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Karten und Marken für Invaliditäts- und Altersversicherung. Von maassgebender Stelle wird uns mitgetheilt, »dass die Reichsdruckerei auf dem Gebiete der Quittungskarten-Fabri kation die Privatindustrie nicht unterbieten wollte. Diese gewöhnlichen Massenartikel gehören nicht zum Thätigkeitsfelde der Reichsdruckerei; sie überlässt sie absichtlich der Privatindustrie und will deren Preisbildung nicht vorgreifen. Das ist gewiss nur zu billigen. Ueberdiess würden die Einrichtungen der Reichsdruckerei für die Fabrikation aller Quittungskarten garnicht ausreichen.« Berlin, 13. Februar. Der Missstand, dass von den Karten der Alters- und Invaliditätsver- Sicherung die mit Gummi bestrichenen, durch Befeuchtung aufgeklebten Marken abspringen, dürfte hauptsächlich der Beschaffenheit der Karten zuzu schreiben sein. Der Zellstoff, aus welchem dieser Karton angefertigt ist, giebt den Karten grosse Festigkeit beim Reissen wie auch beim Biegen; in der Mischung aber, wie sie bei den Berliner Karten vorliegt, auch pergament artiges Aussehen und dichtgeschlossene glänzende Oberfläche. Der Stoff der Karten ist zudem sehr hart, und diese Eigenschaft bewirkt im Verein mit den oben genannten, dass Feuchtigkeit nur schwer in den Karton eindringen oder ihn aufweichen kann. Wird auf die glänzende, dichtgeschlossene Oberfläche der Karte die wenig befeuchtete Marke geklebt, so verdunstet die geringe Feuchtigkeit an der Oberfläche. Eindringen der Gummiflüssigkeit ins Innere der Karte ist nicht möglich, und sobald der Gummi durch Trocknen seine spröden Eigenschaften zurückerhält, springt er von der glasig-glatten Oberfläche ab. Die einfachste Art dem Missstande abzuhelfen wird sein, für die Karten künftig einen weniger harten und etwas porösen ungeglätteten Karton zu verwenden. Dringt die Gummiflüssigkeit dann ins Innere, so verbindet sie sich mit den einzelnen Fasern, und die aneinanderzuklebenden Flächen werden haften bleiben, auch wenn die Karte gebogen wird. Zunächst handelt es sich aber darum, die vorhandenen Karten zu benützen und . so herzu- richten, dass die aufgeklebten Marken auch beim Biegen nicht abspringen. Befeuchten der Karten und nachheriges Aufkleben der Marken wurde em pfohlen, wobei die Marke längere Zeit mit der Hand festgedrückt werden soll. Abgesehen davon, dass beim Einkleben grosser Mengen von Marken diese Manipulation sich nicht mit der nöthigen Sorgfalt durchführen lässt, wird schwaches Befeuchten der Karte nicht viel nützen, indem die Flüssig keit in diesen Karton schwer eindringt und die Fasern nur wenig auflockert. Ich habe das vom Reichs-Versicherungsamt empfohlene Verfahren ver sucht und sowohl Postmarken als auch die vorschriftsmässige Alters-Marke aufgeklebt. Beim langsamen Trocknen der Marken an einem feuchten Orte, etwa in der Nähe des Fensters, hielten die Marken sehr gut, auch nachdem die Karten in der Nähe des Ofens klangtrocken gemacht waren. Keine einzige Marko sprang beim Biegen ab. Sobald jedoch die Marken rasch trockneten, etwa durch Auslegen der Karten in der Nähe des Ofens, war das Ergebniss weniger günstig. Von 10 Marken konnten 6 durch Biegen ent fernt werden. In dem letzten Falle wurde die Karte durch das vorangehende Befeuchten nicht aufgelockert; die Feuchtigkeit verdunstete. Das Auflockern der Oberfläche, auf welche die Marke geklebt werden soll, wird auf einfache Weise erreicht, indem diese Stelle der Karte mit etwas Sand- oder Glaspapier abgerieben wird. Hierdurch verliert die Ober fläche Glanz und Glätte, die Papierfasern werden gelockert, und wenn nun die befeuchtete Marke angedrückt wird, so klebt der Gummi an den Fasern der Karte fest, und diese lässt sich biegen, ohne dass die Marke abspringt. Nur durch Befeuchten der Marke und Auf weichen des Gummis liesse sie sich wieder abnehmen. Weiter liesse sich Abhilfe schaffen, wenn dem Gummiren der Marken etwas mehr Sorgfalt zugewendet würde. Der gewöhnliche arabische Gummi wird, wenn er zu trocken ist, sehr spröde. Trocknen die Karten beim Auf bewahren an warmem Orte stark aus, so entziehen sie auch dem Gummi Feuchtigkeit, und wenn dieser nicht mit den Fasern der Karte fest verbunden ist, so springt er von der glatten Fläche leicht ab. Die Marke fällt von der Karte und geht verloren. Durch Zusatz wasserausziehender Stoffe zum Gummi liesse sich hier helfen. Diese nehmen so viel Feuchtigkeit aus der Luft auf, dass der Gummi immer etwas weich bleibt. Werden jedoch die mit diesem Gummi bestrichenen Marken an etwas feuchtem Orte aufbewahrt, so kleben die aufeinander liegenden zusammen und sind leicht der Be schädigung unterworfen; so dass diese Maassregel weniger zu empfehlen ist. Weit einfacher wird der Gummi hygroscopisch gemacht, wenn das zum An feuchten verwendete Wasser einen Zusatz von Glycerin, Chlorcalcium, Chlor