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Nur Sonn Fcsttaas. * und Eidechse zum Vorschein. Jetzt ist Frau Kloß wieder voll ständig munter. Wahrscheinlich ist dieses Tier beim Waffertcinken, vielleicht schon vor längerer Zeit, in etwas kleinerem Zustand, in den Körper gekommen. Hoffentlich hat die Frau die Eidechse nicht mit einer — Ente verwechselt. Mit dem Bau eines neuen Rathauses in Döbeln wird es nun Ernst. In der letzten Stadtverordneten- Sitzung wurde nach dreistündiger Debatte mit 16 gegen 5 Stimmen endgültig beschlossen, die Ratsvorlage, soweit sie die Ausführung des Winkelbau-Entwurfes betrifft, anzunehmen. Damit war zugleich der Hinzukauf dreier Hausgrundstücke beschiessen. Das neue Rathaus wird ein Renaissancebau mit kräftigem Turm und kommt an die Stelle des jetzigen Rathauses an die Westseite des Ober marktes und an die Stelle von fünf Häusern und des sogenannten Fleischbänkevplatzes au der Norvseite; in dem stumpfen Winkel der beiden Flügel erhebt sich der Turm. Durch diese eigenartige Bauweise wird der Obermarkt in jetziger Gestalt erhalten, worauf in der Bürgerschaft großer Wert gelegt wird. Der Bau ist auf 685000 Mk. veranschlagt, wozu noch 138000 Mark für Hausankäufe und 50000 Mark für innere Ausstattung kommen, so daß eine Anleihe von 875000 Mk erforderlich wird Nach dem Plan des Bürgermeisters Müller ist die Durchführung des Rathausbaues so gedacht, daß im Herbst 1909 mit Abbruch des Stadthauses und der anderen vier Häuser auf der Nordseite begonnen wird. Für die im Stadt hause untergebrachten Verwaltungszweige wird neben dem Amtsgericht ein Barackenbau errichtet. Das alte Rathaus wird abgebrochen, wenn der nördliche Flügel beziehbar ist. Der ganze Rathaus nrubau soll Ende 1912 beziehbar sein. Ein neues Luftschiff. In oller Stille hat sich auch ein Leipziger mit dem Problem des Fluges be schäftigt. Der Zivilingenieur Paul Meyer-Leipzig, Berlinerstraße 40, ist nach längerem Studium dazu ge- kommen, ein Luftschiff unter ganz neuen Gesichtspunkten zn konstruieren. Das Meyer'fche Schiff, ganz aus Metall und Aluminium hergestellt, hat die Form eines geschlossenen Bootskörpers. Der Führerstand befindet sich an der Spitze, in der Mitte sind die Räume für die Paffagiere angeordnet, und im Hinteren Teile befinden sich die Motore. An den Seiten find mehrere Schwingen angebracht, mittels deren die Aufwärts- und Abwärts bewegung durchgesührt wird. Der Apparat verzichtet somit auf GaS als Tragmittel und benützt nur die motorische Kraft. Ingenieur Meyer schreibt selbst über sein Flugschiff: „Das meinem Flugschiff zugrunde gelegte Motiv ist der Vogelflug. Meine Aviationsmaschine besteht aus einem Rumpfe, gleich dem eines schlank gebauten Schiffes, der mit hermetisch schließenden Fenstern versehen ist. Das Dach ist durchsichtig und verschließbar. Diese Konstruktion macht das Flugschiff auch für Neber- seeflüge geeignet. Bei unerwarteten Zwischenfällen kann das Luftschiff genau wie ein Boot im Wasser schwimmen. An den Seiten des Rumpfes sind mehrere motorisch angetrtebene Schwingen angebracht. Diese bestehen aus ungefähr 1 Quadratmeter großen Flächen, die infolge eines eigenartig konstruierten Apparates derartig schwingen, Sonett von Gottfried Wärschtebesser z. Zt. in der Sommerfrische in Wflsdruff. Em heißer Kampf — um Kaisers Bartl Der immer noch der Entscheidung harrt, Im Stadtgemeinderate ist entbrannt Mit dem wohllöblichen Schulvorstand! Man möcht' ihm gern sein Recht verschneiden, Denn mancher, ich sag's nur bescheiden, Wird die Behörde jetzt beneiden, Daß sie darf selbst Beschlüsse fassen, Wenn sie auch »dem" und „jen'" nicht passen! Der billigste Platz sei gut genug, So spricht der eine wohl sehr klug! Die Schule' müßt