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müsse. Es wurden unentgeltlich Volontäre für die Papierfabrik an genommen, und mehr als 20 junge Leute, grösstentheils Söhne von Papierfabrikanten, machten von diesem Anerbieten Gebrauch. Tüchtige Arbeiter wurden als Werkmeister ausgebildet und dahin gesandt, wo man mit der Verarbeitung des Zellstoffs nicht fertig werden konnte. So besserte sich der Absatz in dem Maasse, dass Ende der 70er Jahre die Aschaffenburger Natron-Zellstoff-Fabrik ums dreifache vergrössert war. Dass alle anderen Zellstoff-Fabriken ohne Mühe Nutzen aus diesen Bemühungen zogen, ist selbstverständlich. C. Hennefeld. Löschpapiere. Das wesentlichste Erforderniss bei einem Löschpapier ist be kanntlich die Eigenschaft, Flüssigkeiten rasch und vollständig aufzu saugen. Diese Eigenschaft ist von passender Stoffmischung und richtiger Behandlung des Stoffes im Holländer wie auf der Maschine abhängig. Der passendste Rohstoff zur Erzeugung von Löschpapier ist die Baumwolle, und die Fabrikation dieses Papieres wäre, vorausgesetzt, dass man die weitere Behandlung des Stoffes aus der Praxis kennt, einfach; wenn nicht der Preis des zu liefernden Papieres mitspräche. Würde der Händler oder Verbraucher ohne Rücksicht auf den Preis Löschpapier bestellen, so bin ich der festen Ueberzeugung, dass jede Lieferung zur besten Zufriedenheit ausgeführt würde, und unsere deutschen Löschpapiere den englischen vollständig ebenbürtig wären. Da aber die Preisdrückerei auch bei diesen Papieren üblich ist, und der Preis für bestelltes Papier meist vom Händler vorgeschrieben wird, der äusser guter Saugfähigkeit noch schöne Färbung und Festigkeit usw. verlangt, so bleibt dem Fabrikanten nichts anderes übrig, als sich zu helfen so gut es eben geht. Und da er bei den ziemlich theuren Preisen für Baumwoll-Lumpen und der geringen Ausbeute an Halbstoff aus denselben (50—60 pCt.) sehr selten seine Rechnung finden wird, ist er, falls er die Lieferung nicht fahren lassen will, gezwungen, zu Ersatzstoffen an Stelle der Baumwolle zu greifen, die die Güte des Papieres selbstredend stark beeinträchtigen. Er verwendet dann Natronzellstoff,- Füllstoffe, auch wohl Holzschliff. Sind die Ansprüche an die Saugfähigkeit bei dem Papier nicht sehr gross, so genügt vielleicht auch eine derartige mit Verständniss zusammengesetzte Stoffmischung; allein ein aus reiner Baumwolle angefertigtes Löschpapier wird immer das beste bleiben. Da die Haupt-Eigenschaft des Löschpapieres, wie schon oben gesagt, seine Saugfähigkeit ist, und jene bekanntlich von den mehr oder weniger zahlreich vorhandenen kapillarisch wirkenden Fäserchen abhängt, so ist es Sache des Fabrikanten, dahin zu streben, dass er möglichst viele dieser wirksamen Fäserchen im Papier erhalte. Dies lässt sich auf folgende Weise erreichen: Zum Verarbeiten von Baumwoll-Lumpen zu Löschpapierstoff sind vor allem scharfe Holländermesser und ebensolches womöglich schmales Grundwerk erforderlich. Der Holländer muss möglichst dünnflüssig eingetragen werden, da hierdurch die Fasern mehr ein zeln zwischen die Schneiden der Walzenmesser und des Grundwerks gelangen. Sie werden auch mehr geschnitten und weniger gequetscht, so dass die Faserwandungen erhalten bleiben, die im fertigen Papiere die wirksamen Faserröhrchen bilden. Der Stoff muss also im all gemeinen kurz und rösch gemahlen werden. Die Holländerwalze darf nur allmählich dem Grundwerk genähert werden, und es em pfiehlt sich auch, dieselbe während der Dauer des ganzen Mahl prozesses hin und wieder einmal auf 2—3 Minuten ganz aufzuheben, um den sich vor dem Grundwerk ansammelnden Knötchen den Durch gang zu erleichtern. Da das fertige Papier möglichst weich und schwammig sein soll, so darf es bei der Erzeugung auf der Maschine nur möglichst wenig gepresst werden, und auch die Trockenfilze dürfen nur locker angespannt sein. Da die meisten Löschpapiere eine ziemlich wilde Durchsicht haben, und dieser Uebelstand, vorausgesetzt dass der Stoff richtig gemahlen ist, in dem zu schnellen Ablaufen des Wassers aus dem röschen Stoff auf dem Siebtische der Maschine und einem infolge dessen nicht genügenden gleichmässigen Zertheilen der Stoff faser liegt; so muss man trachten, diesen Uebelstand auf ein möglichst kleines Maass zu beschränken. Dies wird dadurch erreicht, dass man zu den schon vorhandenen zwei oder drei Schaumlatten noch zwei oder drei, wenn auch nur