Volltext Seite (XML)
1802 PAPIER-ZEITUNG. Nr 47 2. Bezirk: die Kreise Wittenberg, MansfelderGe- birgskreis und Bitterfeld. 3. Bezirk: die Kreise Kalbe, Jerichow I, Wanz leben und Stadtkreis Magdeburg und die Kreise Wernigerode, Halberstadt, Oschersleben, Salz wedel und Aschersleben. 4. Bezirk: Herzogthum Anhalt. 5. Bezirk: der Regierungsbezirk Erfurt, ohne den Kreis Schleusingen und Schwarzburg-Sonders hausen, und der Kreis Schleusingen und Sachsen- Meiningen. 6. Bezirk: Sachsen - Altenburg, Sachsen - Koburg- Gotha und Schwarzburg - Rudolstadt, sowie Sachsen-Weimar und beide Reuss. Vertrauensmänner: 1. Bezirk: Robert Dietrich-Merseburg, Fr. Schiede- Artern, vertreten sich gegenseitig. 2. Bezirk: Gustav Biermann-Bitterfeld, Ingenieur Weber-Wehlitz, gemeinschaftlich und vertreten sich gegenseitig. 3. Bezirk: Richard Brückner-Kalbe, Gustav Marsch hausen-Hasserode, vertreten sich gegenseitig. 4. Bezirk: Theodor Mähnert-Raguhn, Otto Lange- Jessnitz, gemeinschaftlich und vertreten sich gegenseitig. 5. Bezirk: F. Wittich-Wernshausen, Herm. Seydel- Tennstadt, vertreten sich gegenseitig. 6. Otto Günther - Greiz, Louis Naumann-Lucka, vertreten sich gegenseitig. Beisitzer zum Schiedsgericht: 1. Anton Wiede, Blankenstein. I. Stellvertreter: Ferdinand Flinsch, Blankenberg a. S. II. Stellvertreter: Theodor Lovis, Heiligenstadt. 2. Camillo Drache, Fockendorf. I. Stellvertreter: August Fessel, Rodersdorf. II. Stellvertreter : Direktor Hübschmann, Ziegenrück. Cröllwitz, den 14. November 1885. Papiermacher-Berufsyenogscnsch., Sektion VIII. Julius Kauffmann, Vors. des Sektionsvorstandes. Papierverein Rheinland - Westfalen. Generalvers. 8. Nov. zu Dortmund. Zur Erläuterung der Verhandlungen, betref fend den Handel der Lehrer mit Schulbedarf, tragen wir auf Wunsch eines Theilnehmers nach, dass das in der Versammlung vorgelegte schlechte Schreibheft aus Bochum, nicht aus Essen stammte. Ferner wird darauf aufmerk sam gemacht, dass in Essen sich die Lehrer sehr darum kümmern, ob die Schreibhefte gut und vorschriftsmässig seien, die gegentheilige Bemer kung sich also auf andere Städte beziehen muss. Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch einen Druckfehler berichtigen. In der ersten Zeile der zweiten Spalte Seite 1758 handelt es sich um die „Regierungen zu Düsseldorf und Arns berg, nicht -dorf." Papier-Verein Berlin. Versammlung 10. November 1885 in Gratweils-Bierhallen, Kommandantenstr. {Eigener Bericht.') Die Versammlung war verhältnissmässig zahlreich besucht. (Vorstandsmitglieder 8, Anwesende 44.) Der stellv. Vorsitzende, Herr Tetzer, eröffnete die Versammlung um 9’/ Uhr mit geschäftlichen Mittheilungen und verkün dete die Aufnahme von 5 neuen Mitgliedern. Nach Verlesung einer erst jetzt eingetroffenen Einladung des Danziger Bürgervereins für ein vor längerer Zeit stattgefundenes Fest wurde in die Tagesordnung eingetreten: 1. Das deutsche Schriftwesen und die Nothwendig keit seiner Reform. Herr Loewenhain nahm Bezug auf einen von Herrn F. Soenneken, Bonn, gehaltenen Vortrag, dessen Inhalt in der Broschüre niedergelegt ist, welche wir in Nr. 40 d. Jahrg. 1881, Seite 978, eingehend besprochen haben. Da in letzter Zeit die Frakturschrift von mächtiger Stelle aus empfohlen und vielfach als national deutsche Schrift bezeichnet worden, und neuer dings der „Verein für Latein-Schrift' dagegen aufgetreten ist, so war das nochmalige Ein gehen auf die wissenschaftlich wie praktisch vorzügliche Schrift durch Herrn Loewenhain ebenso zeitgemäss wie interessant. Bei den Angriffen, welche gegen die soge nannte deutsche Schrift erfolgen, wird meist nur Druckschrift in Betracht gezogen, und die ebenso wichtige Schreibschrift stillschweigend