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1801 Zellstoff - Markt. „The Paper Trade Review“ theilt mit, dass londoner Händler Kontrakte zu beinahe jedem erhältlichen Preis auf Lieferung geringer Zell stoff-Sorten gemacht haben, in der Annahme, dass die schwedischen Fabriken den Stoff zu dem Schleuderpreise von £ 12 10 s. weiter liefern würden. Sie haben sich jedoch hierbei die Finger verbrannt, denn sie können die Waare zu solchen Preisen nicht beschaffen. Bei etwas mehr Einigkeit der deutschen und skandinavischen Fabrikanten könnten überhaupt solche gegenseitige Unterbietungen und Schleu derpreise nicht mehr vorkommen. Die Dresdener Papier-Fabrik hat im abgelaufenen Jahre 1 204 811 kg. Papier gegen 1 401 527 kg. im Vorjahr zu 676 025 K „ 799 318 K im Vorjahr erzeugt und daran brutto 175 467 M ver dient, d. i. 52 814 M. weniger als im Vorjahre. Von diesem Gewinn vertheilt sie, wie in Nr. 39 schon mitgetheilt, nur 50 400 M als 6 Prozent Dividende auf K 834 000 Aktien. Aus dem Rest werden 25 500 M zu Abschreibungen auf Maschinen und 12 500 .K zu Erneuerungsfond- Konto verwendet. Im abgelaufenen Jahr ist eine neue Compound- Dampfmaschine von 250 Pferdestärken an Stelle der alten Woolf sehen Balanziermaschine in Betrieb gekommen und ist in den Ausgaben mit 57 227 « aufgeführt. Die Verwaltung erklärt den Rückgang des Ertrags mit folgenden Worten: Diese gegen das Vorjahr leider erheblich nie drigeren Ziffern sind durch verschiedene ungünstige Umstände, durch den unabweislich gewordenen Personalwechsel in der technischen Leitung der Fabrik, namentlich aber durch das bereits in unserem vorjährigen Berichte erwähnte anhaltende Weichen der Papierpreise und durch die ge schraubten Konkurrenzverhältnisse herbeigeführt worden. Unter dem Einflüsse der schon seit Jahren an dauernden und noch fortwährend gesteigerten all- seitigen Ueberproduktion sind wir genöthigt ge wesen, bei Aufsuchung neuer Absatzwege und zur wenigstens theilweisen Erhaltung altbestandener Verbindungen derartige Konzessionen zu machen, dass dabei nur noch ein geringer Nutzen verblieb. Die Erreichung der oben erwähnten Resultate ist daher hauptsächlich nur dadurch möglich ge worden, dass in jeder Beziehung Ersparnisse auf gesucht und benutzt wurden. Wie bereits mehrfach seitens unserer Konkurrenz in den Geschäftsberichten hervorgehoben worden ist, sind auch wir der Meinung, dass eine durch greifende Besserung dieser ungünstigen, den ganzen Fabrikationszweig bedrohenden Geschäfts lage nur dann zu erreichen sein wird, wenn sich die Papierfabriken eines grösseren Bezirkes, wie dies auch in anderen Industrieen geschehen ist, dem Drucke der Nothwendigkeit nachgebend, vereinigen zur Beschränkung der Produktion, Regelung zwischen Angebot und Nachfrage und Herbeiführung normaler Papierpreise; wenn wir uns auch dessen bescheiden, dass dieses Ziel vielleicht nicht so bald zu erreichen sein dürfte, so wollen wir doch nicht unterlassen, auch unsererseits an dieser Stelle darauf hinzuweisen. Flüssige Brennstoffe. In der Berliner Polyt. Gesellsch. erwähnte Herr Frischen, Ober-Ing. bei Siemens & Halske, dass die Feuerungen in denen Rohnaphtha oder Naphtha rückstände, durch einen Dampfstrahl zerstäubt und verbrannt werden, wegen ihrer Rauchfrei heit beachtet werden sollten. Es wäre eine glückliche Lösung der Rauchfrage, wenn es ge länge, Feuerungsanlagen für flüssige Brennstoffe auch bei uns einzuführen. Dahin führende Ver suche werden nach Angabe des Redners bereits gemacht. PAPIER-ZEITUNG. Sulfit-V erfahren. Paris, 