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942 PAPIER-ZEITUNG. No. 37. einschlägiger Lehrbücher. Wohl aber wäre es zweckmässig, wenn Licht über die chemische Natur der Rohmateralien verbreitet und Methoden zur Werthbestimmung derselben ausgearbeitet würden. Zieht hieraus auch die Industrie Nutzen, so geschieht das zweifellos nur zum Besten der Verbraucher, denen sie dann auch bessere und dauerhaftere Waare liefern könnte. Denn dass die Tintenfabrikation noch der Ver vollkommnung bedarf, das sagen sich die Verbraucher wohl eben so gut wie die Fabrikanten. Gerade von den Staatsverwaltungen wird der Wunsch nach Beschaffung unzerstörbarer Schreibtinten immer und immer wieder geäussert; die Regierungen selbst sind es, denen am meisten an Fortschritten in diesem Sinne liegt, nicht etwa die Fabri kanten. Der allgemeineren Anwendung einzelner Fabrikate, wie z. B. der in manchen der höchsten Aemter benutzten Silbertinte, stehen ver schiedene Unannehmlichkeiten, sowie der hohe Preis entgegen. Daher wäre es vornehmlich Aufgabe eines staatlichen Institutes, Unter suchungen anzustellen über die Widerstand sfälügkeit aller natürlichen und künstlichen, auf Papier fixirbaren Farbstoffe, besonders der Metall verbindungen phenolartiger Körper gegen mechanische Operationen und chemische Reagentien (Licht, Luft. Wasser usw.) Der Einfluss der Beschaffenheit des Papieres auf die Dauerhaftigkeit der Schrift züge wäre hierbei zuerst zu berücksichtigen. Derartige Versuche, welche sich in grösserem Maassstabe systematisch über mehrere Jahre Versuchsdauer zu erstrecken hätten, würden übrigens für die Chemie der Farbstoffe überhaupt von grossem Werthe sein. Der einzelne Fabrikant hat für gewöhnlich nicht die Zeit und die Hilfsmittel, um die hierzu erforderlichen umfangreicheren Experimente auszuführen. Haben aber die Behörden, wie wir bei Besprechung der Bedeutung einer Versuchsanstalt für Schreibwaaren auseinandergesetzt haben, ein lebhaftes Interesse daran, dass auf diesem Gebiete Fortschritte erzielt werden, so handelt eine einsichtsvolle Regierung vornehmlich zum eigenen Besten und dem der Allgemeinheit, wenn sie den Leiter des fraglichen Institutes in den Stand setzt, grundlegende Arbeiten aus zuführen. Die Chemie der Tinten ist ein Theil der Farbenchemie. Der Vorsteher der Versuchsanstalt muss daher auch auf diesem Gebiete hinreichende Kenntnisse besitzen. Die bei der Fabrikation der Tinten zur Anwendung gelangenden Rohstoffe sind in der Hauptsache organischer Natur, aber, wie besonders die natürlichen Gerbstoffe und Farbhölzer, noch wenig untersucht. Ebenso ist die chemische Zu sammensetzung derjenigen Farbstoffe, welche sich in den Schriftzügen der Gallus- und Blauholztinten auf dem Papiere ablagern, denen speziell die ersteren ihren dokumentarischen Werth verdanken, noch in tiefes Dunkel gehüllt. Der Anfang zu Versuchen, dieses Dunkel zu lichten, ist ja bereits gethan, aber’ auch nur der Anfang. Hier er öffnet sich dem Chemiker ein weites Feld der Forschung, dessen er folgreiche Bebauung nicht etwa nur der betheiligten Industrie, sondern hauptsächlich der Allgemeinheit zum Nutzen gereichen würde, insofern als dadurch hur Gebrauchsfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Massen artikels »Tinte gewinnen werden. Dass eine Versuchsanstalt für Schreibwaaren auch dasjenige Institut sein würde, von welchem Untersuchungen über die Brauch barkeit der übrigen Schreibwaaren anzustellen seien, haben wir bereits bei Besprechung ihrer Bedeutung betont. Bezüglich der besonders namhaft gemachten Schreibfedern würde man festzustellen haben, welche von den zu ihrer Fabrikation brauchbaren Metallen und Metall kompositionen, über deren Reinheit beziehungsweise Zusammensetzung eine Analyse Aufschluss gebracht hätte, die grösste Widerstandsfähig keit besitzen gegenüber Tinten von bekannter, rationeller Zusammen setzung und den Lösungen der einzelnen Bestandtheile derselben. Ent sprechende Versuche