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No. 14. PAPIER-ZEITUNG. 327 Papiermacher-Erfahrungen. Stiche, Wellen, Ganzstoffmahlen, Sauger usw. Fleissige Leser der Papier-Zeitung werden über die vielen Er klärungen stutzen, die für die Entstehung von Stichen im Papier gegeben werden. Sie dürften noch keineswegs auf alle Fälle passen, doch wird die Mittheilung recht vieler Einzel Vorkommnisse dazu dienen, den Ursachen der Stiche auf den Grund zu kommen. Ich will daher nachstehend auch meine Erfahrungen über »Stiche im Papier mittheilen. Ich fand diese Stiche stets nur in feinen und superfeinen Papieren vor, was die -Sache um so unangenehmer machte und oft Anlass zu Klagen gab. Bei anderen Sorten kamen sie nicht vor. Die Punkte traten erst nach dem Glätten auf, und ich suchte in den Papierwalzen Splitter. Dann glaubte ich, da die Stiche nur zeitweise vorkamen, an sandigen Staub, der ab und zu durch die offenen Fenster fliegt und den Kalander verunreinigt, und liess die Fenster schliessen. Erst als es bei geschlossenen Fenstern den Arbeitern zu warm war, und ich zu weiterem Nachdenken gezwungen wurde, weil die Stiche doch wiederkamen, verfiel ich endlich auf die Feucht maschine, welche unfiltrirtes Wasser erhielt, in der Meinung, das Wasser müsse Sand mitführen. Der Gedanke lag nahe, denn es kam häufig vor, dass die feinen Spritzlöcher des Feuchtapparats sich verstopften, und nachdrückliches Stochern nothwendig wurde. Ich fand in den Löchern zwar Talg, Hanffasern von der Kolbenpackung der Pumpen usw., aber keinen Sand. Derlei Feuchter verstopfen sich leider sehr oft. Ich sah manchmal, wie Hunderte von Metern Papier den Feuchter passirten, ohne dass der bedienende Arbeiter merkte, dass seine Spritzrohre zur Hälfte verstopft waren. Das giebt dann natürlich keine schöne Glätte. Der Nebel, welcher da auf die Papierbahn gespritzt wird, ist auch sehr empfindlich gegen jedes Lüftchen, und ich habe be obachtet, dass durch einen Luftzug das Wasser an ganz andere Stellen geführt wurde als beabsichtigt war. Bei Feuchtmaschinen, wo die durch Spritzvorrichtung gefeuchtete Bahn auf nur einer Aufrollwalze durch Friktionirung aufgerollt wird, rutscht die Papierrolle oft; mit einem Ueberzug (Manchon), wie schon angerathen wurde, darf man die Walze auch nicht versehen, da sich dieser ungleich verschleisst und dann bei veränderter Formatbreite ungleiche Feuchtung giebt. Lässt man aber die Bolle zwischen zwei Walzen laufen, wovon die eine zugleich feuchtet, so schwankt die Rolle, wenn sie etwas dicker geworden, auf den zwei Walzen kollernd, wiegend, rumpelnd und stossend umher, dass Einem bei etwas grösserer Geschwindigkeit angst und bange wird. Ungleiche Feuchtung ist die natürliche Folge, abgesehen davon, dass die Feuchtung bei etwas stärkerem Papier zu gering wird und zweimal vorgenommen werden muss. Ich halte die Filzfeuchtung für die beste, wenn dieselbe einmal vernünftig gemacht ist. An der Feuchtmaschine also lag es diesmal nicht, und erst als ich dies festgestellt hatte, suchte und fand ich die Ursache an der Papiermaschine, wo ich sie zuerst hätte suchen sollen. Die Papiermaschine hatte keinen Sandfang, und daher kam Sand ins Papier, denn nur solche feine Sandkörnchen konnten Ursache des Uebels sein. Flugs wurde ein Sandfang angebracht, und das Uebel war weg. Dass dies wirklich die Ursache war, ging aus folgenden Beobachtungen hervor. 1. Die Stiche kamen nur in Papieren vor, die auf der Maschine ohne Sandfang gemacht waren. 2. Die Stiche kamen nur im Sommer vor, weil dann in den Quellen wenig Wasser war, die Pumpen das Wasser aufwirbelten und Sand mitbrachten, der so fein ist, dass er selbst durch die Filter geht. Der doppelte Stich ist eine Folge der Friktionirung im Kalander. Ich schliesse dies daraus, dass 1) die Punkte überall gleich weit von einander entfernt sind; 2) diese Entfernung mit der Stärke der Pressung wechselt. Sie war am Nachmittag, wenn der Kalander warm geworden war, meist grösser als am Vormittag. Die Verbindungslinien der Stichzwillinge konvergiren alle in der Richtung des Papier- X laufs gegen die Mitte der Bahn, weil das Papier durch A das Glätten an Breite gewinnt. Ja man kann aus dem / Abstand des einen Punktes von der durch den andern / Punkt gezogenen zur Laufrichtung parallelen geraden Linie € r 0 die Grösse der Verbreiterung des Bogens messen. , / Aus der nebenstehenden vergrösserten Darstellung / a lässt sich dies deutlich erkennen, a und b sind die beiden / Punkte, wie sie in der Nähe des Bogenrandes erscheinen. / a liegt weiter nach dem Rande zu als b, bei dessen Er zeugung sich der Bogen bereits in der Breitenrichtung / gestreckt hat. c d veranschaulicht die Laufrichtung, und W ebist der Betrag, um welchen der Bogen an dieser Stelle breiter wurde, und welcher von der Blattmitte aus, wo er gleich Null ist, gegen die beiden Ränder hin stetig wächst. Eine andre Quelle des Verdrusses für den Papiermacher sind die Wellen im Papier. Sobald sich das Wetter ändert, so ändern sich auch die Wellengattungen. Einmal sind sie am Rand, ein anderes Mal in der Mitte, ein drittes Mal erscheinen sie bloss als eine Art schnallen förmiger, kleiner, oft zusammenhängender Bandwürmer, die quer übers Blatt kriechen. Letzthin hat Jemand behauptet, dass nur noch in Betrieben untergeordneten Ranges ein Welligwerden des Papiers »geduldet« wird. —■ »Prost Mahlzeit!