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Nr 49 PAPIER-ZEITUNG. 1895 Unsere Freuden wie die Sorgen Sind in diesem Buch geborgen bringt dies Buch 40 farbige Originalzeichnungen mit Versehen in Art der vorstehend wiedergege vornehme Wirkung ausüben. Dies gilt sowohl von den einfachsten Chromo-Kärtchen, z. B. der zarten, Vergissmeinnicht haltenden Hand, wie von den Karten, auf welchen die so sehr beliebten zusammengestellt ist. Unser Muster zeigt deren vier. Auf der dritten befindet sich Dornröschen, die vierte ist der Hintergrund des Schlosses, wäh rend sich vorn die Blumen- und Dornenhecken selben verdienen besondere Erwähnung. Nr. 1912, flach zusammenliegend, klappt beim Ziehen nach oben und unten auf und baut dabei, wie vorstehender Holzschnitt zeigt, das verzauberte benen. Die Kate Greenaway-Richtung, von Pletsch in Deutschland populär gemacht, dürfte der Kinder lust bei ihrer gefälligen Ausstattung und Reich haltigkeit, mit welcher sich auch Billigkeit ver einen soll, Verbreitung und Absatz sichern, wie ihren Vorgängern: »Aus der Jugendzeit,« »Thier leben« und »Unzerreissbare Naturgeschichte.« Die lyrische Richtung bietet mit: »Blumen gewinde deutscher Lyrik,« in zweiter Auf lage erschienen, »Tempelhalle christlicher Lyrik,« nnd neuerdings mit »Aus junger Tage Freud und Leid,« jene Sammlung Gedichte aus der Lyrik neuester Zeit; als passende Festgeschenke für junge Damen. Das letztgenannte Werk in zwei farbigem Druck auf Velinpapier, 160 Seiten Oktav, enthält 10 Lichtdruckbilder als Vollbilder auf Kupferdruckpapier nachOriginal-Illustrationen von R. E. Keppler. Es erscheint in reichem alt deutschen Originalprachteinband mit Goldschnitt. Neujahrs- und Wunschkarten von Otto Schäfer & Scheibe, Herlin S. 42, Ritterstr. 111. In Nr. 18 v. Js. haben wir eingehende Mittheilungen über die geschäftliche Bedeutung dieser Firma gemacht. Dies älteste Haus seiner Art hat von jeher den Absatz auf dem deutschen Markte, der früher von geringer Bedeutung war, jetzt aber für das Luxuspapierfach der angenehmste geworden ist, nach Kräften gepflegt. Die diesjährigen Neu heiten der Firma sind uns auf unser Ersuchen mit dem Wunsche zugegangen, dass bei deren Besprechung Alles vermieden werde, was den Ein druck der Reklame machen könne. Wir kommen diesem Wunsche um so lieber nach, als wir uns von jeher bemühen, in diesem Sinne zu schreiben und uns auf rein sachliche Beschreibung zu be schränken. Den Kunden sind als diesjährige Neujahrs Neu heiten die Fabrik-Nummern 191t bis 1989 in Postpaket zur Ansicht zugesandt worden Rück sendung nicht gewünschter Muster ist innerhalb 14 Tagengestattet. Als Adresse zum Aufkleben auf das Paket hatte die Firma einen hübschen Chromodruck entworfen, der rechts die Figur eines sich zum Gruss verneigenden Edelknaben zeigte und einen Aufdruck wie untenstehende Skizze trug. Die Postbehörde hat dieses reizende Adressschild leider nicht gestattet. Nach der von uns bei der Postbehörde eigezogenen Erkundigung wird diese Zurückweisung damit begründet, dass der roth und schwarze Text, sowie das farbenreiche Relief bild des Edelknaben die Deutlihkeit der Adresse zu sehr beeinträchtigen und daher nach den allge meinen Post-Vorschriften nicht zulässig sei. Jede der neugeschaffenen 80 Sorten von Wunsch- und Neujahrskarten ist in mehreren Mustern ver treten. Oft befinden sich in einer Sorte vier bis sechs durch andere Zeichnungen und Aufdrucke von einander verschiedene Muster. Seidenstoffblumen und Figuren den Beschauer entzücken, und zwar für alle Preislagen von K 7,50 P- 100 Stück bis 16 M p. Dutzend. Die Seidenrelief-Karten