Volltext Seite (XML)
N: 48 PAPIER-ZEITUNG. 1847 Fabrikanten von Pappen versicherten, kein Lager von einiger Bedeutung mehr zu haben, wohl aber sei ihre Produktion auf Monate hinaus durch Auf träge gedeckt. So habe ein Mitglied im vorigen Jahre ein Lager von 15000 Ctr. Pappen gehabt, während jetzt kein Vorrath vorhanden sei. Die Preise sind desshalb entschieden nicht billiger als jetzt zu stellen, zumal auch der eingetretene nie drige Wasserstand und der Frost keine grossen Mengen zu erzeugen gestatten. In Holzstoff ist ein ähnliches Verhältniss eingetreten. Viele Holz schleifer haben bereits abgeschlossen, doch zum Theil auf nur kurze Zeit im Voraus, oder auf längere Zeit, aber ohne Preisverbindlichkeit. Preisbestimmung lasse sich am besten von Zeit zu Zeit, nach Lage des Marktes, feststellen. Es sind dadurch viele Verluste zu verhüten, welche leider unter der früheren Stockung so bedeutend eingetreten seien, dass man damals nur noch mit Schaden geliefert habe. 1) Es wird auf die verkehrte Art einiger Kollegen im Pappengeschäfte hingewiesen, welche die Waare eben so billig an Verbraucher wie an Händler, sogar billiger liefern. Namen solcher Leute wer den dem Vorstande genannt, welcher es über nahm, den Betreffenden Abstellung solchen Vor gehens zu empfehlen. 2) Auch das Agentenunwesen, unter dem ganz unbegründete Preisdrückungen entstanden sind, wird besprochen und Gegen mittel berathen. 3) Man verständigte sich noch über die Abschlussfristen, welche man nicht über Mo nate hinaus mit festen Preisen eingehen möge, und nie solle man im Voraus seine ganze Pro duktionsmenge vergeben. Eine Konferenz von Pappen-Fabrikanten schloss sich der allgemeinen Versammlung an. Papier-Ausstellung 1887. Auf Wunsch des Herrn Gmeiner geben wir nachstehende Eingabe wörtlich wieder. Wir er lauben uns nur, für unsere Leser durch Klammer- Einschaltungen zwei Ungenauigkeiten richtig zu stellen, die vermuthlich auf Rechnung der eiligen Abfassung und Ueberreichung zu setzen sind: Einem Hohen Königlich Preussischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Ange- legenheiten zu Berlin erlaubt sich der unterzeichnete Verein das ganz ergebene Ersuchen zu unterbreiten : »Hochdasselbe wolle ihm den Königl. Aus stellungs-Palast in Berlin am Lehrter Bahnhof für die Zeit vom Mai bis September 1887 zum Zweck einer Deutschen Papier- und Schreibwaaren- Ausstellung (Industrie und Handel) gütigst überlassen.« Der Schutzverein für den Papier- und Schreib- waarenhandel wurde vom unterzeichneten Präsi denten vor ca. 9 Jahren (to. Januar 1880 D. Red.) gegründet und zählt in ganz Deutschland (auch einige Oesterreicher sind darunter) jetzt mehr als 300 Industrielle und Grossisten des Pa pier- und Schreibwaarenfaches zu seinen Mit gliedern; um auch in den lokalen Kreisen mehr und mehr das Interesse für Schutz der nationalen Arbeit zu erwecken, gründete er in den letzten Jahren Lokalvereine in Berlin (für Berlin und Provinz Brandenburg) in Leipzig (für Mitteldeutschland), in Hannover (für Hannover und Braunschweig), in Köln (für Rheinland und Westfalen), in Nürnberg (für Baiern); und es ist dadurch die Gesammtzahl seiner Mitglieder auf ca. 500 gestiegen! Die Gründung weiterer Lokal vereine für das übrige Deutschland ist noch beabsichtigt. Für die Papier-Ausstellung werden wir nun noch die drei andern Vereine des Papier faches heranziehen, und zwar sind das der Schutz verein der Papierindustrie mit ca. 195 Mitgliedern (Vorsitzender Herr Kommerzienrath Dessauer- Aschaffenburg), der Verein Deutscher Buntpapier fabrikanten mit 45 Mitgliedern (derselbe Vor sitzende) und der Verein Deutscher Papierfabri kanten mit ca. 130 Mitgliedern (Vorsitzender Herr Papierfabrikbesitzer Drewsen i. Lachendorf). Wenn sich diese 3 Vereine der Sicherheit gegenüber be finden, dass die Ueberlassung des