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154 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Bespreckung. Kombinationslinien. In dem Aufsatz über Messinglinienfabrikation in Nm. 59 bis 64 vorigen Jahrgangs fand auf Seite 1497 jenes eigenartige Linien material Erwähnung, welches den Buchdruckern unter dem Namen »Kombinationslinien« bekannt ist. Man versteht unter Kombinationslinien solche Linienmuster, welche erst bei passender Aneinanderreihung in der Kegelrichtung eine vollständige, fortlaufende Omamentform ergeben, für sich allein da gegen in der Regel unvollständig sind. Das Wesen der Kombinationslinien lässt sich am besten aus der Betrachtung des aus solchen Linien kombinirten Mäanders erkennen. Von den drei nachstehenden Mustern bietet keines für sich allein eine brauchbare Omamentform; wenn man sie aber zusammenrückt, entsteht ein hübscher Mäander: Diese Art der Zusammensetzung einer Omamentform aus langen, schmalen Streifen, bietet einige Vortheile gegenüber der Zusammen setzung aus kurzen, durch Schnitte senkrecht zur Laufrichtung abgetheilten Einzelstücken: =5=55555555555=5555 Die Herstellung eines Rahmens geht begreiflicherweise im allge meinen rascher von statten, wenn man zum umlaufenden Haupt- omament Kombinationslinien in 2 oder 3 Schichten verwendet, als wenn man den Rahmen aus etwa 100—200 Stücken auf Cicero oder Nonpareille zusammensetzt. Ein kleiner Uebelstand, der sich bei Anwendung der Kombinations linien zeigt, wurde schon an obenerwähnter Stelle berührt. Man kann nämlich das Muster nicht gut »um die Ecke herumführen«. Die mannigfaltige Verbindungsfähigkeit, welche die Kombinationslinien kennzeichnet und einen ihrer Vorzüge ausmacht, schliesst die Her stellung von Eckstücken, welche das Muster ununterbrochen fort führen, aus; denn selbst wenn nur auf wenige Kombinationen Rück sicht genommen würde, müsste jeder Serie von Kombinationslinien eine so grosse Menge kleinkegeliger Eckstücke beigegeben werden, dass der Bezug vertheuert und die Verwendung erschwert würde. Die Messinglinienfabrik Hermann Berthold in Berlin, welche zuerst den Grundgedanken der Kombinationslinien in praktisch brauch barer Weise verwerthete, fand auch den naheliegenden Weg, um diesen Uebelstand zu umgehen. Sie liefert zur Eckbildung sogenannte »Kassetten«, an deren quadratische, ringsum geschlossene Formen die aus Kombinationslinien zusammengesetzten Leisten in einfachster Weise angesetzt werden können: Neben der raschen und einfachen Aneinanderfügung und der viel seitigen Verbindungsfähigkeit der Einzelmuster ist es die grössere Haltbarkeit des Messings gegenüber dem Schriftmetall, welche den Kombinationslinien raschen Eingang verschaffte. Trotz ihrer weiten Verbreitung sind aber die Vorzüge der Kombinationslinien noch keineswegs allen Buchdruckern im vollen Umfange bekannt, und man hat oft Gelegenheit, Anwendungen zu sehen, welche von völlig mangelndem Verständniss für ihr Wesen und ihre Aufgabe zeugen. Aufklärungen hierüber, sowie über die Grenzen ihrer Verwend barkeit hat noch kein Fachblatt gebracht. Die nachstehende Anleitung zum Gebrauch der Kombinationslinien dürfte daher vielen Buchdruckern willkommen sein. * * * Zur Zerlegung in Kombinationsstreifen eignen sich nur einfache, besonders geometrische Muster, und zwar am besten solche, die aus geraden Linien und Kreisbogen bestehen. Ein sehr dankbares orna mentales Motiv ist z. B. der Perlstab. Zu seiner Herstellung hat die Firma Hermann Berthold bisher folgende Grundformen herausgegeben: 1. Hell auf hellem Grunde (Umriss-Manier). ~ ~~ o< xxx xxx~ xxx xxx x> Y-NF-FYYy-Y --------- 2. Hell auf dunklem Grunde (Negativ-Manier). —- - - - u xtxIE —•—-—• S" »TT in IT! s 3. Dunkel auf hellem Grunde (Silhouett-Manier). Die rechtsseitigen Beispiele lassen erkennen, wie die Anwendung beabsichtigt ist. Die Grundmuster von Gruppe 3 sind nicht in gleichem Maasse unselbständig, wie die der ersten beiden Gruppen, sie lassen sich vielmehr allein und selbständig anwenden. Da sie aber in Ge meinschaft mit den gleichartigen Grundformen der beiden ersten Gruppen zur Bildung neuer Muster geeignet sind, verdienen sie ebenfalls die Bezeichnung »Kombinationslinien«. In welcher Weise ihre Verbindung mit den beiden ersten Gruppen erfolgen kann, lässt sich aus nachstehenden Beispielen erkennen: Zur Veranschaulichung der Art, wie reichere Zusammenstellungen von Perlstabornamenten erzielt werden können, mögen nachstellende Beispiele dienen: