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dass sich bei Anfertigung derartiger Papiere regelmässig viel Ausschuss er- giebt. Ihr Papier lief nun ganz besonders gut auf der Maschine, und die Folge war, dass die Anfertigung eben mehr gute als Ausschusswaare ergab. Der Ausschuss hätte ganz gut 150 bis 200 kg betragen können, auf welches Quantum wir auch rechneten. Man kann bei Neu-Anfertigung einer Papiersorte das Quantum nie genau bemessen, und es ergiebt sich stets ein Mehr oder Weniger, welches sich in kein prozentuales Verhältniss zur be stellten Menge bringen lässt, somit bei relativ kleinen Aufträgen gross er scheinen muss 10 pCt. ist ein viel zu kleiner Spielraum, der auch nicht annähernd eingehalten werden kann. Der Besteller erbot sich schliesslich, das mehrgelieferte Papier zu ermässigtem Preise anzunehmen, und der Lieferant ging hierauf ein. Dem Besteller erschien indess der im vorliegenden Falle erho bene Anspruch auf Abnahme einer Mehrlieferung so ungeheuerlich, dass er unsere Vermittelung anrief, um Aeusserungen von Fach genossen hierüber zu veranlassen. Die in Nr. 24 der Papier-Zeitung veröffentlichten Verkaufs bedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten gestatten unter Punkt 11 ein Mehr- oder Minder-Ergebniss bis zu 15 pCt., wobei allerdings eine Mindestmenge von 500 kg vorausgesetzt ist. (Siehe auch den Abänderungsvorschlag in Nr. 48, Seite 1234.) Im vorliegenden Falle betrug die Mehrlieferung 254 pCt. Wir selbst sind der Ansicht, dass damit die Grenze des Zuläs sigen weit überschritten ist, bitten aber auch unsere Leser um Meinungsäusserung. Metalltuch für Papiermaschinen. Solingen, 11. Juni 1891. Nr. 44 der Papier-Zeitung enthält eine Mittheilung über eine unter Nr 54 525 patentirte Erfindung von Paul Tourasse in Bridoire, betreffend Metalltuch für Papiermaschinen. Diese angebliche Erfindung von P. Tourasse ist vollständig identisch mit einer Erfindung von Gustav Pickhardt in Bonn resp. Hagen, worauf dem selben schon unterm 8. Februar 1883 unter Nr. 24 827 ein Patent ertheilt wurde, welches schon längst erloschen ist Pickhardt fabrizirt also solche, von ihm Drahtbänder genannte Metall- tücher schon seit 8 Jahren, und ich auch schon seit etwa einem halben Jahre. Es wird daher allen Sachverständigen wohl klar sein, dass dem Herrn Tourasse das Patent zu Unrecht ertheilt ist. Bei der sonst üblichen Praxis des Kaiserlichen Patentamtes, die Nachsuchung eines Patentes dadurch zu erschweren, dass alle früheren Erfindungen und Patente, welche auch nur die entfernteste Aehnlichkeit damit haben, hervorgesucht werden, muss es umsomehr auffallen, dass in diesem Falle ein und derselbe Gegenstand zweimal patentirt worden ist. Da Sie für die angebliche Erfindung des Herrn Tourasse durch Auf nahme der Notiz gewissermaassen Reklame gemacht haben, so hoffe ich, dass Sie im Interesse der Papierfabriken auch meine Mittheilungen ver öffentlichen werden. Carl Zeyen. Wir kommen durch Wiedergabe vorstehenden Briefes dem Wunsche des Einsenders nach, müssen aber den Vorwurf ablehnen, dass wir für den uns ganz unbekannten Erfinder »Reklame« gemacht hätten. Wie die Ueberschrift Seite 1136 in Nr. 44 besagt, veröffentlichen wir an diese'r Stelle die neu ertheilten in das Papierfach gehörigen