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No. 35. PAPIER-ZEITUNG. 891 Kleinverläge. (Schluss zu Nr. 34.) Für eine Accidenzdruckerei in grösseren Städten mehren sich die Brotschriften um die Kegel Nonpareille, Borgis, Mittel und Text, meist auch um die Kursiv-Brotschriften. Von den Titelschriften sind statt einzelner Grade verschiedener Gattungen ganze Garnituren anzuschaffen; desgleichen eine reichliche Auswahl von Zierschriften und Ein fassungen. Messinglinien werden durch Achtelpetit-, punktirte, Wellen- und fettfeine Linien ergänzt, Durchschuss und Quadraten durch Achtel petit, Viertelcicero, Nonpareille, Borgis und Mittel; auch die Utensilien erhalten entsprechenden Zuwachs. Die Gesammtkosten für die Einrichtung einer solchen grösseren Druckerei stellen sich etwa folgendermaassen: Brotschriften 1 800 M. Titelschriften 3 500 „ Zierschriften 900 „ Messinglinien usw 600 „ Durchschuss, Quadraten usw. . . 625 „ Utensilien 300 „ Handpresse 1 000 „ Schnellpresse 4 000 „ Tretpresse 1000 „ Satinirpresse 700 „ Packpresse 900 „ Papierschneidemaschine .... 900 „ 1000 „ Gesammtsumme 17 225 M. Die Preise sind selbstverständlich nur als annähernde Schätzung aufzufassen. Vornehmlich bei Pressen und Maschinen wird man davon abstreichen können, oder hinzuthun müssen, je nach der Kauf-Ge legenheit, die sich bietet, und je nach den Formaten, zu denen man sich entschliesst. Da ich nun einmal auf die Einrichtung von Druckereien zu sprechen gekommen bin, lag mir viel daran, durch vergleichende Zusammenstellung einer Accidenzdruckerei, wie sie für kleine Provinzstädte mit nur bescheidenem Drucksorten-Bedarf aus reichend ist, und einer solchen für grössere Städte, einem besonders unter Neulingen im Etablirungsfach üblichen Missstande entgegenzu arbeiten: nämlich Anschaffungen über den Bedarf und über die Kräfte des Inhabers hinaus zu machen und sich dadurch von vornherein in Sorgen und Wirren zu stürzen. »Langsam führt auch zum Ziel sollte sich jeder, der sich als Buchdrucker selbständig machen will, über seine Werkstubenthür schreiben, und sich gegen die aufdringlichen Reisenden, die ihn zu allem Möglichen, unter Hervorhebung der manchmal hinfälligsten Vorzüge, zu beschwatzen suchen, ein eisernes Herz anschaffen. Für den Anfang sollte man nichts weiter kaufen, als was man dringend braucht und nur sofort bezahlen kann. In der Regel eilt’s ja mit dem Bedarf von viel Material nicht; denn die Aufträge pflegen nur langsam zu kommen; man hat zu ihrer Erledigung reichlich Zeit und kann sich also mit einem passend gewählten, wenn auch noch nicht allen Ansprüchen gerechten Material behelfen. Verfällt nun ein kleiner Provinzdrucker, der sich mit einer Ein richtung nach unserem Kostenansatz niedergelassen hat, auf den Plan, es mit einem Ortsblatte zu versuchen, so werden die Kosten sich alsbald auf das Doppelte stellen. Es wird mit der Handpresse nicht mehr gehen, und wenn man sich wirklich noch eine Zeitlang ohne Maschine behilft, so werden doch mehr Schriften, mehr Kästen, mehr Schiffe, mehr Winkelhaken usw. gebraucht. Und selbst wenn die Kosten nur um die Hälfte des ersten Anlagekapitals wachsen sollten, so ist doch bei neun von zehn solchen »Blatt« - Gründungs versuchen anzunehmen, dass die Versuche umsonst waren, dass das Blatt sich nicht einzubürgern vermochte, und dass der Kleindrucker dann, wenn das Blatt wieder zu erscheinen aufgehört hat, mit einem Material wüst sitzen bleibt, für den er nur mühsam Verwendung und Verzinsung finden kann. Berechnen wir uns nun die Einrichtung einer Werkdruckerei für eignen Buchverlag, so gelangen wir zu weit günstigeren Ergebnissen, bei Voraussetzung bescheidener Anfangsverhältnisse. Wer sich, wie eingangs dieses Artikels gesagt worden, mit dem Drucke von billigen Romanen abgeben will, dem genügt eine Einrichtung für 3—4 Druck bogen zu 16 Seiten Borgis Fraktur, die etwa 250—300 Mark kosten dürfte, dazu eine kleine Auswahl von Titelschriften (es genügen schon 3—4 Arten), ein Minimum von Messing-Linien zu Kapitel-Schluss strichen und Umrahmungen, wozu man sich noch ein Minimum Einfassungsecken (für Umschläge) und ein Minimum Format- und Hohlstege bestellt. Ferner 2 Setzregale (eins ohne, eins mit Kästen), 2 3 Winkelhaken, einige Oktavschiffe, 1 Formenregal mit zunächst nur 6 Satzbrettern, 1 kleiner Farbtisch mit Korrektur-Abzieh-Apparat (ganz bescheidene Anfänger behelfen sich auch mit der Abklopfbürste), 1 Auslegetisch, 1 Waschtisch mit Zinkeinsatz nebst den zum Waschen nothwendigen Sachen (Bürste und Laugendosen) — und die ganze Einrichtung ist bis auf den Apparat, zu welchem man sich für die Bewirkung des Druckes entschliessen will, fertig. Wer sich für den Anfang mit der Handpresse nicht begnügen mag, muss natürlich zu einer Schnellpresse greifen. Im ersteren Falle wird sich das ganze Anlagekapital auf etwa 2000 Mark (man kann's durch günstigen Einkauf und Beschränkung in diesem und jenem Punkte sogar auf 1500 Mark herabsetzen) — im zweiten Falle auf 3500 bis 4000 Mark stellen. Ueber den erzielbaren Ertrag eines solchen eignen Verlagsdruck- Unternehmens habe ich mich schon anfangs geäussert. Ich möchte hier nur noch einmal kurz auf die Frage: was druckt und verlegt man? zu sprechen kommen. Es ist, trotz aller starken Wettbewerbung, die auf dem Verlagsmarkte herrscht, auch heute noch immer nicht allzu schwierig, auf Buch-Unternehmungen zu stossen, deren Druck sich verlohnt, wenn auch nicht sogleich goldene Berge dadurch zu erobern sind. Die Literatur — und für Deutschland haben wir ja nicht bloss mit der eignen, sondern fast noch mehr mit der Welt literatur zu rechnen — schafft fortwährend Neues; täglich tauchen neue Interessen- und Bedürfnissfragen in unserm reichen Kultur- und Staatsleben auf, und auch aus den alten Literatur-Schätzen lässt sich, trotz Universal- und anderen Bibliotheken, immer und immer wieder Neues ausgraben. Man beschäftige sich nur eingehend, statt an der Bierbank zu politisiren, oder dem meist unerspriesslichen Vereinsleben nachzugehen, oder »Karten zu dreschen«, mit dem Bücher- und Lite ratur-Studium ! An bequemen, auch für bescheidene geistige Beanlagung leicht fasslichen und übersichtlich geordneten Materialien ist ja kein Mangel, und man wird bald einmal etwas finden, was den Neudruck noch immer verlohnt, und zwar um so leichter, als man ja in solchem Falle mit keinerlei Verfasserhonoraren zu rechnen hat, sich also die Herstellungskosten ganz erheblich verbilligen kann. Und nun mag der Provinzdrucker mal selbst zusehen, ob ich ihm zu was Rechtem gerathen habe, oder nicht. Gut gemeint war’s. □ Nachdruck In Amerika. Angesichts der unzulänglichen, für das europäische Buchgewerbe geradezu schimpflichen Bestimmungen der neuen amerikanischen Copyrightbill empfiehlt Dr. Weidling im Juristischen Literaturblatt eine Gesetzesbestimmung, laut welcher alle amerikanischen Er findungen vom Schutze der deutschen Patentgesetze aus geschlossen sein sollen. Der Verfasser verweist dabei auf Belgien, welches sich Frankreich gegenüber in ähnlicher Lage befand und sich dadurch Genugthuung verschaffte, dass es seine Literatur verträge mit Frankreich kündigte. Friedrich König, der Erfinder der Schnellpresse, erhält in seiner Geburtsstadt Eisleben ein Denkmal, welches am 3. Mai enthüllt werden soll. Das Festprogramm ist folgendes: Mittags 12 Uhr Versammlung im »Stadtgraben-Restaurant«; 12'/» Uhr Enthüllung und Uebergabe an die Stadt; 3 Uhr gemeinsames Mittagsmahl im »Wiesen haus«; 71/2 Uhr Abendunterhaltung, Festspiel, Ball. Cellulose - Holzstoff-Fabrikation etc. etc. ; E E 2 in Düren (Rheinpreussen) empfiehlt ihre Fabrikate in Maschinen- und Büttenfilzen für alle Papiersorten, sowie Filze für [51008 3 9 3 "reiz" Die Filztueh-Fabrik ““““ ’ Thom. Jos. Heimbach | Papiermaschinen - Fabrik von L- Köhler, Nossen In Sachsen, gegründet 1858, empfiehlt sich zur Lieferung vollständiger Einrichtungen für Papierfabriken, Papiermaschinen jeder Breite, für Pappenfabriken, Langsiebpappenmaschinen mit Obersieb, für Holzstofffabriken, weisser und brauner Stoß. Besonders Kollergänge, vorzüglich arbeitend, Querschneid maschinen, mit und ohne Längenschnitt, Transmissionen. Umbauten nach Wunsch schnellstens! [49756.