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2 PAPIER-ZEITUNG. No. 1. liier vorkommenden 22. Januar 1884 Frankreich: Belgien: Italien: Vereinigte Staaten: 13. Oktober 1885 Vereinigte Staaten: 27. Oktober 1885 oder Nordamerikaner mit eigenem Kapital die Rohstoffe ansnützen. 16 316 328 066 329 216 - Nr. — Nr. - Nr Laugenbereitung für Sulfitzellstoff-Fabriken. In Nr. 98, Seite 2410, veröffentlichten wir eine Mittheilung des Ingenieurs Nmethy in Fuji, Japan, über eine von demselben aus gearbeitete Vorrichtung zur Sulfitlaugenbereitung. Mit Bezug auf diese Arbeit sandte uns Herr Karl Kellner, zur Zeit in Hailein bei Salzburg, eine Erklärung, in welcher er der Erfindung des Herrn Nemethy die Neuheit und Eigenartigkeit abspricht und durch Vor legung eines ihm selbst ertheilten älteren Patents nachzuweisen suchte dass er die empfohlene Anordnung schon 1882 getroffen, aber wieder verlassen habe. Aus den Zeichnungen des gesandten amerikanischen Patents, welches mit den ursprünglichen österreichischen Nrn. 20024 und 31730 übereinstimmen soll, geht hervor, dass auch Herr Kellner mehrere aufrecht stehende Absorptionsgefässe mit einander verband, dieselben mit beliebigen säurebeständigen Stoffen, wie Kokes oder Ziegelstacken, füllte, dann von oben Wasser, von unten schweflige Säure einströmen liess und die so gebildete wässerige Lösung schwefliger Säure in besondere, mit Kalk gefüllte Kästen leitete. Hier bildete sich dann unter Auflösung der geschichteten Kalksteine die zur Sulfitkochung benöthigte Lauge von doppeltschwefligsaurem Kalk. Der Vorgang, welcher beim Mitscherlich-Verfahren in einem einzigen grossen Raume, dem bekannten Thurm, erfolgt, wird somit bei den beiden erwähnten Verfahren in zwei Theile zerlegt, und jeder dieser Theilvorgänge findet wieder in mehreren Räumen statt. Herr Kellner schreibt darüber Folgendes: Wenn man viele Jahre lang nach einer Richtung hin thätig ist und all seine Aufmerksamkeit auf einen Punkt vereinigt, muss man nothwendiger weise auf Gedanken kommen, die sich bei anderen erst dann entwickeln, wenn bei ihnen das nöthige Erinnerungsmaterial in Form gesammelter Erfahrungen vorhanden ist. Seit sich nun mit der Holzsiederei mehr Köpfe beschäftigen, als dies früher der Fall war, taucht auch alle Augenblicke eine »Erfindung« auf, die schweflige Erinnerungen aus sauer vergangenen Zeiten in mir wachruft. Ich kenne einige neue Patente von Holzbearbeitungsmaschinen, Kocher schutz und anderen Anordnungen, die sich vor Jahren als Früchte meiner Thätigkeit ergaben, und die theilweise Gegenstand von Patenten sind, die ich schon vor vielen Jahren verfallen liess. In den meisten Fällen erhebe ich nicht nur keinen Einspruch, sondern gönne den Erfindern, welche die betreffende Sache ja auch thatsächlich »er funden« haben, gern Freude und Gewinn. Nun treffe ich aber in Nr. 98 der Papier-Zeitung wieder so einen alten Bekannten in dem »neuen« Laugenapparat von Emil Nemethy und habe dies mal besondere Gründe, mich als »ersten Vater« zu melden. Die Laugenbereitung, deren glückliche Geburt mir Herr Nemethy in einem Schreiben aus Fuji (Japan), 15. Oktober 1. J. anzeigte, bildet in ihrer Gesammtheit Gegenstand meiner Patente: Der einzige Unterschied zwischen der ersten und zweiten Erfindung be steht in der