hölzerne, anbringt. Man kann dann mit etwas mehr Wasser arbeiten als sonst, der Stoff bleibt länger in Bewegung, vertheilt sich besser, und das Papier bekommt eine schönere Durchsicht. Zur Fabrikation weisser Löschpapiere wird man am richtigsten mürbe, abgetragene Baumwolllumpen verwenden; zu rothen usw. hin gegen würden sich rothe Baumwolllumpen am besten eignen, da das Färben im Holländer Schwierigkeiten hat, die Farben schlecht an den ungeleimten Fasern haften bleiben und zum grössten Theile mit dem Fabrikationswasser ablaufen. Hat man keine farbigen Halbstoffe zur Verfügung, so thut man am besten, den weissen Halbstoff gleich im Halbzeugholländer mit Farbe zu versetzen, denselben dann gefärbt abzuleeren und in den Stoffkästen bis zur Verarbeitung stehen zu lassen. Die Farbe wird dann bedeutend besser anhaften, als wenn erst im Ganzzeugholländer gefärbt wurde. Ganz dasselbe gilt von Holzschliff und Natronzellstoff, die ent weder im Kollergang genügend gelöst und dann in demselben gleich vorgefärbt werden, oder auch im Halbzeugholländer gelöst und ge färbt werden und bis zur weiteren Verarbeitung in diesem Zustande aufbewahrt werden können. Eine grosse Hauptsache bei der Löschpapiererzeugung ist auch das Vorbereiten der Lumpen, ehe dieselben in den Halbzeugholländer gelangen. Es genügt nicht, dass von Natur schon mürbe weiche Lumpen in den Kocher kommen, sondern dieselben müssen nach vollendetem Kochen und Entleeren des Kochers noch 10—14 Tage liegen bleiben und während dieser Zeit öfters mit Wasser begossen werden. Sie werden dann so vollständig weich, dass man sich besser passenden Stoff nicht leicht auf andere Weise schaffen kann. Die so vorbereiteten Lumpen müssen allerdings sehr vorsichtig im Halbzeugholländer behandelt werden. Zu rasches Senken der Holländerwalze reisst aus den Flecken lauter kleine Lumpenstückchen, die sich sehr schwer klein mahlen lassen, und solche unrichtig be handelte Eintragungen können nur mit viel Zeitaufwand wieder in Ordnung gebracht werden. Ein kleiner Zusatz von Leinenlumpen beeinträchtigt zwar etwas die Saugfähigkeit des Papieres, erhöht aber seine Festigkeit in hohem Maasse. Er wird hauptsächlich bei sogenannten Pergamentrohstoffen angewendet, Papieren, die äusser mittelmässiger Saugfähigkeit noch genügende Festigkeit besitzen müssen. Natronzellstoff eignet sich bei weitem besser als Sulfitzellstoff als Zusatz zu Löschpapier. Natronzellstoff ist auch weicher als Sulfitzellstoff, und seine Faser ähnelt mehr der Baumwollfaser. Ein kleiner Füllstoff-Zusatz schadet Löschpapieren wenig oder garnicht. Holzschliff, und zwar Fichten- holzschliff, findet nur bei ganz geringen Löschpapieren Verwendung und beeinträchtigt sehr die Saugfähigkeit. Andere Beimischungen sind mir nicht bekannt. Nachstehend gebe ich einige Vorschriften zur Eintragung von Löschpapieren aus der Praxis verschiedener Fabriken. Das in mm angegebene Saugfähigkeitsergebniss versteht sich auf die Zeit von 10 Minuten, bei gewöhnlicher Zimmertemperatur. Nr. 1. Weiss Löschpapier, Saugfähigkeit 45 mm. 76 pCt. weisse Baumwolle. 24 „ weisse Erde. (China Clay.) Nr. 2. Rosa Löchpapier, Saugfähigkeit: 47 mm. 74 pCt. im Halbzeug gefärbte Baumwolle. 16 „ im Kollergang gefärbter Holzschliff. (Fichte.) 10 „ Sulfit-Zellstoff. Gefärbt mit Goldorange und Eosin. Nr. 3. Rosa Löschpapier, Saugfähigkeit: 65 mm. 74 pCt, im Halbzeug gefärbte Baumwolle. 16 „ im Rollergang gefärbter Fichtenholzschliff. 10 „ Sulfit-Zellstoff. Gefärbt mit Fuchsin und Papierblau. Nr. 4. Rosa Löschpapier, Saugfähigkeit: 55 mm. 74 pCt. im Halbzeug gefärbte Baumwolle. 16 „ im Rollergang gefärbter Fichtenholzschliff. 10 „ Sulfit-Zellstoff. Gefärbt mit Fuchsin und Eosin. Nr. 5. Rosa Löschpapier, Saugfähigkeit: 20 mm. 52 pCt. im Halbzeug gefärbte Baumwolle. 38 „ im Kollergang gefärbter Fichtenholzschliff. 10 „ Sulfit-Zellstoff. Gefärbt mit Fuchsin und Papierblau. Nr. 6. Rosa Löschpapier, Saugfähigkeit: 35 mm. 46 pCt. im Halbzeug gefärbte Baumwolle. 30 „ weisse schwere Baumwolle. 24 » China Clay. No. 7. Rosa Löschpapier, Saugfähigkeit: 36 mm. 75 pCt. rothe Baumwolle. 10 „ Natron-Zellstoff. -15 „ rother Lösch-Ausschuss. Gefärbt mit Fuchsin und Orange. No. 8. Weiss Löschpapier, Saugfähigkeit: 38 mm. 75 pCt. weisse Baumwolle. 25 „ weiss Leinen. No. 9. Pergamentrohstoff, Saugfähigkeit: 28 mm. 20 pCt. grobes weiss Leinen. 35 „ grobes Hosenzeug, Baumwolle. 45 „ weisse Baumwolle.