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PAPIER-ZEITUNG. 708 No. 28. Niederlags-Abtheilungen, 3) in der Briefumschlag- und Trauerpapier- Erzeugung, 4) in der Herstellung von .Pappe und dergl., 5) in der Herstellung von Geschäftsbüchern und Zigarrettenpapier, 6) in der Verpackungs-Abtheilung, 7) in den Pariser Lager- und Verkaufsräumen. Die in jedem dieser Betriebszweige Beschäftigten erhalten einen be stimmten Theil des Ertrages des betreffenden Zweiges. (Fortsetzung folgt.) Japan’s Wettbewerb. Die intelligenten Bewohner der japanischen Inseln sind unablässig bemüht, den gewerblich vorgeschritteneren Völkern möglichst viel von ihren Kenntnissen und Erfahrungen abzulernen. In allen Gross städten und Gewerbs-Mittelpunkten Europas halten sich junge Ja paner auf, die sich, oft seitens ihrer Regierung unterstützt, mit rühm licher Ausdauer und viel Geschick in verschiedenen Berufszweigen ausbilden. Sie wurden bisher freundlich aufgenommen und erhielten ohne Schwierigkeit Einblick in Fabrikations-Einzelheiten, welche die Geschäfts-Inhaber ihren eignen Landsleuten kaum zugänglich machen. Man hielt den Lerneifer der Japaner für hannlos und ihren etwaigen späteren Wettbewerb für ungefährlich. Verschiedene, in Export-Zeitschriften laut gewordene Stimmen warnen indess neuerdings vor allzu grosser Vertrauensseligkeit und führen eine Reihe von Fällen an, in welchen die erstarkte japanische Industrie die Einfuhr auf gleichem Gebiete völlig lahm legte. Wenn dies bisher nur vereinzelt vorkam, so muss nach Ansicht erfahrener Kenner von Land und Leuten in Japan die Möglichkeit späteren fühl baren Wettbewerbs der japanischen Industrie doch ernsthaft in Be tracht gezogen werden. Wenn die Japaner sich erst mit einer Industrie vertraut gemacht haben und die bisher vom Auslande bezogenen Waaren im Inlande zu fertigen anfangen, können sie vermöge ihrer niedrigen Arbeitslöhne so billig liefern, dass es mit der Einfuhr der betreffenden Waaren bald vorbei ist. Die Zeitschrift »Export« hat die Aussichten der europäischen Ausfuhr-Industrie mit Bezug auf Japan ausführlich erörtert und giebt in ihrer letzten Nummer die Mittheilungen eines Berichterstatters wieder, der zwar eine verhältnissmässig optimistische Anschauung vertritt, aber doch das Zurückdrängen der europäischen Einfuhr auf gewissen Industriegebieten zugiebt. Als ehemalige Import-Waaren, welche in Japan bereits billig und in guter Beschaffenheit gefertigt werden, nennt er Streichhölzer, Bier, baumwollene Flanelle, Lampen, Cement und Druckpapier. Mit Bezug auf letzteres sagt er: Die Konkurrenz Japans hierin hat sich bisher nur mit Bezug auf die schweren Sorten fühlbar gemacht und ist wesentlich ermöglicht worden durch niedrigen Kursstand. Sobald bei hohem Kursstand dem Importeur die Mög lichkeit geboten ist, in Europa billig einzukaufen, vermag auch in den schwereren Gewichten das europäische Papier, Dank seiner besseren Qualität, dem japanischen auf dem hiesigen Markte noch Stand zu halten. Die genannte Zeitschrift knüpft hieran folgende beachtenswerthe Bemerkungen: Schon jetzt bezieht das Land der »aufgehenden Sonne« vom europäischen Auslande, auch aus Deutschland. Maschinen über Maschinen und wird auch noch künftig solche beziehen. Will es etwas besagen, wenn dabei einige Prozente Gewinn für die Lieferanten abfallen? Für den kurzlebigen Ein zelnen vielleicht ja! Nicht so aber für die