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Buchhandel. Unter dieser Ueberschrift veröffentlichen wir Aufsätze und Mittheilungen, welche sich auf den Gesammtbuchhandel (Verlag, Sortiment, Antiquariat und Kolportage) beziehen. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Korre spondenzen (aus grösseren Buchhandelplätzen) werden ange messen bezahlt. Eingesandte Werke finden Besprechung. Preis des Papiers und der Bücher im Alterthum. Auszug aus dem Briefwechsel zwischen E. Egger und Ambr. Firm. Didot, Insti- tutsmitgliedern, vom Jahre 1856. Fortsetzung zu Nr. 50. II. A. F. Didot an E. Egger. Die mitgetheilte Inschrift ist insofern ein sehr wichtiges Dokument, als durch sie that- sächlich der Preis festgestellt wird, welchen ein Blatt Papier im Zeitalter des Perikies be- sass. Dieser Preis von 1 Drachme und 2 Obo- len (= 4 Fres. 80 Cent, heutigen Geldes) ent spricht genau dem Preise, welchen jetzt ein Bogen Druckpergamentpapier haben würde. Aus dem für die Holztafeln und für die Pa pierblätter angegebenen Preise ergiebt sich fer ner, dass ein Blatt Papier (4 Fres. 80 cents.) damals 1/4 mehr kostete als eine Tafel oder ein Blatt von Holz (3 Fres. 60 cents). Dies Verhältniss ist heute umgekehrt: ein Blatt Pa pier ist heute nur den 20. Theil eines Holz blattes werth. Es erübrigt nun, die Natur dieses Blattes, seine Grösse, Beschaffenheit und Erzeugung zu untersuchen. Ich halte es für ausgemacht, dass das Wort •/äprr^ (charta), welches hier zum ersten Male auf einem Denkmale aus so alter Zeit vor kommt und sich auch in < inem Fragment des Komikers Plato findet, dessen Stücke zu der selben Zeit gespielt wurden (430 vor Chr.), nur auf Papier, welches von papyrus herstammt, zu beziehen ist. Die Benutzung des Papyrus steigt in der That bis in das höchste Alter thum Egyptens, selbst Asiens und Europas hinauf, wie durch sehr alte Ueberlieferungen bestätigt wird. z. B. durch den von dem Sar- pedon zu den Zeiten des trojanischen Krieges geschriebenen Brief (dessen Original dem Kon sul Mutianus in Lykien gezeigt wurde), durch die Entdeckung der auf Papier geschriebenen Bücher des Numa (die 535 Jahre nach seinem Tode zu Rom auf dem Janiculus gefunden wurden), durch die Geschichte der unter den Tarquiniern zerstörten sibyllinischen Bücher ctc. (Plinius). Die vom Papyrus stammenden und zum Bücherschreiben dienenden Blätter erfreuten sich im Alterthum von jeher eines hohen Rufes. Dies wird unter anderm von Theophrast, dem Schüler des Aristoteles, bezeugt, welcher die verschiedenen Benutzungsweisen dieser Pflanze beschreibt; ferner vom Dioskoridos, welcher ebenfalls sagt, dass „aus dem Jedermann be kannten Papyrus das Papier, -/äpTr^, bereitet werde*. Das Wort •/ä/i-zr l i war auch den Stoikern bekannt, welche behaupteten, „dass der Mensch bei seiner Geburt eine Seele mit auf die Welt bringt, welche gleichsam wie ein Stück Papier (zaptyc) ist, auf welchem sich schreiben lässt und jeder unserer Gedanken sich einschreibt. Dass das Papyrus in Egyp ten seit undenklichen Zeiten in Gebrauch ge wesen ist, erhellt aus den zahlreichen Hand schriften in demotischer und hieratischer Sprache, sowie aus den griechischen, bis zum Jahre 250 v. Chr. hinaufreichenden Handschrif ten, welche in den unterirdischen Gewölben Ober- und Unteregyptens gefunden worden sind und noch immer gefunden werden. Nach Cham- pollion besitzt das Museum zu Turin Papyrus- rollen, deren Alter bis in das Jahr 1730 