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No. 13. PAPIER-ZEITUNG. 303 Karten und Marken für Invaliditäts- und Alters versicherung. Das Reichs-Versicherungsamt erliess unterm 6. Februar folgende Bekanntmachung: Es sind neuerdings Klagen darüber laut geworden, dass die zur Ent richtung der Invaliditäts- und Alters Versicherungs beiträge in die Quittungs karten eingeklebten Marken leicht abspringen, wenn die Karten nach aussen gebogen oder in einem warmen Raume aufbewahrt werden. Die Ursache dieses Uebelstandes ist nicht darin zu suchen, dass der Klebestoff der Marken etwa seiner Beschaffenheit nach mangelhaft oder in zu geringer Menge auf getragen wäre. Nach technischem Urtheil muss vielmehr das Abspringen der Marken darauf zurückgeführt werden, dass das zu den Quittungskarten verwendete Papier bei ungenügender Anfeuchtung der Marken -den durch die Flüssigkeit aufgelösten Theil des Klebestoffes vollständig einsaugt, bevor der letztere seine Wirkung äussern kann. Das Reichs-Versicherungsamt sieht sich daher veranlasst, im Verfolg seiner Bekanntmachung vom 9. September 1890, betreffend die für die Invaliditäts- und Altersversicherung zu verwendenden Beitrags- und Zusatzmarken (Nr. 219 des »Deutsch. Reichs- usw. Anz.« vom 11. September 1890) darauf aufmerksam zu machen, dass, um ein gutes Haften der Marken auf den Quittungskarten zu erzielen, nicht nur die Marke, sondern auch diejenige Stelle der Karte, auf welche die Marke geklebt werden soll, reichlich angefeuchtet und die Marke nach dem Aufkleben einige Zeit mit der Hand fest angedrückt werden muss. Berlin, den 6. Februar 1891. Das Reichs-Versicherungsamt. Abtheilung für Invaliditäts- und Altersversicherung. Dr. Bödiker. Aus Versuchen, die wir mit Karten der Versicherungsanstalt Berlin Vornahmen, geht hervor, dass in gewöhnlicher Weise auf- geklebte Marken nach erfolgtem Trocknen sich ablösen lassen, wenn man die Karte nach der entgegengesetzten Seite umbiegt. Ob alle Versicherungskarten diesen Uebelstand zeigen, ist zweifelhaft, da sie aus verschiedenen Fabriken stammen. Jede Versicherungsanstalt kann ihre Karten, sogar auch ihre Marken her stellen lassen wo sie will. Mit Bezug auf die Kaiten ist sie nur an die Vorschriften des Bundesraths, mit Bezug auf die Marken an die von dieser Behörde gutgeheissenen Vorbilder gebunden, nach welchen die Reichsdruckerei Platten uud Galvanos herstellen liess. An die Karten werden folgende Ansprüche gestellt: Zellstoff, gelblich gefärbt mit Eisenchlorid und Bleichromat, Reisslänge 4500 m, mittlere Deh nung 3 pCt., Asche 2 pCt. Der Reichskanzler hatte s. Z. dem Bundesrath drei Stoffproben vorgelegt, von welchen die eine aus einer Verbindung von Papier mit Gewebe, sogenanntem Papyrolin, bestand. Die andern beiden waren Zellstoffkartons. 100 Karten der leich teren Sorten waren auf 063 g Gewicht und 1 M. 50 Pf. Bruttokosten berechnet, 100 Karten der schwereren auf 865 g und 2 M. 60 Pf. In der Bundesrathssitzung vom 16. Mai v. J. wurde die letztere Sorte gewählt, und der diesem Typus entsprechende ungeklebte Karton ist in verschiedenen deutschen Fabriken gefertigt worden. Da uns die vom Reichsversicherungsamt gegebene Erklärung der mangelnden Klebfestigkeit nicht für alle Fälle zutreffend schien, suchten wir den Ursachen dieser Erscheinung durch Erkundigung an unterrichteter Stelle und durch eigne Versuche auf den Grund zu kommen. In einzelnen Fällen scheint wirklich mangelhafte Lei mung des Kartons die Ursache zu sein, doch ist es nicht aus geschlossen, dass auch der Gummibelag der Marken der Eigenart des Kartenstoffes nicht immer genügend angepasst ist. Die Versicherungsmarken kleben im allgemeinen nicht schlechter als Briefmarken, die sich auch meist ohne Mühe wieder ablösen lassen. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass man an die Klebfestigkeit der Versicherungsmarken höhere Anforderungen stellt als an diejenige der Postmarken, weil letztere nach wenig Stunden, höchstens Tagen ihren Beruf erfüllt haben, erstere dagegen erst in einer langen Reihe von •Jahren. Wer daher den Halt der Versicherungsmarken sichern will, wird, da weder die Karten noch die Marken zurückgezogen werden sollen, den vom Versicherungsamt gegebenen Wink beherzigen müssen. Wii' bitten übrigens unsere Fachgenossen, die in der vorliegenden Frage sachverständig sind, um Mittheilungen ihrer Ansichten und Erfahrungen. Deutsche Ausstellung in London 1891. Der Hauptvorstand der allgemeinen Deutschen Kunstgenossen schaft, als welcher zur Zeit der Vorstand des Vereins Berliner Künstler fungirt, hat nach reiflicher Prüfung der Verhältnisse beschlossen, von einer Betheiligung an der durch Herrn John K. Whitley vertretenen Deutschen Ausstellung in London Abstand zu nehmen. N euheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Kontrolbücher. Zur Kontrole der nach den Bestimmungen des Alters- und Invaliditätsgesetzes erforderlichen Feststellungen liefert die Firma Albert Peiser in Breslau zweckmässige Kontrol bücher. Dieselben enthalten passend abgegrenzten Raum für laufende Nummer, Namen der Arbeiter, Datum der Geburt, Datum des Eintritts, Name der Krankenkasse, Lohnklasse und 52 Felder für Eintragung der Beiträge. Da jede Seite der in Grossfolio gedruckten Bogen 43 Zeilen hat, werden mittlere Betriebe vermuthlich schon mit einem Einzelbogen auskommen, der für 86 Arbeiter auf ein Jahr ausreicht. Radirgummi-Halter. Der nachstehend abgebildete Radirgummi- Halter ist eine amerikanische Neuheit. Ein federnder Blechstreifen ist so gebogen, dass er einen dünnen Gummistreifen auf nehmen kann, dessen Ende durch Verschieben einer Klemmhülse zwischen den ausgebauchten gezähnten Enden des Blechstreifens festgeklemmt wird. Diese Vorrichtung gestattet die Verwendung sehr dünner Gummiplättchen, die allmälig vorgeschoben werden, und sehr sichere Hantirung. Papier-Ausstattung. Für kleine Mittheilungen des geselligen Lebens, die eine Sendung begleiten, eine Bestellung, einen Gruss oder Dank übermitteln sollen, werden vielfach Kärtchen und Briefchen bevorzugt, deren Form und Ausstattung von dem für ernstere und bedeutsamere Zwecke üblichen abweicht. Solche kleine »Billets« werden namentlich von unserer Damenwelt in erstaunlichen Mengen verbraucht, und die Osnabrücker Papierwaarenfabrik in Berlin, welche die modische Damen-Papier-Ausstattung mit besonderer Sorg falt pflegt, weiss genau, dass sich für hübsche eigenartige Neuheiten solcher Art stets dankbare Abnehmerinnen finden. Unter den Früh Fig. 1. angebracht. Der kleinere zeigt die Monate, der grössere die Tage. Im Innern liegen feine Kleinpost-Brief bogen nebst Umschlägen. Die Karten und Umschläge der Schachtel »Octogona« sind, wie der Name besagt, achteckig. Von quadra tischen, mit Goldschnitt versehenen Karten wurden die vier Ecken abge- schnitten und die stumpfe Schnitt fläche mit blauem Glanzschnitt ver jahrs-Mustern der Firma, welche uns soeben zugingen, finden sich einige ganz verblüffende Ausstattungen. Fig. 1 zeigt das Aeussere einer würfelförmigen, mit rothem Kalb lederpapier überzogenen Schachtel. Auf dem Deckel ist ein Ziffern blatt mit zwei beweglichen Zeigern Fig- 2. auf dem zartrosafarbigen Deckel. Im Innern liegen 4 Häufchen kleiner, sehen. Die Schwierigkeiten, welche die Achteckform für Ausführung der Briefumschläge bot, sind sehr geschickt überwunden. Eine weitere Kartensorte zeigt die Form der Fig. 2. Hier ist ringsum Goldschnitt in Anwendung gebracht. Die Deckel- Aufschrift lautet Rhomboid - Karten.« Papier-Psyche« ist die Aufschrift einer Schachtel von rhombischer Form, mit einem echten kleinen Spiegelchen ebenfalls rhombisch zugeschnittener, von rothen Bändchen zusammengehaltener Kärt chen und Briefumschläge. Zarte, leicht an getuschte Rokoko-Köpfchen dienen als Ver zierung derselben. Eine mit naturfarbigem Kalblederpapier überzogene Schachtel, auf deren Deckel ein silbergeprägtes Hufeisen den besten Platz einnimmt, enthält rechteckige Kärt chen im Format 8 zu 12 cm und Briefum schläge von dem in Fig. 3 gezeigten Aus sehen. Die Verschlussklappe derselben geht allmälig in die Form des Hufeisens über, dessen Unterseite gummirt ist, und nach erfolgtem Verschluss liegt das glückver kündende Zeichen breit über der Rückseite Fig. 3. des Briefumschlags.