Königlichen Aus stellungspalastes für eine Papierausstellung ge nehmigt würde, ist an deren Betheiligung um soweniger zu zweifeln, als unser Herr Gmeiner- Benndorf auch den Schutzverein der Papier industrie vor ca. 12 Jahren gründete (25. August 1877 vom Verein Deutscher Buntpapier-Fabrikanten unter Vorsitz des Herrn Kommerzienrath Dessauer, auf Antrag des Herrn Gmeiner beschlossen. Die Ausführung wurde Herrn Carl Hofmann selb ständig übertragen. D. Red.) und noch heute sowohl dessen, als des Bantpapierfabrikanten vereins stellv. Vorsitzender ist, so wie auch mit dem Verein Deutscher Papierfabrikanten die besten Beziehungen unterhält. Auf alle Fälle werden wir die Vorstandsmitglieder dieser drei Vereine zu einem Ausstellungskomitee heranziehen. Art der Ausstellung: Bezüglich der Aus stellung gedachten wir von dem bisher Ge bräuchlichen abzuweichen und nicht den Haupt nachdruck auf Vorführung der Erzeugnisse, sondern auf Darstellung zu legen, in welcher Art und Weise diese Erzeugnisse im Papier- und Schreibwaarenfache hervorgebracht werden. Man konnte auf allen Industrie- und Gewerbe-Ausstellungen bemerken, dass die grosse Masse der Besucher an der Vorführung der Er zeugnisse z. B. von 200 Papierfabriken wenig Interesse nahm; dagegen die in geringerer Menge vorhandenen und in Thätigkeit befindlichen Ar beitsmaschinen mit grösstem Interesse beobachteten. Eine kleine F'ilzhutfabrik, eine Monogramm presse, eine Dütenschneidemaschine, eine Schnell presse etc. waren stets, wenn sie sich in Arbeit befanden, von dichten Gruppen umgeben, die mit grösstem Interesse alle Leistungen verfolgten, daran lernten und einen Begriff erhielten, auf welche Weise die alltäglichsten Dinge hervorgebracht werden! Auf Grund dieser Erfahrungen beab sichtigen wir, desshalb ein möglichst vollständiges Bild der Papier- und Schreibwaaren-Gewerbe zu geben; wir wollen z, B. aufstellen resp. darstellen: a) Eine Papiermaschine nebst Hilfsmaschinen, an welcher vor den Augen der Besucher das Papier aus dem Urbrei hervorgeht. b) Eine Tapetendruckmaschine, auf welcher Ta peten in endlosen Rollen gedruckt werden. c) Buntpapier-, Streich-, Glätt-, Satinir- und Press maschinen, auf welchen Buntpapier in endlosen Rollen dargestellt und fertig gearbeitet wird. d) Luxuspapierwaaren-Erzeugung aller Art, mit den dazu nöthigen Maschinen. e) Buch-, Kunst- und Oeldruck, Lithographie, f) Kontobücherfabrikation. g) Bleistiftfabrikation. h) Stahlfedern- und Stahlfederhalter-Erzeugung, i) Kartonnagen-Erzeugung. k) Buchbinderei. 1) Tintenfabrikation u. s. w., soviel als irgend möglich vollständig, um zu zeigen, nicht nur, wie das Papier hergestellt, sondern auch, in wie vielfacher Gestalt es verarbeitet wird. Diese einzelnen Darstellungen der Industrieen und Gewerbe werden möglichst so vertheilt, dass sie von den Ausstellungen der Erzeugnisse der bezüglichen Industriellen und Gewerbetreibenden umgeben sind, so dass einheitliche Gruppen der verschiedenen Papier- und Schreibwaarenfächer zur Darstellung kommen. Graphische Ausstellung: Auch beabsich tigen wir, eine graphische Ausstellung von Papier- und Schreibwaaren von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart zu veranstalten und hoffen auch hier bei auf gnädige Unterstützung der hohen Behörden aus Bibliotheken und Sammlungen. Wir hoffen durch alles dies nicht nur ein be deutend erhöhtes Interesse und sehr starken Be such für die Ausstellung zu erreichen, sondern auch ganz besonders belehrend für die Besucher zu wirken, das Papierfach im Ansehn zu heben und die Papierindustrie mächtig zu fördern. Da eine derartig gestaltete Ausstellung unseres Wissens noch in keinem Lande der Erde ins Leben gerufen worden, hoffen wir, damit auch das Interesse im Auslande anzuregen und recht viele ausländische Besucher heranzuziehen. Dadurch hoffen wir für