vor Chr. hinaufreicht. Der Papyrus, von den Griechen ßißMi ge nannt, wurde von jeher zu dem Papiere ge PAPIER-ZEITUNG. braucht, für welches die Bezeichnung xäprrjs galt. In ähnlicher Weise unterschied man durch die Wörter Supdipai und dippst? die Thierhäute, auf welchen (nach Herodot, Ktesias und Diodorus Siculus) die Jonier und Perser in den ältesten Zeiten ihre Schrift niederlegten. Als später die Ptolemäer die Ausfuhr des Pa pyrus untersagten, um den pergamenischen Königen, deren Bibliotheken die alexandrini schen an Schätzen zu überstrahlen begannen, die Herstellung von Büchern zu unterbinden, als Eumenes und Attalos infolgedessen ihre Zu flucht zu Thierhäuten nehmen mussten, die Be reitung derselben vervollkommneten und den Römern bekannt gaben, da -wurden die frühe ren, für die Häute gebrauchten Benennungen durch die Wörter pergamenum und membrana ersetzt, während das Wort zaptys (charta) noch immer einzig und allein von dem Papierblatte gebraucht wurde, im Gegensätze zu den ande ren Wörtern, welche seit jeher zur Bezeichnung von Thierhäuten gedient hatten. Fortsetzung folgt. Von unserm Büchertisch. Die Kunst des Sparens. Von Karl Foerster. In Farbendruck-Deckel gebunden 75 3. (Verlag von P. Bachem, Köln.) Geordnete Vermögensverhältnisse und ein hin reichendes Auskommen gehören zu den ersten Bedingungen des menschlichen Glücks und der Zufriedenheit. Das wahre Wort „Nicht viel Einkommen macht das Haus reich, sondern verständige Wirthschaft,“ veranlasste den Ver fasser, die Früchte langjähriger Beobachtungen über die Quellen der Armuth, und wiederum vielfache Erfahrungen inbetreff der Sparsam keit, als der einzig sichern Grundlage alles Wohlstandes, auch Andern zugänglich zu machen. Die grösste Hilfe dabei holte er sich aus dem regen Verkehr mit Menschen aller Stände. Alles über derartige Erlebnisse Mit getheilte und jedes hierauf bezügliche Beispiel ist dem Leben entnommen und nutzt vielleicht mehr als lange, trockne Predigten. Handbuch der Chemiegraphie und Photo- chemiegraphie. Von J. O. Miirch. Mit 16 Abbildungen und 8 Beilagen. Düsseldorf. Ed. Liesegangs Verlag. Der Schwerpunkt der modernen Photographie neigt sich immer mehr den Reproduktionsverfahren zu und deren Ver vielfältigung durch den Pressendruck. Dieselbe zerfällt hauptsächlich in drei Abtheilungen: Lichtdruck, welcher die Photographie am voll kommensten wiedergiebt, Photozinkographie (Tief- und Hochdruckplatten) und Heliogravüre (Kunstplatten, hauptsächlich in Kupfer geätzt). Die Photozinkographie, auch Photochemiegraphie genannt, in deren Dienste die früher selb ständige Photolithographie aufgegangen ist, gilt, als Ersatz des Holzschnittes, für die Buch druckerpresse als das billigste und verbreiteste dieser Verfahren, besonders, wo es sich um Naturaufnahmen handelt. Der schwierigste Theil dieser Verfahren liegt im Aetzen der Platten, welches in der sehr spärlichen einschlägigen Literatur bisher ziem lich nebensächlich behandelt wurde. Im vor liegenden Werke findet der Leser gründliche Belehrung über dieses Thema, welche durch zahlreiche Illustrationen erläutert wird. Die Materialienkunde, die Maschinen und Geräth- schaften sind ausführlich behandelt, ebenso die einschlägigen photographischen Reproduktions- Verfahren. Die Weihnachtsnummer der Deutschen Illustrirten Zeitung Berlin, zeigt den ersten Versuch, in Deutschland die bekannten Christinas - Nummern der grossen englischen Zeitschriften