Anordnung der Kalksteinbehälter, die ich als alter »manu- facturing chemyst« ein wenig rationeller machte, als mein in Praxis jüngerer Nachfolger. Ich wandte nämlich das Gegenstrom-Prinzip, die methodische Sättigung nach Art der Schauk’schen Kästen der Sodafabriken, an und richtete den Apparat mit zwei schwimmenden Aräometern so ein. dass ich an dem am Einlauf befindlichen, das spezifische Gewicht der wässerigen SO, resp. der mit SO 2 angereicherten Lösung, und am Austrittsaräometer das spez. Gewicht der mit Kalk gesättigten Lösung ablesen und so nach einer Tabelle, die ich den Werkmeistern gab, das Verhältniss der SO, zu CaO reguliren konnte. Sonst aber leitete ich Wasser über indifferente, oberflächenvergrössernde Stoffe, die gebildete Lösung von SO, über Kalksteine, pumpte dieselbe wieder hoch, liess sie wieder S0 2 absorbiren und abermals über Kalksteine ziehen; kurz; ganz wie in Japan, nur mit dem Unterschied, dass ich keinen ruck weisen, von Charge zu Charge intermittirenden, sondern schönen ununter brochenen Betrieb hatte. Schliesslich stellte ich die Absorptionsgefässe nicht auf den Deckel eines Laugenbehälters, sondern hübsch daneben auf festen Boden. Ich hatte diesen Apparat bereits im Jahre 1882 in Podgora im Betrie’ und derselbe wurde auch in einigen Fabriken Deutschlands aufgestellt. Diese Fabriken entfernten aber nach einiger Betriebszeit das indiffe' Füllmaterial der Absorptionsgefässe und füllten statt desselben die steine aus den Sättigungsgefässen ein. Dafür wurden sie dann v‘ Mitscherlich verklagt. Das Gericht erklärte den Apparat für einen »auseinanderge Thurm«, denn auch ein Kanal ist nach gewissen Definitionen »wenn man ihn aufstellt«. Nur Kirchthürme und Schornsteine frei, seit Herr Prof. Mitscherlich den Gloverthurm wieder erf und so wurden Prozesse verloren, und die Juristen freuten »Alles ist schon dagewesen« — soll einst der weise bei Durchsicht einer auf Sulfit-Cellulose bezüglichen neu' gerufen haben! Hailein bei Salzburg. Dauerhafte Metalltücher. Ein englischer Papierfabrikant berichtet in »The Paper Trade Review«, dass auf einem Sieb in Nord-Irland 484 Tonnen Papier in 91/2 Wochen angefertigt wurden. Ein anderer meldet als höchste Leistung 300 Tonnen und bemerkt dazu, dass die Papierfabrikanten auch mit weniger als 200 Tonnen Durchschnitt sehr zufrieden wären. Gewöhnlich halten die Siebe bei raschem Gang und Druck papier höchstens 3—4 Wochen, bei feineren Sorten 5—6 Wochen. Oesterreich-Ungarn 2. August 1883 — Nr. 20 024 und 31 730 27. September 1883 — Nr. 157 754 29. September 1883 — Nr. 62 746 sowie der noch nicht fertigen Papierfabrik, ist an eine Gesellschaft für ungefähr 6 Millionen Mark übergegangen. Viel von sich reden macht eben eine neueste Gründung, die -Companhia industrial Mogyana.«. Diese will, wie ihre Ankündigung in wörtlicher Uebersetzung besagt, mit einem Kapital von 1500 Contos (ungefähr 3 Millionen Mark) am Wasserfall des Flusses Mogy mirim eine Turbine von 5000 Pferdekräften aufstellen, die Betriebskraft zu folgenden Industrieen bieten soll: 1) eine Papierfabrik, 2) eine Seifen- und Lichterfabrik, 3) eine Hutfabrik,. 