mit eingeschlossen, obwohl sie von ganz an deren Gesichtspunkten zu beurtheilen ist. Ge rade für unsere Schreibschrift ist eine Reform dringend geboten, wie der in der Versammlung anwesende Professor der Kalligraphie, Herr Maass, im vollsten Umfange bestätigte. Die Soennecken’sche Schrift sagt: »Die Entwickelung der Schreibschrift zeigt, dass die spitze Schreibschrift und die Fraktur früher auch in den uns benachbarten Kultur staaten Frankreich, Holland, England und Skandi navien gebräuchlich waren. Nur in Italien, das die klassischen Vorbilder der Schrift nie ganz aus den Augen verloren hatte, erhielt sich eine formenschöne rundliche Schreibschrift, die gleich der lateinischen Druckschrift bald von denjenigen Ländern aufgenommen wurde, in denen die Schreibmeister wahre Schönheit der Schrift von Künstelei zu unterscheiden wussten und sich nicht schämten, von den Beispielen Anderer zu lernen. So gelangten diese schönen, leichteren und deutlicheren runden Formen der lateinischen Schreibschrift in Frankreich gegen Ende des 16. Jahrhunderts, in England gegen Mitte des 17. Jahrhunderts zur allgemeinen Geltung. — Dass die Fortschritte des Auslandes auf diesem Gebiete in Deutschland keine Beachtung fanden, lag vorzugsweise an dem irren Geschmacke unserer Kalligraphen, denen das richtige Verständniss für den eigentlichen Zweck und das Wesen der Schrift fehlte. Als Beweis dafür gelten die deutschen kalligraphischen Lehrbücher jener Zeit, besonders diejenigen der Neudörffer in Nürnberg, welche im Vergleiche mit den Schreibvorschriften der Zeitgenossen in Italien, Frankreich und den Niederlanden am deutlichsten beweisen, auf welcher Geschmacksstufe unsere ersten deut schen Schreibmeister damals standen. Auch gegenwärtig ist der Geschmack manchmal nicht viel besser, das zeigen die altdeutschen Initialen, die man seit einiger Zeit unserem in diesen Dingen unglaublich geduldigen deutschen Volke auflischt. Unter Anderem bedient sich auch die Zeit schrift »Vom Fels zum Meer« dieser Hiero- glybphen. Es ist zu verwundern, dass dergleichen Verirrungen in gegenwärtiger Zeit überhaupt noch möglich sind. In einer Versammlung von über 100 Personen, meist Kaufleuten, und in einer anderen von etwa 150 Lehrern habe ich die Probe gemacht, dass von dem Alphabete der Initialen, womit das Mai-Heft der genannten Zeit schrift beginnt, die Buchstaben A, H, L, P und S nicht gelesen werden konnten.« Man hat in letzter Zeit vielfach behauptet, in der sogenannten deutschen Schrift präge sich der Charakter der Deutschen aus! Wie ver kehrt dies ist, sieht Jeder ein, der aus der harmonischen Form der Antiqua-Schrift den lebhaften Charakter des Franzosen und Italieners, den trägen des Holländers und den steifen des Engländers herauszufinden versucht. An die Forderung einer Reform unserer Schreibschrift knüpfte der Vortragende den Wunsch, dass bei der gehofften Einführung einheitlicher Schulhefte die Grundzüge der lateinischen Form maassgebend sein möchten. Der mit lebhaftem Beifall belohnte Vortrag gab zu einer anregenden Besprechung dieser interessanten Frage Veranlassung. Unter An derem wurde mitgetheilt, dass in Holland und Dänemark die sogenannte deutsche Schreib schrift noch heutzutage in den Schulen als holländische bezw. dänische Schreibschrift ge lehrt wird. 2. Die verschiedenen Systeme der Schreibmaschinen. Nach einer Pause, wäh rend welcher zwei geheimnissvoll verhüllte Schreibmaschinen in den Saal gebracht wur den, begann Herr Fraenkel seinen Vortrag über die verschiedenen Systeme derselben. Die erste Schreibmaschine wurde 1878 in der Papier- Ausstellung, Berlin, öffentlich vorgeführt, (be fand sich aber schon längere Zeit vorher in Berlin