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No. 12. PAPIER-ZEITUNG. 281 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiterund Berichterstatter erb alten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Zifferndruck. Zu dem in Nr. 10 gebrachten Aufsatz über Faktor Kucharz’ Numerirstäbe sendet uns der Erfinder folgende Berichtigung: Die Dicke der messingenen Ziffernstäbe richtet sich nicht, wie auf Seite 229 gesagt ist, nach der Breite der verwendeten Ziffern, sondern — und darin liegt eben der bedeutende Vortheil — für sämmtliche Ziffern- Grössen und -Dicken werden ein und dieselben Stäbe sammt den dazu ge hörigen Unterlagstegen, Ziffern, Spatien und Ausschliessungen verwendet. Wäre beispielsweise die Breite der Ziffern Text, so würden dieselben, da die Stärke des Stabes Petit beträgt, 1/2 Cicero von jeder Seite Überhängen. Infolge dessen wird eine Halbcicero-Reglette an Stab und Unterlagsteg angelegt, eventuell bei 2 oder mehr nebeneinanderstehenden Stäben der nun 1 Cicero betragende Zwischenraum mit Cicerostegen oder -Quadraten ausgefüllt. Bezüglich der Hantirung mit den Ziffernstäben wäre zu bemerken, dass die für die nächste Zahlenänderung benöthigten Stäbe nicht erst während des Druckes neu zusammengesetzt werden. Dies würde für den Druck gar- keine Vortheile bieten und das Arbeiten mit den Stäben sicherlich jedermann verleiden. Die Stäbe werden vor dem Druck für die betreffende Arbeit in der nöthigen Anzahl zusammengestellt, jeder Stab genau nachgesehen, ob sich nicht etwa eine falsche Ziffer eingeschlichen hat, und sodann mit dem Drucke begonnen. Die sehr einfache Manipulation des Auswechselns der Stäbe kann der betreffende Drucker oder Maschinenmeister selbst vornehmen. Das Auswechseln eines mit einer beliebigen Anzahl von Ziffern versehenen Stabes dauert nicht länger, als das Aendem einer einzelnen Ziffer in ge wöhnlicher Satzform Das Vorkommen eines Ziffernfehlers ist beim Stäbe system gänzlich ausgeschlossen und das eventuelle nachherige Kontroliren der gedruckten Bogen das denkbar einfachste, indem es nur nöthig ist, eine einzige Zahl des betreffenden Bogens nachzusehen, da die übrigen nach dieser richtig sein müssen. Was die Ziffern anbetrifft, so werden dieselben von Nonpareille ange fangen in jeder Grösse, also auch solche in Kegelstärken von 3, 4 und mehr Cicero geliefert. Die zwei kleinen Zifferngrade sind breiteren Schnittes, da bei nebeneinanderstehenden schmalen Ziffern grössere Zwischenräume ent stehen würden. Der Charakter der Ziffern in Hinsicht der Zeichnung bleibt der Wahl jedes einzelnen Bestellers überlassen und kann nach den Schrift proben der Schriftgiesserei-Finnen Benjamin Krebs Nachfolger in Frank furt a. M. und k. k. Hofschriftgiesserei Poppelbaum in Wien erfolgen. Aus führliche Beschreibungen der Numerirstäbe versenden die genannten Schriftgiessereien gratis und franko. Leopold Kucharz. Zifferndruck. Zu dem Aufsatz „Zifferndruck« in Nr. 10 möchte ich mir einige Bemerkungen erlauben. Es mag sein, dass ein Bedarf für dergleichen Einrichtungen zur Erleichterung des Zifferwechselns vorliegt, denn sonst würden die betheiligten Giessereien sich wohl schwerlich zur Ausführung ent schlossen haben. Die versuchte Lösung jener Aufgabe erscheint mir aber wenig glücklich und in Folgendem will ich zeigen, wie un praktisch es war, den theoretisch vielleicht gesunden Gedanken ohne Hilfe eines metallkundigen Fachmannes durchzuführen. Die in die Nuthen eingreifenden Ziffern werden infolge ange setzten Schmutzes eines Tages förmlich festgekittet sein. Die Er fahrung lehrt, dass solche Schiebestücke entweder sehr locker laufen oder gut geschmiert werden müssen. Beides ist hier nicht möglich. Die kleinen Zäpfchen müssen bei dieser Einrichtung sehr gut passen und werden, wenn man rauh damit umgeht, leicht abbrechen. Ebenso werden die durch die Nuthung sehr geschwächten Stäbe sich durch Stoss und Schlag verbiegen und können dann ins alte Eisen geworfen werden. Wahrscheinlich aus übelangebrachter Sparsamkeit hat man die Zifferstäbe dann noch sehr niedrig gemacht, sodass die Schrift höhe erst durch Unterlegen mit besonderen Stücken erreicht ■wird. Die Gründe für letztere Maassnahmen entziehen sich meiner Kennt- niss. (Sie sind in Nr. 10, Seite 229, 1. Spalte, Zeile 10 von unten und folgende angegeben. D. Red.) Ich kann aber versichern, dass solches Unterlegen mit losen Stückchen sehr lästig wird