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No. 8. PAPIER-ZEITUNG. 191 Unsere Geldverhältnisse. (Antwort auf den Artikel in Nr. 5) Zunächst bitte ich den Herrn Verfasser des Artikels, mit seinem vollen Namen zu unterzeichnen, wie ich es stets thue, dann hat die Kritik grösseres Gewicht! Wenn an der Hamburger Boise, wie ich mit amtlichen Zahlen nach gewiesen, die Spielgeschäfte 96 pCt. und 97 pCt.und die wirklichen Lieferungs- geschäfte nur 3 und 4pCt. betragen bei Umsätzen von 16 ‘/2 Millionen Sack Kaffee oder einem Werthe von annähernd 21/2 Milliarden Mark, so bilden die Auswüchse die Regel und die wirklichen Geschäfte die Ausnahme Das Termingeschäft führt deshalb so viel Unheil herbei, weil es weniger be mittelten Börsenspielern die Möglichkeit bietet, die grössten Summen zu kaufen und zu verkaufen, nur in der Al sicht, Kursgewinne zu machen; und in der Zeit bis zur Lieferung oder der Abnahme werden dann sehr oft die unwürdigsten, unmoralischsten Mittel benutzt, um die Kurse je nach Bedarf zu werfen oder zu steigern, so dass noch vor einigen Monaten in der Kölnischen Zeitung das Treiben an der Börse mit einem Hexen-Sabbath verglichen wurde. Auch der französische Gesandte, Herr Herbette, nennt in dem Berichte an seine Regierung als Hauptursache für den grossen Ausstand der Kohlenarbeiter in 1889 den schamlosen Schwindel an den Börsen, welche die Kohlen-Aktien auf eine ungerechtfertigte Höhe trieben (allen voran die Berliner Börse). Herdurch ist das ganze Unheil herbei; eführt, welches seit dem über uns hereingebrochen ist. Kohlen, Eisen und Stahl sind auf uner hörte Preise getrieben worden, die Industrie leidet, und noch mehr die armen Leute, bei der anhaltenden bitteren Kälte seit vollen 8 Wochen, bei der alle Arbeit im Freien stockt. Als dies Spiel im Herbste 1889 mit den Kohlen-, Eisen- und Stahlwerthen begann, habe ich die Kölnische Zeitung dringend gebeten, gegen diese unsinnige Werthsteigerung, namentlich der Bochumer und Harpener Aktien aufzutreten, weil gerade an diesen Aktien 1874/78 so viele Millionen verloren worden seien. Die Kölnische Zeitung lehnte dies jedoch ab, und bald trieb man die Kurse auf 289 und 330, wodurch seit Jahresfrist etwa 58 Millionen verloren sind. Umgekehrt greift die Kölnische Zeitung sogar die bayrische Regierung wegen mangelnden Patriotismus an, weil sie 2500 Tonnen Stahlschienen in England bestellte, und am 10. Januar den Herrn Minister von Maybach, weil er 8500 Tonnen in England bestellte, um das Schienen-Kartell, durch welches man die Aktien so hoch treiben konnte; im allgemeinen Interesse zu durchbrechen. Ich sandte der Kölnischen Zeitung darauf sofort einen Artikel zur Aufnahme, in welchem ich hervorhob, dass das allgemeine Landes interesse und das Interesse fast aller Industrieen und der Landwirthschaft niedrige Eisenbahnfrachten und niedrigere Preise der Personen-Fahrkarten fordern, beides aber unmöglich erreicht werden könne, wenn Kohlen, Stahl und Eisen durch die Schienen-, Kohlen- und Eisen-Kartelle künstlich um 50 bis 100 pCt. höher gehalten werden, als noch vor 2 Jahren die Preise standen. Die Redaktion lehnte wiederum die Aufnahme des Artikels gegen die auch, der Papierindustrie so gefährlichen Kohlen- und Eisen-Ringe ab, obgleich ich darin nahwies, dass zur selbigen Zeit, wo man von den preussischen Staatsbahnen 140 bis 144 Mark für die Tonne forderte, der Bochumer verein vor Ende 1890 Schienen ins Ausland zu 90 Mark die Tonne (nach der Münchener Allgemeinen Zeitung) verkaufte. Bei dem jetzigen Staats- bahnbetrieb in Preussen müssen sämmtliche Steuerzahler den Ausfall decken, den die Staatsbahnen durch die hohen Kohlen-, Schienen-, Schwellen- und Eisenpreise und, dadurch auch wieder die hohen Lokomotiv- und Wagen preise haben. Nach den jüngsten Mittheilungen des Herrn Finanzministers betragen die Mehr-Auslagen in 1890, grösstentheils durch die hohen Preise vorstehender Posten, 418/ Millionen Mark, welche wir Steuerzahler also wieder mehr aufbringen müssen. Wir haben deshalb ein direktes Interesse