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2062 PPIER-ZEITUNG. wie uns scheint darin, ob die bisher in die Schulbücher aufgenommene alte Papiereinthei- hing von ein Ries — 480 oder 500 Bogen nicht schon durch die neue ersetzt ist, oder er setzt wird. Wir sind hierüber auch nicht unter richtet, und bitten die sachkundigen Leser uni gütige Mittheilungen zur Veröffentlichung an dieser Stelle. Preisaufgabe. Termin -Verlängerung. Der Unterzeichnete setzt einen Preis von 1000 Mark ¬ aus, für Auffindung und Angabe eines Verfah rens, womit die Menge des in jeder Art von Papier enthaltenen Holischliff« genau ermittelt werden kann. In Anbetracht der Schwierig keit, welche die Lösung dieser Aufgabe bietet, soll für ein Verfahren, womit sich der Holz- schliffgehalt eines Papiers — bis auf fünf Pro zent genau — ermitteln lässt, ein Preis von 500 Mark, und für grössere Genauigkeit ver- hältnissmässig mehr, bewilligt werden, jedoch mit der Maassgabe, dass das beste, brauch barste und genaueste Verfahren den Preis erhält. An dem Preisgericht, welches die Entschdidung fällt, werden folgende Herren theilnehmen: Dr. R. Finkener, Professor an der Bergaka demie, Berlin. Dr. Sell, Professor der Chemie und Reg.- Rath im Kaiserl. Gesundheitsamt, Berlin. Reg.-Rath Dr. Hartig, Professor a. d. Polyt. Schule zu Dresden. A. Martens, Ingenieur, Vorsteher der König). Papier-Prüfungsanstalt, Berlin. Carl Hofmann, Berlin. Bewerbungen sind verschlossen, und mit einem Motto überschrieben, an den Unterzeichneten zu senden, und ein mit demselben Motto ver sehener, verschlossener Briefumschlag soll die Adresse des Einsenders enthalten. Der Termin zur Einreichung ist bis zum 1. Oktober 1886 verlängert, und weitere Verlängerung den Herren Preisrichtern vorbehalten. Berlin W., Potsdamerstr. 134, Verlag der Papier-Zeitung. enthält, wiedergegeben, wie wir sie gefunden, bedauern aber, jede Angabe des Wohnorts und Namens des Fabrikanten darin zu vermissen. Ein Chemiker theilt in einem laufenden Ar tikel desselben Blattes seine Erfahrungen über diesen Gegenstand mit. Wir haben schon Einiges daraus mitgetheilt und geben auch heute einige Bemerkungen wieder, ■welche Beachtung zu verdienen scheinen. Nach des Verfassers Ermittelungen gehen die Ansichten der Fabrikanten über die Erfordernisse zum Umwandeln von Holz in Sulfitstoff weit ausein ander. Die einen meinen, dass Holz und Säure dazu viele Tage lang bei 160°, jedoch ohne Rücksicht auf die Spannung, erhalten werden müssen. Andere legen auf die Temperatur kei nen Werth, und bestimmen nur verhältniss- mässig kurze Zeit und 5—6 Atmosphären Druck zum Kochen. Alle diese Verfahren mögen genügen, um die Inkrusten aufzulösen und die Fasern freizulegen. Will man aber feinen weissen Stoff erhalten, so müssen alle Punkte aufs Sorgfältigste er wogen werden. Dem Verfasser wurde eine Probe Sulfitstoff zur Untersuchung eingesandt, welcher sich an der Luft oxydirt haben sollte. Bei genauer Prüfung ergab sich jedoch, dass die daran sichtbaren zahllosen kleinen Flecke nichts anderes waren als reine Kohle. Der Stoff war offenbar an vielen Stellen verbrannt. Die feinen Fasern waren nicht etwa durch Feuer geschädigt, sondern durch die mehrere Tage einwirkende hohe Temperatur der über hitzten Dämpfe stellenweise verkohlt. (Nach alterprobter Regel müssen auch die Lumpen in den Drehkesseln beim Kochen stets von Flüssigkeit bedeckt sein, damit sie nicht von dem überhitzten Dampf angegriffen wer den. D. Red.) Der Verfasser