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1854 Druck-Industrie. Unter dieser Ueberschrift bringen wir Artikel und Mit- theilungen, welche sich auf die vervielfältigenden Künste: Buch-, Stein-, Kupfer-, Licht-etc.-Druck beziehen. Sachliche Mittheilungen finden stets kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter angemessene Bezahlung. Die Falzapparate an Buchdruck schnellpressen. Schluss zu Nr. 46. Die Falzer der Rotationsmaschinen zeigen die verschiedenartigste Konstruktion; behufs Ge winnung besserer üebersicht erscheint es daher zweckmässig, dieselben je nach Bewegungsart des Falzmessers in 3 Hauptgruppen einzutheilen. Nämlich je nachdem das den Falz einleitende Falzmesser eine hin- und hergehende, oder be ständig rotirende, oder aber gar keine Bewegung hat, kann man unterscheiden: Gruppe I, umfassend die hin- und herschwin genden (pendelnden) Falzer Gruppe II, umfassend die rotirenden Falzer , III, , , stehenden Falzer. Die hin- und herschwingenden Falzer der Ro tationsmaschinen zeigen im wesentlichen die selbe Konstruktion wie diejenigen für einfache, doppelte oder vierfache Schnellpressen, und be ruhen durchweg auf dem Prinzip, dass jeder Papier-Bogen mittels eines Bandsystems in eine solche Lage über zwei Falzwalzen gebracht wird, dass ein rechtzeitig auf die Mitte des Bogens schlagendes Falzmesser (Falzbein) den selben zwischen die Walzen und ein event. da mit verbundenes Bandsystem befördert. Friedrich Koenig,Maschinenfabrikant in Kloster Oberzell, sprach sich in seiner Patentschrift (des Bayer. Patents vom 18. September 1876) allerdings in entgegengesetztem Sinne aus; denn er betonte Folgendes; „Diese Anordnung, mehr fach bei den sogenannten 4 fachen Zeitungs- Maschinen angewandt, erwies sich jedoch als gänzlich unzureichend bei den in neuerer Zeit immer mehr in Aufnahme kommenden Rota tionsmaschinen. Bei diesen folgen sich die Bogen ohne jeglichen Zwischenraum mit grosser Schnelligkeit, und es bleibt daher keine Zeit für Anwendung eines Falsbeins zwischen einem und dem nächsten Bogen.“ Wie wenig zutreffend diese Anschauung jedoch war, geht schon daraus hervor, dass die Firma Koenig & Bauer vom Jahre 1883 ab nach dem Vorgänge anderer Maschinenfabriken solche hin- und hergehenden Falzer bei Rotationsmaschinen, und zwar sowohl für Herstellung von beliebi gen Längs- als auch Querfalzen anwendete. Auf S. 942, Jahrg. 1883 der „Papier-Ztg." ist ein solcher und zwar für den ersten Querfalz bestimmter Falzer in Wort und Bild dargestellt worden. Die Anwendung eines solchen Falz- Apparates setzt voraus, dass mittels eines säge artig geformten Quermessers der sog. Schneid- Cylinder von der durchlaufenden endlosen Pa pierbahn die einzelnen Exemplare losgelöst wer den, indem das Messer die beabsichtigten Tren nungslinien so stark perforirt, dass es nur noch eines mässigen Zerrens der voreilenden, an die Schneidcylinder sich anschliessenden Reissbän der bedarf, um jeden Bogen von seinem — vorläufig noch von den Schneideylindern gehal tenen — Nachfolger vollständig zu trennen und schnell unter das zuschlagende Falzmesser zu bringen, welches jeden Bogen mit seiner Mittel linie zwischen zwei rotirende Walzen zu drücken hat. Ein derartiger Falzer arbeitet beispielsweise an einer der Rotationsmaschinen des „Frank furter Journal" zu Frankfurt a M.; derselbe be sitzt aber, wie alle derartigen pendelnden, zur Herstellung des ersten Querfalzes dienenden Falzapparate den sehr grossen Nachtheil, dass er nicht gut mehr denn 10 000 Bg. pro Std. falzen kann und nicht immer genau die Bogen in der Mitte falzt; je nachdem nämlich die Ge schwindigkeit der Maschine, die Spannung der Reissbänder, die Dicke, Spannung und der Feuchtigkeitsgehalt des zu verdruckenden Pa- pieres wechseln, geschieht die Los - Trennung Fig. 6. des zu falzenden Bogens von der endlosen Bahn, sowie die Fortführung desselben zum Falzmesser etwas mehr oder minder schnell. Manche Schnellpressenfabriken, z. B. C. Hum mel, wenden daherpendelnde Messerfalzer