daran, dass diese Kartelle gesprengt werden, welche die Industrie so lähmen und noch mit beispielloser Unverfrorenheit vom Staate fordern, dass er Kohlen, Eisen und Erze noch billiger befördere als früher, um den Ausfall zu ihren Gunsten noch zu steigern. Zur selbigen Zeit, wo der Schienenpreis in England 4 Lstr. 17 Shilling 6 pence für die engl Tonne von 20 englischen Gentnern oder 1018 kg. frei Bord des Seeschiffes stand, und Roheisen 46 und 47 Mark kostete, notiite Siegener Roheisen nach derselben Kölnischen Zeitung 48 bis 50 Mark, Luxemburger Roheisen aber nur 48 bis 50 Franken oder nur 3812 bis 40 Mark. Ausserdem sind die Arbeitslöhne in Deutschland niedriger als’ in England, und doch ist es nach Ansicht des reichen Inhabers der Kölnischen Zeitung, der vermuthlich auch bedeutender Aktienbesitzer ist, nicht unpatriotisch, wenn Herr Generaldirektor Baare in Bochum nach Rumänien, Spanien usw. angeblich die Tonne Stahlschienen zu 90 bis 92 Mark ab Werk liefert, zu gleicher Zeit aber von seinen Landsleuten, den Steuerzahlern, 142 und 144 Mark ab Werk gefordert haben soll! Unpatriotisch ist es aber nach Ansicht dieser Herren, wenn Herr Minister von Maybach pflichtmässig im Interesse des ganzen Staates dann mal in England bestellt, um diesem Unfug ein Ende zu machen. Dem Herrn Generaldirektor Baare wurde es aber möglich, im letzten Geschäftsjahre nach der Bilanz an 51/2 Millionen begebener neuer Aktien einen Kursgewinn von über 7 Millionen Mark zu erzielen, und die Aktien auf den nahezu dreifachen Nennwerth gesteigert zu sehen. Aus den Aktien mit Einschluss der in Savona verlorenen Millionen (Zinsen eingerechnet) und der Tantiemen usw. wurde ein Gewinn von mehr als ein Fünftel des Aktien-Kapitals erzielt, oder das Siebenfache der Zinsen der preussischen Staatspapiere, die pari standen. Die Ausbeute der Kohlen des Arenberg’schen Bergwerks-Vereins in Essen (Aktiengesellschaft) beträgt nach derselben Kölnischen Zeitung vom 10. Januar 80 Prozent im letzten Geschäftsjahre, und die Zeche König Wilhelm bei Essen, — eine berüchtigte Gründung der 70er Jahre, deren Aktien derzeit zu 125 an die Börse kamen, und 5—6 Jahre später noch 15 standen, — vertheilte im letzten Jahre 25 und 30 Prozent. Alle diese, die Industrie ruinirenden Preise sollen im Interesse der Börse künstlich gehalten werden, Technisch-Chemisches — 1 Laboratorium Charlottenburg Dr. O. Knöfler & Co» Chemische Untersuchungen und Versuchsarbeiten aller Art. Vorzüge vor den Apparaten anderer Systeme: Absolut sicheres ununterbrochenes Arbeiten ohne Bedienung. Keine besondere Waage. Wegfall jeder Rechnung. Billigkeit in Anschaffung und Betrieb. Leistung: In 12 Stunden je nach Grösse 3—18 Proben ä 300 oder 500 Gramm. Der Apparat wird in 3 verseh. Grössen angefertigt. Officielle Empfehlungen: Vorstand des Vereins deutscher Holzstofffabrikanten. Königl. mech techn. Versuchsanstalt Charlotten vurg. Professor Martens in Charlottenburg u. s. w. 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Welches Unheil daraus entstehen wird, dass die Börse für soviele Milliarden faule ausländische Werthe in Deutschland unterbrachte, um hohe Provision einzustreichen, wird sich zeigen, wenn der erste Kanonenschuss im nächsten Kriege fällt! Warum der arme Arbeiter, wenn er nach langem Sparen ein Häusohen oder ein Grundstück kauft, l pCt. Stempel und die hohen Notariatskosten bezahlen soll, der Käufer an der Börse für Immobilienwerthe aber nur den fünfzigsten Theil, darauf giebt der Herr Einsender des Artikels keine Antwort. Carl Eichhorn. Brissard’s Register-Liniirmaschine (neues Modell mit Selbsteinleger) macht alle Arten durchgehender n. abgesetzter Liniaturen in 3 Farben auf ein Mal, ist leicht zuzurichten und bedarf zu ihrer Bedienung nur einer Person. Sämmtliche Maschinen zur Papierfabrikation und -Ausstattung. Grosse Zweicylindermaschine mit Selbsteinleger zum Liniiren und Karriren von Postpapieren, Ausführliche Prospekte auf Verlangen. 148850 Ratinger Eisengiesserei u. 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