unsere deutsche Papier-Erzeugungs- und Verarbeitungs-Industrie (es dürfen nur deutsche Erzeugnisse ausgestellt werden!) auch auf eine recht bedeuten de Vermehrung des Exportes. Auszeichnungen: Für die Aussteller eigener Erzeugnisse gedachten wir durch ein Preisgericht Medaillen und Diplome zu ertheilen und wagen die Bitte, uns auch hoherseits durch Staatspreise zu unterstützen. Garantiefond: Wir werden einen genügenden Garantiefond beschaffen und eine Bank zur Finan- zirung des Unternehmens heranziehen, auch sind noch von der 1. Berliner Papierausstellung 12000 Mark vorhanden zur Verwendung für die geplante Ausstellung. Lotterie: Zur Sicherung der Einnahmen und zum Ankauf ausgestellter Erzeugnisse hoffen wir die Bewilligung einer Lotterie zu erhalten. Ueberschüsse: Etwaige Netto-Ueberschüsse nach Bezahlung aller Unkosten und Entschädi gungen sollen zum Besten unverschuldet in Noth gerathener Fachgenossen oder deren Beamten und Arbeiter, oder zur Erbauung eines Waisenhauses, verwendet werden. Ueber die Verwendung in diesem wohlthätigen Sinne hat das Ausstellungs komitee zu entscheiden. Dies sind die Absichten und Ideen, wie wir die Ausstellung durcbzuführen gedenken, doch dürfte wohl noch Manches nachzutragen oder zu ändern sein, und haben wir uns natürlich in jeder Weise den Anordnungen und Vorschriften des hohen Ministeriums zu fügen. Wir bitten um hochgeneigte Erfüllung unseres ganz ergebenen Ersuchens, hoffen auf Erhalt eines gnädigen Be scheids bis zu der für den 6. Dezember einzube rufenden Vereins-Generalversammlung und zeichnen mit ausgezeichneter Hochachtung und Ergebenheit ganz gehorsamst Berlin, den 5. November 1885 Der Schutzverein für den Papier- und Schreib- waaren-Handel Herrmann Gmeiner-Benndorf Buntpapierfabrikant-Dresden z. Z. Präsident. Herr Gmeiner hat obiges Gesuch im Namen des Schutzvereins eingereicht und Se. Exzellenz den Herrn Minister persönlich um schnellste Erledigung ersucht. Die letzte Willens- Aeusse- rung des Vereins über diese Frage ist der Be schluss der Generalversammlung in Hannover. Unser Bericht über dieselbe in Nr. 22 d. Bl. hat folgenden Wortlaut: 4. Antrag des Zweigvereins Berlin, betr, eine in Berlin abzuhaltende Papier-Ausstel lung. Als Delegirter des Papier-Vereins Berlin und in dessen Auftrag beantragt Herr Lamm, dass der Schutzverein für Abhaltung einer Papier- Ausstellung in Berlin eintrete. Die erste Aus stellung dieser Art 1878 war von etwa 500 Aus stellern beschickt und hatte glänzenden Erfolg. Es ist anzunehmen, dass bei einer zweiten auf mindestens die dreifache Ausstellerzahl zu rechnen wäre. Das allein geeignete Lokal der Hygiene- Ausstellung ist, nach der vom Minister ertheilten Antwort, vor 1887 nicht erhältlich, und es könnte somit erst für jenes oder ein folgendes Jahr eine Ausstellung in Aussicht genommen werden. An finanziellem Erfolg wäre nicht zu zweifeln, und überdies haben die Unternehmer der Ausstellung von 1878 dafür 12000 Mark zur Verfügung ge stellt. Der Ortsverein Berlin beantragt in erster Linie die Abhaltung einer Internationalen Papier- Ausstellung, sobald thunlich. Sollte aber die ge plante Allgemeine Deutsche Industrie-Ausstellung zu Stande kommen, so will er seinen Antrag dahin abändern, dass sich die Papier-Industrie als abgeschlossene Abtheilung derselben anschliesse. Der Vorsitzende berichtet, dass sich auch der Vorstand einstimmig in diesem Sinne entschlossen habe, dass eine selbständige internationale Fach ausstellung zwar vorzuziehen sei, aber gegen eine Allgemeine Deutsche Industrie-Ausstellung zurück treten müsse. Herr Hofmann weist darauf hin, dass der Schutzverein in dieser Sache nicht gut ohne die anderen vier Fachvereine: der Papier-, Holzstoff-, Buntpapier- und Zellstoff-Fabrikanten, vorgehen könne, auf deren Mitglieder als Aussteller gerech net werden müsse.