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1318 PAPIER-ZEITUNG. No. 51. falten, wenngleich die in diesem Jahre ins Leben gerufene Invaliditäts- und Altersversicherung ihre Wirkung in allen Schichten der Arbeiter und Beamten ausüben wird. Es werden des Oefteren noch Fälle vorkommen, in welchen der Hilfs-Verein einzutreten bestimmt ist, und daher wird allen Herren Kollegen der Beitritt zum Verein und die Zuführung neuer Mitglieder empfohlen. Strohpappen. Seitdem vor etwa 2 Jahren die fünf neuen holländischen Fabriken in Pekela, Sappemeer und Neuschanz in Betrieb gekommen sind, lastet ein schwerer Druck auf der Strohpappen-Industrie, nicht allein Hollands, sondern auch Deutschlands durch die gewaltige Ueberproduktion, die infolgedessen ent standen ist. Der Absatz ist eben nicht unbegrenzt, sondern hat durch den Erlass der McKinley Bill und durch die verworrenen siidamerikanischen Verhältnisse sowohl in England als auch in Deutschland bedeutend abge nommen. Kein Wunder daher, wenn man jetzt sieht, wie einzelne Fabriken sich auf die Fabrikation von Dachpappen oder Packpapier verlegen, oder auch ihren Betrieb einschränken. Ein deutlicher Beweis für den Niedergang dieses Zweiges ist, dass eine der ältesten, grössten und vielleicht die best bekannte holländische Strohpappenfabrik, diejenige in Leeuwaarden, gemäss ihrer ge druckten Anzeige angesichts der verlustbringenden Pappenpreise und der zu erwartenden hohen Strohpreise den Betrieb auf unbestimmte Zeit einstellt. . Sie will dadurch zu einer Hebung der Preise für das Fabrikat beitragen, die es ermöglicht, dass wenigstens nicht mehr mit Verlust gearbeitet werde. Zugleich wird der Wunsch ausgesprochen, dass dieses Beispiel Nachahmung seitens der anderen Fabrikanten finden möge. Das Vorgehen dieser Fabrik ist jedenfalls das gründlichste Mittel zum Herbeiführen einer Besserung, und es wäre zu wünschen, dass die andern Fabrikanten, wo es noch nicht geschehen, den Betrieb einschränkten. Eine erhebliche Preissteigerung würde die sofortige Folge sein. Es wäre dann allerdings nöthig, dass man sich über die Regelung der Erzeugung einigte, und zu diesem Zwecke wären die Verhandlungen wieder aufzunehman, die bereits vor mehreren Monaten zwischen den holländischen und deutschen Fabrikanten im Gange waren. Quidam. Buntpapier-Ausfuhr nach Frankreich. Kaiser). Statistisches Amt. Berlin W. Lützow-Ufer No. 6/8. Berlin, 18. Juni 1891. Auf die Anfrage vom 12. d. Mts. erwidern wir ergebenst, dass in der WaaronVerkehrsstatistik des deutschen Zollgebiets Buntpapier nicht für sich allein, sondern zusammen mit Gold- und Silberpapier, durchschlagenem und veloutirtem Papier, Blaupapier und äusserlich gefärbtem oder mit Mustern bedrucktem Pappdeckel unter der Nummer 749 aufgeführt wird. Nach den von uns veröffentlichten und im Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin, erschienenen statistischen Uebersichten sind an Waaren der vor genannten Art in Mengen von 100 kg nach Frankreich ausgeführt worden in den Jahren 1890 5578 6329 1888 6255 Kaiserliches Statistisches Amt (gez) v. Scheel. Die Ausfuhr nach Frankreich beträgt somit nur 500 000 bis 000 000 kg und hat im letzten Jahre abgenommen. Mehrlieferung. 