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Dienstag, 10 November IM 8. Beilage zu Nr 130 Dreist ist auch ungeeignetes Zylinderöl am zu großen Verbrauch die Ursache; ich empfehle, das gleiche Oel mit die Anlagkkosten für zwei Ueberhitzer dürften sich nur auf etwa Mark 5000,— stellen. Zu c) Dem übermäßigen Oelverbrauch kann man dadurch steuern, daß die Art der Zylinderschmierung ge- ändert wird, es wird jetzt der einströmende Dampf ge schmiert, was unrationell ist, es brauchen nur die Zylinder wände und Schiebeiflächen geschmiert zu werden, nicht aber der Dampf selbst. a) Die Disposition der Maschinen- und Kesielanlage ist ohne jegliche Rücksicht auf eine fpätere Erweiterung getroffen; wenn eine Erweiterung durchgeführt werden muß, so wird die Gesamtdisposition unschön, unüber sichtlich, unpraktisch im Betriebe und vor allem kostspieliger in der Gebäudeerweiterung. b) Die Dampfmaschinen sind unökonomisch im B triebe, das entnehme ich aus dem Kohlenverbrauch pro erzeugte Kilowattstunde. Es wurden im letzten Jahre für eine an die Konsumenten abgegebene Kilowattstunde 7 kA, d. h. für 9,6 Pfennige Kohle verbraucht, nach der Statistik sollten bei den örtlichen Preisverhältnissen für Kohle 5,5 Pfennige nicht überschritten werden. c) Auch der Verbrauch an Oel ist nach der Statistik. um ea. 50 °/„ zu hoch. Zu a) Eine Erweiterung der Leistungsfähigkeit bestehti zwar dadurch, daß von der großen Dampfmaschine nur etwa die Hälfte ausgenützt ist, es ist vorgesehen, daß noch eine zweite Dynamomaschine von ihr durch Ankuppeln an^ die vorhandene Antriebswelle betrieben werden kann, ich meine aber, das man auch für eine 3. und eventuell 4. Dampfmaschine hätte Rücksicht nehmen müssen, besonders deshalb, weil beide vorhandene Dampfmaschinen nicht zusammen passen und von vornherein bekannt sein mußte,' daß eine derselben früher oder später durch eine dritte ersetzt werden muß Zu 6) Die große Dampfmaschine arbeitet unökonomisch, weil sie für das Werk zu groß ist und weil sie als langsam laufende Maschine gebaut ist. Ihre normale Leistung, d. h diejenige, bei welcher der Kohlenverbrauch pro bei ihr am geringsten ist, ist ca 210 U3., sie wird aber höchstens und nur auf kurze Zeit mit 120 ?5. beansprucht, meistens aber unter 100 Lie kleine Dampfmaschine arbeitet verhältnismäßig sparsamer als die große, aber auch nicht so sparsam wie eine gute moderne Dampfmaschine. Eine Verbesserung ist an den Maschinen wegen der damit verbundenen großen Kosten nicht durchführbar, es würde das nächstliegende lein, ein drittes neues sparsam arbeitendes Dampf-dynamoaggregat aufzustellen, was mir aber bei den hohen Buchwerten, die noch für die beiden vorhandenen bestehen, jetzt noch nicht möglich erscheint, weil die Ersparnis dabei nickt io groß sein kann, daß sie die dadurch entstehenden höheren Ausschrei bungen und die Verzinsung wesentlich überschreitet. Dagegen empfehle ich, die beiden Kessel mit Ueber- hitzer ausrüsten zu lassen und die Dampfmaschinen mit Elektrische Ueberlandzentrale sur den Wilsdrnffer Bezirk. Wochen hatte der hiesige Stadtgemeinderat be schlossen, Herrn Ingenieur Fischinger in Dresden mit der Abgabe eines Gutachtens zu betrauen, in welchem er sich über den Befund des Wilsdruffer Elektrizitäts werkes und über die Frage der Errichtung einer elektrischen Zentrale für d n Bezirk äußern sollte. Das umfängliche, die Materie in jeder Beziehung erschöpfende Gutachten ging Milte Oktober hier ein und hat unter den Mitgliedern des Stadtgcmeinderates zirkuliert. In der am Freitag abgehaltencn Sitzung beschäftigte sich das Kollegium mit dem Gutachten. Die Debatte führte zu dem einstimmigen Beschluß, mit den Vertretern der