4) eine Backstein- und Ziegel fabrik, 5) eine Anstalt zum Kaffee- und Maismahlen. Rings um diese Anlagen soll ein Industriestädtchen mit allen Verbesserungen der Neuzeit entstehen. Wie die Herren das mit einer einzigen Tur bine durchführen wollen, ist mir unklar. Der Prospekt hebt besonders hervor, dass gerade die Benützung der Wasserkraft von vornherein einen Gewinn von 45% gewährleistet. Bedenkt man indess, wie unfähig der Brasilianer ist, derartige Unternehmungen zu leiten, und noch unfähiger, sie zu vollenden, so wird man von vornherein wissen, was davon zu halten ist. Ich gebe überhaupt die Hoffnung auf, dass jemals die Papierindustrie hier zu einer gedeihlichen Entwickelung gelangen wird, falls nicht Europäer Die Einwanderung tritt gegenwärtig in ein neues Stadium. Es ist hier eine Gesellschaft zum Schutze deutscher Einwanderer in Bil dung begriffen. Ein Herr ans Brüssel weilt hier, um die Verhältnisse zu studiren, und es bildete sich ein Syndikat unter Vorsitz des belgischen Konsuls. Der betreffende Herr soll mit verschiedenen Regierungen im Einverständniss sein, und auf den grossen, noch un vermessenen Ländereien sollen die betreffenden Nationen, jede für sich, angesiedelt werden unter einer den Gebräuchen des Stammlandes angepassten Leitung. Die deutsche Zeitung »Germania« in S. Paulo greift das Unternehmen an, indem sie glaubt, es werde nur einen Ab ladeplatz für Leute bilden, die den Regierungen unangenehm sind. Ich selbst schwärme nicht für den Plan, was aus meinen früheren Berichten hervorgeht. Der Deutsche eignet sich nicht besonders für hiesige Verhältnisse, und nur ein kleiner Theil, der sich anpassen kann, kommt vorwärts, Gegenwärtig werden wir mit Russen und Pollaken überschwemmt, traurigen, verkommenen Gestalten. Ob diese hier Wurzel schlagen werden, ist sehr zweifelhaft, schon wegen ihrer Sprache. Die Regierungen haben vollkommen Recht, Massenauswanderungen zu verhindern. Hierbei möchte ich den nordamerikanischen Korre spondenten der Papier-Zeitung darauf aufmerksam machen, dass das »von der Heydt’sche Reskript« noch nicht erloschen ist, demnach ein Auswandererverbot noch heute besteht. — Was soll man mit den Massenankömmlingen hier anfangen? Wohl sind ungeheure Flächen Regierungsland vermessen, und die Ansiedler erhalten Unterstützungen in, jeder Beziehung. Das kann jedoch nur gesunde Wirkung haben, wenn der Einwandererstrom mässig und stetig ist. Massonaus wanderung bringt die unheilvollen Ueberfüllungen der Schiffe und Herbergen. Gerade in letzter Zeit hat sich der Norddeutsche Lloyd in dieser Hinsicht derartig ausgezeichnet, dass er allgemeinen Un willen erregt hat. Es sollen Scenen auf den deutschen Dampfern stattgefunden haben, die an Sklaventransporte erinnern. Wohl schildern die Ankömmlinge alles übertrieben; aber diese Leute sind von vorn herein gegen das neue Vaterland eingenommen und können schwerlich gute Früchte bringen. Es ist wahr: wir brauchen hier noch viele gewerbliche und Landarbeiter; jedoch mit Masseneinwanderung wird mehr geschadet als genützt. Die politischen Verhältnisse entwickeln sich nach wie vor ruhig und auf gesunder Grundlage. Den Zeitungsartikeln einiger schreib lustiger junger Juristen darf man keinen Werth beilegen. In Rio wurde kürzlich ein junger Lieutenant entlassen, weil er ein krankhaft überspanntes Manifest verfasste. Wir gehen allein Anschein nach einem friedlichen, wenn auch sehr langsamen Fortschritt entgegen.