7m Nr 49, Seite 1262. Mir scheint zweifellos, dass die Papierfabrik im Unrecht war, denn sie selber wird zugeben, dass bei Bestellung von kurzweg >5000 Bogen« mit der üblichen Abweichung im Quantum nicht 12700 genommen zu werden brauchen. Die Papierfabrik übersieht, dass zwei getrennte Geschäfte gemacht worden sind. Erstens 5000Bogen mit der üblichen Abweichung im Quantum«. Daraufhin hat der Besteller 5000 und soviel Bogen abzunehmen, wie sachverständiger seits als übliche Abweichung zugestanden werden würde. Später wurde der Ausschuss gekauft, welcher bei Anfertigung von un gefähr 5000 Bogen Papier sich zu ergeben pflegt Die Höhe dieses Aus schusses unterliegt wieder sachverständiger Begutachtung. Alles Andere gehört nicht hierher. —e— Form und Farbe als Unterscheidungsmerkmale, Von Hermann Hoffmann, Berlin. Ich wüsste nicht, wer in unserer schnelllebigen Zeit mehr von einer verständigen Eintheilung derselben abhängig wäre, als der Kauf mann, und kenne niemanden, der ihm dabei mehr in die Hände arbeiten könnte, als der Buchdrucker. Schnelles Erfassen nicht nur von Ideen, sondern auch von oft gebrauchten Gegenständen wird aber auch von andern Leuten verlangt bis zum gewöhnlichen Arbeiter in den Fabriken herab, der seine Werkzeuge »im Griff« haben muss. Mancher Mensch jedoch, der an Ordnung durchaus nicht zu gewöhnen ist, befindet sich: einen grossen Theil seines Lebens auf der Suche nach verlegten Gegenständen. Unter meinen Bekannten z. B. denke ich an eine Dame, die eine förmliche Manie hat, Schlüssel zu verlegen, und die deshalb schon oft in peinliche Verlegenheit gerathen ist, ohne jedoch eine Lehre daraus zu ziehen. । Würde der alte Spruch: »Jedes Ding an seinen Platz, — einen Platz für jedes Ding!« von jedermann nicht nur eingesehen, sondern auch beherzigt, so fiele für mich ein Hauptgrund fort, mich heute an die geschätzten Leser der Papier-Zeitung zu wenden. Aber die Gewohnheiten spielen im Leben eine grosse Rolle, und es ist besser, ihnen Rechnung zu tragen, als sie zu bekämpfen. Bei den Drucksachen anfangend, erinnere ich mich, dass die grünen Fakturen einer Firma, mit der ich früher in Verbindung stand, im Fakturen-Sammelbuche ohne Zuhilfenahme des Registers sofort aufgeschlagen werden konnten. Die grüne Papierfarbe hob sich von den in der Mehrzahl weissen Nebenblättern so deutlich ab, dass man in dem Bande die grünen Fakturen schon von aussen bezeichnen konnte. Wer also seinen Geschäftsfreunden eine Freude bereiten will, der wähle zu Fakturen, zu Lieferzetteln oder sonstigen häufig aus gegebenen Formularen farbiges Papier. Gelbe, grüne, hellrothe, hell braune, hellblaue Papiersorten sind besonders geeignet zu derartigen Drucksachen. (Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass viele der hier in Betracht kommenden farbigen Schreib- und Postpapiere nicht licht echt sind. Wenn man daher vermeiden will, dass sowohl die fremden beschriebenen als die eigenen noch unbeschriebenen Vordrucke nach kurzer Zeit verschossene Ränder zeigen oder eine allgemeine Miss- färbe annehmen, achte man beim Einkauf auf Lichtbeständigkeit der Papiere. D. Red.) Aber nicht nur am Ankunftsorte, auch im eigenen Betriebe sind verschieden gefärbte Formulare ein vortreffliches Mittel, um das rechte schnell fassen zu können und damit nach und nach viel sonst auf’s Suchen verwendete Zeit zu ersparen. Im Drucksachen-Schranke ge währt die