Patente, ohne danach zu fragen, wer die Inhaber sind. Es stand dem geehrten Herrn Einsender obigen Briefes frei, während der acht wöchentlichen Auslegefrist gegen Ertheilung des Patentes Einspruch zu erheben, und Jedermann kann jetzt noch auf Vernichtung desselben klagen. Da sich auch ein Kaiserliches Amt irren und ein Patent zu Unrecht ertheilen kann, so bietet die Nichtigkeitsklage das Mittel zur Beseitigung desselben. Bei den Verhandlungen hierüber würde sich zeigen, ob obige Behauptungen begründet sind. Berichte unserer Korrespondenten. Aus Kanada. Montreal, Mai 1891. Wenn ich in meinem letzten Briefe sagte, dass Lithographen, Graveure, Farbenmischer usw. in Kanada verhältnissmässig gut be zahlt werden, so will ich keineswegs zur etwaigen Einwanderung auffordern; — im Gegentheil. Haupterforderniss ist Kenntniss der englischen oder französischen Sprache. Franzosen, Schweizer und Belgier erhalten daher neben Deutschamerikanern den Vorzug. Die besten Arbeiter sind die letzteren, solche aus Philadelphia in erster Linie, dann solche aus Boston und New York. Kanada bietet jedoch dem an amerikanische Verhältnisse Gewöhnten nicht viel. Das Leben ist eben so theuer, die Löhne sind eher geringer als in den Vereinigten Staaten; der fünfmonatliche Winter erfordert mehr Brennstoffe, und man braucht reichhaltige Garderobe. Im Juni, Juli, August haben wir 20—30 Grad im Schatten, im December, Januar und Februar bis 30 Grad unter Null. Wer daher nach Kanada kommt, hat in der Regel wo anders »was ausgefressen«, »has done some- thing«, »is wanted somewhere«. Die Eisenbahnen geben hunderttausende von Dollar jährlich aus, nicht für Fahrpläne, das ist Lumperei, sondern für Karten, Land schaften, Ansichten, Reisehandbücher usw. Die besten Kräfte werden gewonnen und Geld spielt keine Rolle, wo es gilt, wirksame Re klame zu machen. In den Hotels und Restaurants nahe den Bahn höfen kann jeder nach Belieben sich mit einigen Dutzenden solcher nützlichen Schriften versehen und sich nicht nur über das eigene Land oder den Staat, sondern auch über alle anderen unterrichten. Will jemand in Toronto etwas über Colorado erfahren, so stehen ihm ein halb Dutzend Karten und Reisehandbücher zur Verfügung. Will ein Mann von Texas den Winter in Montreal zubringen, so hat er in 5 Minuten in Galveston alles, was er zu wissen braucht. Und alles dieses kostet nicht einen Cent. Auch die Versicherungs-Gesellschaften (Leben, Feuer, Schiff) leisten viel für das Papierfach und seine Zweige. Hunderttausende von Kalendern mit prachtvollen Bildern werden kostenfrei Jedem gegeben, der sie haben will. Ein Hauptgeschäft machen aber die Geschäftsleute, die gute Etiketten, Karten usw. für das Cigarren- und Tabakgeschäft herstellen. Cigarren sind in Amerika theuer, im Vergleich mit Deutschland sogar sehr theuer. Man zahlt 5 Cent, 10 Cent bis 25 Cent fürs Stück. Leute, die 2—4000 Dollar im Jahr brauchen, rauchen für 2—400 Dollar Cigarren. Infolgedessen blüht auch das Cigarren- Etiketten - Geschäft. Wahre Kunstwerke werden hergestellt, die 22—30 Dollar das Tausend in New York kosten, und dazu kommen noch Porto und Zoll nach Kanada. Da wir kein Nachdruckgesetz, wie in Deutschland haben, trifft man viele Bekannte aus europäischen illustrirten Blättern. Die