warnt vor der Benutzung zu konzentrirter Lösungen von schwefliger Säure, weil dieselben zu unbeständig seien. Ander seits sei aber auch der Gehalt an Alkali auf das geringste Maass zu beschränken, weil die an dasselbe gebundene schweflige Säure verlo ren gehe. Eine Fabrik habe die besten Ergeb nisse mit sehr konzentrirter Lösung von schwef liger Säure, welche vor der Verwendung mit destillirtem Wasser verdünnt wurde, erhalten. Sulfitstof. Ein Korrespondent des , Paper Trade Jour nal* beschreibt ein rohes, eigenartiges Verfah ren, welches ein Skandinavier in den Bergen des Staates Tennessee als das Ergebniss seiner in Europa gemachten Versuche betreibe. Wenn wir die mangelhafte Beschreibung recht ver stehen, so benutzt derselbe einen langen senk rechten Kessel, den er mit Holzspänen füllt, auf die von oben Wasser niederrieselt, wäh rend von unten schweflige Säure eintritt. Es bildet sich somit wässrige Lösung von schwefli ger Säure direkt auf den Spänen, und dies wird so lang fortgesetzt, bis nach den genom menen Proben und der Erfahrung des Fabri kanten die Tränkung der Späne zur weitern Verarbeitung genügt. Dann wird der Zufluss von Wasser und schwefliger Säure abgesperrt und Dampf eingeleitet. Nachdem man mehrere Stunden lang etwa 5 Atmosphären Ueberdruck im Kessel erhalten hat, lässt man die Dampf spannung noch um 2 Atmosphären steigen und bläst den Inhalt des Kochers durch ein System gekrümmter, mit innern Rauhheiten versehener Röhren aus. Hierbei soll sich eine weiche, weisse, gleichmässige Masse ergeben, die man nur zu entwässern und zu versenden hat. Der Korrespondent versichert, dass er diesen Stoff in mehr als zwanzig Fabriken in Verwendung gesehen hat; der Fabrikant versendet ihn in rohem, beinahe flüssigen Zustand zu 1/ Cent (l Pfennig) per Pfund (? D. Red.) und soll da bei tüchtig verdienen. Seine ganze Anlage soll keine 3000 Dollar kosten. Wir haben die Erzählung, weil sie neben viel Unwahrscheinlichem doch Interessantes Schmelzmetallpapier. Unter dieser sonderbaren Bezeichnung (mol- ten metallic paper) ist in Amerika ein Papier auf den Markt gekommen, welches in ähnlicher Weise wie marmorirtes Papier hergestellt wird. Anstatt Wasserfarbe wurde Oelfarbe benutzt, d. h. Pigmente, die in Oel zerrieben sind, wie es die Künstler benutzen. Diese werden mit Terpentinspiritus verdünnt, bis sie die Kon sistenz gemischter, zum Bemalen von Holzwerk gebräuchlicher Farben haben. Beim Aufträgen dieser Farben benutzt man eine Wanne aus Zinkblech oder anderm Stoff, von solcher Grösse, dass das zu färbende Papier ganz darin Platz findet. Die Wanne wird bei nahe mit Wasser gefüllt und eine geringe Menge Terpentiqspiritus in Tropfen daraufge spritzt, bis sich eine dünne Haut auf dem Was ser bildet. Die verdünnte Oelfarbe, mit der man das Papier färben will, wird dann auf die Terpentinhaut gesprengt und vertheilt sich dar auf. Man giebt nur soviel Farbe, wie man auf das Papier bringen will. Ein kräftiger Bogen weissen Papiers wird dann sorgfältig auf die Farbe in der Wanne gelegt, wie beim Marmoriren. Die Farbe bleibt daran haften, wenn man es entfernt, und dann hat man das Papier nur zum Trocknen aufzu hängen. Will man Bronzefarben in dem Bild haben, so kann man dieselben auf die Oelfarbe in der Wanne geben oder mit derselben vorher mischen. Soll das Papier einfach gefärbt sein, so wird es getrocknet, wie es von der Wanne kommt, soll es aber Reliefs enthalten, so müssen diese in feuchtem Zustande eingepresst werden. M 