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1296 PAPIER-ZEITUNG. No. 60. theil, so dass sie Auswahl hatte! Und es sind Namen darunter, von denen man nicht erwarten möchte, dass sie sich um einen solchen Jammerlohn an ihren Schreibtisch setzen. Honorare von 200 M. für einen Band von etwa 15 Bogen gehören durchaus nicht »in das Reich der Illusionen«, wie Sie meinen. Man kann’s auch schon für 150 Mark haben! Ich könnte Fälle und Namen genug nennen — nicht »literarische Anfänger«, nicht »Blaustrümpfe«, die mit Freuden zugreifen, wenn sie zu einer regelmässigen Ver bindung mit einem Buchverleger auf der Grundlage solcher Hono rarbedingungen gelangen. Man sagt’s bloss nicht immer, und nirgend wo ist wohl das »sich in die Tasche lügen« mehr zu Hause als bei den Schriftstellern. Was Sie von Zeitungshonoraren erzählen, ist auch so so! Die Grössen, wie Paul Heyse, Spielhagen usw. gehören, wie ich schon einmal sagte, nicht hierher — denn wir reden von Kleinverlägen! Sie werden jedenfalls einen Kriminal-Schriftsteller des Namens Georg Höcker kennen? Der Name hat keinen üblen Klang, man begegnet ihm oft in Zeitungen, erst im letzten oder vorletzten Quartal des »BerL Lokal-Anzeigers« stand eine recht spannende Erzählung von ihm. Nun! sehen Sie, vor etwa vierzehn Tagen verhandelte ich mit einer Provinz-Zeitung über den Abdnick eines Kriminalromans von Albert Delpit. Ich hatte von einer österreichischen Zeitung 250 Gulden für das erste Abdrucksrecht erhalten, und Rudolf Mosse bot mir für das zweite Abdrucksrecht 150 Mark. Von der erwähnten Provinz-Zeitung, welcher ich das dritte Abdrucksrecht für 50 Mark anbot, in der Meinung, für die vierten bis sechsten oder achten Abdrücke dann noch je 25 Mark fordern zu können, erhielt ich ablehnenden Bescheid mit dem Hinweis auf ein Schreiben Georg Höcker’s, in welchem ein neuer Roman von mehr als 4000 Satzzeilen für 10 Mark zum Ab druck angeboten wurde! Dass sich ein »Kleinverleger« abgelagerter Manuskripte »er barmen« möge, das war meine Absicht allerdings nicht, die ich damit verfolgte, dass ich ihm von Kürschners »Literatur-Kalender« und den anderen über die Schriftstellerwelt belehrenden Hilfsmitteln erzählte. Ich habe ihm die Sache selbst auch nicht leicht geschildert oder leicht fertig darüber geschwatzt, sondern ihm an der Hand von Beispielen einen Weg zu zeigen versucht, auf welchem er sich eine auskömmliche Existenz zu erringen vermag. Dass nicht jeder Buchdrucker die Fähigkeiten dazu besitzen mag, gebe ich gern zu. Das Wissen aber wächst mit der Arbeit und durch die Arbeit; und »grosse Rosinen« habe ich wahrlich niemandem in den Kopf setzen wollen, denn seine Schwierigkeiten hat natürlich das Buch-Verlegen auch, aber doch vielleicht nicht so viele und so harte, wie das Zeitungs-Verlegen. Ein Buch ist ein abgeschlossenes Ganzes. Hat’s einem 1000 Mark gekostet, so kann man schlimmsten Falls die Hälfte daran einbüssen. Aber eine Zeitung, die nicht geht, ist eine von Tag zu Tag, von Woche zu Woche fressende Wunde, die einen früher »todtmachen« und »um die Ehre bringen« muss, als ein schlecht oder gamicht gehendes Buch. Was man verlegen soll, ist freilich eine Sache, über die sich so vom grünen Tische ab nicht reden lässt. Das ist Sache persönlicher Neigung, örtlicher Verhältnisse usw. Auch kann wohl niemand er warten, dass jemand, der vielleicht Verlagsideen hat, sie hier zum Zwecke der Beweisführung ohne weiteres an die grosse Glocke hängen wird. Soviel steht aber fest, dass es an Unternehmungen, die noch immer, und zwar mit sicherer Aussicht auf Erfolg, im Buchhandel zu machen sind, nicht mangelt. Man muss eben suchen, und wenn man nicht selbst zu finden vermag, andere für Geld und gute Worte suchen lassen. Zu finden ist schon noch manches! Hinsichtlich der Kredit- und Rabatt Verhältnisse, in die der Ver leger dem Sortimenter gegenüber zu treten hat, liegt die Sache auch wesentlich günstiger, als Herr e. sie darstellt. Es giebt doch auch eine grosse Reihe von Unternehmungen, welche in Lieferungen ver öffentlicht werden, und Lieferungsverlag ist doch ausschliesslich Baar verlag und erheischt kein grosses Anlagekapital! Von 10 Pf.