und den gewollten Vortheil, die leichte Herstellung der Form und das be- bueme Aendern, verkümmert. Die Gebrechlichkeit des vorstehend beschriebenen Systems geht aus Fig. 1 (Fig. 2 auf Seite 229) sehr deutlich hervor. Ich nehme A dabei an, dass diese verschiebbaren Ziffern aus Schriftmetall 49• gegossen sind. Dazu tritt die schwierige Handhabung der e Ziffernstäbe. Man stelle sich nur vor, dass eine, z. B. die obere Ziffer, falsch, defekt oder gar abgebrochen sei und aus- Fig. 1. gewechselt werden müsse. Da muss zunächst ein Winkel stück abgeschraubt, dann die ganze Ziffernreihe sammt allem Aus schluss aus der Stange heraus- und einzeln wieder hineingeschoben werden. Darauf muss man den Winkel wieder anschrauben. Das alles wegen einer einzigen Ziffer! Man kann ja die Falznuthe ganz fortlassen und einen einfachen Schlitz herstellen (Fig 2), in welchen Ziffern und Ausschluss, erstere mit überhängendem Kopf (Fig. 3) von oben her hineingesteckt werden können. Dass die Ziffern in dieser Art weit wider standsfähiger sein würden, lehrt der Vergleich mit Fig. 1. Oben an Ziffer (Fig. 3) und Ausschluss (Fig. 4) könnte eine Nase b und unten eine Ein- 6 kerbung a von gleicher Grösse und in der selben Höhe angebracht werden. Werden dann die lose hineingestellten Stücke an einander geschoben, so legt sich die Nase des einen Theils in die Kerbe des andern (Fig. 5). Das Verschlussstück e hat eben- Fig. 4. falls eine Nase d und presst die ganze Reihe in ein Ganzes von grosser Festig-keit zusammen. Das volle Ende des Stabes nimmt dann mit Kerbe c die Nase b des obersten Stückes auf. Bei dieser Vorkehrung kommt man, wenn die betreffende Stelle etwas auseinander gerückt wird, an jedes Stück der Reihe, Ausschluss wie Ziffern, von oben her heran. Dabei muss die geschlossene Längszeile in sich fester sein, als bei dem Kucharz’schen System, wo der Ausschluss durch nichts weiter ge halten wird als durch den Andruck von vorn. Gerade die Ausschluss Fig. 6. Messingklötzen a und b (Fig. 6) von der Dicke der Ziffern zusammengelöthet. Die sichtbare innere Wand von b muss genau senkrecht zur Grundfläche stehen. In das vordere Stück werden Löcher d e mit Schraubengewinde geschnitten. Da die Achtelpetit-Wände den Halt geben, so können die Löcher bei kleinem Kegel so gross sein wie die ganze Breite des eingelötheten Stückes. Auf diese Weise ist ein an den beiden schmalen Langseiten offener flacher Kasten entstanden, in welchen man Ziffern und Ausschluss, wie sie in der Druckerei vorhanden sind, hineinstellen kann. Dann wird ein eisernes Verschlussstück c vor dies unterste eingesetzte Stück ge stücke, die sehr leicht in die Höhe kommen, hätte man mehr vor dem Steigen sichern müssen als die Ziffern. Nun werden Ziffern geliefert von Nonpareille-Grösse bis Text Die Stäbe können nicht gut dünner sein als Cicero. (Sind Petit stark. Siehe obige Erklärung des Erfinders. D. Red.) Man muss sich also die kleineren Ziffern stark in die Breite gezogen, etwa mit Halb gevierten gesperrt, denken. Wie erstaunlich einfach und billig hätte man statt dessen diese Aufgabe lösen können! Zwei Achtelpetit-Messingstreifen von etwa Cicero Höhe werden an den Enden mit bracht und mittels einer durch d oder e gesteckten Schraube wird das Ganze tadellos befestigt. Der unterste Theil der Zifferreihe würde dann das durch Fig. 7 veranschaulichte Aussehen haben. Gegenüber dem vorher beschriebenen hat dieses System den Vorzug, dass es fast garnichts kostet; dass das gewöhnliche Ziffer material verwendet werden kann, und dass die Ziffern nur mit zwei Achtelpetit dicken durchschossen erscheinen. Statt der Messingstreifen, die man auch unter Achtelpetit - Stärke in jeder Messing handlung als Blech erhält und vom Klempner bearbeiten lassen kann, wird man in besonderen Fällen das billige dünne Zinkblech oder das standhaftere dekapirte Eisenblech, wohl auch ge ¬ wöhnliches dünnwandiges Stahlblech verwenden können. Letzteres bezieht man in Form schmaler Korsetstangen oder dgl. II. Buchgewerbliches Nachschlagebuch. Im Verlage von Howard Lockwood & Co. in New York, den Herausgebern des gut geleiteten buchgewerblichen Fachblatts »The Bookmaker«, erscheint gegenwärtig ein buchgewerbliches Nachschlagebuch unter dem Titel »The American Dictionary of Printing and Bookmaking«. Es wird den Beziehern des genannten Blattes kostenlos verabfolgt und wird nach vollständigem Erscheinen im Buchhandel 12 Dollar kosten.