Volltext Seite (XML)
4 PAPIER-ZEITUNG. No. 1. so hielt ich es doch für nothwendig, dieselben der Vollständigkeit halber hier anzuführen. Zur Erzeugung des Grün benutzt man ferner mit Vorliebe Mischungen gelber und blauer Farbstoffe, so z. B. Chromgelb — Ultramarin. Eine Mischung wie die letztgenannte wird auf Zusatz von Salzsäure entfärbt, indem beide Farbstoffe durch diese Säure zerstört werden. Das Chromgelb liesse sich dann durch Jod kalium wieder hervorrufen, während das Ultramarin durch die Salzsäure unter Schwefelwasserstoff-Entwicklung zerstört worden ist. Blaue Farbstoffe. Ultramarin ist eine aus einer Reihe von Elementen bestehende anorganische blaue Farbe, deren eigentlicher chemischer Aufbau trotz vieler Bemühungen noch immer nicht vollkommen aufgeklärt ist. Die Farbe ist sehr echt, d. h. gegen Luft, Licht und Feuchtig keit vollkommen haltbar, feuerbeständig, und wird von verdünnten Alkalien nicht angegriffen. Schwefelsäure oder Salzsäure entfärben dieselbe unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff. Smalte, Azur- oder Königsblau, ist ein durch Kobaltverbindungen blau gefärbtes, gemahlenes und fein geschlämmtes Glas. Dasselbe wird weder durch Säuren, noch durch Alkalien verändert und giebt, mit Borax vor dem Löthrohr zusammengeschmolzen, eine blaue Perle. Graue Farbstoffe. Zum Graufarben der Papiere benutzt man, wie bekannt, fein gemahlenen Braunstein. Dieses dunkel gefärbte Pulver besteht vorwiegend aus Mangansuperoxyd Mn 02 und ist unter Chlor-Ent wickelung in Salzsäure löslich. Die erhaltene Lösung von Mangan- chlorür Mn CI 2 giebt nach dem Neutralisiren mit Schwefelammonium einen fleischfarbenen Niederschlag von Mangansulfid Mn S. In der Silberpapierfabrikation wird fein vertheilter grauer Zinn staub Sn, sogenannte Argentine, verwendet. Diese wird mit einer Lösung von Wachs in Potaschenlauge auf Papier gestrichen, mit diesem gut geglättet und ergiebt so das bekannte schön metal lisch glänzende Silberpapier. Der Zinnstaub selbst ist in Salzsäure leicht löslich, und die erhaltene Lösung giebt, wenn man einen Streifen Zinkblech in dieselbe legt, unter Wasserstoffentwickelung einen grauen Metallschwamm: fein vertheiltes Zinn. II. Organische Farben. Hierher gehören Farben, welche der Chemiker in die Reihe der Kohlenwasserstoffverbindungen rechnet, oder doch solche, die orga nischen, also thierischen oder pflanzlichen Ursprungs sind. Dieselben finden ihrer Mehrzahl nach heute nur noch beschränkte Anwendung und sind bereits zum grossen Theile durch die Theerfarben, welche, wie schon bemerkt, besonders besprochen werden sollen, verdrängt. Bothe Farbstoffe. Cochenille oder Nopalschildlaus (Coccus cacti), ein Insekt, welches auf der Nopalpflanze lebt. In demselben ist die sogenannte Carminsäure enthalten, welche durch Einwirkung von Schwefelsäure, welche im technischen Grossbetriebe durch Alaun ersetzt werden kann, die bekannte sehr schön rothe Farbe, den Garmin, liefert. Das Cochenilleroth, d. h. das Pulver der zerriebenen Insek ten, wird in Lösung durch Säuren röthlichgelb oder gelb, durch Alkalien violettroth gefärbt, von vielen Chemikalien in verschiedenen rothen Farbentönen gefällt, von schwefliger Säure gebleicht, an der Luft jedoch wieder roth. Garmin ist, wenn rein, vollkommen löslich in Ammoniak und wird aus dieser Lösung auf Zusatz von Alaun dunkelroth gefällt, und zwar so vollständig, dass die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit wasserklar sein muss. Roth- oder Fernambukholz hat seinen Namen von der Stadt Fernambuco in Brasilien, heisst auch wohl Brasilienholz und stammt vom Rothholzbaum (Caesalpinia brasiliensis). Der darin enthaltene Farbstoff löst sich schon in kaltem Wasser mit rother Farbe auf; die Lösung wird durch Säuren gelb, durch Alkalien dunkelviolett. Kalkwasser erzeugt einen carmoisinrothen, Alaun einen scharlach- rothen, Leim einen rothen Niederschlag; Schwefelwasserstoff entfärbt die Lösung. Hierbei muss bemerkt werden, dass die Untersuchung von Holz farbstoffen schwierig ist, weil die dabei auftretenden färbenden Stoffe mit verschiedenen Reagentien die verschiedensten Farben und Nieder schläge, welche aber in vielen Fällen doch wieder untereinander sehr ähnlich sind, ergeben, und ihre Untersuchung wesentlich erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Gelbe Farbstoffe. Santelholz (Pterocarpus santalinus) hat entweder gelbe oder rothe Färbung. Das Pulver desselben ist in Wasser wenig löslich, wird jedoch von Alkohol, Säuren und Alkalien roth oder violett auf genommen. Die alkalische Lösung wird durch Schwefelsäure