an die Bismarckstraße! Vielleicht gleich jedem hübsch vor die Nase? — So streitet man nutzlos jetzt hin und her. — Der Platz ist gekauft, was will man mehr! Der Schulvorstand sucht ihn sich hübsch allein. Und das muß mau sagen: Der Platz ist fein!!! Weitsichtig hat er hier gleich erkannt: Hier wird erschlossen zum Bauen Landl Am Herzen der Stadt muß die Schule ersteh'n. Einen weiten Weg braucht kein Kind zu geh'ul Doch schön sei der Weg und breit genug, So denken die Herren sich ganz klug! — Frei machen wir drum schnell die Bahn Und kaufen flugs zwei Häuschen an. Doch mit des Geschickes Mächten Nossener KrodnktenbSrse am 25. September 1908. 1000 Kg M. Pf. Mk. Pf. Ks M. P. bis M. Pf Personen erbaut werden. Jede dieser Bauarten ist durch die Wahl entsprechend starker Kraftmaschinen und die Anwendung einer kleineren oder größeren Anzahl von Schwingenpaaren möglich. In der Patronatskapclle des Rittergutes Pries- nitz bei Borna befand sich ein Holzrelief „Grablegung Christi", das nach Meinung der Herren Curt und Alexander von Einsiedel einen hohen Kunstwert hatte, da es angeblich aus dem Jahre 1656 stammt. Sie brachten das Werk nach Dresden und schlugen es für 300 Mark os, obwohl sie auf Tausende gerechnet hatten, und waren >er Meinung, daß ihnen als Patronatsherrn das Eigen tumsrecht zustehe, obwohl früher die Landessynode schon ein Urteil dahin abgegeben hatte, daß das Werk nach ächstschem Kirchcnrecht zu der Kirche Priesnitz gehöre. )ie Gebrüder von Einsiedel waren deshalb des Dieb- tahls und der Beihilfe angeschuldigt, wurden aber frei gesprochen, da das Besttzrecht an dem Holzrelief streitig ei. Das Rittergut Priesnitz befindet sich seit März unter Zwangsverwaltung. Die zur Deckung der erhöhten Bedürfnisse der Stadt röth» in Vorschlag gebrachte Wertzuwachs- und Bier- teuer wurde in der letzten Sitzung des Stadtgemeinderates mit großer Majorität abgelehnt. Der Gemetnderat von Drehbach beschloß mit be reits eingctroffener oberbehördlicher Genehmigung eine Anleihe von 30000 Mark aufzunehmen, um den Klein gewerbetreibenden, denen das Kapital weiter verliehen vird, den Anschluß an das Elektrizitätswerk möglichst zu erleichtern. daß sie beim Rückwärlsschlagen die volle Fläche zur Erzeugung deS Luftwiderstandes durch die Luft treiben, während sie beim Vorwärtsdringen keinen nenenswerten Luftwiderstand Hervorrufen. Die Bewegung der Schwingen ist stets eine kreisende. Dadurch kann die Geschwindigkeit beliebig gesteigert werden und infolge des Beharrungs- gesetzes kommt es aus diese Weise zu keiner Krajtver- fchweudung. Die hohe Geschwindigkeitsmöglichkeit mit der reinen Ausnützung des erzeugten Luftwiderstandes bildet gewissermaßen die Seele meiner Maschine, denn nur hierdurch ist es möglich, konstante hohe Tragfähigkeit und sicheren, gefahrlosen Flug zu erzielen. Infolge einer ein fachen Steuerung kann je ein Schwiugepaar in beliebiger Weise, entweder zum Auftrieb oder zum Vorwärtstrie eingestellt werden. Bei schnellem Fluge wird infolge der schrägspitzen Bauart des Rumpfes der Luftwiderstand dazu verwett, das Fahrzeug schwebend zu erhalten. Meine Aviationsmaschine lann sowohl für den Massen- Verkehr als auch für den Einzelverkebr von ein bis drei Dampfschiff - Fahrplan vom 29.September bis mit 1. November 1908 Ist leider kein ewiger Bund zu flechten; Denn auf Grund und an Gesetzes Hand Geben zwei Juristen nun bekannt! „Der Schulvorstand hat weit gefehlt!" Das Wochenblatt hat es ja erzählt. — Abstimmen soll er auch nicht mehr Im Gemeinderate! — Das ist schwer! Er muß nun wohl zu Kreuze kriechen, Denn sonst kann er noch schön 'reinfliegen! Der eine Herr sehr hart gar spricht Vom Takt, — den hab' man nicht! O weh, das ist gewiß nicht fein!! Soll's