magnesium oder essigsaurem Salz erhält. Von den genannten Stoffen ist das Glycerin für diesen Zweck am geeignetsten, indem die angegebenen Chlor verbindungen oder essigsauren Salze leicht die Karte brüchig machen, während bei Glycerin keinerlei Nachtheile zu befürchten sind. Das Befeuchten der Marken geschieht am besten, indem ein kleiner Schwamm mit einer aus 2 Theilen Wasser und 1 Theil Glycerin gebildeten Flüssigkeit getränkt wird. An diesem Schwamm befeuchtet man die Marke und drückt sie auf die ge rauhte Fläche der Karte. Hierbei hat man nicht zu befürchten, dass die Marken sich nach dem Aufkleben verschieben, auch wenn sofort eine zweite Karte zum Bekleben darauf gelegt wird. Die Benutzung dieses Schwammes empfiehlt sich nicht nur da, wo Hunderte von Marken jede Woche eingeklebt werden, sondern auch für kleinere Geschäfte. Die mit einem Deckel ver sehene Blechdose, welche den Schwamm aufnehmen kann, lässt sich in der Kasse mit unterbringen, so dass sie beim Auszahlen, bei welcher Gelegen heit auch immer das Einkleben der Marken geschieht, gleich zur Hand ist. In Haushaltungen, wo das Einkleben der Marken meistens am Quartalschlusse erfolgt, empfiehlt sich die gleiche Vorrichtung, doch wird dieselbe in den meisten Fällen für unnöthig gehalten werden. Hier sollte das Befeuchten der Marke mit etwas Zuckerwasser geschehen, oder man bringt auf die gerauhte Fläche der Karte ein oder zwei Tropfen hiervon, verreibt sie mit dem Finger und drückt die Marke darauf. In jedem Falle sollte das Befeuchten der Marken mit der Zunge unter bleiben. schon aus sanitären und Schicklichkeitsgründen, sodann aber auch, weil diese Befeuchtung der Marke immer unvollkommen und mangelhaft ist. Ob sich besagter Missstand bei allen Karten zeigt, ist fraglich; jedenfalls sollte bei Neuanfertigung von Karten darauf Rücksicht genommen werden, dass der Stoff weniger hart gewählt und der fertige Karton nicht so glänzend satinirt wird. Einfache Maschinenglätte dürfte genügen, um auch schrift liche Notizen auf den Karten machen zu können. Da Zellstoff, allein ver arbeitet, immer hartes pergamentartiges Papier giebt, würde sich ein Zusatz von Baumwolle oder Füllstoffen empfehlen. Hierdurch würde der Karton etwas saugfähiger werden. Ein Zusatz von 8 bis 10 pCt. beeinträchtigt die Festigkeit des Kartons beim Reissen und Biegen nicht viel, wenn die bei diesen Stoffen nöthige Vorsicht beim Mahlen und Verarbeiten auf der Maschine beobachtet wurde. M . . . Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schrerbwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochon. Papierspitzen. Endlose, sogenannte Meter-Streifen in »blinder« Pressung (glattweiss) oder mit farbigem Druck sind die neuesten Er zeugnisse, welche die Firma Hohenstein & Lange, Berlin N., Prinzen-Allee 84 in geschmackvoller Ausführung und reicher Auswahl auf den Markt bringt. Die uns vorliegende Mustersammlung, welche durch Zufügung weiterer Muster stetige Vermehrung erfahren soll, bietet ein erfreuliches Zeichen des Strebens nach Vervollkommnung, wie solches die Firma seit ihrem Bestehen durch Verbesserung ihrer Lampen- und Lichtschirme, ihrer Küchen- und Kartonnagenstreifen mehrfach bewiesen hat. Diese Meter-Streifen sind das Erzeugniss einer neuen Streifen-Maschine, welche der genannten Firma unter Nr. 55195 patentirt wurde. Bei der bisherigen Art der Fabrikation kam es vor, dass die ausgestanzten Papiertheilchen nicht herausfielen, und der Durchbruch dadurch zum Theil nicht zur Geltung kam. Das Muster sah dann verschwommen und der Streifen unansehnlich aus. Bei der jetzigen Fabrikation soll dieser Fehler unbedingt ver mieden werden und das Muster stets klar und in allen Theilen deut lich erkennbar sein. Die uns vorliegenden Nachahmungen von Häkelei und Leinen- Stickerei, von Tüllspitzen und Schnurarbeiten sind von überraschender Naturtreue, und es bedarf meist nur eines kleinen Abstandes, um vollkommene Täuschung zu erzielen. Die hübschen Muster und mässigen Preise sind geeignet, den ansprechenden Brauch, Zucker- waaren-Schachteln, Bordbretter, Schrank-Einlagen usw. mit zierlicher Papierspitze zu schmücken, zu verallgemeinern. Osterfreude. Diese Aufschrift trägt ein zu Ostergeschenken be stimmtes, in Forni eines Ostereies mit Seidenbändern und Zucker guss gestanztes Kinderbuch aus dem Verlage der Firma Adolph Engel in Berlin SW. Die zwischen den beiden »Eierschalenhälften- eingefügten 16 Seiten sind abwechselnd mit bunten und einfarbigen Bildern aus dem Kinderleben geschmückt. Die Darstellungen sind von W. Schäfer, der gegenwärtig zu unsern besten Kinderbuch-Illustratoren gehört. Er vereinigt die guten Eigenschaften von Woldemar Friedrich und 0. Pletsch, ohne jedoch süsslich - zu werden wie der letztere. Die Verse sind niedlich und ungezwungen, eignen sich daher zum Auswendiglernen für die Kleinen.