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253 PAPIER-ZEITUNG. Verleger der »Chicago News« schätzt seine Ersparniss 60 pCt. Linotype Korrektur: Stunde 27 Min. Satz: 1 Stunde 5 Min. Linotype. Die Matrizen-Setzmaschine Linotype, von der wir un Jahrgang 1889, Seite 2023 eine Beschreibung veröffentlichten, scheint in Amerika Boden zu gewinnen. Äusser dem an der erwähnten Stelle bereits genannten »Louisville Courier Journal« haben die »New York Tribune«, die »Chicago News« und das »Providence Journal« Linotype-Maschinen aufgestellt. Eine Mittheilung von »Paper and Press« schätzt die Zahl der in den Vereinigten Staaten und England gegenwärtig arbeitenden »Linotypes« auf mehr als 150 Stück. Die Leiter der erwähnten grossen Zeitungsdruckereien haben zu Ende vorigen Jahres der amerikanischen Linotype-Geseilschaft Gutachten über die bisherigen Leistungen der Maschine zugestellt. Der Oberfaktor der »New York Tribune« theilt mit, dass die in seiner Anstalt aufgestellten Linotype-Maschinen in den letzten 12 Monaten etwa 274 472 000 m (Gevierte) geliefert haben, und zwar zu einem Preise, der um etwa 80 000 Dollar niedriger ist als der übliche Satzpreis. In dieser Er sparniss ist der Fortfall der Anschaffungskosten für neue Schrift noch nicht inbegriffen. Walter Haldeman, Herausgeber des »Louisville Courier Journal«, giebt die Leistung seiner Linotype-Maschinen in einem Jahre auf 184102 800 m, die erzielte Ersparniss auf 35 000 Dollar an, und der Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter er? alten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Handsatz 1 „ 30 „ Dieses für die Linotype ausserordentlich günstige Ergebniss ist allerdings etwas verdächtig. Es wäre schon sehr befriedigend gewesen, wenn die Korrekturzeit in beiden Fällen gleiche Dauer gehabt hätte. Ueber die Mengenleistung der Linotypesagt »Paper and Press« Folgendes: Ein flinker Setzer setzt in der Stunde etwa 1000 m, und ein Drittel dieser Zeit braucht er zum Ablegen. Ein Maschinenschreiber liefert etwa 40 Worte in der Minute, etwa 63IG m in der Stunde. Dieselbe Menge kann ein Linotype-Setzer in der Stunde liefern, und dabei braucht er nicht abzulegen, denn die Rückbeförderung der Matrizen nach ihrem Sammelplatz wird von der Maschine während des Setzens selbstthätig besorgt. Ottmar Mergenthaler, der Erfinder und unermüdliche Verbesserer der Linotype, ist ein Deutscher aus dem Württembergischen. Er be schäftigt sich seit 187 6 mit dem Gedanken, Typensatz auf mechanischem Wege herzustellen, und ist Inhaber einer Menge von Patenten, welche die Staffeln seines Erfinder-Weges kennzeichnen. Er war der erste, der die unlösbar scheinende Aufgabe des selbstthätigen Aus schliessens bewältigte, und erhielt für seine Leistungen die goldene Medaille des Franklin-Instituts zu Philadelphia, die nur für ganz hervorragende Leistungen vergeben wird. Nach »Paper and Press • ist die Linotype in neuerer Zeit wesentlich vereinfacht worden. An die Stelle des Luftstroms, welcher bei der älteren Bauart die Matrizen eine schiefe Ebene herabblies, ist ein Führungsband getreten, die Zuführungs- und Sammelmechanismen sind zuverlässiger, der Ablegemechanismus ist einfacher geworden. Der schwerwiegendste Einwurf, welcher bisher gegen die Linotype erhoben wurde, bezog sich auf die Schwierigkeit der Korrektur-Aus führung. Bei dem kleinsten Buchstabenfehler muss die ganze Zeile verworfen, neu aus Matrizen zusammengefügt und gegossen werden. Nach unserer Quelle ist dieser Missstand nicht so arg als er anssieht. Die Aneinanderreihung der.Matrizen erfolgt vor den Augen des Klavier- Setzers, und da jede Matrize an der nach vorn gewendeten Seite den betreffenden Buchstaben ein zweites Mal zeigt, so kann der Setzer jederzeit prüfen, was er gesetzt hat, und Berichtigungen vor Beginn des Gusses vornehmen. Die Korrekturen der Linotype fallen im Durch schnitt angeblich sauberer aus, als bei Handsatz. Um den Zeitverlust zu prüfen, der bei Linotype-Satz durch Korrekturen ent steht, hat Herr William Rand, Inhaber ‘der Firma Rand, McNally & Co. in -hicago, vergleichende Versuche mit Handsatz anstellen lassen. r.wäh • eine in der Linotype hergestellte Zeitungsspalte von etwa 4600 m, in der ungewöhnlich viel Fehler enthalten waren, und liess denselben Text mit allen Fehlern ein zweites Mal aus gewöhnlicher Schrift absetzen. Dann wurden gleichlautende Korrektur-Zeichnungen dem Linotype-Setzer und einem tüchtigen Handsetzer übergeben, und die Dauer der Ausführung nach der Uhr überwacht. Das Ergebpiss war: Englische Wochenblätter. Von Heinrich Geehl. (Nachdruck verboten.) So gross der Aufschwung der politischen Tagespresse Englands auch ist, so wird er. doch von einer besonderen Art von Wochen blättern in Schatten