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Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Typographischer Farbendruck. In Nr. 2G der Papier-Zeitung ist über Ziele und Mittel des typographischen Farbendruckes, speziell Bilderdruckes, eine Aus lassung des Herrn Carl Angerer in Wien abgedruckt, die ich nicht in allen Stücken unterschreiben kann, und die einer Ergänzung jeden falls dringend bedarf. Dort wurde gesagt, dass autotypische, d. h. mit Netz geätzte Zinkplatten aus technischen Gründen nicht für den Druck von Farben brauchbar seien, weil Deckfarben, auf der Buchdruck-Schnellpresse äusserst schwer druckbar, die Platte verschmieren. Die meist dünn flüssigen (?) Lasurfarben aber seien für gedachten Zweck wenig ver wendbar. Das ist eine Verkennung des Sach Verhalts. Beim Bilderdruck auf Kreidepapier wird Deckfarbe überhaupt nicht, sonst aber unter Umständen nur für die erste grosse Tonplatte angewendet, um dem Papier, welches vielleicht schlecht annimmt, oder die Farben ungünstig beeinflusst, für den Druck der folgenden Farben einen guten Boden zu geben; dann auch, um das Durch schlagen zu verhüten. Wenn hierbei die Netzplatte wirklich nicht ganz klar gedruckt werden könnte, so würde das noch nicht viel schaden. Anders bei den folgenden Farben. Wollte der Buntdrucker hierzu Deckfarben nehmen, so würde er, was er will und muss: mit wenigen Farben durch theilweises und völliges Uebereinanderdrucken möglichst viele Farbentöne hervorzurufen, geradezu verhindern. Werden also hin und wieder Deckfarben fälschlich benutzt, so beweist das höchstens Mangel an Kenntniss seitens des typographischen Buntdruckers. Der typographische Farbendruck ist noch zu jung, als •lass man bei denen, die ihn technisch ausüben, eine Erfahrung er warten dürfte, wie sie die am Stein arbeitenden Chromodrucker in ausschliesslich diesem Zweck gewidmeter jahrelanger Thätigkeit er worben haben. Lasurfarben nun kann man in jedem Helligkeitsgrade rein und klar druckend aus guten dunklen Farben bereiten, wenn man nichts anderes beimischt, als mittelstarken oder starken Firniss. Wer Ton farben fertig angerieben bezieht, der erhält allerdings unliebsame Bestandtheile in der Farbe mit, welche die Platte leicht verschmieren. Denn die Farbenfabrik, welche helle Farben auch aus dunklen herstellt, kann dazu nicht Firniss benutzen, wie der Drucker, sondern sie muss einen Körper heimischen, und der heisst Deckweiss! Neuerdings hat man wohl körperhafte Stoffe gefunden, welche nicht decken, z. B. Glanzweiss. Ob diese sich aber in Bezug auf Druckfähigkeit, wo seichte Platten in Betracht kommen, besser verhalten, als jenes Kremserweiss, das steht noch dahin. Der erfahrene Drucker wird diese geheimnissvollen Mischungen verwerfen: er bereitet seine Farbe entweder aus trocknen Stoffen, oder aus stark angeriebenen dunklen Farben selbst- und weiss dann jederzeit, was er vor sich hat. Er verwendet genügend starke reine Firnissfarbe bei zart gestellten Walzen, hartem Aufzug und guter Zurichtung, und ist seines Er folges sicher. Was dem typographischen Bilderdruck im Wege steht, ist dem nach nicht die Unmöglichkeit, Autotypieen in Farben zu drucken, sondern die kostspielige Beschaffung der geätzten Druckformen und die dadurch veranlasste Sparsamkeit in Farben. Die Chromolitho graphie hat in dieser Beziehung einen gewaltigen Vorsprung. Sie kann von einer einzigen Originalplatte beliebig viele scharfe Kopieen durch Umdruck zu einer Druckform grössten Formates vereinigen, und zwar ohne nennenswerthe Unkosten, während sich für den Farben- Typographen die Herstellungskosten in haarsträubender Weise multi- pliziren, sobald er seine Maschine gehörig ausnutzen will. Es kommt höchst selten vor, dass gleich grosse Auflagen in denselben Farben und auf demselben Papier von so viel verschiedenen Bildmustern ge druckt werden, um mit einem Exemplar von jeder Nummer das Format zu füllen. Die Regel wird bleiben, dass man ein Bild allein oder in verschiedenen Exemplaren zugleich druckt, und dazu werden in der Folge oder gleich am Anfang die Kosten zu gross. Die Zinkätz-Anstalten suchen diesen Uebelstand zu umgehen, indem sie mit den technischen Grundfarben Roth, Gelb und Blau, oder, wie der angezogene Artikel in Nr. 26 sagt, mit 2 Roth, Gelb und 2 Blau, d. i. 5 Farben, das herzustellen suchen, wozu der Chromo lithograph 10—18 Farben in verschiedenen zarten Abstufungen an wendet. Dass das Ergebniss solcherart mangelhaft sein muss, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Selbst wenn die grössere Erfahrung auf unserer Seite liegen würde, und nicht auf der unserer glücklicheren 4. 