beteiligten Gemeinden wcaen der Gründung eines Verbandswerkes auf dem Wege des genossenschaftlichen Zusammenschlusses Fühlung zu nehmen. Ein aus den Herren Bürgermeister Kahlen- bergcr, St.R. Kronfeld, St.V. Loßner, Tzschaschel und Friedrich bestehender Sonderausschuß wurde beauftragt, die Beratungen mit den Gemeindevertretern in die Wege zu leiten. Wir stellen den Bericht über die Debatte im Stadtgemeinderat für die nächste Nummer zurück und geben im Nachstehenden zunächst das Gutachten des Herrn Ingenieur Fischinger seinem wesentlichen Inhalte nach wieder: Befund de» städtischen Elettrizitäts-Werkes „ Der Betrieb wird in geradezu mustergiltiger Weise geführt. Es ist daher besonders anzuerkennen, daß der Betrieb mit dem möglichst geringen Aufwand an Löhnen und Gehältern durchgeführt wird. Wenn trotzdem die Belriebsresultate nicht allgemein befriedigen, so liegt bus an verschiedenen Ursachen, die ich jetzt erörtern will. 1- Wenn man lediglich die Jahresbilanz für nch selbst beurteilt, so ist eigentlich kein Anlaß zur Unzufriedenheit zu finden, denn es ist zu berücksichtigen, daß das Werk durch eigenartige Verhältnisse, die wohl nicht abzuwenden waren, in den Anschaffungskosten, be zogen auf s.ine Leistungsfähigkeit, um rund Mark 16'6000,— zu hoch gekommen ist. Von den rund Mark 43000,— (ohne Installations material) jährlichen Gesamtausgaben sind rund Mark 22(00,— für Verzinsung und Abschreibungen erforderlich. Wären die Anlagekosten nur so hoch, so würden jähr- —n- —- -- — "ch hierbei Mark 7300,— gespart werden und die Stadt überhitztem Dampf zu betreiben, ich glaube, daß gerade hatte diesen Betrag als Ueberschuß oder aber die Straßen- dadurch eine bedeutende Kohlenersparnis bei den vor- Beleuchtung zu den sehr niedr gen Selbstkosten vorhandenen schlechten Dampfmaschinen zu erzielen sein wird; Mark 1200,—; in diesem Falle mußte das finanzielle !" " Resultat als ein gutes bezeichnet werden, wenn man einen vergleich mit anderen städtischen Elektrizitätswerken gleicher Größe macht, denn es ist zu berücksichtigen, daß es vei w kleinen Elektrizitätswerken viel schwieriger ist, eine gute Rentabilität zu erzielen als bei größeren. Die Rentabilität Ware zweifellos noch viel ungünstiger, wenn nicht der Kllowatt-Konsumenten-Anschlußwcrt bei Ihnen außer ordentlich hoch wäre. 2. Bei der technischen Prüfung des Werkes habe —, folgendes gefunden: zu verwenden wie in der Zentrale Deuben. , » Neber die Erweiterung. 1. Für Grumbach allein. Es besteht zunächst die Frage, ob es rentabel und technisch möglich ist, an die Gemeinde Grumbach Elektrizität abzugeben. Technisch möglich ist es, aber rentabel nicht! Es ist nicht rentabel, weil die technische Möglichkeit nur auf kostspieligem Umwege erreichbar ist. Das jetzige Gleichstromsystem mit zweimal 110 Volt Spannung eignet sich nicht für größere Entfernung, das Leitungsnetz wurde schon für das jetzige Versorgungs gebiet wegen des großen Entfernung zu teuer Es wird nämlich eiue elektrische Leitung bei doppelter Entfernung viermal, bei dreifacher Entfernung neunmal so teuer, wenn man alle anderen Verhältnisse beibehält; man sieht hieraus, daß man sehr bald eine Grenze findet, wo die Leitung unerschwingliche Summen fordert, weil die Kosten mit der Entfernung quadratisch also progressiv wachsen. Dieser Fall liegt für Grumbach vor, die Leitung hierfür würde bei der Spannung von zweimal 110 Volt viel zu teuer. Nun gibt es ein Mittel, die Leitungskosten auf eine der Entfernung angemessene Höhe herabzubringen, indem man die elektrische Spannung erhöht, das ist aber im vor liegenden Falle nur unter gleichzeitigem Ueb rgang vom Gleichstromsystem zum Drehstromsystem möglich. Das