Gehälter tüchtiger Lithographen sind sehr hoch; 3, 5—10000 Dollar sind nicht selten. Die Regierung giebt ein Sündengeld aus, um die Falschmünzer zu überwachen. Es wird sogar gesagt, dass der U. S. Secret Service in Washington für jeden guten Lithographen, der nur einen Tag äusser Arbeit ist, einen besonderen Beamten für erforderlich hält. Die Strafen sind sehr streng; die Banken in ganz Nord-Amerika stehen in Kartell, kein Geld wird gespart, um etwaige Fälscher von Papiergeld nach einer Jagd um die ganze Welt dingfest zu machen. Wenn ein Mann von Toronto in Mexico gefasst wird, so bringt ihn der Geheimpolizist nicht etwa auf dem bequemen Wege durch die Staaten zurück (Flucht und Beihilfe wären zu sehr zu befürchten), sondern von Vera-Cruz nach Liverpool, von Liverpool nach Halifax oder Quebec, dann nach Toronto. Immer hübsch sicher; auf eng lischen Schiffen, auf englischem Gebiete. Dem kanadischen oder Dominion Governement ist es passirt, dass es seine 2-Dollar-Noten einziehen musste, weil sie gut gefälscht wurden, der Bank of British North Amerika geschah dasselbe zweimal mit ihren 5-Dollar-Noten. Ich gaube aber kaum bei Annahme kanadischen Papiergeldes Vorsicht empfehlen zu müssen, da dasselbe ausserhalb der englischen Aus wanderungshäfen zu den grössten Seltenheiten gehören dürfte. Zum Schlüsse gebe ich noch eine Neuigkeit, die wohl durch das Kabel schon bekannt wurde. Die alte Regierung (konservativ) ist am Ruder geblieben, und erst im Herbste oder Winter sollen Zoll fragen besprochen werden. Dagegen schreitet der Eisenbahn- und Kauai bau tüchtig vorwärts. Jetzt soll auch die halbtodte Hudson-Bay- Eisenbahn von Winnipeg her wieder elektrisirt werden. Ueberall wird nach edlen Metallen geforscht; selbst Sand und Steine werden der genauesten Besichtigung unterzogen. Auf dem Bauerngute des Herrn John Abell, in der Gemeinde von Keppel, ungefähr 12 engl. Meilen von Owen Sound, ist eine Schicht lithographischer Steine ge funden worden, die eben so gut und brauchbar wie die Solnhofener sein sollen. Eine Probesendung wurde sofort nach New York geschickt, da diese Entdeckung für ganz Kanada, für ganz Amerika von der grössten Wichtigkeit ist, indem die deutschen Steine jetzt den Welt markt beherrschen. Die Einwanderung mehrt sich, die Hansa-Linie brachte in sechs Wochen 500 deutsche Einwanderer. Z. Englische Handels-Marken. {Vergl. auch Jahrgang 1890, Nr. 3.) Pirie & Sons in Aberdeen erzeugten 1880 eine neue Papiersorte, die sie Parchment Bank nannten und 1885 als »Pirie’s Parch- ment Bank« d. h. »Pirie’s Pergament-Bank« in die Markenliste ein- tragen liessen. Ihr Papier trug diese Worte als Wasserzeichen, als Aufdruck usw. Im Jahre 1888 hörten sie, dass Goodall & Sons in London dieselbe Marke benutzen, und forderten letztere Firma auf, dies zu unterlassen. Goodall & Sons lehnten ab, weil das von ihnen so bezeichnete Papier ganz anderer Art sei usw., gleichzeitig bean tragten sie selbst Eintragung der Marke für ihre Firma. Diese Ein tragung wurde jedoch wegen der älteren Eintragung gleicher Art von Pirie & Sons verweigert; die Goodall’sche Marke sei eine Verletzung der Pirie’schen, falls diese zu Recht bestehe. Infolgedessen beantragten Goodall & Sons, die Pirie’sche Marke aus der Liste zu streichen, weil