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der Stadtverwaltung in Wilsdruff bereits gewählte Friedens vollziehen. Die Streitaxt ist von den bürger lichen Parteien für dieses Mal nicht ausgegraben worden; der Gewerbe» und der Gemeinnützige Verein haben ihre Kandidaten gemeinsam ausgestellt und eine „freie Ver einigung unabhängiger Wähler", die heute auf den Pia« tritt, weigt in ihren Vorschlägen nur wenig von dem der genannten Vereine ab. Es kommt nur noch hinzu der sozialdemokratische Stimmzettel, der gestern mit einem Flugblatt den Wählern in die Hand gedrückt wurde. Das Flugblatt erhebt eine Mosse Forderungen, die über haupt nicht vor das Forum einer Stadtverwaltung gehöre«. Der Inhalt des Flugblattes ist auf den bekaMe« WahUpruch der Sozialdemokratie von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" gestimmt — na, wie eS mit der berühmten „Brüderlichkeit" bestellt ist, baS hat man jetzt in Wilsdruff au einem bestimmten Falle recht deutlich geseyen! Für die große Mehrheit der Bürger- — Grumbach, 30. November. Wegen unge wöhnlicher Ausoreilusg von Krankheiten unter der Schul jugend von Grumbach mußte der Unterricht in der hiesigen Schule bis auf weiteres geschlossen werde». — Das der Gemeisde Mohoru bisher gehörige Grundstück „Erzengel Michael" — eine nutzere Berghatve —, dessen Räumlichkeiten seit 7 Jahren zu einer Werkstatt landwirtschafUich-maichinelle Reparaturen von Maschinen- schlossermeister Bräuer umgeformt und pachtweise über- nomme« worden waren, wurden Vos dem Maschinen- fabr kante» Kluge-Dresde« für den Preis von 7000 Mk käuflich erworben. Der Pacht Bräuers läuft durch vor herige Kündigung wahrscheinlich am 31. März 1909 ab, so daß der nunmehrige Unternehmer am 1. April mit verschiedene« baulichen Umgestaltungen inne« wie außen zum neuen Betrieb beginnen kann. — Mittwoch den 2. Dezember, feiert die freiwillige Feuerwehr Mohor« ihr diesjähriges Stiftungsfest. Den Abend, an dem muukalische Darbierungen und theatralische Unterhaltungen die gemeinsame Festtafel würzen werden, beendet ein lebhafter Ball. — Jnwlge dieser Festlichkeit steht sich der Gebtrgsverein sür die sächsische Schweiz, Orts gruppe Mohorn, genötigt, seine Jahreshauptversammlung am Freitag, den 4. Dezember, zu verlegen. Die Mitglieder von Mohorn, Grund, HerzogSwalde, Helbigsdorf, Herrn- darf, Blaukenstetu und Dittmannsdorf werde« schon hier- mit herzlichst eingelabeu. — Der frühere Postaushelfer Artur R. in Poffen- dor, der kürzlich auf seine ehemalige Geliebte im Ge- schäftsladen ihrer Mutter ein Attentat ausgeiührt halte und danach entfloh, Hut sich auf der Windmüylenhöhe durch El hängen das Lebe« genommen. — Bet der Beratung des Haushallplanes der Krankeu- hauskasse tu Meitze» kam im Stadtverordactenkollegium ein bedauerlicher Fall zur Sprache, der sich in den letzte« Tages im städtischen Kr««kenhause zuzetragen hat. Ein junger Mann ist in der Narkose verstorben, Anlaß zur Besprechung des Falles rm Sladlberordmtea' koll.gium gab der Umstand, daß eS sich um einen Minder jährigen gehandelt hat und vom Arzt unterlasten worden war, vorjchristsgemäß die vorherige Zustimmung der Ellern einzuholen, die, wie die Eilers erklärt haben sollen, nicht verweigert worden wäre, da es sich um eise an sich geringfüige Operation gehandelt hat. Es handelt sich um einen 18jährigen Former aus Leipzig. Eer junge Mann war wegen eines Magenleidens im Krankenhause behandelt worden. Dieses Leiden war behoben. Der junge Mann hatte aber vor mehreren Jahren einen