aber e> fordert in der Zentrale einen ganz anderen Be trieb, andere Maschinen und andere Apparate, kurz eine so wesentliche Verteuerung der Anlage, daß man die Aus führbarkeit ohne weiteres verneinen muß, weil die Menge Elektriziät, um die es sich für Grumbach allein handelt, zu gering ist. 2. Ueberlandzentrale. Es liegt nun der Gedanke nahe, ob es bei genügen der Beteiligung der um Wilsdruff herumliegenden Ge meinden möglich wäre, in der jetzigen Zentrale neben dem Gleichstromsystem für die Stadt noch das Drehstrom system für die umliegenden Ortschaften einzuführen, also gle chzeitig eme Ueberlandzentrale zu betreiben Diese Frage kann nicht so kurzer Hand beantwortet werden, es war notwendig, eine etwas eingehendere Be rechnung darüber anzustellen, über deren Ergebnisse ich nun im folgenden berichte: Erfahrungsgemäß wird die Rentabilität eine bessere st mehr Eieklrizitätskonsum angeschlossen wird, solange dabei das Leitungsnetz im Verhältnis zum Anschlußwert wegen der größeren Entfernungen nicht zu teuer wird Ich habe in dem Leitungsplan diejenigen Ortschaften mit dem Hochspannungsleitungsnetz verbunden, die mir bezüglich der Rentabilität noch erreichbar erschienen: Grumbach, Braunsdorf, Kesselsdorf, Pennrich, Zöllmen, Steinbach, Kaufbach, Unkersdorf, Hühndorf, Weistropp, Kleinschönberg, Sachsdorf, Klipphausen, Sora, Röhrsdorf, Naustadt, Ullendorf. Taubenheim, Roitzschen, Miltitz, Munzig, Seeligstadt, Burkhardtswalde, Schmiedewalde, Perne, Groitzsch, Alt- und Neutanneberg, Neukirchen, Ober- und Niederdittmannsdorf, Mohorn, Steinbach, Helbigsdorf, Blankenstein, Limbach, Birkenhein. Es sind dies 36 Gemeinden und Ortschaften mit ca. 15000 Einwohnern, für die erfahrungsgemäß ein Anschlußwert von rund 500 Kilowatt in Frage kommt. Die Hochter des Seiltänzers. Roman von B. Corony. 66 Dom Hofe herau f drangen die murmelnden Stimmen der beiden Mägde und des Knechtes an ihr Ohr. Ver mutlich sprachen sie über den entsetzlichen Vorfall und deuteten nach dem Fenster, hinter welchem die Tochter des Mörders saß.. Des Raubmörders!.. Ah. .wie weh es tat, sich das sagen zu müssen! Andern gegenüber würde Therese den Angeklagten, der ja das Verbrechen leug nete, mit aller Energie verteidigt haben, aber ihr eige ner Glaube stand auf schwachen Füßen. Was half es, daß sie immer wieder mit heißen, trockenen Lippen flüsterte: »Er ist unschuldig, er hat es nicht getan," wenn dennoch oer Zweifel nicht schwieg, wenn er ihr mit grellen bren nenden Farben ausmalte, wie alles gekommen war. Sie sah im Geiste den Haßerfüllten, um seine Existenz Ringenden das unverschlossene Fenster aufstoßen, den Sekretär erbrechen, den jäh auffahrenden Schneidemüller an der Kehle packen, Niederreißen, das scharfe Messer in seine Brust stoßen. So früh sie von dem Vater auch getrennt worden war, seiner furchtbaren Heftigkeit erinnerte sie sich doch noch. Und nun? Was weiter? So konnte es unmöglich fortgehen) Wäre es denn nicht für das zu erwartende Kind viel besser gewesen, niemals geboren zu werden? Sollte es unauslöschbaren Makel durch ein ganzes, lan ges Menschenleben mit sich schleppen? .. Was war denn hier eigentlich das echte Gebot der Mutterliebe? Die Einsame ließ den schmerzenden, von wilden Ge danken durchtobten Kopf auf die verschränkten Arme sin ken. Em Gefühl völliger Vernichtung und Ratlosigkeit war über sie gekommen. Sie machte auch keine Bewegung als die Tür leise und jemand mit vorsichtig gedämpften Schritten heranschlich. Es konnte sich ja doch höchstens um eine neue Unglücksbotschaft handeln. " Da umschlang ein bebender Arm ihren Nacken und eine von Tränen erstickte Stimme sagte: „Mein liebes, armes Kind. Du mußt nicht