« — Ich möchte den Herrn nicht alle die welligen Papiere flach machen sehen, die in Betrieben selbst ersten Ranges vorkommen! Die Papiere sollen natürlich nicht schon die Wellen von der Maschine mitbringen, denn dann behalten sie, selbst wenn sie flach geworden sind, die Neigung, wieder wellig zu werden, und thun es später bei irgend einer passenden Gelegenheit. Also aufgepasst bei der Maschine! Die Schnallen gehen beim Satiniren weg. Sonst ist wieder die Entwässerung und Trocknung an der Maschine schuld daran. Man kühle die Kalanderwalzen soviel wie möglich, da sehr trockenes Papier, sowie auch solches, welches nicht genug nach dem Satiniren trocken war, immer wieder wellig wird. Das Erstere wird an allen vier Rändern wellig, das Letztere wird es aber in der Mitte, und man kann oft bemerken, dass diese Erscheinung bei Papieren vorkommt, welche zu feucht zum Kalander kamen, auf diesem verpresst wurden und dann in der Aufsicht grau erscheinen. Man verlege den Kalandersaal und Sortirsaal nicht über die Papiermaschinen, von welchen aus viel Wärme und Feuchtigkeit durch den Boden, durch Stiegen-Aufgänge und Aufzugsschächte in den oberen Raum aufsteigen können. Kalandersaal wie Sortirsaal sollen möglichst gleichmässige Temperatur, unabhängig von äusseren Einflüssen, haben, d. h. sollen kühle luftige Räume sein. Es empfiehlt sich, das fertige Papier, falls nicht schon Wellenschäden bei demselben aufgetreten sind, sofort zu verpacken. Kisten aus frischem Holz sind dabei zu vermeiden. Jeh habe schon so verpacktes Papier aufgemacht, und fand die ersten Lagen oben unter dem Deckel und unten am Boden voll Buckeln und Wellen. Die Bogen in der Mitte aber, die nur an den Rändern Feuchtigkeit aufnehmen konnten, waren an allen vier Rändern sehr stark wellig. Auch beim Stoffmahlen finden sich oft Fehler räthselhaften Ur sprungs. Ich hatte sehr dickes Zeichenpapier aus sehr kräftigem Stoff zu zubereiten und gab selbst bei dem Holländer acht, dass der Stoff nicht zu dick eingetragen wurde, damit ich ihn bei vielem Siebwasser noch arbeiten konnte. Mit den neuen Holländern hatte ich noch nicht gearbeitet, und die Müller behaupteten, dass, wenn sie die Holländer schwach füllten, so würde das Ding noch weniger gut kreisen als sonst, also gerade den entgegengesetzten Erfolg haben, als ich ihn beabsichtigte. Ich glaubte es den Leuten nicht, nahm noch Stoff aus dem Holländer heraus, und zu meinem grössten Verdruss sah ich, dass das Zeug, nachdem es etwas klar gemahlen war, garnicht mehr recht herumspazieren wollte. Die Leute hatten also recht, und die Sache verdross mich sehr, denn ich wollte röschen Stoff haben. Die Walze war für den Trog von verhältnissmässig grossem Umfang, die Messer daran standen weit vor, die Geschwindigkeit war gross; — vielleicht zu gross, dachte ich. Ich schob den Antriebsriemen auf die Leerscheibe, und richtig, als die Walze anfing langsamer zu kreisen, lief das Zeug vortrefflich im Trog um. Wiederholte Versuche lieferten gleiches Ergebniss. Die grosse Geschwindigkeit war Ursache des schlechten Stoffumlaufs. Diese zu verkleinern ging nicht an, da ich sonst an Leistung ver loren hätte. Ich liess die Haube nochmals herabnehmen, untersuchte den Kropf und fand, dass nur etwa 30 mm Raum zwischen ihm und den Messern war. Ich liess nun geschwind die Walze soviel wie möglich, fast um 30 mm. zurückrücken, änderte um gleichviel die Beilagen an den Grundwerken und liess füllen. Der Stoff hatte nun bei ganz schwacher Eintragung einen sein' guten Zug, und ich konnte ihn nach Belieben mahlen. Neulich las ich etwas über Dampfstrahlapparate an den Saugern. Diese Vorrichtung ist durchaus nicht neu, und in Hofmann’s Hand buch findet sich die richtige Bemerkung, dass man die Dampfstrahl apparate für diese Zwecke verlasse. Der Dampfverbrauch solcher Apparate ist sehr gross; 40—50 kg Kohle in der Stunde habe ich selbst schon öfter verbraucht. Ja selbst bei dem dünnsten Seiden papier verbrauchte ein Sauger 10 kg Kohle in der Stunde. Wo man den Saugern kein genügendes Gefälle geben kann, rathe ich nur zu einer guten Pumpe, die nicht ein Zwanzigstel sowiel Dampf bezw. Kohle verbraucht. An dem letzten Sauger kann man dagegen einen kleinen Dampfstrahl apparat anbringen, dessen Saugrohr dicht unter das Metallsieb im Sauger reicht. Er leistet namentlich bei Beginn der Arbeit, besonders bei dicken Papieren, wenn an den Saugern etwas nicht in Ordnung