Unfall erlitten — es war ihm ein Slück glühendes Eise« aus den Fuß ge- falle« —, von welchem eine Mißbildung am Fuße zurück- gebnebrn war, die ihm im Gehen behmderte. Er wollte deshalb die Gelegenheit benutzen, diese Plage los zu werden und bat um die Operation. Da der junge Man» den Eindruck eines völlig mündigen Menschen machte, unterließ der Arzt, vorher die Zustimmung seiner in Leipzig wohnenden Elter» etnzuholen. In der Narkose, noch vor der eigestlichen Operation, ist nun der junge Mann ge- torben. Der Vorwurf eines nicht sachgemäßen Vorgehens st gegen den Arzt von keiner Seite erhöbe« worden. Eine Sektion der Leiche ist von der Staatsanwaltschaft nicht veranlaßt worden. Komitee wurde durch Zuwahl von Vertretern der Gc- m i-d n «nd Gutsbezirke verstärkt. Dem Komitee liegt es ob, nunmehr die Schaffung des weiteren Materials in die Wege zu leiten. — Für den gestrigen Volksunterhattu«gsabe«d — des 30. — hatte der Gemeinnützige Verein eines Rezitator, Herrn Arthur Arzt aus Dresden gewönne«. Er bot Dichtungen von Hülshoff, L-nan, Heine, C. F. M-Yer, Otto Ernst, Fontane, Hebet und Liliencron. Herr Arzt erwies sich als ein feinsinniger Jslcrpret dieser Dichter, der die Figuren plastisch zu gestalten weiß und die Dichtunge» durch sein ansprechendes Organ in fein- pointierter Sprache unmittelbar auf Herz und Gemüt wirken läßt. Seine zahlreiche Zuhörerschaft hielt er von Anfang bis Esde im Banse dieser Blüten schöngeistiger Dichtung, die uns auch die Autoren näherbrachten. Mau nahm die Gaben mit herzlichem Dank entgegen. Im zweiten Teile hielt der unermüdliche Vorsitzende des Vereins, Herr Apotheker Tzschaschel, i« Anlehnung an zahlreiche Lichtbilder einen höchst aktuellen Vortrag: über -die Entwickelung der Luftschiffahrt. Er setzte ein bei den ersten Flugversuchen mit den Flugapparaten, ging in an schaulicher Form alle Phasen der auf Eroberung der Luit gerichteten B-strebungen durch und beschäftigte sich daun mit den Erfolgen unseres großen Landsmannes Zeppelin. Auch diese Darbietungen fanden das ungeteilte Interesse der Zuhörerschaft. Patriotische Gesäuge umschlossen den Vortrag. Alles in allem: es war ein echter, rechter Volks- unterhaltungsabe«v, durch dessen Ausgestaltung sich der Vereinsvorsttzense ein neues Verdienst um den Verein und um die Allgemeinheit erworben hat. — In dem am Freitag abgehaltenen zahlreich be suchten Familiensbesd des Gesangvereins Lieder tafel wurde dem derzeitiges Vorireyer, Herr« Loms Weherer, für 30jährige Mitgliedschaft eise goldene Egren- «adel usb Herrn Malermeister Ltndncr für 15 jährige Mitgliedschaft eise silberne Vereinsnadel überreicht. Die Darbietungen des Abends bestanden in Chören und Einzelgesäage« von de« Vereissangehöcige«, die herzlichen Beifall fanden. Auch ein humoristisches Quartett fand allgemeinen Anklang. Tasz beschloß das wohlgeluugene Fest. — Der Gefangverain Anakreo« begeht am nächste« Donnerstag lm „Hotel goldner Löwe" sein 29. Stift»-Metz. Vermischte». * Das Maskenfest im Belvedere. Ein Maskenfefl im BUVeoere und seine Folgen veschLstigt ge genwärtig die Wiener Gerichte. Die Affäre, die großes Aufsehen erregt, entbehrt sicht eines gewisse« Humors. Vor zweiunddreißig Jahre» fühlte der Großgrundbesitzer und bekannte SporlSmann Aristides Baltazzi das menschliche Verlangen, auch einmal einen Maskenball mitzumache», und ging nach „Belvedere". Dort lernte er Virginia Tabat kenne«, ein junges, sehr schönes Mädchen. Wenn Herrn Baltazzi zu glaube» ist, hat er Fräulein Virginia nach diesem