würde man zum Zweck der Prüfung der fertigen Schreibfedern des Handels anzustellen haben. Dass der Klebstoff einer Etikette unter Umständen die Leserlich keit der Aufschrift, also ihre Dauerhaftigkeit beeinträchtigen kann, haben wir ebenfalls schon früher hervorgehoben. Bei dem massen weisen Verbrauche flüssiger Klebstoffe, deren häufig zweideutige Be schaffenheit nicht selten zu Klagen Veranlassung giebt, wäre es wünschenswerth, dass eine Instanz geschaffen würde, welche infolge hinreichender Sachkenntniss in der Lage wäre, einwandfreie Begut achtungen auszustellen. Natürlich kann jeder Handels- und Gerichtschemiker Papier, Tinte, Federn, Klebstoffe usw. untersuchen. Da er aber auch mannig faltige andere Analysen ausführen muss, die Behörden und Private von ihm verlangen, so wird er unmöglich über die gleiche Summe von Erfahrungen auf einem Einzelgebiete verfügen können, wie der Leiter einer amtlichen Versuchsanstalt, der sich, unterstützt von weit gehenden Hilfsmitteln und sachverständigen Hilfskräften, ausschliesslich Spezialforschungen hingiebt. Die Gutachten des letzteren werden demnach auch weit mehr Gewähr für Richtigkeit bieten als die des ersteren. In Bezug auf die Errichtung einer selbständigen Versuchsanstalt für Schreibwaaren in Berlin hat man die Ansicht geäussert, dass deren Bedeutung voraussichtlich nicht so gross sein würde, um ihre Selbständigkeit zu rechtfertigen. Wir sind anderer Meinung. Aller dings setzen wir voraus, dass sämmtliche Bundesregierungen des Deutschen Reiches gleichlautende Grundsätze für amtliche Papier- und Tintenprüfung erlassen werden, und dass die Berliner Anstalt derart ausgestattet und geleitet wird, dass sie, dem Ansehen der Reichs hauptstadt entsprechend, für- das ganze deutsche Reich maassgebend werden kann. Loschwitz bei Dresden. Chemische Fabrik für Tinten von Aug. Leonhardi. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Vorrichtung zum Auswechseln von Buch-Einlagen. Die Firma Adolf Bube in Leipzig liefert als Sonder-Erzeugnisse ihrer Dampfbuchbinderei neuerdings Brieftaschen, Buchdecken, Noten- und Zeitungsmappen mit einer sehr eigenartigen Einrichtung zum Aus wechseln der Einlagen. Statt der Gummischnüre und sonstigen Klemm-Vorrichtungen verwendet sie nadelartige Drähte von verschiedener Länge, welche entweder nach Fig. 1 a von beiden Seiten her in den Rücken oder Falz der Ein lage greifen, oder zwei Klemmvorrichtungen auf volle Länge des Rückens miteinander verbinden. Die Drähte oder Nadeln haben gleich Stecknadeln an einem Ende Köpfe, während sie an dem anderen in eine stumpfe Spitze auslaufen. Sie führen sich in Löchern des Klemm plättchens a. welches am Rückentheil der Mappe befestigt wird. Zu jeder Mappe gehören zwei solcher Klemm plättchen, und eine im Klemmplättchen angebrachte Gummi-Einlage veranlasst, dass sie nur mit starker Rei- bung bewegt werden, also nicht von selbst herausgleiten können. Abbildung 2 zeigt eine geöffnete Brieftasche mit Klemmplättchen für drei Einlagen. Die Nadel links ist in Anspruch genommen; die beiden andern sind noch frei. Nach erfolgter Einführung in die Einlage sind nur die Köpfe der Nadeln noch sichtbar. Fig. 3 zeigt eine Ausführungsart, wie sie bei Noten- und Zeitung^mappen angewendet wird. Die Nadeln haben hier volle Fig. 2. Fig. 3. Rückenlänge, und ihre unteren Enden werden von dem zweiten Klemmplättchen aufgenommen und festgehalten. Hierdurch wird ebenfalls glattes Aufschlagen erzielt und das Umfallen der Noten blätter verhindert. Bei Zeitungsmappen können die verschiedenen Beilagen der Reihenfolge nach befestigt werden; über zwei Seiten hinweggehende Illustrationen bleiben dabei vollkommen sichtbar. Die Neuerung, deren Zweckmässigkeit durch uns vorliegende Muster bewiesen wird, ist zum Patent angemeldet. Briefmappe. Als Probe ihrer Leistungsfähigkeit im Farben druck legte uns die Grossbuchbinderei Julius Hager in Leipzig eine zierliche Mappe im Rokokostil vor, welche anscheinend dazu be-