53 Ist die Farbe in der Wanne durch das Auf legen eines Papierbogens erschöpft, so muss sie von Neuem aufgetragen werden, nachdem vorher auch die Terpentinhaut erneut wurde. Gefärbtes und bronzirtes Papier dieser Art soll eine eigenthümliche wolkige Oelfarbenfläche zeigen, und äusserst glänzend aussehen, wenn es noch gefirnisst wird. Rauhes Whatman Zeichenpapier ist dazu mit Erfolg benutzt worden, jedoch kann man selbstverständlich auch einen andern Stoff nehmen, Pappe oder Leder tapeten. Zur Frage der Zuchthaus-Arbeit. Vom Rhein. Von dem Herrn Minister des Innern ist, wie die Kölnische Zeitung meldet, dahin entschieden worden, dass »Verlängerungen der mit Unterneh mern zur Beschäftigung von Strafgefangenen auf Jahre abgeschlossenen Verträge unter keinen Um ständen ohne seine Genehmigung vorgenommen werden dürfen, wobei zugleich bemerkt wird, dass auf eine solche Verlängerung nicht sicher gerech net werden kann, zumal eine Vertragsschliessung über die Dauer von drei Jahren hinaus aus be stimmten Gründen nicht stattfinden kann.« Hoffentlich ist diese Entscheidung als ein gutes Anzeichen dafür zu betrachten, dass die Regierung der Frage der Arbeit, man könnte ebensogut sagen, der Fabrikation in den Strafanstalten, ernst lich näher zu treten beabsichtigt, um den Klagen über die den freien Arbeitern dadurch erwachsene Konkurrenz Rechnung zu tragen. Dies würde auch wieder ein weiterer Fortschritt in den segensreichen Reformbestrebungen unserer Regierung auf dem sozialpolitischen Gebiete sein und das »Recht auf Arbeit« würde vielleicht eine weitere praktische Anerkennung finden. Dass durch die Arbeit der Strafgefangenen, wie die selbe bis jetzt für zulässig erachtet wird, vielen ehrlichen, braven Handwerkern, die ihr Handwerk mit Opfern an Zeit und Geld erlernen mussten, jhr Anrecht auf lohnende Beschäftigung, ja selbst auf Beschäftigung überhaupt verkümmert wird, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung. Z. In der am 17. ds. stattgehabten General-Ver sammlung des Vereins selbständiger Hand werker zu Köln wurde zu Punkt 4 der Tages ordnung : »Die Beschränkung der von Sträflingen in den Gefängnissen angefertigten Arbeiten,« von dem Herrn Tischlermeister R. Folgendes ausgeführt: »So lange die Arbeiterbewegung bestehe, habe »sich der Handwerkerstand stets gegen die »Zuchthausarbeit gewandt. — Das Zuchthaus- »wesen sei jetzt keine Strafe mehr, sondern »eine Pensionsanstalt für Verbrecher, in welcher »sie gut gepflegt und gehegt würden; aus »diesem Grunde würden auch, wie durch Nach- »forschungen festgestellt sei, 82 °/o der Ver- »brecher rückfällig. Durch die Zuchthaus sarbeit aber komme viel Schund auf den »Markt, und der Handwerkerstand sei durch »diese Arbeiten in seiner Existenz schwer ge- »schädigt.« Schliesslich meint Redner, der Staat nehme den Sträflingen gegenüber einen viel zu humanen Stand punkt ein, und er halte es für richtiger, wenn derselbe dem Handwerkerstande etwas mehr Humanität zukommen lasse. Der Antrag Punkt vier der Tagesordnung wurde dann einstimmig angenommen. Oesterreichische Papierprüfungs- Anstalt. Wir haben in Nr. 51 d. Bl. berichtet, dass der niederöstr. Gewerbeverein auf Vorschlag des Herrn Hofrath Exner die Gründung einer derartigen Anstalt beschlossen hat. Als Fach männer für die vorzunehmenden Untersuchun gen werden nach dem Centralbl. f. öst ung. Pap.-Ind. in der Versuchs-Anstalt im techno logischen Gewerbe-Museum wirken die Herren: Direktions-Adjunkt Georg Laubeek, Doktor