verzweifeln. Mir ist ja auch so schwer und bang ums Herz, deshalb bin ich gekom- men, damit wir miteinander weinen und uns gegenseitig trösten können." „Du, Mutter?" stammelte Therese. „Ja., war es Dir denn nicht schon längst verboten uns zu besuchen?" „Freilich, freilich .. aber ich machte mich heute eben heimlich auf den Weg, weil es mich drängte, Dir Mut zu zusprechen." „Trotzdem ich so viel Kummer über Dich brachte und den Frieden Deines Familienlebens zerstörte? Trotzdem ich Max wider Euren Willen zum Altar folgte?" „Ich habe nie was gegen Dich einzumenden gehabt, immer ohne Groll Deiner gedacht und mich stets be müht, Euch mit dem Vater zu versöhnen. Das ging ja leider nicht, weil Du mich so gar nicht dabei unterstützen wolltest. Hier bringe ich Dir was zur Bekräftigung, daß mein Herz vollLiebe bei Euch war." Sie öffnete den Deckel ihres Korbes und breitete eine allerliebste kleine Ausstattung auf den Tisch aus. „Siehst Du, an jedem Stich hängt ein aufrichtiger Segenswunsch. Und, glaube nur nicht gleich das Aergste. So lange ein Mensch seine Schuld nicht selbst eingestanden hat, soll man sie auch nicht als erwiesen betrachten. Ich habe vorhin recht andächtig in der kleinen Waldkapelle gebetet, da ist es plötzlich ganz hell und freundlich in meiner Seele ge worden, und ich hoffe zuversichtlich, der gütige Gott wird schon noch alles zum Guten lenken... Was siehst Du mich so forschend an?" „Weil Dein liebes Gesicht schmal und vergrämt aus sieht. Ich fügteDirdoch recht schweres Leid zu." „Es tat mir freilich bitter weh, daß das schöne Ein vernehmen zwischen Vater und Sohn nicht wieder her zustellen war. Aber wenn mein Max sein Glück in Dir findet.. „Nein, Mutter.. es ist ganz anders gekommen!" „Du erschreckst mich. Wäre denn zwischen Euch beiden auch nicht alles in Ordnung ? Hat Euch das böse Gerede entzweit ?" „Er glaubt nicht mehr an mich und ich .. ich habe einsehen gelernt, daß ich unrecht tat, ihn in solche Kon flikte zu verwickeln. Die Liebe war nicht stark genug, um dem Vorurteil und der Verleumdung zu trotzen. Ich klage ihn deshalb nicht an. Er hat sich selbst verkannt." Mit einem leisen Laut unterdrückten Schluchzens schlug die Rektorin die Hände zusammen. „Ja, was sagst Du mir denn da und was wird daraus werden?" „Ich weiß es nicht, aber Du sollst den Frieden wie dererlangen. Deine verzeihende Milde zeigt mir viel deut licher, als Rektor Stürmers unversöhnliche Härte, daß ich mich nicht zwischen Sohn und Eltern drängen durfte Die Zukunft liegt trübe und traurig vor mir. Mir ist es, als könne ich vor lauterNebel den rechten Weg nickst sehen, aber ich werde ihn dennoch finden. Max soll Du zurückgegeben sein." „Wie Du nur sprichst! Mir liegt wahrlich nichts fer ner, als Euch auseinander reißen zu wollen. Dazu halt« ich das heilige Sakrament der Ehe viel zu hoch. Was Gott schickt, müssen die Gatten vereint tragen. Es ist Pflicht des einen, den andern zu stützen und ihm in schwe rer Zeit treu zur Seite zu bleiben. So habe wenigsten- ich, in meiner Einfalt, immer gedacht." „Wie erhaben und verehrungswürdig Du bist mr Deinem schlickten Sinn und. weichen Gemüt, und wü klein, wie selbstsüchtig ich mirDirgegenüdervorkommel' Therese küßte die Hände der alten Frau. Marie zog sie an ihre Brust. „Nicht so, mein Kind Ich tue, was inir das Herz eingibt.. . Aber jetzt muß ich fort!" Sie blickte nach der Uhr und trippelte ängstlich herum. „Der Weg nach dem Nektorhause ist weit, unc wenn Feodor heim kommt, ist er gewöhnt, daß ich am Gartentürchen stehe. So haben wir es seit langen Jah ren gehalten. Lebewohl, grüß mir den Max. Und seil nur beide guten Muts. Einer Mutter Gebet erhört de: Allmächtige doch." lk-4,1L