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No. 34. PAPIER-ZEITUNG. 863 dann in die Sonne gestellt oder bei Regenwetter in die Trockenkammer, welche mit einem einfachen Blechofen geheizt wird. — Diese Trocken- bretter vertreten zugleich die Kalander, indem die an dem glatten, harten Holze anliegende Seite des Papiers nach dem Trocknen eine bedeutend schönere Glätte zeigt, als die andere. Da das durch scheinende und mit dem Extrakt der Tororo-Wurzel nur schwach geleimte japanische Papier bekanntlich nur auf einer Seite beschrieben wird (und zwar mit Pinsel und Tusche), so genügt diese einseitige Glätte vollkommen. In den vorstehenden Zeilen ist die Einrichtung der Anlage in • )miya und die Verarbeitung der Mitsumata-Rinde zu Papier beschrieben worden. Die Herstellung des Handpapieres, sei es nun aus Mitsumata, Kodzu oder Gampi, ist jedoch in ganz Japan im wesentlichen die selbe, und daher dürfte vorliegende Beschreibung genügen, um dem Leser ein Bild von der eben so einfachen, wie in ihren Erzeugnissen unerreichten Papiermacherei in Japan zu geben. In Japan selbst wird — wenigstens von den Eingebornen noch fast ausschliesslich das einheimische Handpapier verwendet. Eine Ausnahme für das aus gedehnte Verwendungsgebiet desselben bildet nur die Presse, deren Bedarf von Jahr zu Jahr ungeheuer steigt. In den 60er Jahren gab es in Japan noch sohl’ wenige Zeitungen. Die Revolution im Jahre 1868 und die darauf folgende fortschrittfreundliche Re gierung des jetzigen Kaisers, welcher in jüngster Zeit sein grosses Reformwerk durch die Ertheilung der Konstitution und die Eröffnung des Parlamentes krönte — alle diese, für die Entwicklung des japani- sehen Inselreiches so hochbedeutsamen Ereignisse haben eine wahre Sturmfluth von Pressunternehmungen hervorgerufen, sodass Japan heute mehr als 500 Tagesblätter und periodische Druckschriften besitzt, von denen 40 allein auf die Hauptstadt Tokio entfallen. Der hierzu erforderliche Bedarf an Druckpapier wird zum Theil noch eingeführt, zum grossen Theil aber schon im Lande selbst erzeugt, und zwar mit Maschinen. In Japan bestehen derzeit folgende Maschinenpapierfabriken: Die kaiserl. japan. Papierfabrik »Sho Shibu« mit 4 Papiermaschinen in Oji bei Tokio, ferner die folgenden, im Privatbesitz (durchgehend Aktiengesellschaften) befindlichen Papierfabriken: Fuji SeshiKaisha (Fuji Papierfabrik) mit 2 Papiermaschinen in Fuji- gori, Suruga, Oji Seshi Kaisha, 2 Papiermaschinen, in Oji bei Tokio, Kobe Paper Mill, 2 do. in Kobe, Yukosha Seshi Kaisha. 1 do. in Tokio, Osaka S. K. (1.), 1 do. in Osaka. Osaka S. K. (2., noch im Bau), 1 do. in Osaka. Yokaichi S. K. 1 Papiermaschine, in Yokaichi, Ise, Saikio S. K. 1 do. in Saikio, Senshu S. K. 1 do. in Kokura, Kiu Shiu, Umedzu S. K. 1 do. in Kioto, im ganzen 11 Papierfabriken mit zusammen 17 Papiermaschinen, eine ganz stattliche Zahl in Anbetracht der kurzen Entwickelungsperiode. Die einheimischen Faserstoffe gelangen in diesen Fabriken nur in geringem Maasse zur Verarbeitung, gewöhnlich nur für zum Export bestimmte Sorten, und in der kaiserlichen Papierfabrik für Staats- und Dokumentenpapiere. Für Druckpapiere, welche in allen bestehenden Fabriken fast die ausschliessliche Erzeugung bilden, kommen haupt sächlich Baumwolllumpen und Stroh zur Verarbeitung, sowie auch Zellstoff und Holzschliff, welch’ letztere zum Theil noch eingeführt, zum Theil aber schon im Lande selbst erzeugt werden. So besitzt die Fuji Paper Company äusser ihrer Papierfabrik noch eine Sulfit zellstofffabrik und eine Holzschleiferei in Fujigori, und die Oji Paper Company eine Sulfitzellstoffanlage. Den Bedarf an Strohstoff erzeugen fast alle Fabriken selbst; die erforderliche Soda wird aus England bezogen, ebenso Chlorkalk, der aber ■— wie schon in Nr. 33 erwähnt zum Theil schon in Japan selbst erzeugt wird. Äusser Druckpapier werden noch Strohdeckel und Packpapiere in grösseren Mengen erzeugt. Dampf bildet fast in allen Fabriken die Betriebskraft. Die er forderlichen Kohlen kommen theils von der Insel Kiu-Shiu, theils aus dem westlichen Gebiet der Hauptinsel, welch letztere auf euro päischen Karten fälschlich Nippon genannt wird, während Nippon oder Dai Nippon thatsächlich der Name für das ganze Inselreich ist. Von allen Papierfabriken Japans besitzt nur die Fuji Seshi Kaisha in Fujigori Suruga eine Wasserkraft, und zwar eine ganz bedeutende, denn die Fälle des Urigawaflusses, welcher über das Terrassengelände am südlichen Fusse des Fusiyama herabstürzt, stellen derselben eine gewaltige Kraft zur Verfügung, von welcher mit 4 Turbinen bei einer Aufschlagwassermenge von 61/4 cbm und einem Gefälle von 18 m 1500 absolute oder 1200 effektive Pferdestärken