Farbenskala der aufeinandergestapelten Formulare stets schnelle Uebersicht über das Vorhandene, und jeder Fremde kann eine hellgrüne Rechnung, eine rothe Begleit-Nota oder dergl. ohne weiteres auffinden, wenn man ihm die Farbe angiebt. Was eine solche Ein richtung werth ist, werden diejenigen Kaufleute oder Fabrikanten am besten schätzen können, die mit einer grossen Anzahl verschiedener Formulare zu arbeiten gezwungen sind. Manche Geschäfte haben verschiedene Preise für ihre Abnehmer, je nachdem diese mehr oder weniger beziehen. Statt den bezüglichen Preislisten, in denen oft nur die Zahlen oder die Rabattsätze geändert werden, die Nummern 1, 2, 3 oder die Worte Engros- oder Detail- Preisliste aufzudrucken, wähle man zum Umschlag weisses, rothes und blaues Papier, und man hat äusser der beruhigenden Gewissheit, dassVer- wechselungen nicht vorkommen können, noch den Vortheil, dass die Kunden nie erfahren, in welche Preisklasse sie eingereiht worden sind. Ein sehr fataler, in seinen Folgen noch heute nachwirkender Fall, der in einem mir bekannten grossen Fabrikgeschäfte seiner Zeit bei Versendung von Preislisten vorgekommen ist, wo Kleinkäufer die hohen Rabattsätze kennen lernten, welche grossen Abnehmern bewilligt wurden, wäre bei verschieden gefärbten Listen nicht vorgekommen. Der damals angerichtete Schaden ist ziffernmässig nicht festzustellen ge wesen, es sei nur bemerkt, dass der im Seebade weilende Geschäfts inhaber deshalb seine Kur unterbrach, wodurch sich sein altes Leiden verschlimmerte, und dass der Geschäftsleiter seine Stelle verlor. Kleine Ursachen — grosse Wirkungen. Man soll sich auf niemanden verlassen. In grossen Kontoren werden in den »Saison-Monaten« nicht selten billige Hilfskräfte zum Verpacken von Preislisten und zum Schreiben der Adressen gebraucht. Wenn nun der Eine einen Stoss blauer Listen bekommt, die er in blaue Umschläge zu stecken hat, und ein Anderer rothe Listen in rothe Umschläge, weisse in weisse, wenn also schon die Farbe des Umschlages den Inhalt kennzeichnet, wenn dann die blauen Pakete mit den Adressen aus dem Blaubuche, die rothen aus dem Rothbuche usw. beschrieben werden, so ist mit der allereinfachsten Kontrolle, die der Geschäftsleiter oder Prokurist von seinem Pulte aus nebenbei üben kann, die allergrösste Sicher heit verbunden. Schreib-Formulare, wie Briefbogen, werden mit Vorliebe in Post- Quart hergestellt, und es empfiehlt sich, dieselben links am Rande zu einem festen Block zusammenkleben zu lassen mit einer ebenfalls an geklebten Unterlage von starker Pappe. Für ganze Briefbogen eignet sich das Kleben weniger als für einzelne Blätter. In Deutschland ist man um das leidige Respektblatt noch nicht herumgekommen, während Engländer und Amerikaner, wenn sie mit einem Blatt nicht auskommen, ein zweites zu Hilfe nehmen. Damit das einzelne Blatt respektvoller aussehe, kann man den ganzen Vorrath wohl mit einem schmalen farbigen Rande versehen lassen oder selbst versehen. Im letzteren Falle kippt man den glatt aufgestossenen Pack etwas nach einer Seite über, damit die eine Kanten-Seite schräg autliegt und mit wasserverdünnter blauer Schreibtinte mit breitem Kopirpinsel durch schnelles Ueberfahren gefärbt werden kann. Nach dem Trocknen nimmt man die andern Kanten vor und erhält so ein selbst in halben