Abend »ie wieder gesehe«. Wie dem auch sei: Sicher ist, daß der Großgrunobrsttzer die km«e Ep sode ass dem Zehre 1876 längst vergessen haue, ms sich ihm im Jahre 1908, während einer österreichsichen DelrgationSfitzuag eine junge Dame vorstellte, die M als die Satti» ei«eS ungarischen adelige» Staatsbeamten auSgav. Ans die Frage, was sie wü»sche, eMsne n Baltazzi, daß sie seine außereheliche Tochter fei und oe Verhältnis entstamme, das er vor zweiunddrcißig Jabr mit Virginia Tabat, jetzigen Witwe Rieger, gehabt ya sckaft wird also diesmal das Sprichwort: „Wer die Wahl hat, hat die Qual", nicht in Frage kommen. Js solchen Fälle« liegt die Gefahr nahe, baß die Wahl- beteiligung schwach ausfällt, weil es viele Wähler gibt, die es nicht für nötig erachten, de« Weg zur lUne zurück zulegen, da es nach ihrer Ansicht auf ihre Stimme doch nicht ankömmt. Sie verlasse» sich darauf, daß „di anderen" das Wählen schon besorge« werden. Wenn „die anderen" auch so dächte«, würde aber überhaupi keine Wahl zustande kommen. Die Pflicht gebietet daher jedem der bürgerlichen Mehrheit angehöcenden Wähler, die Wahl der Kandidaten der Mehrheit sichern zu helfen. Jeden Bürger aber ruft die Pflicht auch deshalb zur Urne, weil es nicht bloß darauf ankommt, daß die Kandi daten der Mehrheit gewählt werde«, sondern auch darauf, daß die Wahlen ein getreues Bild von der Meinunq der Bürgerschaftgeben. Die gewählten Stadtverordnete« müssen sich auch darauf berufen können, daß sie die große Mehr- heil aller Bürger hinter sich haben, damit ihr Voium schwerer in die Wagschale fällt. Wer aus Bequemlichkeit die Männer seines Vertrauens nicht wählt, der begeht ein Unrecht an ihnen, er lähmt sie in ihrer Amts freudigkeit. Jeder Stadtverordnete, der sich durch das Vertrauen der großen Mehrheit getragen weiß, wird eine ganz andere Energie entfalte« als einer, bei dessen Wah ein großer Teil der Wahlberechtigten zu Hause geblichen ist. Wer sich des Wahlrechts für würdig hält, der hat auch die Pflicht, es in jedem Falle auszuüden Wer es nicht auSübt, der erklärt sich felbst für unreif, einem Gemeindewesen mit Selbstverwaltung als mitbestimmender Bürger anzugehören. Also bleibe keiner mit der Entschuldigung zu Hause, baß es auf seine Stimme diesmal nicht ankomme. Tue jeder seine Schuldigkeit. Auf zur Wahl! — Elektrische Ueberlandzentrale irr Wils druff. Auf Ewlaousg des Herr« Bürgermeister Kuhlen« Herger halten sich am Sonnabend etwa 60 Gemeinbever- treter aus Ortschaften des hiesige« Bezirks im „Hotel weißer Adler" in Wilsdruff eingefunden, um über die eventuelle Gründung einer elektrischen Ucberlandzentrale in Wilsdruff zu beraten. Ja längeren — und wie gern anerkannt sei: außerordentlich lichtvollen — Ausführungen betonte der Einberufer, daß die Expansion des Deubener Werkes und die in der Nachbarschaft Wilsdruffs in's Auge gefaßte Gründung von UeberlaudzeniraUn dem hiesigen Stadtgemetnderat Veranlassung gegeben hatten, sich mit der Angelegesheit zu beschäftigen und die Frage aufzurollen, ob die Gründung einer Ueberlandzcntrale für den Wilsdruffer Bezirk geboten erscheine. Durch die Versammlung wolle man zunächst einmal die Fühlhörner auSstrecken, ein definitiver Beschluß sei zunächst ausge- schlosse«. Vor allem betone er, daß es sich nicht etwa darum handele, das Wilsdruffer Werk, das jetzt sehr gut rentiere, zu sanieren, sondern es solle sich um ein ge meinnütziges Unternehme« handel», das der Allgemeinheit zugute komme und im übrigen neue Beziehungen zwischen Stadt und Land