der Dank dem Schulvorstand sein?! — Für all' die Mühe und Arbeit schwer Verdient er doch unser aller Ehr'! Wie soll ihm das große Werk gelingen, Wenn man nicht aufhört mit solch' Beginnen!! Um Kaisers Bart ist's fürwahr ein Streit, Es ist doch schade bloß um die Zeit! „O Schulvorstand, fang an zu bauen, Du kannst ja auf dein Recht vertrauen! Und sind die „Häuschen" dir im Wege, Dann immer weg damit vom Stege! Die Straße wird dann auch recht schön! Nur los nun endlich, eS wird schon gehn!" Marktbericht. Meißen, am 26. September. Butter, 1 Kilo 2,50 bis 2,60 Mk, Gänse, Pfund —Pfg.; Hasen, Stück - Mk.; Eier, Stück 8 Pfg. Getreidepretse: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. — . — -- 20,40 17,80 19,00 15,50 16,70 Weizen, — — 19,80 20,00 20,10 Roggen, — — 17,20 17,40 17,50 Gerste, 14,50 15,50 — — 18,50 Hafer, neu — — 14,50 14,90 15,00 Hafer, alt — — — — 16,00 Weizen neu trock.» - 192 — 202 — 85 16 30 - 17 - — — 85 — I -- " - " — Roggen hies. neu- - 166 — 176 13 30 - 14 — Gerste Brau- - , — — — — 70 — B ' —— - Futter. - B —— 70 — —— A - — Hafer alt B —— — 50 — —— - —— - neu - - 142- 155 — 50 7 10 - 7 60 Futtermehl! 100 - 18 — 50 9 — - - — - 11 - - 16 — 50 8 — » —— 1 Roygenkleie - - 13 50 50 6 75 - —— ——- Werzenkleie grob - . 12 — 50 6 20 - —— Maiskörner grob- M —— —— 50 — —— , 8 75 Maisschrot B — — 50 B 9 75 Heu «U per 50 Kilo von Mk. — biS Mk. — Heu neu - 50 - » M 2.50 - - 2.75 Schüttstroh - 50 - B « 2.— - - 2.50 Gebundstroh - 50 - 1.80 - - 2.— Kartoffeln - 50 - - - 2— - - 2.20 * * * n 7,35 8,30 10,00! 10 55 11,15 12,10 1,30 2,25 2,30 3,25 5,00 5,55 Ab Dresden an i „ Kötzschenbroda „ 8,4»t 7,20^ 12,50! 2,55 4,10! 11,30 1,35 2,50 7,10 5,50 7,40 6,20 — 8,35 11,00 12,15 2,30 3,30 6,00 „ Niederwartha „ 7.10 11,20 1,25 2,40 5,40 6,10 — — 8,45 11,10 12,25 2,40 3,40 6,10 „ Gauernitz 6,50 11,00' 1,05 2,20 5,20 5,50 — — 8,55 11 20 12,35 2,50 3,50 6,20 „ Scharfenberg „ 6,35 10,45 12,50 2,05 5,05 5,35 — 9,00 11,25 12,40 2,55 3,55 6,25 „ Sörnewitz „ 6,30 10,40 12,45 2,00 10,15 12,20 1,35 5,00 5,30 — — 9,15 11,40 12,55 3,10 4,10 6,40 „ Spaar „ 6,05 6,00 4,35 5,05 — — 9,20 11,45 1,00 3,15 4,15 6,45 an Meißen ab 10,10 12,15 1,30 4,30 5,00 — 6,45 ! 8,35 — 1,30 —- 4,30 — ab „ an — 10,00 — 1,15 4,20 — 7,00 8,30 11,20 — ! 3,15 — 6,15 l — 1 an Riesa Ab — 7,15; __ io,3o 1,35 — 4,15 Jie Tochter des Seiltänzers. Roman von B. Corony. 86 „Wo ist das Geld geblieben?" „Hab's verloren. Bitte um Verzeihung." „Verloren? Gestohlen hast Du's, wie Du mir das Obst von den Bäumen und die Würste aus dem Keller stiehlst und Gott weiß, was sonst noch." „Bei meiner Seel..." „Auch noch lügen? Vorwärts in Deine Kammer und alles aufgeschlossen!" Wie ein böses Tür, das man weiter treibt, ging Chri stian voran. Der spärliche Inhalt eines Schrankes und einer alten, bemalten Truhe wurde durcheinandergewor fen, ohne daß sich das Gesuchte fand, aber im Strohsack steckten noch ein paar Taler, die der Müller sofort als sein Eigentum erkannte, denn beide waren ganz blank und neugeprägt, und er erinnerte sich, wie leid eS ihm um die hübschen, schimmernden Silberstücke getan hatte. Das übrige mußt« schon verausgabt sein. jähzornige Mann geriet in beispiellose Wut. Wie derholt schlug er den Knecht mit der Faust in das Ge- ihn bei den Schultern und drückte ihn gegen dre Wand. Schröders herkulische Kraft schien momentan zuruckgekehrt zu sem. - Aber der Bursche, erst verblüfft und erschrocken, setzte sich nun zur Wehr. Mtt häßlichem Geheul umfaßte er seinen Herrn, schleuderte chn zu Boden und kniete aus die Brust des schwer Atmenden. „Hilse! Hilse!" schrie der Schneidemüller. Die Rufe wurden gehört. , . Diener und Mägde eilten herber, nßen denRafenden hinweg und hoben den Gestürzten