langlebigen Interessen der deutschen, der europäischen Gesammtindustrie. Alie Erfahrung seit Jahr hundertfrist beweist, dass jede Maschine nothwendig das Handgewerbe ab löst und für ihre Massenerzeugnisse einen erweiterten Markt braucht, dass jede Maschine zum gefährlichen Kampfmittel wird für den Befreiungskampf gegen ausländische Einfuhr. Auch auf das ostasiatische Inselreich wird daher Anwendung zu finden haben, was Stuart seiner Zeit von der Maschine in England sagte: »Es ist die Maschine, welche während des letzten furcht baren Kampfes die politische Grösse unseres Vaterlandes aufrecht hielt. Es ist die nämliche grosse Kraft, die uns instandsetzt, unsere Staatsschuld zu verzinsen und den schweren Wettkampf gegen die Geschicklichkeit und gegen das Kapital aller anderen Länder zu bestehen. - Nun sind, wie gezeigt, bereits alle Anzeichen vorhanden, dass Japan in diesen Wettkampf gegen die Kapital- und Geisteskräfte aller anderen Länder eintritt; es liegt kein Grund vor, weshalb dieser Umstand nicht auch für Japan die verheissungsvolle Morgenröthe eines hellen Tages sein solHte. Lassen wir die Maschine nur erst in das von Alters her dort hochentwickelte Textil gewerbe eindringen, und wir werden Wunder erleben. Gestehen wir doch, dass die Gunst der Umstände nicht grösser sein kann: Das Land hat alle erforderlichen Rohstoffe (Seide, Baumwolle, Wolle, Kohlen) daheim oder vor der Thüre, hat billige Arbeitskräfte, Arbeiter von Geschick und Geschmack, und hat alle modernen Verkehrsmittel und sonstigen Einrichtungen! Warum sollte es also nicht die Kraft seiner Schwingen versuchen? Nimmt man noch dazu, dass es gleich auf die Schultern der erwachsenen abendländischen Technik treten kann, ohne das Errungene mit theurem Lehr gelde und Kapitalverlusten erkaufen zu müssen, so leuchtet nach alledem ein, dass unsere Warnung vollberechtigt war. Europas Exporteure werden auf japanischem Markte von Jahr zu Jahr immer grössere Schwierigkeiten zu überwinden haben, zumal bei späterem Hinzutritt von Schutzzöllen. Das sollten sie im Auge behalten, und darum gilt es, gegen Aushorchung und Aushölung rechtzeitig auf der Hut zu sein. Zellstoff. Der in Augsburg erscheinende Allgemeine Anzeiger für den Forstprodukten-Verkehr« bringt folgende Aeusserungen von gut unter richteter Seite: Die Zellstoff-Fabrikation, welche in Deutschland in verhältnissmässig kurzer Zeit einen ausserordentlichen Aufschwung genommen hatte, ist durch die rasche Steigerung der Rohstoffpreise im Verein mit dem fortgesetzten Preisdruck ihrer Erzeugnisse in bedenkliche Lage gerathen, so dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit der Erörterung über die Ursachen dieser De pression zuwendet. Äusser dem Interesse des ungeheuren Kapitals, welches in diesen Fabriken festgelegt ist, spielt auch die Rücksicht auf die stark be- theiligte Waldwirthschaft eine Rolle bei der Beurtheilung dieser Frage, denn es ist noch in lebhafter Erinnerung, welch grossen Dienst die Zellstoff-In dustrie bei den Verkäufen im Ebersberger Park dem Waldbesitze geleistet hat. Die Existenzbedingungen wenigstens der Natronzellstoff-Fabrikation sind durch die ungeheure Steigerung der Kohlenpreise einerseits und durch die Vertheurung des Nadelholzes anderseits gegenwärtig fast untergraben. In Mitteldeutsch’and, wo früher der Ster Kiefernholz 4—5 M. frei Fabrik bezogen werden konnte, ist jetzt eine