nur zur Fig. 8. Fig. >9. Herstellung von Längsfalzen (d. h. von Fal zen, die in der jeweiligen Bewegungsrichtung des Papieres liegen) an, wo das mehr oder weniger schnelle Eintreffen der Bogen unterm Falzmesser die genaue Lage des Falzes nicht beeinträchtigt, zumal, wenn durch Anschlag stücke am Endpunkt des Falzers dafür gesorgt wird, dass der Bogen in der gewünschten Lage festgehalten wird, bis ihn das Messer zwischen die rotirenden Falzwalzen drückt. Solche Falzer sind besonders leistungsfähig, wenn mittels Sammelvorrichtung je 2 aufeinanderfolgende verschiedene Bogen, z. B. Hauptblatt und Bei lage, erst übereinander gelegt worden sind, be vor sie unter das Falzmesser gerathen. So wird die Leistung des Falzers verdoppelt und man erzielt aufgeschnittene Zeitungsexemplare. Für Herstellung des ersten Querfalzes wird jedoch zweckmässiger ein rotirender Falzer an gewendet. Ein rotirender oder Cylinder - Falzer, wie solcher beistehend durch Fig 6 und 7 dar gestellt ist, liefert den allergenauesten Falz und arbeitet mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit, indem er sehr wohl stündlich 14 000 Mal falzen kann. Dieser Cylinderfalzer ist mit den Schneid- cylindern derart verschmolzen, dass der Messer- cylinder M nicht nur das Schneidmesser m, sondern diametral gegenüber auch das Falz messer (den Falzzahn) z trägt, ferner dass NuthencylinderNnicht nur die Schneidnuthe n, sondern diametral gegenüber auch die Falznuthe trägt, in welch letzterer der Falzgreifer g angeordnet ist. Die beiden Cylinder M und N sind nun durch zwei gleiche Räder so mitein ander gekuppelt, dass bei der Umdrehung das sägeartig gezahnte Schneidmesser m genau in Nuth n, und Falzmesser z in die Falznuth bei g hineintrifft. Wenn (wie in der durch Fig. 6 erläuterten Stellung) das Falzmesser z auf die Nuth der Greifer g trifft, drückt es den Bogen mit seiner Stegmitte so hinein, dass die Falz greifer zuklappend den Bruch vorvollständigen, und, indem sie ihn scharf gegen die Seitenfläche der Nuth pressen, auch noch in derselben fest halten. Während der kurz vorher durch Auf einandertreffen von m und n gebildete vordere Bogenzipfel v geradaus frei nach unten hin fährt, wird die Falzkante von den Falzgreifern g in kreisförmiger Bahn nach rechts hin über Bandwalze B hinweg zum Bandsystem 5 ge leitet (wie Fig. 7 andeutet). Der ursprünglich vordere Bogenzipfel v, der nach unten ging, wird nunmehr von der Falzkante, die nun die Führung übernommen hat, nachgeschleppt. Ist die Falzkante bei l angelangt, so öffnet sich Falzgreifer g, während die Führungzungen/, welche in schmale Kreisnuthen des Cylinders N hineinragen, die vorangehende Falzkante hindern, weiter dem Cylinder N zu folgen und sie zwingen, in das Bandsystem 5 zu steigen. Ist die Falzkante in der Gegend von f angelangt, so trifft auch Schneidmesser m auf Schneidnuth n, trennt also das bereits gefalzte Exemplar von der endlosen Bahn. Beim völligen Eintritt des gefalzten Bogens in das Bandsystem S legt sich hintere Schnittkante des Bogens genau auf die vordere. Damit dieser rotirende Falzapparat gut funk- tionire, muss dafür gesorgt werden, das Messer m gut schneidet, also die Bogen an der Schnitt stellevollständig von einander getrenntwerden,und nicht etwa hie und da aneinander haften, weil sonst der vordere Zipfel v des erst zu falzenden Bogens gleich direkt in das Bandsystem S schlüpfen und Unordnung hervorbringen würde Damit jedoch ein unvollkommener Schnitt nicht so leicht Störungen im regelrechten Fal zen hervorrufen könne, ist von manchen Ma schinenfabriken zuweilen neben (hinter) der Schneidnuth eine sofort nach dem Schnitt über die Oberfläche des Cylinders N radial hervor tretende Schiene („Reissschiene“) angebracht worden, welche den vorderen Bogenzipfel V hindert, unmittelbar dem hinteren Ende des vorhergehenden Bogens zu folgen. Die Fabrik C. Hummel überlässt ferner den Bogenzipfel • nicht sich selbst, sondern zwingt (mittels einer Mitnehmervorrichtung) ihn, nach bewerkstellig'