auf. „Haltet ihn fest! Haltet ihn fest!" keuchte Schröder. „Auf die Polizei mit dem Dieb, mit dem Schurken der mir ans Leben wollte! Alis meinen Augen mit ihm! Oder .. oder. " Er konnte nicht weiter sprechen. Die ganze Kammer drehte sich im Kreise, blutroter Nebel schien herabzuwal len. Mit einem erstickten ächzenden Laut brach der über alle Maßen Erregte zusammen und würde schwer hinge schlagen sein, hätten ihn nicht kräftige Arme gestützt. Als der Schneidemüller wieder zur Besinnung kam, lag er in seinem Zimmer auf dem Bett. Die alte Wirt schafterin Lens wusch ihm die Stirn mit kaltem Wasser und Essig. r . . . Kopf und Glieder schmerzten ihm. Er fühlte sich zu elend um aufstehen zu können, fragte aber doch unter einer Flut von Schmähreden und Verwünschungen, ob man den Christian in Gewahrsam gebracht habe. „Ja, Herr, ja. Lieber Gott! An mir zittert noch alles, so hat er geflucht und gedroht. Wenn Ihnen der nur nicht einmal was antut!" „Mir? Er sitzt hinter Schloß und Riegel." „Aber später." , „Später soll er sich davor hüten, daß ich ihn irgendwo sehe, sonst macht er mit meinem Stock Bekanntschaft. Und wer etwa klatscht über die Geschichte, der ist auch die längste Zeit bei mir im Dienst gewesen. Das merkt Euch alle!" Von dieser Stunde an trat eine arge Verschlimmerung im Befinden des Schneidemüllers ein. Die bösenAnfälle kehrten in kurzen Zwischenräumen wieder und die Reiz barkeit wuchs in bedenklicher Weife. „Vor großen Aufregungen muß er in acht genommen werden," erklärte Doktor Raabs. „Solche Szenen könnten sein rasches Ende herbeiführen." Auch gegen Schröder selbst machte er eine derartige Andeutung, erreichte jedoch wenig mit feiner Warnung. Der alte, eigensinnige Mann wollte sich selbst bezwingen und den Schein der Gesundheit wahren. Damit schadete er sich mehr und mehr. Sein steifes, schmerzendes Bein und die Atemnot mach ten rhm dus Treppensteigen zur Qual; deshalb bezog er l die Zimmer im Erdgeschoß und wurde nun erst recht zum I Haustyrannen, der an allen Türen horchte und jeden mit j argwöhnischen Blicken beobachtete. Dabei empfand Schröder eine entsetzliche Angst vor dem Tode und klammerte sich ans Leben, gerade weil er fühlt«, daß seins Tage gezählt waren. Christians Verurteilung erfolgte, aber die achtmonatige Gefängnisstrafe erschien dem Schneidemüller viel zu ge rma. Wahrscheinlich wäre auch ein härterer Spruch ge- sälü worden, hätte man nicht eben des Alten sprichwört lichen Geiz und seine maßlose Heftigkeit, die einen be schränkten, verkommenen Menschen reizen mußten, in Be tracht gezogen und als Milderungsgründe für den Knecht gelten lassen. Gin Jahr war vorüber gezogen. In Neunkirchen herrschte kein Glück. Der neue Gutsherr hatte die frühe ren Lebensgewohnheiten wieder ausgenommen. Er ver brachte den größten Teil seiner Zeit auswärts und zwar nicht in Begleitung Undines. Diese sah vergrämt und gealtert aus. Sie führte ja nun einen altadeligen Namen, aber was half das? Alle andern Wünsche und Hoffnungen erfüllten sich nicht. El- gards Herzen kam sie nicht näher, das blieb ihr ver- schlossen und der sehr vorurteilsvolle Landadel hielt sich reserviert. Wußte man doch, daß sie nur über die Geld säcke ihres Vaters zu dieser gesellschaftlichen Rangstufe emporgeklettert war. So befand sie sich gleichsam zwischen zwei Parteien. Die eine, als deren Angehörige sie sich gern be trachtet hätte, erhob stillschweigend Protest und die an dere wurde von Undine als zu tief unter ihr stehend taxiert. Der einzige, in dessen Macht es gegeben war, zu vermitteln und auszugleichen, setzte dem allen eisige Gleichgültigkeit entgegen. Für ein Vermögen einen vor nehmen Titel. Mehr hatte er nicht versprochen und mehr zu geymhtM lag ihm fern. 154.19