schaffe. Die Gründung deS Werkes müßte entweder durch Schaffung eines Gemeinveverdanbes oder durch Ausgabe von Anteilscheinen erfolgen; der erstere Weg sei wahrscheinlich der gangbarste. Dan« gab Herr Bürgermeister Kahlenberger daS — zum großen Teil an dieser Stelle bereits veröffentlichte — Gutachirn des Herrn Oberingenicurs Filchinger bekannt. I« der Aussprache betonte zunächst Herr Gemeindevorstand Hencker Kesselsdorf, daß die elektrische Energie mehr und mehr an Ausbreitung gewinne. Die Städte Meißen und Bautzen machten jetzt wiederum große Aufwenounge« für ihre Zentralr«; so nehme Bautzen etwa 800000 Mk. von neuem auf, und zwar ohne eine Belastung oer Sieuer- zahler. ES bestehe kein Zweifel darüber, daß die elek trische Energie auch auf dem Platte« Lande mehr und mehr an Bedeutung und Ausdehnung gewinne. In der reichlichen Aussprache, die nun folgte, kamen eine Anzahl Gemeindevertreter aus Stadt und Lasd zum Worte, und bet der Umfrage erklärte sich grrße Mehrzahl der Gemeindevertreter im Prinzip für ei«e Verfolgung des Projektes. Ueber die Schritte, welche erforderlich sind, um eine Restabilitätsrechnung «ufzustelle«, äußerte sich in längeren Ausführungen ein Vertreter de» Sachse«. Werkes in Niedersedlitz, Herr Obertngemeur Bachrach. Das i Sachsenwerk erklärt sich bereit, das erforderliche Material in den einzelnen Gemeinden zu sammel« und das« a« der Hand de» Materials einen speziellen Anschlag zu tefern, und zwar beides kostenlos und ohne jede «anzielle und moralische Verpflichtung. Die Aus- Krupp seit 1854 bestehenden, aber neuerdings mit ver-' führungeu des Herrn Oberi«genieurs, der sich von jeder schieoener Begründung angegriffenen Werkpenstosskaffe« Schönfärberei fcrnhielt, spräche« überaus a«. Das von wies Redner eingehend «ach, daß auf Grund des geltenden Rechts gegen solche Kasse« begründeter Etnwan nicht zu erheben sei. Es schloß sich daran eine rege Debatte, bet der die wirlschaOlicheu und sozialen Gesichts- punkte, die für und gegen diese Kaffen sprechen, erörtert werden. — Dienstag, den 15. Dezember, wird Herr Dr. Hopf über das Thema: „WaS muß mau vom Staate wissens" sprechen. — Auf zur Wahl! Die morgen stattfindende Stadtverorbaeteawahl wud sich unter der Fahne des Vier Tage lebendig begraben. Auf der Kruppschen Zeche „Hannover" in Hordel waren am Freitag zwei Bergleute verschüttet worden. Die Beiden, Martin Holstein und Johann Nowack, arbeiteten wie der .Berl. Lok.-Anz" meldet, als Kameraden zu sammen in einem Aushau von der 490-Meter-Lohle zur 384-MeterSohle. Sie hatten in einem Schicßhau, der von dem Aushau 3 Meter tiefer liegt, Bohrungen ange setzt und erwarteten den Schießmeister, der die Schüsse abgeben sollte. Nowack ging um V-12 Uhr mittags mit seinem Kameraden zum Schießort. In dem Augenblick, als er den Aushau betreten wollte, hörte er über sich ein furchtbares Krachen und Poltern. Schnell sprang er in den Schießhau zurück und rettete damit sein Leben, denn fast in demselben Augenblick stürzten gewaltige GesteinS- massen aus der Höhe herab, die ihn wenn er stehen ge blieben wäre, zerschmettert haben würden. Der Einsturz war offenbar durch eine im Aushau befindliche Störung des an dieser Stelle sonst sehr guten Gebirges und durch viel Wasser verursacht worden. Durch das Wasser war das sogenannte „Liegende" aufgeweicht worden, die Berg- mafsen waren in Bewegung geraten und in den Aushau hinabgestürzt. Eine große Masse der Gebirgstrümmer legte sich vor den Schießort, in dem sich die beiden ver schütteten Knappen