ausgenützt werden. Eine ausführlichere Beschreibung dieser Anlage, sowie der anderen grossen Papierfabriken Japans behalte ich mir für eine spätere Gelegenheit vor. Zum Schlüsse meiner heutigen Ausführungen sei nur noch darauf hingewiesen, dass dem Sulfitzellstoff in Japan noch eine grosse Rolle zu spielen Vorbehalten ist. Wie ich mich selbst zu überzeugen Ge legenheit hatte, eignet sich derselbe wegen seiner langen, weissen und festen Faser bis zu gewissen Grenzen vorzüglich zur Vermischung mit den einheimischen, zwar viel besseren, aber auch viel theureren Faserstoffen und wird, da eine allgemeine Verwendung desselben das einheimische Handpapier bedeutend verbilligen wird, über kurz oder lang einen vollständigen Umschwung in der Papierindustrie Japans herbeiführen. (Der geehrte Herr Einsender beweist dies durch ein mitgesandtes seidenweiches und seidenartiges Papier aus 40 pCt. Mitsumata und 60 pCt. Sulfitstoff der Fuji Paper Co. D. Red.) Fujigori Suruga, Japan, im Februar 1891. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft. Auszug aus dem Verwaltungsbericht für 1890. Das 1889 erfolgte Ausscheiden der Dachpappenfabriken machte eine Vermögens-Auseinandersetzung mit der Berufsgenossenschaft für chemische Industrie erforderlich, welche jetzt zum Abschluss gediehen ist. Da alle Entschädigungsansprüche seitens der in Dachpappenfabriken bereits eingetretenen Unfälle nunmehr von der Berufsgenossenschaft für chemische Industrie befriedigt werden müssen, hatte die Papier verarbeitungs-Berufsgenossenschaft an dieselbe eine Abfindungssumme zu zahlen, welche auf 19 537 M. 95 Pf. beziffert wurde. Ein von der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft an den Bundes- rath gerichteter Antrag, die Genossenschaft aufzulösen und die Be triebe theils der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft theils der Papier macher-Berufsgenossenschaft zuzutheilen, wurde vom Genossenschafts vorstand einstimmig, von der 1890er Genossenschaftsversammlung mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt. Der an das Reichsversicherungs amt seitens des Genossenschaftsvorstandes erstattete Bericht mit der Bitte um Ablehnung des Antrages der Buchdrucker-Berufsgenossen- schäft wurde im Jahrgang 1890 der Papier-Zeitung-, Seite 438, ver öffentlicht. Das Reichsversicherungsamt hat auf Grund dieses Be richts dem Staatssekretär des Innern die Bitte ausgesprochen, auf Ablehnung des von der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft gestellten Antrags beim Bundesrath hinzuwirken. Der Herr Staatssekretär wünschte jedoch nach Vorberathung in den Sektionsversammlungen eine neue Beschlussfassung über die Frage. Infolgedessen ist die Angelegenheit auf die Tagesordnungen der diesjährigen Sektionsver- Sammlungen, sowie der Genossenschaftsversammlung gesetzt worden. (Der abermals ablehnende Beschluss der letzteren ist in Nr. 32, Seite 803 mitgetheilt. I). Red.) Die Genossenschaft umfasste Ende 1890 1968 Betriebe mit 58 366 versicherten Arbeitern gegen 1804 Betriebe mit 55 780 Arbeitern im Vorjahr. Die grösste Zahl der Betriebe und Arbeiter fällt auf Steindruckereien mit 580 Betrieben und 12 488 Arbeitern. Dann folgen: Kartonnagenfabriken mit 272 Betrieben und 6732 Arbeitern, Buchbindereien „ 252 n n 6324 Luxuspapierfabriken ., 75 )) 5462 Papier waarenfabriken „ 89 n )) 3250 Tapetenfabriken ., 58 2947 Kontobücherfabriken „ 35 )) 1362 Albumfabriken „ 44 1) 57 1159 Buntpapierfabriken „ 55 n 77 2723 Dütenfabriken „ 61 77 1427 Briefumschlagfabriken ,. 34 75 1483 Etuisfabriken 46 )) 77 1177 Oelpappwaarenfabriken Puppenfabriken 2 1) 77 1291 " 36 17 77 1228 usw. usw. Annähernd in demselben Verhältniss wie die Zahl der Betriebe und Arbeiter vertheilt sich die Zahl der Unfälle auf die Gewerbe- Gruppen. Am stärksten sind Steindruckereien betheiligt (209 Un fälle); dann folgen Luxuspapierfabriken mit 99, Buntpapierfabriken mit 82, Buchbindereien mit 54, Tapetenfabriken mit 47, Papier- waarenfabriken mit 45, Kartonnagenfabriken mit 42 Unfällen. Die Gesammtzahl der Unfälle ist gegen das Vorjahr gewachsen. Sie belief sich auf 779 gegen 571 in 1887, 626 in 1888 und 725 in 1889. Davon ereigneten sich an Maschinen 465, nicht an Maschinen 314. Von den Maschinen-Unfällen kommen 400 auf Motoren, 65 auf Maschinen mit Handbetrieb. Die grösste Zahl der Unfälle, nämlich 83, ereignete sich an Steindruck-Schnellpressen; nächstdem kommen Balanciers mit 46, Papierschneidmaschinen mit 42, Tiegeldruckpressen mit 31, Draht- Heftmaschinen mit 20, Satinirwalz werke mit 17, Buchdruckschnell pressen mit 16 Unfällen. Bei den Unfällen an Drahtheftmaschinen ist es bemerkenswerth, dass sie ausschliesslich an Maschinen mit