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354 PAPIER-ZEITUNG. No. 15. kann, wenn man einen Markenabriss auf bedruckte Stellen klebt, trocknen lässt und dann abzieht. Im übrigen ist mir der angegebene Preis von 2 M. 60 Pf. für hundert Stück unverständlich und kommt mir sehr hoch vor. (Er bezog sich auf die erste Vorlage von Proben und sollte augen scheinlich nur einen allgemeinen Anhalt für die Auswahl bieten. D. Red.) L. B. Schluderbach, 13. Februar. Geehrtester Herr Redaktöhr! Sie schreiben in Ihren Blatte das die Marken von die Infalliditäts- Versicherung nicht kleben wollen und da wollte ich Sie mal erzählen wie es mich damit ergangen ist. Vorichten Sonnabend wie wir unser Geld gekricht hatten, kommt der Herr Inschenjöhr Zirkelmann zu mir und sacht, ich möchte noch mal beim Scheff kommen. Ich krichte erst ein heiligen Schreck, denn ich hatte den Montag Vormittag wegen Kofschmerzen blau gemacht, zoch aber dann meinen Rock an und ging ins kleine Komtohr wo der Scheff is. Wie ich die Tühr aufmachte seh ich wie der Scheff ein grossen Schwamm in der Hand hat und damit über den Tisch fährt und der Herr Dussler, was unser Prokurist is, stemmt beide Hände auf den Tisch und zappelt und drückt als wenn er wolte die Tischkante abbrechen. Wie ich hinseh sinds die neuen Invidialitätskarten, die sie da miteinander verarbeiten. »Eisenquetscher«, sagte der Scheff und wischt sich mit seinen Taschen tuch den Schweiss ab, »ich hab Euch rufen lassen weil Ihr ein verständiger und fixer Kerl seid, der sich immer zu helfen weiss. Seht mal was das hier for eine Sache is. Die Marken kleben nicht und wir wissen nicht, stosst der Karton die Nässe ab oder schluckt er ihr in. Und die Versichrungs- Obrigkeit sagt, dass man beides feucht machen soll, den Karton und die Marke und dass man ihr dann so fünf bis zehn Minuten andrücken soll und der Herr Dussler und ich wir drücken schon anderthalb Stunden mit aller Kraft, aber jetzt kann ich nicht mehr und hier sind doch noch soner 60 bis 70 Karten zu bekleben. Nu rathet Ihr mal, Eisenquetscher.« Ich seh mich erst die Geschichte genau an, dann sag ich: »Wie wär’s Herr Scheff, wenn wir die Karten erst tüchtig nass machen und dann eine nach der andern in unsern grossen Schraubstock spannen, da braucht der Herr Dussler nicht so zu drücken«. Da meinte aber der Scheff, das ginge nicht, da würden Buckeln rein gequetscht. Da kam mir denn ein andrer Gedanke und den haben sie eingesehen, dass er seine Richtigkeit hat. »Ich hab hinten noch ein Fläschel Fischleim stehen », sag ich, »da hab ich mir schon manchmal mit geholfen und wie mir neulich in Biesterhausen eine Schraube gefehlt hat, hab ich das Winkelstück mit Fischleim beschmiert und festgeklebt. Wenn doch einmal was Flüssiges auf die Karte muss, dann können wir ja auch Fischleim nehmen, der klebt, leimt und kittet alles.« »Eisenquetscher«, sagt da der Scheff, »Ihr seid ein Goldkerl. Holt mal gleich den Fischleim-Topf.« — Und dann hab ich immer das Feld bestrichen und der Scheff hat die Marke aufgelegt und Herr Dussler hat ihr mit den Löscher festgedrückt. Und hat alles vorzüglich gehalten und nur 1/, Stunde gedauert, womit ich achtungsvoll verbleibe Eisenquetscher, Mongtör. Tb eure Chemikalien. Als im Jahre 1879 unsere Zollpolitik zum Schutze der nationalen In dustrie andere Bahnen einschlug, wurden ganz besonders diejenigen indu striellen Erzeugnisse mit hohen Schutzzöllen belegt, welche sich der aus ländischen Konkurrenz gegenüber nicht zu behaupten vermochten. Unter diesem Schutze haben sich viele deutsche Industriezweige derart entwickelt, dass sie nun nicht nur den deutschen Markt mit ihren Erzeug nissen vollauf zu behaupten in der Lage sind, sondern dass sie auch expor- tiren und auf dem Weltmarkt den Wettbewerb aufnehmen konnten. Infolge dieser Verschiebung der Produktionsweise haben sich aber auch Auswüchse herausgebildet, welche die ursprüngliche Absicht beim Umschwung unserer Zollpolitik: »den Schutz der nationalen Arbeit«, in ein Privilegium für das Zollausland verwandelten. Es sei hier nur nebenbei an die Eisen - Industrie erinnert, wo sich die Produzenten zu Ringen vereinigten, und auf dem inländischen Markt hohe Preise erzwangen, damit durch diese Ueberpreise das Zollausland mit unver- hältnissmässig billigem Eisen versehen werden konnte, und zwar nur zum Nachtheil der deutschen Eisen verarbeitenden Industrieen auf dem Weltmarkt. Was in der Eisen-Industrie im grossen geschehen ist und viel Staub aufgewirbelt hat, geschieht im kleinen bei der Alkali-Industrie, und da deren Erzeugnisse besonders am Mark und Knochen der ohnedies im Argen liegen den Papier-Industrie nagen, so sei mit diesen Zeilen bezweckt, die Angelegen heit etwas näher zu besehen. In den 70er Jahren hatte die Alkali-Industrie gegen England einen so schweren Kampf zu bestehen, dass es ihr kaum möglich war, mit in den Wettbewerb zu treten, besonders deshalb nicht, weil die Nebenprodukte der Soda-Fabrikation kaum Verwendung finden konnten. Das Aufblühen der Ammoniaksoda-Fabrikation in Verbindung mit den bedeutenden Zollerhöhungen im Jahre 1879 hatte in Deutschland einen derartigen Aufschwung der Alkali-Industrie zur Folge, dass dieselbe heute nicht nur- den Bedarf Deutschlands decken kann, sondern auch auf dem Weltmarkt mit der englischen Industrie in Wettbewerb tritt. So erfreulich dieser Umstand auch ist, so hat er leider wieder Aus wüchse gezeitigt, die denen der Eisenindustrie ähnlich sind. Unter den Alkaliwerken haben sich Konventionen gebildet, welche den deutschen Verbrauchern den Preis vorschreiben, während sie in der Schweiz, in Frankreich und Belgien, ja sogar in England nicht nur um den Zoll, sondern sogar noch unter den zollfreien Preisen den Ueberschuss ihrer Erzeugnisse absetzen. Neben der Textil-Industrie, die gegenwärtig au ch Noth leidet, ist bei dieser Preiserhöhung die Papier- und Papierstoff-Industrie besonders in Mit leidenschaft gezogen, sowohl mit Soda als auch mit Chlorkalk. Da aber die deutsche Papier- und Papierstoff-Industrie mit einem grossen Theil ihrer Er zeugnisse auf die Ausfuhr angewiesen ist, so wird sie, wenn sie ihre Hilfs stoffe wesentlich höher als ihre ausländischen Wettbewerber bezahlen muss, auf dem Weltmarkt unterliegen. Auf diese Gefahren rechtzeitig aufmerksam zu machen, soll der Zweck dieser Zeilen sein: Der Selbsterhaltungstrieb zwingt die Papier- und Papier stoff-Industrie, Stellung zu nehmen, und entweder eine Aenderung des Zoll tarifs anzustreben, oder durch Schliessung von Gegen-Konventionen (Ver einigung der Verbraucher) das erdrückende Joch zu sprengen. Sch. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Tisch-, Speise- und Tanzkarten der Osnabrücker Papier- waarenfabrik in Berlin. Unter den Verzierungsmotiven für Speise karten sind zunächst die gepressten, blüthenbestreutenMoireeband-Nach- ahmungen zu erwähnen, die von der Osnabrücker Papierwaarenfabrik schon früher mehrfach als Schmuck für zarte Karten benutzt wurden. Sie sind bei den neuen Mustern diagonal angeordnet, als Abgrenzung einer die gefaltete Doppelkarte halb bedeckenden schräg abgeschnittenen Klappe. Eine andere zum Aufdruck der Speisenfolge bestimmte Kartenart erhielt durch Pressung das Aussehen feinsten irischen Leinens. Die Ränder der dreiklappigen Karte sehen aus wie abgerissen, und auf der Deckklappe sind Blüthen von Gänseblümchen und Vergissmein nicht verstreut. Eine sehr vornehm aussehende Doppelkarte besteht aus steifem Pergamentpapier und zeigt in einer der am Falz liegenden Ecken einen reich ornamentirten Viertelkreis-Ring in Silber, aus welchem ein zarter, in Oxydmetall ausgeführter Zweig in die Mitte des Blattes ragt. Andere »Menu«-Karten zeigen nistende Schwalben, leicht karikirte Mädchengestalten, bronzefarbige Pflanzen in Verbindung mit einer anscheinend durch die Karte gesteckten Rokoko-Nadel, auf deren kartuschenförmigem Kopf die Inschrift »Bon Appetit« steht, usw. Die Buchstaben der Inschrift »MENU« sind mehrfach verschoben und in wirksamer, kantiger Tiefpressung ausgeführt. Die Ausstattungsart der Kalender-Gratulationskarten, mit welchen die Firma gegen Ende vorigen Jahres einen sehr grossen Erfolg er zielte, wurde auch auf Speisekarten übertragen. Die zartfarbigen Bänder, welche dort Monat, Tag und Datumziffer trugen, sind hier zur Aufnahme der Speisenfolge bestimmt. Jede Karte hat natürlich nur ein Band, welches durch zwei enger oder weiter gestellte Schlitze gezogen wird, und mit verhältnissmässig kräftiger Schrift bedruckt sein muss. Bei enger Schlitzstellung, welche nur je ein Gericht vor treten lässt, kann der Tischgast die ganze Speisenfolge allmälig an sich vorüberspazieren lassen; bei weiter Schlitzstellung dagegen ist er imstande, einzelne Gruppen derselben zu übersehen. Es wird Sache des persönlichen Geschmackes sein, welche Ausführungsart im Einzelfalle den Vorzug verdient. Der Vielesser wird vielleicht die tropfenweise Verabreichung der Speisenfolge vorziehen, um durch die Aussichten auf künftigen Genuss sich nicht die Freude am gegen wärtigen verderben zu lassen; der Feinschmecker dagegen wird eine freiere Uebersicht vorziehen, um sein Interesse auf die Glanznummern der Speisenfolge richten und die ihm minder gut zusagenden Nummern vorbeigehen lassen zu können. Einige dieser Speisekarten bieten Raum zur Eintragung eines Namens, dienen also gleichzeitig als Tischkarten. F. Soennecken's Einkaufs-Preisbuch, welches soeben neu ausgegeben wurde, bildet eine Ergänzung von Soenneckens grossem illustrirtem Preisbuch. Während dieses aber nur die Verkaufspreise enthält und beim Gebrauch im Laden den Käufern vorgelegt werden kann, stehen bei jenem Ein- und Verkaufspreise neben einander, die Abbildungen fehlen, und das ganze Buch ist nur für Händler bestimmt. Einige neue sehr zweckmässige Einrichtungen verdienen Beachtung und Nachahmung. Zunächst sind die regelmässigen Verweisungen auf das Haupt-Preisbuch zu erwähnen. Dieselben befinden sich in Kursivschrift am Rande der Seite, können demnach nicht übersehen werden. Bei jeder Waarengattung ist das ungefähre Gewicht ange geben, sodass man sich unter Berücksichtigung des ebenfalls angegebenen Gewichts der Verpackung ziemlich genau den Höchst-Inhalt einer Post-