7. November 1885. Von meiner Reise nach den Vereinigten Staaten uud Canada zurückgekehrt, lese ich in Nr. 44 der Papier-Zeitung die Bemerkung, dass die Sulfit stoff-Fabrik nach dem Ritter Kellner’schen System, deren Bau ich im Auftrage des Herrn John Fisher in Chatham (New Brunswick-Canada) leite, auf eine von der Americ. Sulphit Company ge knüpften Lizenz hin gebaut würde, und das Ge schäft wahrscheinlich durch den inzwischen ge storbenen Herrn Vossnack eingeleitet worden sei. Dieses ist ein Irrthum, den das Paper Trade Jour nal auch begangen, aber bereits in seiner Nummer vom 15. Oktober berichtigt hat. Lange bevor die Herren Vossnack und von Barber die Agenten der Herren Ritter & Kellner waren, hatten letztere Herren meinem Hause ihre Vertretung für Ame rika provisorisch übertragen, und wurde zur Zeit dieser provisorischen Vertretung das Geschäft mit Herrn John Fisher abgeschlossen. Richtig ist es, dass später die Herren Vossnack und von Barber den Verkauf des Ritter-Kellner'- sehen Patentes an die American Sulphit Company zustande brachten, aber wie die Papier - Zeitung richtig bemerkte, erstreckte sich das abgetretene Lizenzrecht nicht auf ganz Canada, sondern 2 der Provinzen dieses Staates, New-Brunswick und Nova Scotia, waren ausgeschlossen. Die von Herrn John Fisher erworbene Lizenz wurde von den Herren Ritter & Kellner selbst durch unsere Vermittelung gekauft und nicht von der American Sulphit Company, welche sich erst später bildete. Ich habe das Vergnügen gehabt, die persön liche Bekanntschaft der an der Spitze dieser Ge sellschaft stehenden Herren zu machen und einen sehr angenehmen Eindruck von der freundlichen Aufnahme, die mir da zu Theil wurde, mit genommen. Ich bitte diesen Zeilen Raum in der Papier- Zeitung anweisen zu wollen und zeichne hochachtungsvoll Kaindler. Lumpen-Desinfektion. Chicago, den 23. Oktober 1885. Bezüglich der gegen den New-Yorker Quaran tänebeamten Dr. Smith gerichteten Beschuldigung, dass er unnöthigerweise die Entscheidung darüber verzögerte, ob äusser dem patentirten Prozess der Desinfizirung importirter Lumpen mittels heissen Dampfes auch andere Verfahren, besonders die Desinfizirung durch schweflige Säure, als ge nügend zur Vernichtung von Krankheitskeimen erachtet werden, hat Dr. Smith öffentlich erklärt, die Importeure, welche diese Beschuldigungen gegen ihn erheben, wüssten, dass er seit einiger Zeit damit beschäftigt sei, die Wirksamkeit der Desinfizirung mittels schwefliger Säure festzu stellen. Die Verzögerung seiner Entscheidung sei einfach dadurch verursacht, dass er alle Irrthümer vermeiden und die Entscheidung auf wissen schaftliche Ermittelungen gründen wolle. Die Lumpenimporteure wüssten ganz genau, dass er der Einfuhr gehörig desinfizirter Lumpen kein Hinderniss in den Weg lege, was schon daraus ersichtlich sei, dass von den 178464 Ballen Lumpen, welche in den mit dem 30. September abgelaufenen zwölf Monaten eingeführt wurden, 152 965 als gehörig desinfizirt zugelassen wurden und nur 25 499 in Amerika desinfizirt wurden. Dass den Fabrikanten kein Schaden aus der Des infizirung erwachse, gehe klar daraus hervor, dass der Preis für Lumpen in den verflossenen zwölf Monaten billiger war als im Jahr 1884. Die Lumpenimporteure bezweckten nur, die Desinfi zirung überhaupt abzuschaffen, was aber im Interesse der öffentlichen Gesundheit nicht ge schehen dürfe. In der neuesten Sitzung der New-Yorker Quarantäne-Kommission legte Dr. Smith endlich den von den Importeuren so sehnlichst erwarteten Bericht über die Zulässigkeit