Preissteigerung auf 150% eingetreten. Auch in Bayern ist theilweise durch die Einstellung der Fällungen behufs Einsparung der Mehrfällungen in den von der Nonne befallenen Waldungen eine abnorme Preisgestaltung in einzelnen Gegenden eingetreten. Unter diesen Umständen hört man von Betriebseinstellungen grosser Zellstoff fabriken, die als Abnehmer gewaltiger Massen von Nadelhölzern eine sehr be achtenswerthe Bedeutung für die Forstwirthschaft hatten. Günstiger ist z. Z. noch die Situation bei der Sulfit-Zellstoff-Industrie, welche in den letzten Jahren grosse technische Fortschritte gemacht hat; allein auch dieser Zweig empfindet peinlich die Einwirkung der unsinnig hohen Kohlenpreise, der gestiegenen Schwefelpreise und die Erschwerung des Rohholzbezuges. Namentlich macht sich das fortgesetzte Sinken der Preise ihrer Erzeugnisse störend bemerkbar, wie sich aus dem Rechenschaftsberichte der »Dresdener Zellstoff-Aktiengesellschaft« ergiebt. Die Direktion erklärt, dass die Preise von Zellstoff in den letzten 3 Monaten in ungeahnter Weise zurück gegangen seien, und dass die Vertheuerung der Kohlen und Chemikalien den Gewinn bedeutend herabgedrückt hat. Infolge dieser wenig er- muthigenden Aussichten sind die Aktien seit dem Vorjahre um etwa 35°/ heruntergegangen. Es ist daher hohe Zeit, dass sowohl die Kohlenzechen als auch die Forstverwaltungen sich die Frage vorlegen, welche Folgen der Niedergang der ganzen Zellstoff-Industrie, die z. Z. in Deutschland über 1 Million Raum meter Nadelholz jährlich verarbeitet, auch für ihre Interessenkreise nach sich ziehen werde. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Die Celluloid-Wäsche der Niederrheinischen Celluloid- waarenfabrik Herm. Butzon in Crefeld zeigt, wie die uns vor gelegten Muster bekunden, eine sehr ansprechende, vorgeschrittene Ausführung. Das auf der Schauseite eingepresste Gewebemuster giebt den Kragen, Manschetten und Vorhemdchen das Aussehen feinster Leinenwaare; der Stoff selbst ist sehr zäh, nicht brüchig und nur unter Anwendung roher Gewalt zerreissbar. Besondere Beachtung verdient die eigenartige, durch Doppellage des Stoffs erzielte Knopf- lochsteifung bei den Kragen. Reisebriefe. Unter dieser Bezeichnung liefert die Firma Eug. Hoesch & Orthaus in Düren 30 verschliessbare Briefkarten mit ge lochten und gummirten Rändern in Form eines Taschenbuchs. Die Briefkarten sind flach übereinandergelegt, mit Goldschnitt versehen, in der Mitte, um das Falten zu erleichtern, vorgeritzt und an der oberen Schmalseite blockartig mit einem Gewebestreifen verbunden, an dem ein zugeschnittenes Stück Löschkarton hängt. Dieses Löschkartonblatt hat die Grösse der Kartenbriefe und bedeckt in der Ruhelage das oberste Kartenblatt. Die Schutzdecken, welche die Reisebriefe um schliessen und denselben das Aussehen eines Buches geben, sind mit rothem, genarbtem Kalblederpapier überzogen und tragen auf der Vorderseite die Inschrift »Reisebriefe«. Eine französische Ausgabe enthält die Aufschrift: »Mots ä la Poste«, eine englische die Worte: A Correspondance-Handbook for Travellers’. Die Reisebriefe haben das Format der bekannten Reiseführer und werden in der vorliegenden handlichen und zweckmässigen Aufmachung vielen Reisenden will kommen sein. Zwei Dinge sind schädlich für jeden, Der die Stufen des Glücks will ersteigen: Schweigen, wenn’s Zeit ist zu reden; — Reden, wenn’s Zeit ist zu schweigen.