-Heften, mit denen mir hier leicht entgegengetreten werden könnte, — wegen der grossen Auflage, in denen Heft 1 und 2, und wegen der Hefte 3—5, die kostenfrei abzugeben sind, — sehe ich hier gänzlich ab. Ich spreche nur von besseren Lieferungssachen, für welche der Sortimentshandel immer leicht zu erwärmen ist, die eine »erste Heft- vertheilung von etwa 15—25 000 bedingen. Wenn Herr e. meint, es seien bei Romanverlag bis zu 50 pCt. Rabatt zu bewilligen, so kann doch selbst ein so hoher Rabattsatz keinen Drucker-Verleger zum Konkursverwalter und Gerichtsvollzieher führen, wenn er, wie ich ihm vorgerechnet habe (Die »Vorrechnung« liess an Genauigkeit zu wünschen. D. Red.), die Herstellungskosten sich so einrichtet, dass ihn der Band nicht höher als 30 Pf. zu stehen kommt und er den Verkaufspreis auf 1 M. 50 Pf. stellt. Bekommt er dann 75 Pf., das sind 50 pCt. Rabatt, so macht er noch immer ein »Geschäftchen«, um das ihn mancher andere Produzent beneiden dürfte. Freilich! er muss wissen, was er zu drucken hat! Das brauchte aber Herr e. ihm nicht noch besonders zu sagen; denn das hatte ich meinem »KleinVerleger« auch schon gesagt! Und wie denn, — wenn ein Drucker sich überhaupt auf Ramsch druck verlegte? Ramschhandel haben wir! Warum sollten wir nicht auch zum Ramschdruck gelangen? Denken Sie sich, ver ehrter Herr e., es gelänge einem Drucker, für Ramsch-Grosshandlungen, deren wir ja mindestens ein Dutzend haben, und deren Bedarf sich aus den vorhandenen Verlagsresten mit jedem Jahre schwieriger decken lässt, in einer Weise zu drucken, dass er nur über grosse Auflagen abschliesst, sich mit dem oft recht langweiligen Sortiments handel garnicht abgiebt, sondern den Verkehr mit demselben diesen »Grossisten« überlässt? Meinen Sie, ein Drucker käme schlecht dabei weg? —Ich kenne eine Leipziger Handlung, die mitten in diesem Ver suche steht und deren stetige Ausdehnung auf keinen Misserfolg schliessen lässt. Die vorhin genannte Grossenhainer Handlung steht solchen Versuchen auch nicht fern, und findet wohl ebenfalls dabei ihre Rechnung. Allerdings haben Sie recht: ein solches Geschäft muss man verstehen; aber wer’s treiben will, der kann auch zu diesem Verständniss gelangen. □ S. Lissauer, Dresden 16. 51451] Verfasserhonorar und Verlegergewinn. Wie der in Washington erscheinende »Evening Star« erzählt, erhielt Stanley von den Verlegern (Scribner) für sein neuestes Werk »Darkest Africa« 50 000 Dollar baar, bevor er noch eine einzige Zeile geschrieben hatte. Vor kurzem, nach Eingang sämmtlicher Subskriptionslisten und nach Deckung des erforderlichen Bedarfs, fand eine weitere Abrechnung bis zum gegen wärtigen Zeitpunkt statt. Es wurden an Stanley abermals 50 000 Dollar gezahlt. Kontraktlich hat er, unabhängig von den zuerst gezahlten 50 000 Dollar, 50 Cent von jedem abgesetzten Exemplare zu bean spruchen ; der Absatz betrüge also bis jetzt 100 000 Exemplare. Das Werk wurde je nach den Einbänden für 7,50 bis 13 Dollar, im Durch schnitt für 8,50 Dollar, verkauft, die ersten Exemplare brachten also einen Erlös von 850 000 Dollar. Nach Abzug der an Stanley ge zahlten 100 000 Dollar und der hohen Provision an die Agenten und Reisenden, welche 50 pCt. vom Ladenpreis beträgt, verbleibt den Verlegern ein reiner Gewinn von mindestens 150 000 Dollar. Gesetzlich geschützt. Polygraph! Gesetzlich geschützt Der Polygraph ist eine Vorrichtung an der Feder, mit Hilfe deren man bei einmaligem Eintauchen stundenlang schreiben kann. Der Polygraph ist an jeder Feder leicht anbringbar, er beschwert die Feder nicht und bedarf keiner besonderen Tinte Alle diese Eigen schaften machen ihn zu einem Massenartikel, der trotz seiner Billigkeit ein sehr lohnender Artikel ist. Grossisten erhalten besonderen Rabatt Ich versende 500 Stck. Polygraphen von Weissblech für 41/2 Mk. 500 Stck. Polygraphen von Messing für 91/, Mk. 100 Stück kosten 1 u. 2 Mk., gegen Einsendung von 50 Pfg. in Brief marken versendet Probekiste franco, oder gegen Nachnahme unfrankirt