der Desinfizirung von Lumpen mittels schwefliger Säure vor. Der NU7 Bericht verbreitet sich ausführlich über die an gestellten Experimente und erklärt das Verfahren mit schwefliger Säure für völlig zufriedenstellend. Die Quarantäne-Kommission hiess den Bericht gut und fasste einen Beschluss, in welchem die Des infizirung der in New-York vom Ausland an kommenden Lumpen durch schweflige Säure als genügend anerkannt wird. G. Kraft. Lond. Holzstoff- u. Strohstoff-Markt London, 7. November 1885. In Sulfit- und Natronstoffen sind seit dem letzten Bericht recht ansehnliche Geschäfte abge schlossen worden. Sulfitstoff steigt mit der Qua lität in der Gunst der Käufer. Der Markt zeigt entschiedene Festigkeit. Schwedische und nor wegische Stofffabriken sind gut beschäftigt und werden für gute und zeitige Lieferung auch ent sprechend bezahlt. Schliffe sind fallend; und werden für ‘86 schon bedeutende Kontrakte gemacht, jedoch mit weit unter den sonst für reelle und zeitige Liefe rung geforderten Preisen. Strohstoffe sind immer noch in guter Nach frage; aber wirkliche la Qualität zu annehmbaren Preisen ist selten. Durchschnittsnotirungen lauten p. ton: Espen, trockne Pappen . . £ 9 b. £g10 » 50% Tr.-Gehalt . . 52/6 Fichten, trockne Pappen (2,% ab) 61/ 78/ » 50% Tr.-Gehalt . . „ 35/ 310/ » » „ (im.sort.) „ 2 210/ » langfasr., 50% Tr.-Geh. 310 Natron-Zellstoff, geb!. . (netto) 16 20 „ , ungebl. . „ 1210/ 14 Sulfitstoff, 50% Tr.-Gehalt. „ 13 10/ 24 Brauner Fichtenstoff, Tr.- Gewicht 7 do. 50% Trocken-Gehalt . 3 10/ Braun. Fichtst. (Halb chem.) »Hofsfos - Marke« 50 % Trocken-Gehalt ... 4 Strohstoff (gebleicht), von etwa 50% Tr.-Geh., p. ton des Trockengewichtes. . 1710/ 21 Reinigung der Abwasser. Die Frage der Verunreinigungen unserer Flüsse durch die Abfallwässer der Industrie, der Ort schaften und Städte, und die Beseitigung der hier durch herbeigeführten Uebelstände ist in den letzten Jahren an manchen Orten so brennend geworden, dass es gewiss im allgemeinen Interesse liegt, wenn in Nachfolgendem ein Beitrag zur Lösung derselben geboten wird. Die grösste Schwierigkeit, welche hier zunächst entsteht, liegt wohl darin, dass sowohl Behörden als auch Interessenten oft darüber sehr verschie dener Meinung sind, welche Anforderungen man im Interesse der Gesundheitspflege und der öffent lichen Wohlfahrt stellen kann, um einerseits die so nothwendige Abhilfe zu schaffen, andererseits in die Entwicklung der Industrie und des ge werblichen Lebens nicht störend einzugreifen. Vor allen Dingen wird man den von II. Fleck in seiner Broschüre »Ueber Flussverunreinigung etc. Dresden 1884« hervorgehobenen Satz festzu halten haben, »dass die Flussläufe in erster Linie als natürliche Drainagen der Flussthäler zu be- urtheilen sind.« Der Fluss hat also vor allem Andern die ungemein wichtige Aufgabe, die Ent wässerung des von ihm beherrschten Gebietes herbeizuführen, und so der Industrie, wie dem häuslichen Leben dienstbar zu sein, Wollte man durch Verbote diese, den Wasserläufen von der Natur zugetheilte Aufgabe verbieten, indem man den Städten, Ortschaften und Industriewerkstätten die Abführung ihrer Schmutzwässer auf diesem natürlichen Wege untersagte, so würde dieses unter Umständen den Ruin ganzer Industrieen heibeiführen können, unfehlbar aber für die betroffe nen bewohnten Ortschaften von den schwerwiegend sten Folgen sein, da dann in kurzer Zeit eine Infizirung des gesammten Untergrundes erfolgen würde. Gerechtfertigt ist allerdings das Verlangen, dass diese Abführung nur bedingungsweise