werthvolle Neuheiten angepriesenen Muster wirklich neue Körper, oder nur unter anderem Namen oder in anderem Tone ge lieferte bekannte Farben sind. In vielen Fällen dürfte hierzu ein Probefärben, auf welches die »Papier-Zeitung« in Nr. 85 hinwies, genügen. Um jedoch ganz bestimmt sagen zu können, dass der vor liegende Körper dieser oder jener Farbstoff ist, wird man stets eine, wenn auch nur qualitative, aber doch eingehendere chemische Prüfung vornehmen müssen. Um nun diese in der nothwendigen Ausführlichkeit und nach einem bestimmten leicht fasslichen System darzulegen, will ich einer von Dr. Otto Witt in der Monatsschrift: »Die chemische In dustrie« unter dem Titel »Versuch einer qualitativen Ana lyse der im Handel vorkommenden Farbstoffe« veröffentlichten Abhandlung folgen. Ich kann den genannten Aufsatz um so mehr den sich dafür Interessirenden empfehlen, als ich selbst schon mehr fach Gelegenheit hatte, die Richtigkeit der darin enthaltenen An gaben zu prüfen und an der Hand derselben Untersuchungen von Farbstoffen auszuführen. Es werden danach so' ziemlich alle im Handel vorkommenden Theerfarbstoffe nach einfachen und sicheren, die Unterschiede klar bezeichnenden Reaktionen ohne Berücksichtigung der chemischen Zusammensetzung des untersuchten Körpers in mehrere Klassen ein- getheilt. Vor der eigentlichen Prüfung hat man sich nach der schon am Eingang dieses Aufsatzes von mir beschriebenen Methode zu über zeugen, ob die zu prüfende Farbe einheitlich oder ein Gemisch zweier oder mehrerer Körper ist. Indem ich von den zum Zwecke der so genannten Verdünnung der Farbstoffe zugesetzten anderweitigen Stoffen, wie Zucker, Dextrin, Kochsalz, Glaubersalz, Magnesium sulfat u. s. w. absehe, will ich sogleich zur Darlegung der eigent lichen Untersuchungs-Methode schreiten. Hierbei ist zu bemerken, dass diejenigen Stoffe, welche mit Metallbasen in Verbindung ange wendet werden, bei der Veraschung auf dem Platinbleche ihre Base selbstverständlich als Asche zurücklassen werden und daher nicht