ge ¬ fällt; die weingeistige Lösung kann man durch Chlor entfärben, durch Leim und viel Wasser ockergelb niederschlagen. Gelbholz stammt vom Färbermaulbeerbaum (Morus tinctoria), giebt zerkleinert ein gelbes Pulver, dessen Abkochung durch Alkalien schmutzig orange gefärbt, durch Säuren und Alaun gelb gefällt wird. Chlor wirkt anfangs wenig ein, auf Zusatz grösserer Mengen des selben wird der Farbstoff jedoch vollständig gebleicht. In Verbin dung mit Eisensalzen, Indigo, usw. findet Gelbholz wie bekannt zur Erzeugung von grünen und schwarzen Farben Anwendung. Quercitron ist die Rinde der Färbereiche, Quercus tinctoria. Es ist ein gelbes Pulver, dessen Abkochung durch Natronlauge dunk ler gefärbt, durch Kalk rostgelb gefällt wird. Ein damit gefärbtes Papier wird durch Salpetersäure rothorange. Grüne Farbstoffe. Dieselben können beispielsweise durch ein Gemisch von Chrom gelb und Berlinerblau erzeugt werden. Ein solches Gemisch wird durch Alkalien gelb, weil das Blau dadurch entfärbt wird, und durch Salzsäure blau gefärbt, weil letztere das Chromgelb zerstört. Blaue Farbstoffe. Berliner- oder Pariserblau, Eisencyanürcyanid, Fe 7 Ci 8 Ni 8 , ist eine organische Verbindung, welche jedoch Eisen enthält und beim Erhitzen über der freien Flamme einen rothbraunen Rückstand von Eisenoxyd = Fe 2 Os hinterlässt. Durch Säuren, z. B. Schwefelsäure, wird es nicht verändert, durch Natronlauge jedoch unter Bildung eines braunen Niederschlages von Eisenhydroxyd Fe2(OH)6 entfärbt. Setzt man zur erhaltenen farblosen Lösung wieder eine Säure und etwas Eisenchlorid FegCl6, so erhält man die ursprüngliche Farbe wieder als blauen Niederschlag. Indigo wird durch faulige Gährung aus der Anilpflanze, ver schiedenen Indigofera-Arten, sowie aus dem europäischen Waid (Isatis tinctoria) dargestellt. Dieser schöne blaue Farbstoff wird auf Zusatz von Chlorwasser oder Salpetersäure sofort entfärbt. Die Lösung erscheint fast wasser hell, behält nur einen gelblichen Stich. Blau- oder Campecheholz vom Blauholzbaum, Haematoxylon campechianum. Die Abkochung dieses Holzes wird durch verdünnte Säuren gelb, durch konzentrirte roth, durch schweflige Säure gelb, durch Alkalien roth-violett gefärbt. Schwefelwasserstoff entfärbt sie, Kalk erzeugt einen blauen und Leim einen rothen Niederschlag. Ver schiedene Mefallsalze geben mit der Blauholzlösung verschieden ge färbte Fällungen. Schwarze Farbstoffe. Kien- oder Lampen-Russ ist reine Kohle, welche durch un vollständige Verbrennung organischer Stoffe erhalten wurde. Dieser Farbstoff kennzeichnet sich dadurch, dass er in allen Lösungsmitteln vollkommen unlöslich ist, und in die Flamme gehalten, zuerst er glüht und endlich vollständig verbrennt. (Fortsetzung folgt.) Neue Sulfitstoffabrik in Amerika. Die Mitscherlich’schen amerikanischen Patente sind vor einiger Zeit von den bisherigen Besitzern an die »Manufacturing Investment Company« in New York übergegangen. Diese sehr kapitalkräftige Ge sellschaft will, wie »The Paper World« meldet, keine Lizenzen mehr verkaufen, sondern die Erfindung durch Errichtung von drei grossen Fabriken im Osten, Westen und Süd-Westen der Vereinigten Staaten ausnützen. Zum Bau der östlichen Fabrik wurde eine grosse Wasser kraft von etwa 15000 Pferdestärken in Madison im Staate Maine erworben, und der Bau ist, wie dasselbe Blatt meldet, schon sehr weit vorgeschritten. 4 Dampfkessel von je 125 Pferdestärken werden gegenwärtig aufgestellt, und wenn dieselben befriedigen, sollen noch 4 Kessel gleicher Art folgen, so dass dann 1000 Pferdestärken Dampf vorhanden sind. Von der Wasserkraft werden zunächst 1200 Pferde stärken durch 8 Turbinen benutzt, das Kocherhaus soll zunächst 11 von hohen massiven Steinpfeilern getragene liegende Kessel von 40' Länge und 14' Durchmeser enthalten, die frei liegen, so dass man unten durchgehen kann. Die Holzscheiben werden von end losen Riemen in diese Kocher gebracht und von Arbeitern darin ver packt; dann wird 72 Stunden lang mit hohem Druck gekocht. Die Säurethürme werden 135' hoch. Es ist in Aussicht genommen, ge genüber dieser Stofffabrik auf der andern Seite des Flusses eine eben so grosse Papierfabrik zu errichten. Handlungsgehilfen. Nach einem Gutachten des Aeltesten-Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft ist es in Berlin ortsüblich, dass bei verabredeter monatlicher Kündigung nur am letzten Tage eines Monats gekündigt werden darf, mit der Wirkung, dass das Vertragsverhältniss mit dem Letzten des nächsten Monats abläuft. Demgemäss ist eine Kündigung am Ersten zum nächsten Ersten als verspätet anzusehen.