I). Bedi) obgleich die Erfindung schon in das Jahr 1867 fällt. Drei Amerikaner in Milwaukee, welche sich mit dem Bau von Pa- ginirmaschinen beschäftigten, kamen zuerst auf den Gedanken, das Schreiben durch eine Ma schine zu bewirken. Nachdem ein reicher Kauf mann durch einen mit einer Schreibmaschine hergestellten Brief für die Erfindung begeistert worden war und ihnen die nöthigen Mittel zur weiteren Ausarbeitung gegeben, übertrugen die Erfinder 1873 ihre vervollkommnete Maschine der berühmten Gewehrfabrik von Remington. Von dieser wurde sie 1877 dem Publikum über geben. Als im Jahre 1881 ein Patent darauf genommen wurde, stellte es sich heraus, dass schon 1717 ein Engländer, Namens Henry Mill, eine, wenn auch unpraktische Schreibmaschine konstruirt hatte, ebenso ein Franzose/ Pierre Foucault 1849. Augenblicklich sollen in Ame rika an 30 000 Remington-Maschinen im Be triebe sein, in Deutschland 105. (Wir erhalten beinahe alle Berichte und Briefe aus Amerika in Maschinen-Schrift. D. Red.) Einer weiteren Verbreitung dieser brauch baren Maschine, welche wir schon ‘in Nr. 5 Jahrg. 1877 beschrieben haben, steht ihr’hoher Preis von 450im Wege. Billiger ist die der ersteren nachgebildete Hall’sche Maschine zu 200 « (S.Nr. 26., Jahrg. 1884), welche jedoch viele Mängel besitzt. Neuerdings haben die Erfinder der Remington eine der Hall'schen im Preis gleiche hergestellt, welche unter dem Namen „Kalligraph“ schon ziemliche Ver breitung gewonnen hat. In Deutschland hat zuerst eine Hamburger Nähmaschinen-Fabrik die Hammonia konstruirt, welche wir in Nr. 50 vorigen Jahres beschrieben und abgebildet haben. Trotz ihrer langsamen Schreibweise, die höchstens die Schnelligkeit eines geübten Schreibers erreicht, wurden in Deutschland, bei dem billigen Preise von 60 M. schon 2000 Stück verkauft. Herr Claus (Papier-Zeitung) ergänzte den beifällig aufgenommenen Vortrag durch Mit- theilung über eine neue patentirte Schreib maschine von Brackeisberg & Co. in Hagen. (S. Nr. 40, Jahrg. 1885.) Die Konstruktion der bis jetzt bekannten Schreibmaschinen bedingt, dass verschieden breite Schriftzeichen, z. B. I und M, auf gleich starken Stempeln stehen, wodurch die Schrift ungleich wird. Die Brackeisberger Maschine arbeitet dagegen mit Buchdrucklettern und liefert genau dieselbe Schrift wie Druck. Eine Vergleichung der vorgelegten Schriftprobe der letztem Maschine, welchenichtnurgrosse und kleine Buchstaben zeigte, sondern auch in zwei Farben geschrieben war, dürfte ihre Ueberlegen- heit hinsichtlich der. Schönheit des Schrift bildes, gegenüber den in der Versammlung ge fertigten Schriftproben der Hammonia- und Remington-Maschine, erweisen. Den Anwesenden wurde darauf mitgetheilt. dass der in der letzten Oktober-Versammlung beschlossene Herren-Abend Sonnabend, 21. November im City-Hotel stattfinden wird. Die Speisenfolge enthält 5 Gänge. Das Gedeck kostet 2,50 JC; Billets sind durch den 2. Schriftführer, Herrn Albert Behrend, Prinzenstr. 14, zu beziehen. An Neuheiten lagen aus: das neue von uns in Nr. 45 beschriebene Tintenfass von Soen- necken, und eine neue Lösch-Wiege. Ferner wurden Titelschriften - Probenblätter herumge- reicht, und den Mitgliedern aufgegeben, die Herstellungsweise zu errathen. Die Schriften waren so genau und vielgestaltig ausgeführt, dass die Meinungen getheilt blieben zwischen photographischer und lithographischer Herstel lung, erstaunlich genauer Handverfertigung und Schablonen-Arbeit. Der Verfertiger, Herr Heyl, erklärte die letzte Meinung für die richtige und zeigte die kunstvoll ausgeführten Schablonen vor. Nach Beantwortung der im Frage-Kasten befindlichen Anfragen erfolgte nach Mitternacht Schluss der Versammlung.