befanden. Das war für die beiden eine Entdeckung, die ihnen das Blut in den Adern er starren machte. Das Gepolter beim Niederbrechen des Gebirges hatte ihnen Kunde davon gegeben, daß ganz bedeutende Gesteinsmassen herabgefallen waren, die ihnen den Weg zur Flucht versperrt haben mußten. Wenn es den im Schacht arbeitende« Kameraden nicht gelang, durch die Trümmer einen Zugang zu dem unfreiwilligen Ge fängnis zu bahnen, drohte den Eingfchlossenen, die bei dem Gesteinsfall unverletzt geblieben waren und bald fest stellen ko« ten, daß ihnen genügend frische Luft zur Ver fügung stand, um eine Zeitlang in dem verschütteten Schießort auszuharren, der Tod durch Hunger u d Durst Ein fürchterlicher Gedanke! Gleich fürchterlich für die von der Oberwelt abgeschnittenen Knappen wie für ihre Angehörigen! Während Nowack erst vor kurzem die Ehe eingegangen war, bangten um den Familienvater Holstein fünf Kinder. Zum Glück war der Einbruch schon bald bemerkt worden, und unter gewohnter Opferwilligkeit drängt n die Kameraden herzu, um mit dem gefahrvollen Rettungswerk zu beginnen, das unter der umsichtigen Leitung durch den Betriebsführer Metzler sofort in An griff genommen wurde Man versuchte zunächst durch Forträumen der hereingebrochenen Gesteinsmaffen den Weg freizubekommen. In unermüdlicher aufreibender Tätigkeit, in der sich die Knappen in kurzen Zeiträumen ablösten, wurden riesige Mengen Trümmer fortgeschafft und unter schwierigen Verhältnissen, da nur zwei Mann gleichzeitig arbeiten konnten, wurden 100 Wagen Gesteins massen aus dem Bruch entfernt. In dieser Weise arbeitete man bis Sonnabend früh um 9 Uhr. Dann fah man ein, daß der eingeschlagcne Weg nicht zum Ziele führen würde, da das Nachstürzen größerer Mafien befüchtet werden mußte. Man entschloß sich deshalb, einen ganz neuen Aushau neben dem alten herauszustoßen. Um möglichst schleunigst zu den verschütteten Kameraden zu gelangen und um wenig Zeit zu gebrauchen, wurde ein ganz enger Aushau hergestellt, eben breit genug, um einen Menschen in kriechender Lage durchzulassen. Schon bald begannen die Rettungsmannschaften die Gewißheit zu erlangen, daß die Verschütteten noch am Leben seien, die — durch die Verständigung des Klopfens und Rufens von neuer Hoffnung erfüllt — ihrer Befreiung entgegen harrten. Das Rettungswerk nahm aber längere Zeil in Anspruch, als man anfangs erwartet hatte. Für die Verschütteten wurde die Lage immer bedenklicher. ES meldeten sich die Qualen des Hungerns und des Durstens. Das Frühstück, das sie mit in den Schacht genommen lag an einem anderen Ort, durch die herab- aestürzten Bergmassen von chnen getrennt Trinkbare Flüssigkeit war auch nicht zu erlangen. Die Qualen wurden immer unerträglicher. Da, nach 93 Stunden de» Hangens und Bangens in schwebender Pein nahten endlich die Erlöser. Gegen 8 Uhr früh, als man denr Schießort bis auf 50 Meter nahegekommen war, wurde der Zugang zu ihm offengclegt und die Eingeschloffenen konnten befreit w rden. Beide verlangten dringend nach einem kühlen Truak, der ihnen alsbald gewährt wurde. Ueber Tage konnte festgestellt werden, daß sowohl Nowack, wie Holstein unverletzt und bei guter Gesundheit geblieben waren. Auf ärztliches Anraten brachte man beide in das Eickeler Krankenhaus, wo sie sich bei sorgsamer Pflege in einigen Tagen wieder erholen werden. Die Uebersührung in da» Krankenhaus geschah lediglich im Interesse einer geregelten Diät, da nach den Tagen der Entbehrung schwere Kost den Leuten leicht verderblich werden könnte-