gestellt, welche während der letzten fünf Jahre emporgeschossen sind. Diese Blätter dienen der Unterhaltung und Belehrung und spekuliren nebenbei auf die unausrottbare Spielsucht der Unterthanen ihrer grossbritannischen Majestät. Den Anfang dieser Klasse Wochen-Literatur machten die »Tit- Bits« (Kleine Brocken), die für einen Penny auf sechzehn Quartseiten Gartenlaubenformat einen sehr geschickt gewählten, äusserst inter essanten, unterhaltenden und anregenden Lesestoff boten. Neben kurzen packenden Erzählungen und Feuilletons wissenschaftlichen Inhalts enthielt jede Nummer hunderte kleiner Notizen über alles Mögliche und Unmögliche, Politik ausgeschlossen, Anekdoten, die besten »Brocken« aus den Witzblättern des Kontinents, und so war diese Eigenart des Blattes und die äusserst geschickte Redaktion genügend, um den Erfolg zu sichern. Der Herausgeber, ein junger Mann aus der Steadschen Journalistenschule, that aber ein Weiteres. Sein Blatt war eine Versicherungs-Police gegen Eisenbahn-Unfälle. Wer die laufende Wochennummer bei sich hatte und das Opfer eines Eisen bahnunglücks wurde, war für 150 Pfund Sterling versichert, die an seine Hinterbliebenen oder den nächsten Erbberechtigten ausgezahlt wurden. Die »Tit-Bits« waren noch in den Kinderschuhen und doch vom »Glücke« schon so sehr begünstigt, dass sie drei Versicherungen auszahlen konnten, was natürlich keine kleine Reklame abgab. Weit mehr Halfen aber dem Blatte noch die vielen Preise, die es ausschrieb, und die oft ein kleines Vermögen darstellten: Ein Londoner Vor stadthaus mit Garten für die beste Weihnachtserzählung (nicht mehr als 300 Zeilen) Werth 1200 Pfund; Geldpreise für die Lösung von Räthseln, die Nennung der Verkaufsziffer gewisser Nummern der »Tit-Bits« usw., oft in die Hunderte von Pfunden laufend, usw. usw. Jeder Bewerber musste einen Kupon aus dem Blatte schneiden und einsenden und »Tit-Bits« hatten auf diese Weise in der kürzesten Zeit einen Erfolg aufzuweisen, der geradezu verblüffend war. Die natürliche Folge war alsbald eine wahre Saat von Konkur renzblättern. Nach einigen Monaten erschienen schon ein Dutzend Bits, i la runter: Bare Bits; »Short Bits«, — lauter Nachahmungen, von denen jedoch, nur zwei am Leben geblieben sind und, mit »Tit- Bits« verglichen, ein kümmerliches Dasein fristen. Die glückliche Idee fand aber geschicktere Nachahmer, als es die Herausgeber' der verschiedenen »Bits« waren, und eine ernstliche Konkurrenz erwuchs den »Tit-Bits« in »Answers« (Antworten). Dieses Blatt schloss sich im Charakter des Inhalts seinem Vorbilde an, bot Lebensversicherung und Preise wie dieses, und beantwortete ausser dem alle Fragen. Wer krank war, wer einen Rechtsstreit hatte, wen Wanzen oder Zweifel über die Unsterblichkeit der Seele plagten, wer Heringe mariniren oder sich zum Komponisten ausbilden wollte — Alle erhielten Auskunft und Rath über Alles. Die Preisausschrei bungen der »Answers« waren dabei sehr anziehender Natur und setzten das Londoner Postamt in Verzweiflung. Bei einer Preis- ausschreibung — eine Rente von 52 Pfund jährlich für Lebenszeit für Denjenigen, welcher die Zahl der an einem gewissen Tage im Geld schatze der Bank von England liegenden Sovereigns trifft, oder am nächsten angiebt — liefen bei der Redaktion im Verlaufe einer Woche weit über 700 000 Briefe ein, und Answers« zählten von da ab über eine Viertelmillion Abnehmer wöchentlich, was allerdings noch immer etwa eine andere Viertelmillion unter dem Wochenab satze der »Tit-Bits« steht. Sehr erfolgreich waren zunächst die »Great Thoughtse (»Grosse Gedanken«), welche sich billig durch den Nachdruck der schönsten Stellen und besten Gedanken lebender und verstorbener grosser Denker, Dichter und Staatsmänner nähren, bei der grossen Verbreitung aber, die sie fanden, ein ehrenvolles Zeugniss für das Bedürfniss des lesenden Publikums ablegen. Der Erfolg dieser Blätter führte immer mehr Konkurrenten auf den Plan. Die Lebensversicherung wurde immer höher und stieg bis zu 1000 Pfund Sterling (»Pearsons Weekly«). An Lesestoff wurde auch mehr geboten; die Preisgewinne arteten zu Lotterieen aus, so dass die. Staatsgewalt dazwischen fuhr, und schliesslich wurde der Preis von »Short Cuts«, an denen ausserdem die besten Autoren mitarbeiteten, auf einen halben Penny (4 Pfennig) herabgesetzt. Die Auflage stieg sofort auf 500 000, und dieser Erfolg gab einer ganzen Schaar anderer »Cuts« den Ursprung, von denen jedoch nur drei oder vier bestehen geblieben sind, und die Auflage ihres Musters auch nicht nur annähernd erreichen. Nicht genug an Lebensversicherungen mit hohen Preisen, hat ein illustrirtes Blatt »Pick me up«, welches anstrebte, die englischen »Fliegenden Blätter« zu werden, ausserdem seine Leser an dem Ge-