nachzuahmen. Das neue Ver fahren, die bunten Töne der Lithographie durch mehrere, von Meisenbach und Angerer & Göschl hergestellte, geätzte Zinkplatten her vorzubringen, hat bei einigen Bildern guten Erfolg gehabt. Der Text ist auf das Fest be rechnet und bietet am Schluss reizende Gesell schaftsspiele für die Feiertage. Neues phonetisches Alfabet von Dr. W. Frohne. (Preis 2 JC.) Verlag von <7. Kumm, Spandau. Ebenso wie Dr. W. Frikke, Wiesbaden, in seiner „Reform“ hat der Verfasser obiger Bro schüre den Versuch gemacht, ein lauttreues Alfabet zu erfinden, was ihm theoretisch ge lungen sein dürfte. Jedoch haben alle diese gelehrten Versuche keinen praktischen Werth. Das Volk wird sich keine solch neuerfundenen, augenverderbenden Schriftzeichen aufdrängen lassen, und macht auch beim gewöhnlichen Sprechen garnicht die feinen Unterschiede, die nur der gelehrte Sprachforscher kennt. Es ist zwar schon mehrfach und mit Nach druck hervorgehoben worden, dass das gegen wärtig gebräuchliche deutsche Alfabet zwar gestatte, eine wunderliche, mit zahllosen Re geln und Ausnahmen gespickte Schlechtschrei bung hervorzubringen, nimmermehr aber eine national einheitliche und fehlerlose Recht schreibung. Das Alfabet so zu gestalten und zu bereichern, dass es den durch alle deutschen Gauen verbreiteten Wunsch erfüllte, eine volksthümliche, lauttreue Rechtschrei bung einzuführen, wäre gerade in Deutsch land verhältnissmässig leicht. Die Hauptsache ist eine Unterscheidungs regel für lange und kurz Stammsilben. Mit wenigen scheinbaren Ausnahmen dürfte fol gende, in der geschichtlichen Entwicklung un serer Sprache begründete Regel geeignet sein, die jetzt herrschende Unzahl von Regeln und Ausnahmen zu ersetzen: „Die lange Stammsilbe endigt mit einem Vokal oder einfachen Konsonant. „Die kurze Stammsilbe endigt mit einem Dop pelkonsonant oder einer Konsonantenverbindung (Konsonanz)“; z. B.: so, gut; Gott, Gold. sä-en, bet-en; bitt-en, bild-en. Man vereinbare dann eine lauttreue Schrei bung der Diphtonge, z. B.: immer ai für ai und ei, immer aü für äu und eu; für ch setze man das fremde, durch k und z entbehrlich gemachte c; für sch das lange /, für qu nur q; für weiches s ein f, für hartes s ein s und verwerfe den entbehrlichen Fremdbuchstaben y sowie das erst im Mittelalter aufgekommene w. Ch ist von selbst nach ä e, i ö, ü und Konsonanten weich, nach a, o und u hart. Führt man zugleich die Regel ein, dass Gross buchstaben nur am Anfang des Satzes und bei Namen gebraucht werden, wie in allen andern Kultursprachen, so erhält man eine einfache und logische, von der jetzigen wenig verschie dene, lauttreue Rechtschreibung. Maassgebend ist natürlich das Hochdeutsch der Gebildeten. Folgende probe diser rect/raibung vird di for/tehende behauptung daütlic bewaifen: Mutter/prace, mutterlaut, vi fo vonnefam, fo traut! erstes vort, das mir er/allet, füses erstes libesvort; erster ton, den ic gelallet, klingest evig inn mir fort! Ueberall vet Gottes haue, hailig ift vol mancer braue; aber foll ie beten, danken, geb’ ic maine libe kund: maine feligsten gedanken /prec’ ic vi der mutter münd! M. F. S. Kleine Notizen. Neue Geschäfte: Gräbner & Alban, Mus. Ant. Instrhdlg in Halle a./S.; Kom. R. Forberg, Leip zig. — M. von Nordheim, Bkmushdlg., Zella St. Blasii; Kom: R. Giegler, Leipzig. — Cassi rer & Danziger Bkhdlg., Ant., Berlin; Kom. C. F. Fleischer, Leipzig. — F. H. Müller, Bhdlg., Leipzig; Kom. L. Naumann, Leipzig.