4. Statt dessen Bearbeitung 5. Photographisch gewonnenes 6. G. sich an den einzelnen Punkten nicht 1. Konto-Zeichnung auf Gelatine; Umdruck der Kontur auf Stein; Abzüge auf Kornpapier, soviel als Farbenplatten verlangt werden; Bearbeitung der Farbenblätter mit Fettkreide; 7. Aetzen; Die in Gelatine geritzte Kontur mit Deck - Tusche in Punktir-Manier auf Ge latine. Vielleicht durch direktes Kopiren von der durch sichtigen Gelatine- Platte zu ersetzen. Kollegen vom Stein, selbst dann würde der primitive Behelf mit so wenigen Farben, der aus Rücksicht auf die Kosten gewählt wurde, der typographischen Kunstleistung etwas Rohes, Unfertiges verleihen. Dazu tritt die Umständlichkeit bei der Auflösung eines Bildes in die dazu nöthigen Farbenplatten, sobald Chromotypographie in Betracht kommt. Nur ein ganz tüchtiger Chromolithograph kann dieser Aufgabe genügen. Und auch dieser macht noch Fehler, selbst bei sorgfältigster Arbeit. Korrekturen, wie sie in der Chromolithographie nach dem Andruck der Originalplatte üblich sind, müssen in unserm Falle vor der Aetzung gemacht werden, und dann ist die Fertig stellung der Farbenplatten auf Stein nöthig, oder sie fallen ganz fort, und dann liegt der Ausfall der Arbeit auf einer Messerschneide. Soll nun der Buchdrucker, der hin und wieder eine solche Arbeit übernimmt, sich zum Zwecke der Anfertigung der Farben- Auszüge vorerst mit einem Chromo-Lithographen in Verbindung setzen? Wie umständlich wäre das! Mehr Sinn hätte es, wenn man den Zinkätz-Anstalten das gemalte oder getuschte Original mit dem Auf trage übergeben könnte, dazu 8, 10 oder mehr Farbenplatten zu liefern. Die Aetzereien beschäftigen sich mit dieser Sache nur, weil sie ihr Arbeitsfeld zu erweitern hoffen; mögen sie dann aber auch die Folgerung daraus ziehen! Grossen Anstalten dürfte es, wenn solche Aufträge häufiger einlaufen, eher möglich werden, geeignete Leute für die Bearbeitung der Farbenplatten zu gewinnen, als dem Buchdrucker, der in einem vereinzelten Falle gewöhnlich rathlos ist. Der weiter vorgeschlagene Weg, das Original durch gefärbte Gläser zu betrachten, wobei die zur Glasfarbe komplementären Farben sich als Schwarz und Grau markiren würden, die man dann nur nachzuziehen hätte, ist nichts als Theorie. Leider —, denn es wäre allerliebst, wenn man die theuer bezahlte Arbeit geübter Kräfte auf so simple Weise ersetzen könnte. (Von Ersetzen war keine Rede. Herr Angerer wollte augenscheinlich nur einen Nothbehelf für Anfänger« angeben. D. Red.) Durch ein rothes Glas z. B. gesehen, erscheinen nicht nur die grünen Theile des Bildes in röthlichem Grau, sondern auch alle von Natur nichtfarbigen Schattenstellen. Andere hell grüne Töne, die nicht die Kraft haben, die Färbung des Glases zu brechen, treten in unbestimmten röthlichen Schattirungen auf, oder sie verschwinden gänzlich. Blaugrau und Grün kann man unter dem rothen Glase nicht unterscheiden. Wieviel Fehler kämen in das Bild, wenn man so verfahren wollte! Es ist dem freien Auge viel leichter möglich, zweierlei Farbentöne zu unterscheiden oder zu ermitteln, wo die gesuchte Farbe liegt, als mit dem gefärbten Glase, durch dessen Einwirkung alle Feinheiten verloren gehen. Wenn sich nun die Aetz-Anstalten dazu verstehen sollten, die ganze Arbeit einschliesslich dem Ausziehen der Farben zu über nehmen, so bleibt der Vorwurf bestehen, dass Zinkätzungen, namentlich Autotypieen, gegenwärtig zu theuer sind, um an eine gewisse Zukunft des typographischen Bilderdruckes glauben zu lassen. Wir wollen uns den Hergang vergegenwärtigen und sehen, ob weisses Blatt gelegt, damit alle Linien klar hervortreten, und mit einem frischen Gelatine-Blatt überdeckt. Auf dieses zeichnet der Lithograph, wie unter 4 angegeben, mit Decktusche in der allgemein angewandten Punktir-Manier die betreffende Farbe nach dem Original. Wir haben dadurch Nrn. 2 und 3, den Steindruck, aus der Rechnung gestrichen. Es bleibt nun zu erwägen, ob man nicht die Photographie, welche 11/2—2 Pf. auf den Quadrat-Centimeter ausmacht, umgehen kann. Die Gelatineblätter sind vollkommen durchsichtig. Würde man die darauf befindliche Zeichnung direkt kopiren, so käme ein negatives Bild zuwege. Man müsste darum versuchen, die Gelatine- Platte mit in Wasser unlöslicher Deckfarbe einzuwalzen, und dann die mit Wasserfarbe gefertigte Zeichnung auszuwaschen. Ich enthalte mich jeden Urtheils über die Möglichkeit eines solchen Verfahrens, aber ich meine, ein direkt kopirfähiges Negativ müsste im Wege der 7. Bleibt. wird eingeschwärzt, auf ein Glas-Negativ; Kopiren desselben auf licht empfindliches Papier, Ein schwärzen und Ueberdruck auf Zink; sparen lässt. 1. Kann bestehen bleiben. 2. Fällt fort. 3. Fällt fort.