scheinen die sogenannten Zugkarten in den Hintergrund zu drängen, da die uns vorliegende grosse Auswahl verhältnissmässig nur wenige Exemplare letzterer Art bietet. Einige der aufbauen. Nr. 1913 zeigt ein Krippenbild, die Geburt Christi. Bei dieser Karte theilt sich die Vorder seite waagerecht. Die untere Hälfte bildet beim Ziehen den Boden, die obere das schrägstehende Dach, während sich in vier Abtheilungen die be kannten Figuren, ein Eselein und schwebende Engelfiguren, gruppiren. Bei Karte Nr. 1919 steigt beim Ziehen wie aus einer Versenkung ein Tyroler Knabe oder Mäd chen empor, bis sich die Vorderdecke gänzlich senkt und die niedliche Figur hutschwenkend, als wenn ein Jodler dabei erschallte, mit Blumen strauss und Glückwunsch, von hoher Alm her niedersteigt. Letztere baut sich aus etwa 6 Thei len auf. Diese fröhlichen Tyroler kommen unter N r. 1 9 3 4 als einzelne Figuren in Seiden-Kostüm wieder zum Vorschein. Aehnlich sind Klapp karten Nr. 1924 und 1925, Blumengehege mit flatternden Täubchen und Amoretten im Rosen garten, erstere hoch, die letztere quer aufklappend. Nr. 1922 bringt ein komisches Ständchen und den Glückwunsch: Frohe Botschaft, Gruss und Lied , Stimme fröhlich Dein Gemith, Und umtönt von Harmonieen Mag Dein Leben immer blühen. Alle diese Karten lassen sich aufstellen. Gerade dieser Umstand bringt sie erst recht zur Geltung. Der gleiche Vorzug ist einer ganzen Anzahl von Reliefs gegeben worden, die kaum Karten genannt werden können, weil sie ohne Unterlage einfach als Figuren, einzelne Blumen, ganze Grup pen und Blumensträusse erscheinen. Da diese Reliefs meistens in Verbindung mit Klapp- oder Zugeinrichtung sich auch körperlich entfalten, so erscheinen sie namentlich in Seiden-Ausstattung ungemein wirkungsvoll. Nr. 1916, Herztragende Amoretten, Nr. 1911 und Nr. 1914, Musi- zirende Pärchen im Rosengarten, sind reizende Gruppen. Letztere mit dem Wunsche: Froh verkünde jede Note. Was im Herzen tönt und klingt, Und mein Glückwunsch sei der Bote, Der die schönsten Grüsse bringt. Von diesem Pärchen sind z. B. drei Dessins vor handen, von Nr. 1918, Minnesänger mit seidener Rose, vier. Beim Aufstellen bildet ein Rosenzweig mit purpurrother Rose und Knospe in natürlicher Grösse den Vordertheil, hinter weichemein Minne sänger die Laute schlägt. Auf dem grünen Blät tergewirr des Rosensweiges, welches den Fuss bildet, liegt versteckt der Glückwunsch. Nr. 1 920 ist eine grosse plastische Blumendüte, deren Blumen sich straussartig auseinanderfalten, wenn der Ständer am Boden zum Aufstellen in Thätigkeit gesetzt wird. In ähnlicher Weise sind noch allerlei Figuren, einzelne Blumen tt. s. w., vertreten, welche, zum Sreii dlichen Grus suvor mit der Bitte um güustige Aufuahme der eujatre-Rovitäten von Cito Echäjer & Edeibe. Schusmarte. Berlin S. Witter Strafte Wr. 1 ti. Figur Die Durchsicht der Karten, zum Theil humo ristisch gehalten, bereitete uns eine Stunde lang grosses Vergnügen. Liegt doch über den Otto Schäfer und Scheibe’schen Erzeugnissen von jeher ein Hauch echter Kunst, sowie das Gepräge tech nischen Wollens und Könnens, die vereint eine Schloss mit Dornröschen auf, wie sie vom tapfe ren Königsohn aus ihrem hundertjährigen Schlafe erweckt wird. Die Hauptwirkung der Zugkarten wird vornehm lich dadurch erreicht, dass die dargestellte Scene wie auf der Bühne in mehreren Kulissen Aufstellen eingerichtet, aus Reliefgruppen ohne viereckige Kartonwand bestehen. Als Vertreterin der einfacheren, darum aber nicht minder ansprechenden Karten geben wir vorstehend eine Abbildung der No. 1981, deren Ecke unten links umgeknifft erscheint. Der